FREIAMT 29 AARGAUER ZEITUNG SAMSTAG, 20. JUNI 2015 Steht jetzt die Rechnung auf der Kippe? Wohlen Am Montag werden die zu hohen Pensionskassenbeiträge des Gemeindeammanns im Parlament Thema VON TONI WIDMER Die Gemeinde Wohlen zahlt für Gemeindeammann Walter Dubler höhere Pensionskassenbeiträge, als sie eigentlich müsste (az vom Freitag, 19. Juni). Die Beiträge werden nach dem alten höheren Lohn ausgerichtet, den Dubler bis Ende 2013 erhalten hat, und nicht nach dem tieferen Gehalt, dass er seit dem 1. Januar 2014 bezieht. Im vergangenen Jahr waren die Arbeitgeberbeiträge in die Pensionskasse 2800 Franken höher, als sie laut dem versicherten Lohn von Dubler sein sollten. Nach einem politischen Vorstoss von Einwohnerrat Jean-Pierre Gallati (SVP) steht der Verdacht im Raum, dass sich der Gemeindeammann diese höheren Beiträge selber bewilligt hat. Am Montag tagt der Wohler Einwohnerrat und berät – unter anderem – auch über die Jahresrechnung 2014. Diese ist bisher lediglich von der SVP zur Ablehnung empfohlen worden. Sie will damit gegen das ihrer Meinung nach «nicht akzeptable Finanzgebaren» in Wohlen ein Zeichen setzen. Nach- dem die Sache mit den zu viel bezahlten Pensionskassenbeiträgen öffentlich geworden ist, stellt sich die Frage, ob das Parlament die Rechnung so überhaupt genehmigen kann ohne Gefahr zu laufen, damit die Bezahlung dieser Beiträge nachträglich zu sanktionieren. «Höchst ungeschickt» So oder so wird die Pensionskasse des Gemeindeammanns am Montag im Einwohnerrat zum Thema werden. Die Geschichte hat bereits gestern in den Einwohnerratsfraktionen für einiges Stirnrunzeln gesorgt. «Ich habe aus der Zeitung davon erfahren und finde die ganze Sache höchst ungeschickt», erklärte Simon Sax (GLP). Walter Dubler erwähne in seiner Stellungnahme das Pensionskassenreglement. Er denke jedoch, dass es beim zitierten Passus eher um die Regelung bei einer vorzeitigen Pensionierung oder Teilpensionierung gehe: «Man müsste das aber im konkreten Fall sicher zuerst anschauen», erklärt Sax und sagt weiter: «So oder so Die Pensionskassenbeiträge für Walter Dubler werden Thema im Wohler Parlament. muss ich klar festhalten, dass in solchen Fällen die Zahlung der Arbeitgeberbeiträge durch die Gemeinde nicht opportun sein kann. Weiter möchte ich die Sache vorab noch nicht kommentieren.» Thomas Geissmann von der FDP erklärt: «Ich bin sehr erstaunt. Es ist üblich, dass das tatsächliche Jahresgehalt bei der Pensionskasse versichert ist. Alles andere ist unüblich.» Er habe noch nie gehört, dass man einen höheren Lohn versichere als jenen, den man tatsächlich beziehe. «Ausser», sagt Geissmann, «man kauft sich ein, das dann aber auf eigene Kosten.» Weiter wolle er die Angelegenheit im Moment noch nicht kommentieren. «Mehr als ein Fettnäpfchen» Corinne Manimanakis (SP) sagt: «Wenn das wirklich so ist, wie ich gelesen habe, dann ist das nicht schön und geht natürlich nicht. Es wäre mehr als bloss ein Fettnäpfchen.» Auch Thomas Burkart hält sich kurz: «Ich habe soeben von der Sache erfahren und deshalb ist es für mich schwierig, einen Kommentar abzugeben. Wenn der Sachverhalt so stimmt, dass die Gemeinde höhere Arbeitgeberbeiträge zahlt, als sie zahlen muss, dann erwarte ich umgehend eine Korrektur.» «Dubler muss geradestehen» CVP-Fraktionspräsident Franz Wille erklärt: «Unter dem Vorbehalt, dass die Aussagen in der az zutreffend sind, sage ich dazu Folgendes: 1. In der Gemeinde sind die Kompetenzen zur Zahlungsanweisung geregelt. Vor Zahlungsanweisungen müssen Beschlüsse vorliegen. Anweisungen haben zwei Unterschriften aufzuweisen. 2. Hat der Gemeinderat allenfalls im Jahr 2014 aus guten Gründen beschlossen, dass freiwillig höhere Arbeitgeberbeiträge geleistet werden, so kann dies rechtens sein. Er hat aber dafür politisch die Verantwortung zu übernehmen. 3. Sollte ein solcher Beschluss nicht vorliegen, so muss Gemeindeammann Walter Dubler dafür geradestehen und allfällige Konsequenzen tragen.» Widen Rottenschwil Ja zu erweiterten Tagesstrukturen Gemeindeoberhaupt tritt zurück An der Sommergmeind Widen ist die zusätzliche Schülerbetreuung klar durchgekommen. 138 Versammlungsteilnehmer genehmigten die erweiterten Tagesstrukturen, 4 lehnten sie ab. Gemäss beschlossenem Kostenteiler bezahlen die Eltern der Schulkinder rund zwei Fünftel der jährlichen Betriebs- und Betreuungskosten, während die Gemeinde Widen die restlichen drei Fünftel finanziert. Die dreijährige Probephase der erweiterten Tagesstrukturen läuft Anfang 2016 an. Wegen des schlechten Wetters fand die Sommergmeind nicht als Open-AirAnlass statt, sondern drinnen in der Mehrzweckhalle. An der von Ammann Peter Spring geleiteten Versammlung nahmen 153 der 2530 Stimmberechtigten teil. Ohne Gegenstimme genehmigte die Sommergmeind fünf Einbürgerungsgesuche. Ebenfalls deutlich Zustimmung fanden acht Kreditabrechnungen und die Jahresrechnung 2014, die mit einem Plus von 360 000 Franken abschloss. Durch die Neubewertung der Liegenschaften des Finanzvermögens mutierte die Nettoschuld von 2,2 Mio. Franken zu einem Nettovermögen von 2,9 Mio. Franken. (SL) Anna Hoppler, seit erst eineinhalb Jahren Gemeindeammann in Rottenschwil, hat an der Sommergmeind überraschend den Rücktritt bekannt Anna Hoppler. gegeben. Sie verlasse die Gemeindebehörde per Ende Juni 2015, sagte Hoppler im Traktandum «Verschiedenes». Den Entscheid begründete Hoppler nicht. Der Kanton werde das soeben eingegangene Rücktrittsschreiben genehmigen, sagte Yvonne Reichlin, die Leiterin der kantonalen Gemeindeabteilung. Der Rücktritt von Anna Hoppler erfolge gemäss Schreiben aus persönlichen Gründen. Ersatzwahlen am 18. Oktober Bezirksspital in Sumy: provisorische Betten, miese sanitäre Einrichtungen und viel zu wenig Medikamente. ZVG Zufikon Grünes Licht für Solar-Strategie Ukraine-Hilfskonvoi startklar An der Sommergmeind Zufikon stiess die vom Gemeinderat vorgeschlagene Solar-Strategie auf Akzeptanz. Bei 58 Jagegen 6 Neinstimmen genehmigte die Versammlung einen Planungskredit im Betrag von 48 000 Franken. Mit dem Geld soll eine Solar-Strategie entwickelt und ausformuliert werden, dies in Zusammenarbeit mit dem Fotovoltaikunternehmen Zenna; abgelehnt hat die Versammlung einen Rückweisungsantrag zur Strategie mit der Forderung nach vertieften Abklärungen. Die Strategie hat zum Ziel, den Solarstrom massvoll auszubauen, sodass sein Anteil am Zufiker Strommix in einigen Jahren nicht bloss 1 % ausmacht, sondern 4 bis 5 %. Der Gemeinderat beabsichtigt, der Wintergmeind im November einen Kredit für den Kauf einer Photovoltaikanlage auf der Schulanlage zu unterbreiten. Im Weiteren sagte die Sommergmeind Ja zum Einbau einer 140 000-fränkigen Feinstaubfilteranlage bei der Holzschnitzelheizung der Schulanlage und zu zwei weiteren Krediten. Alle vier Einbürgerungsgesuche fanden Zustimmung. (SL) Wohlen Am Wochenende fahren vier Lastwagen des Vereins Help-Point Sumy mit total 46 Tonnen Hilfsgütern Richtung Osten. Seit 2005 bringt der Verein Help-Point Sumy regelmässig humanitäres Material in die Ukraine. Nach einem Unterbruch wegen der kritischen Sicherheitslage im letzten Jahr startet dieses Wochenende der zweite Konvoi 2015 in die Ukraine. Mit vier Lastwagen werden 46 Tonnen Hilfsgüter für Spitäler, Heime, Schulen und Kindergärten nach Sumy transportiert. Hinzu kommt ein Streifenwagen für die lokale Polizei in Sumy. Das Fahrzeug wurde bei der Kantonspolizei St. Gallen altershalber ausgemustert, ist aber technisch in einem guten Zustand. «Die Situation ist schwierig» Aus der Ukraine kommen in den letzten Tagen und Wochen fast nur negative Meldungen: Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und von Russland unterstützten Separatisten im Osten sind wieder aufgeflammt, die Wirtschaft schrumpft massiv, die Währung verliert weiter an Wert, die Preise steigen. «Für die Menschen ist die Situation sehr schwierig», sagt Marianne Piffaretti aus Wohlen, die Präsidentin des Vereins Help-Point Sumy. Sie ist diese Woche nach Sumy gereist, in jene Stadt, die der Verein seit zehn Jahren unterstützt. In der Nordukraine fehlt es an vielem, wie ein Besuch im Bezirksspital Sumy beim ersten Hilfskonvoi im April zeigte. Im baufälligen Gebäude stehen veraltete medizinische Geräte, die sanitären Einrichtungen sind in einem schlechten Zustand, in den kleinen Zimmern stehen Drahtbetten mit dünnen Matten und Wolldecken . «Bedarf weiterhin gross» «Es gibt auch nach zehn Jahren unserer Hilfe in Sumy noch viel zu tun», sagt Marianne Piffaretti. Das bisherige Engagement zeige sehr wohl Wirkung, allerdings sei der Bedarf nach Hilfsgü- tern weiterhin gross. «Gerade heute, wo dem Staat das Geld für die Spitäler und Heime in den Regionen fehlt, ist unser Material speziell willkommen», erklärt die Vereinspräsidentin. «Sicherheit gewährleistet» Marianne Piffaretti, die bereits in Sumy weilt, um die letzten Vorbereitungen vor der Ankunft des Konvois zu treffen, rechnet nicht mit grösseren Schwierigkeiten beim Transport. «Selbstverständlich sind die Strassen auf einigen Abschnitten schlecht, die Zollabfertigung dauert rund sechs Stunden – aber die Sicherheit der freiwilligen Fahrer ist absolut gewährleistet», erklärt sie. Sumy liegt rund 500 Kilometer vom Konfliktgebiet im Osten des Landes entfernt, zudem wird der Transport von der ukrainischen Polizei begleitet. «Ich freue mich jetzt schon, den Konvoi in Sumy begrüssen zu können», sagt Marianne Piffaretti. Im September 2015 ist ein dritter Transport geplant. Insgesamt sollen dieses Jahr elf Lastwagen mit Hilfsgütern nach Sumy fahren. (AZ) Bis zur Wahl des neuen Ammanns und eines neuen Gemeinderats oder einer neuen Gemeinderätin steht Vizeammann Brigitte Hirter der Gemeindebehörde interimsweise vor. Die Ersatzwahlen in Rottenschwil werden am 18. Oktober durchgeführt, anlässlich des eidgenössischen Abstimmungssonntags (National- und Ständeratswahlen). Anna Hoppler will sich gegenüber den Medien nicht zum Rücktritt äussern. Auch keiner der vier verbleibenden Gemeinderäte nimmt Stellung. «Wir haben das intern so beschlossen und daran halten wir uns», sagte Gemeinderat Daniel Moor. Aus dem Umfeld der Gemeindebehörde verlautet, der jetzt eingeleitete Neustart im Gemeinderat sei gewiss keine schlechte Lösung, da es im Gemeinderat mehrfach Auseinandersetzungen und zwischenmenschliche Differenzen gegeben habe. Anna Hoppler war im September 2013 als Gemeindeoberhaupt mit Amtsantritt Anfang 2014 gewählt worden. Sie hatte damals in einer Kampfwahl Christoph Mathis knapp besiegt. (SL) NACHRICHT DOTTIKON Lichtsignalanlage beim «Sternen» optimiert Die Lichtsignalanlage an der Sternenkreuzung in Dottikon wurde zur Steigerung der Verkehrssicherheit optimiert. Dies umfasst die Anpassungen einer Lichtsignalsoftware, eine neue Schlaufe für die Erkennung der Radfahrer sowie neue Markierungen. (AZ)
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