«Vertrauen und Respekt verloren»

WOHLEN
FREITAG, 9. OKTOBER 2015
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«Vertrauen und Respekt verloren»
Ammann Walter Dubler steht massiv unter Druck – die Staatsanwaltschaft klagt ihn vor Gericht an
Chregi Hansen
Die Staatsanwaltschaft hat entschieden. Gegen Ammann Walter Dubler
wird Anklage erhoben. Wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung und
mehrfachen Betrugs. Angeklagt ist er
bezüglich der Pensionskassengelder
und der Repla-Sitzungsgelder.
Während sich der restliche Gemeinderat nach dieser Nachricht zu
einer Krisensitzung traf, freute sich
Jean-Pierre Gallati. «Es ist erfreulich, dass die Staatsanwaltschaft die
beiden ersten Tatvorwürfe schnell
untersucht und zur Anklage gebracht
hat. Weitere Vorwürfe harren allerdings noch der Klärung, vor allem
auch die Honorare bei der BDWM», so
der Vertreter der SVP, der den Fall
ins Rollen gebracht hat.
Doch da ist die Staatsanwaltschaft
anderer Meinung. «In Bezug auf die
Honorare als Verwaltungsratsmitglied der BDWM AG teilen wir die Ansicht des Gutachtens, dass es sich um
ein privates Mandat handelt», erklärt
Sandra Zuber, Mediensprecherin der
Staatsanwaltschaft. Weitere Untersuchungen seien derzeit nicht hängig.
«Sollte sich bei der Prüfung von weiteren Vorwürfen ein hinreichender
Tatverdacht auf weitere Delikte ergeben, ist die Eröffnung einer Zusatzuntersuchung nicht ausgeschlossen»,
versichert sie aber.
Seine Funktion als
Vorgesetzter missbraucht
So bleiben vorerst zwei Fälle zu behandeln. Dem Amme wird vorgeworfen, er habe sich im Jahr 2014 bis
Mitte des Jahres 2015 unrechtmässig
zu hohe Pensionskassenbeiträge ausbezahlen lassen. Sein Bruttojahreslohn wurde nach Beschluss des Einwohnerrates der Gemeinde Wohlen
per 1. Januar 2014 gekürzt. Gemäss
Reglement der Vorsorgeeinrichtung
kann die Vorsorge zum bisherigen
Lohn weitergeführt werden, wenn die
versicherte Person für die Differenz
aufkommt. Der Arbeitgeber kann
sich an dieser Finanzierung auf freiwilliger Basis beteiligen.
Für die Staatsanwaltschaft steht
fest: Die Gemeinde Wohlen, welche
durch den Gesamtgemeinderat ver-
treten wird, hat als Arbeitgeberin des
Ammanns nie beschlossen, sich freiwillig an den Arbeitgeberbeiträgen
des Beschuldigten zu beteiligen. Dubler wird verdächtigt, die Mitarbeiter
der Finanzverwaltung in seiner
Funktion als Amme und somit als direkter Vorgesetzter – ohne Beschluss
des Gemeinderates – angewiesen zu
haben, die Differenz im Umfang von
4125 Franken aus der Gemeindekasse in seine Pensionskasse zu bezahlen. Diesen Betrag hat der Gemeindeammann inzwischen zurückbezahlt.
Der zweite Fall bezieht sich auf die
Sitzungsgelder in seiner Funktion als
Präsident der Repla Unteres Bünztal.
Die Staatsanwaltschaft ist der Ansicht, dass Dubler die Entschädigungen für dieses Nebenamt, welches im
Zusammenhang mit seiner Funktion
als Amme steht, der Gemeinde abliefern müsste. Das tat er nicht. Es geht
dabei um eine Summe von 2840
Franken.
Die Anklage fordert für diese beiden Vergehen eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen und eine Busse in Höhe von 5000 Franken. Verhandelt
wird
vermutlich
in
Bremgarten. Aber hätte man in diesem Fall nicht besser ein «auswärtiges» Gericht mit der Aufgabe betreuen sollen? Schliesslich ist Dubler im
Bezirk bestens verankert und vernetzt. «Es liegt nicht an uns, das zu
beurteilen. Das Gericht oder der Anwalt des Angeklagten könnten einen
Antrag auf Befangenheit stellen»,
sagt Mediensprecherin Zuber.
Gallati fordert Suspension –
Gemeinderat prüft Szenarien
Gallati beurteilt die Anklage und den
Strafantrag als «happig». Doch er
fordert weitere Konsequenzen. Der
Kanton verfüge über die rechtliche
Grundlage, Walter Dubler zu suspendieren. «Eine Suspension bietet dem
Beschuldigten die Gelegenheit, sich
gegen die Vorwürfe zu verteidigen;
dem Arbeitgeber ermöglicht die Sus-
«
Können nicht auf
vergleichbaren
Fall zurückgreifen
Paul Huwiler, Vizeammann
pension, die anstehenden Geschäfte
ohne den Schatten und die Belastung
der im Raum stehenden Vorwürfe zu
bearbeiten», so der SVP-Politiker.
Ob es dazu kommt, ist ungewiss.
Der Kanton führt seine eigene administrative Untersuchung durch. Und
wird erst nach deren Abschluss ent-
Unerfreuliche Post
für Ammann
Walter Dubler: Die
Staatsanwaltschaft
erhebt gegen ihn
Anklage. Doch
Dubler will weiterkämpfen. Er
bestreitet die
Vorwürfe. «Vor
Gericht werde ich
meinen Standpunkt
darlegen», erklärt
er.
Bild: Archiv
150 Tagessätze und eine Busse
in Höhe von 5000 Franken: So
lautet die Forderung der Staatsanwaltschaft. Während Walter
Dubler sich vor Gericht wehren
will, trifft sich der Gemeinderat
zu Krisensitzungen.
scheiden, wie es weitergeht. Gefordert ist auch der Gemeinderat. Was
jetzt passiert, kann Vizeammann
Paul Huwiler noch nicht sagen. «Wir
haben uns zu einer ersten Krisensitzung getroffen. Der Gemeindeschreiber wird nun verschiedene mögliche
Szenarien erarbeiten, die wir dann in
einer weiteren Sitzung prüfen.» Entschieden werden soll heute Freitag.
«Es ist kein einfacher und vermutlich
ein einmaliger Fall. Und es gibt keine
vergleichbaren Fälle, auf die wir bei
unseren Entscheiden zurückgreifen
können», erklärt Huwiler.
Gemeinderat ist
in Kontakt mit dem Amme
Für den Gemeinderat ist es aber
ebenso wichtig, dem Ammann jeweils
das Gehör zu gewähren. «Er ist zwar
in den Ferien, aber wir sind mit ihm
in Kontakt», versichert Huwiler. Und:
Bei allen Besprechungen rund um
den Fall war Dubler im Ausstand. «Es
ist uns ein grosses Anliegen, dass alles korrekt läuft», so Huwiler.
Und was sagt der Angeklagte selber? Er liess gestern ein Communiqué verschicken. Und zeigt sich weiter kämpferisch. «Seit einigen Monaten wird gegen meine Person eine
gezielte Kampagne geführt in der Absicht, mich aus dem Amt zu entfernen. Es ist öffentlich bekannt, wer in
erster Linie hinter dieser Kampagne
steht. Mit Anfragen an den Gemeinderat, Vorwürfen gegen meine Person, Auftritten in den Medien und einer Aufsichtsanzeige beim Regierungsrat wird versucht, den Eindruck
zu erwecken, ich hätte zum Nachteil
«
Ich weise die
Vorwürfe in aller
Form zurück
Walter Dubler, Ammann
der Gemeinde gehandelt und Verwaltungsratshonorare, Spesenentschädigungen und Sitzungsgelder bewusst
und zu Unrecht nicht abgeliefert. So
etwas liegt mir fern und ich weise die
Vorwürfe in aller Form zurück»,
schreibt Dubler in seiner Mitteilung.
Er wolle dazu beitragen, alle offenen Fragen möglichst schnell aus der
Welt zu schaffen. «Die Vorhaltungen
der Staatsanwaltschaft treffen nicht
zu. Ich bestreite sie und weise sie mit
Entschiedenheit zurück. Die Angelegenheit geht nun zur Beurteilung an
das zuständige Gericht. Dort werde
ich in der Sache Stellung nehmen und
meinen Standpunkt darlegen», erklärt der Ammann. Zudem ist er
überzeugt: Die Gemeinde Wohlen und
ihre Organe seien voll handlungsfähig und erfüllten ihre Aufgaben trotz
erschwerter politischer Bedingungen
vollumfänglich. Eine Ansicht, die
längst nicht alle teilen.
Auch CVP geht auf Distanz
Wer also gedacht hat, dass Dubler
nach einer Anklageerhebung zum
Wohle der Gemeinde zurücktritt,
sieht sich getäuscht. Allerdings: Die
Luft wird für ihn immer dünner. Inzwischen fordert auch die CVP, die
ihn zuletzt stets verteidigt hat, dass
der Gemeinderat Dubler seine Kompetenzen entzieht. Zwar gelte weiter
die Unschuldsvermutung, so Präsident Harry Lütolf, aber neben der
rein rechtlichen Seite gebe es eine
politische. «Politisch gesehen sind die
administrative Untersuchung und
weit mehr noch die heutige Anklage
gegen unseren Gemeindeammann
für Wohlen und seinen Ruf verheerend», so Lütolf.
Und der CVP-Präsident wiederholt
seine Forderung aus der letzten Einwohnerratssitzung: «Walter Dubler
weiss über die verschiedenen Vorgänge und seinen Anteil daran selber
genau Bescheid. Er weiss auch, dass
er das Vertrauen und den Respekt
vieler Leute verloren hat. Er muss vor
seinem Gewissen entscheiden, was er
verantworten kann und was jetzt
zum Wohl von Wohlen die richtige
Entscheidung wäre.»
Instrumente und Schnaps
Streit nach Barbesuch
Kurse der Volkshochschule
Die Polizei sucht Zeugen
Im Angebot der Volkshochschule
ist für jeden etwas dabei. Wichtig ist aber, sich rechtzeitig
anzumelden.
In folgenden Kursen sind noch Plätze
frei, Anmeldung bitte sofort:
Singen zur Freude: Wer hat Lust, in
einem kleinen Chor ohne Aufführungsdruck mitzuwirken? Kursleitung: Susanne Wetzel, Musikerin, Bözberg, von Dienstag, 13. Oktober bis
29. März, 12 Kursabende, jeweils von
19.30 bis 21.15 Uhr im Musiksaal der
Bezirksschule.
Farbtopf Natur: Aus Ligusterbeeren, Brennnesseln, Apfelbaumrinde,
Geraniumblüten, Stockrosen, Walnussschalen und weiteren Pflanzenteilen Naturfarben selbst herstellen
und damit experimentieren. Kursleitung: Akoja Ludl (Primarlehrerin,
Kräuterfachfrau) und Doris Baschnagel (Oberstufenlehrerin, Umweltpädagogin). Samstag, 17. Oktober, 9 bis
11.30 Uhr, rund um das Haldenschulhaus, bei Regen Schulzimmer 103.
Orthodoxie – Einblicke in eine
Weltreligion: Einführung in die Geschichte der Orthodoxen Kirche.
Kursleitung: Pater Valentin Puricel,
Magister der Rechtswissenschaften
und der Orthodoxen Theologie, Anglikon. Mittwoch, 21. Oktober, 19 bis 21
Uhr, Bez Wohlen, Zimmer 5.
Malatelier: Es braucht keine Vorkenntnisse oder besonderen Begabungen. Es geht um die Freude am
Malen, um den momentanen Ausdruck. Der Malraum ist ein Ort, wo
man ohne Druck und ohne Bewertung ans Werk gehen kann. Kursleitung: Edith Becklas-Karrer, Malraum, Wohlen. Herbstkurs ab Donnerstag, 22. Oktober, 9 Kursabende,
jeweils von 19.30 bis 21 Uhr. Malraum am Kirchenrain.
Für folgende Kurse läuft die Anmeldefrist im Oktober ab:
Von der Blechrolle zum fertigen Instrument: Das Blasinstrumenten-Atelier Inderbinen stellt handgemachte
Trompeten, Cornets, Flügelhörner,
Posaunen, Saxofone, Querflöten und
Eufonien her. Dabei setzt Inderbinen
ganz auf das Handwerk, denn keine
Maschine kann das feine gefühlvolle
Hämmern der Instrumentenbauer ersetzen, mit dem die für den Klang
entscheidende Dichte des Messings
erhämmert wird. Die Teilnehmer
werden einen spannenden Einblick in
diese aussergewöhnliche Instrumenten-Bauweise bekommen. Samstag,
31. Oktober, 13.30 bis 15.30 Uhr bei
Inderbinen Blasinstrumente, Aarauerstrasse 9, Buchs bei Aarau. Treffpunkt entweder um 12.30 Uhr beim
Bahnhof Wohlen (bei der Treppe zum
Bahnhofsgebäude) oder um 13.30 Uhr
direkt vor Ort.
Regionalpolizei – ein eingespieltes
Team: Das Team der Repol stellt sich
und seine Arbeit vor: Ausrücken bei
häuslicher Gewalt, bei einem schweren Verkehrsunfall, bei Einbrüchen
und Krawallen. Der Jugendpolizist
berichtet über die Jugendarbeit.
Kursleitung: Marco Veil, Polizeichef,
und Team, Wohlen. Mittwoch, 4. November, 19.30 bis 21.30 Uhr. Bezirksschule Wohlen, Zimmer 5.
Besichtigung der Brennerei Humbel Stetten: Die Firma Humbel betreibt keine Schaubrennerei, sondern
ermöglicht den Besuchenden dort
reinzuschauen, wo produktiv gearbeitet wird. Beim Blick hinter die Kulissen erfahren die Teilnehmer Wesentliches über die Schnapsherstellung. Samstag, 7. November, 10 bis
11.30 Uhr. Humbel Spezialitätenbrennerei, Bremgartenstr. 12, Stetten.
Anmeldung: schriftlich mit gelber
Karte, unter Telefon 056 631 70 80
oder per E-Mail an [email protected].
--red
Vergangene Woche wurde ein
Mann beim Verlassen einer Bar
von einem Unbekannten niedergeschlagen. Er wurde verletzt.
Die Polizei sucht Augenzeugen.
Der Vorfall ereignete sich am Freitag,
2. Oktober, zwischen 2.30 und 3 Uhr
vor der Bar «Blue Lagoon» an der Alten Bahnhofstrasse in Wohlen. Laut
Angaben des Betroffenen befand er
sich in der Bar, als zwischen dem
Barkeeper und einem Gast ein Streit
entbrannte.
Der spätere Geschädigte konnte
diesen schlichten und verliess das Lokal wenig später. Auf dem Parkplatz
begegnete er dem streitbaren Gast
nochmals. Nach kurzem Wortwechsel
traf ihn unvermittelt ein harter
Schlag an der Schläfe. Er stürzte benommen zu Boden, worauf ihn der
Unbekannte noch mit Fusstritten
traktiert haben soll. Danach entfernte sich dieser auf einem Fahrrad.
Ein Unbekannter
names «Sepp» gesucht
Der 35-jährige Kosovare liess sich
tags darauf im Spital untersuchen.
Dabei zeigte sich, dass er einen Bruch
der Augenhöhle erlitten hatte. Inzwischen hat er bei der Kantonspolizei
Aargau Anzeige erstattet.
Beim Täter soll es sich um einen
etwa 45 bis 50 Jahre alten Schweizer
namens «Sepp» gehandelt haben.
Dieser ist mindestens 180 cm gross,
Brillenträger und trug zur Tatzeit einen roten Rollkragenpullover und einen karierten Kittel. Die Kantonspolizei in Wohlen (Telefon 056 619 79
79) sucht diesen Mann und Augenzeugen.
--pz
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Stand
WYSS MIRELLA
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