28 Tier BAUERNBLATT l 10. Oktober 2015 ■ Erfolgreich füttern Maisernte 2015 rechtzeitig planen Schon jetzt steht fest, dass die Maisernte in Schleswig-Holstein in diesem Herbst sehr spät sein wird. Es droht die Gefahr, dass die Ernte sehr schwierig werden könnte. In den beiden vorhergehenden Jahren gab es fast ideale Erntebedingungen. Die Böden waren trocken, auf den Feldern gab es kaum Spuren und es wurde wenig Erde und Matsch auf die Straße getragen. Die Ernte verlief reibungslos, sodass kaum die Nacht durchgeerntet werden musste. Bei der Bevölkerung gab es wenig Anlass zum Ärgern und es standen nur wenige negative Berichte in den Tageszeitungen. Dies könnte sich in diesem Herbst zum negativen ändern. Aktuell liegen die T-Gehalte bei 24 (+-2) %, normal ist mit einem Anstieg von 2 % Trockensubstanz pro Woche zu rechnen. Die volle Ernte wird, abgesehen von einigen Ausnahmeflächen, deshalb erst in der zweiten Oktoberwoche voll einsetzen. Man kann nur hoffen, dass es in den nächsten Wochen wenige Niederschläge, dafür aber viel Sonnenschein geben wird. Erntetermin absprechen Die rechtzeitige Absprache des Erntetermins mit dem Lohnunternehmer ist bei immer größeren Ernteflächen je Betrieb eine Selbstverständlichkeit. Die Lohnunternehmer werden versuchen, Betriebe zu finden, die bereit sind, zu einem möglichst frühen Termin mit der Ernte zu beginnen. Aus Futtermangel dürfte dies kaum der Fall sein, denn die Mehrzahl der Betriebe verfügt über gute Vorräte aus dem Vorjahr. Unter diesen Bedingungen kann man sich höchstens bereit erklären, die Maisflächen vom Rand her abzuernten und ein kleines Silo vorab anzulegen. Erstens dauert dies etwas länger und muss nicht unbedingt in der Dunkelheit erfolgen. Die Maisernte wird erst in der zweiten Oktoberwoche voll einsetzen. Bei guten Wetterbedingungen können enorme Arbeitsleistungen erreicht werden. Fotos: Johannes Thomsen Zweitens ist das Pflanzenmaterial vom Rand her etwas trockener, sodass die Sickersaftgefahr geringer ist. Der angeschnittene Feldbestand kann dann weiter abreifen und später mit voller Arbeitsleistung der Häckselkette abgeerntet werden. Auch bleibt dem Hauptsilo dann genügend Zeit, mindestens sechs, besser acht Wochen für eine stabile Vergärung. Auf alle Fälle sollte der Sickersaftanfall so weit wie möglich reduziert werden. Sickersaft muss ordnungsgemäß aufgefangen, gelagert und ausgebracht werden. Auf keinen Fall dürfen Umweltschäden durch Sickersaft entstehen, denn solche negativen Meldungen kann die Landwirtschaft nicht gebrauchen. Beschleunigt werden könnte die Ernte allenfalls durch starken Blattpilzbefall oder Frost. Beides führt zu einem schnellen Abbau des Blattgrüns, der Assimilationsfläche. Die Pflanze stirbt ab und „verstroht“ schnell. Die Siliereignung sinkt schnell und der Futterwert nimmt rapide ab. Bei Blattpilzbefall und Frost ist also eine schnelle Ernte angesagt, wobei vom frühen Frostbefall in diesem Herbst die größere Gefahr ausgeht. Silotransporte mit Rücksicht Die überwiegenden Maisflächen werden nicht mit Lkw, sondern mit Schleppergespannen abgefahren. Diese wirken in voller Fahrt durch enge Straßen auf viele Bewohner bedrohlich und machen ihnen Angst. Besonders bei starker Besiedelung im Umfeld der Silolagerstätte ist vor Erntebeginn eine Fahrerbesprechung mit (schriftlicher) Arbeitsanweisung angebracht. ● Die Fahrer haben den verkehrssicheren Zustand des Transportfahr- zeuges sicher zu stellen und Überladungen zu vermeiden. ● Bei Fahrten in der Dunkelheit ist auf eine ausreichende Beleuchtung des Schleppers und des Transportfahrzeugs zu achten. ● Die Fahrgeschwindigkeit muss besonders in Wohnstraßen mit Kindern, Fußgängern und Radfahrern den Sicht- und Reaktionsbedingungen angepasst werden. ● Bei Verschmutzung der Straßen müssen geeignete Warnschilder aufgestellt werden und unverzüglich und wiederholt geeignete Kehrmaschinen zur Reinigung der Fahrbahnen eingesetzt werden. ● An den Transportfahrzeugen sollten lesbare Telefonnummern angebracht werden, damit bei drohendem Ärger betroffene Anwohner sofort Rücksprache halten können. Dann stellt sich noch die Frage, ob bis in die Nacht hinein gehäckselt werden muss. Soweit der Erntever- Tier ■ BAUERNBLATT l 10. Oktober 2015 Das Aufschneiden neuer Flächen benötigt mehr Zeit, es kann vor der normalen Ernte bei Tag durchgeführt werden. lauf das zulässt, sollte ab 22 Uhr die Nachtruhe eingehalten werden. Nur wenn es wetterbedingt nicht anders geht, kann auf die Ernte in der Nacht nicht verzichtet werden. Shredlage – ein neues Verfahren Shredlage ist ein neues Häckselverfahren, das seit etwa vier bis fünf Jahren in den USA mit zunehmender Tendenz eingesetzt wird. In Wisconsin werden in diesem Herbst zirka 75 % der Maissilagen mit diesem Verfahren geerntet. Dazu muss der Häcksler mit einer speziellen Aufbe- reitung mit Noppenwalzen, wie sie bisher nur in den USA eingesetzt wurden, ausgerüstet werden. In Schleswig-Holstein stehen in diesem Herbst zwei Häcksler für die Bereitung von Shredlage zur Verfügung. Zumindest eine Maschine ist mit einem Original Bausatz aus den USA ausgerüstet worden. Die Häcksellänge kann bis zu 26 mm betragen, die Körner werden gründlich zerkleinert und die Restpflanze wird aufgerissen. Trotz deutlich höherer Schnittlänge ergibt sich durch die Zerfaserung der Pflanzenteile eine bessere Nährstoffausnutzung. Dieses Verfahren ist nicht mit der einfa- So sieht die Shredlage in Wisconsin aus. Alle Körner sind gut zerkleinert, die Restpflanze ist länger gehäckselt und von speziellen Crakerwalzen zerrissen worden. chen Erhöhung der Häcksellänge, wie sie vor Jahren in mehreren Versuchsanstalten (Haus Riswick, Lehrund Versuchszentrum Futterkamp, Grub) durchgeführt wurde, zu vergleichen. Die Bereitung von Shredlage ist für alle Betriebe mit hohen Maisanteilen von über 8 bis 9 kg T/Kuh und Tag ein Thema, genauso für alle Betriebe, die Stroh als Strukturkomponente in Hochleistungsrationen einsetzen. Stroh hat nur einen Energiegehalt von 3,5 MJ NEL/kg und verdünnt dadurch die Energiekonzentration. Shredlage könnte hier die Strohmenge ersetzen und deshalb in diesen Rationen Vorteile bringen, darüber ist bereits berichtet worden. Dennoch sollte unter den neuen Bedingungen die Shredlage mit dem Original-Aggregat aus den USA bereitet und in Hochleistungsrationen im Versuch getestet werden. Beim Lohnunternehmer sollte das Verfahren genau hinterfragt werden, das als Shredlage angeboten wird. Das Interesse der Milchviehhalter an diesem Thema ist jedenfalls vorhanden. Johannes Thomsen Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-47 [email protected] Tierwohl, Teil 3 Die Kosten für mehr Platz je Kuh Nicht nur bei der Schweine- und Geflügelhaltung ist eine öffentliche Debatte um Haltungsstandards entfacht, sondern auch der Bereich der Milchviehhaltung rückt zunehmend in den öffentlichen Fokus. Zum einen geht es um die Frage der Weidehaltung, zum anderen um die Frage des Platzbedarfes je Kuh. Dem zweiten Punkt widmet sich dieser Artikel. Vereinfacht dargestellt lautet die Frage: „Welche zusätzlichen Kosten treten auf, wenn der einzelnen Kuh statt 8 m2 10 m2 Fläche zur VerfüDer Autor regt eine ideologiefreie Diskussion der Tierhaltung an. gung stehen?“ Die Beantwortung der Frage ist pauschal nicht möglich. Es muss in zwei Grundszenarien unterschieden werden. Darüber hinaus müssen einige Annahmen getroffen werden. Die zwei Grundszenarien heißen: (1) Umsetzung der Forderung frühzei- tig bei Planung für einen Neubau eines Kuhstalls inklusive Melkzentrum oder (2) Umsetzung der Forderung bei einem bestehenden Kuhstall. Annahmen müssen natürlich für (1) Größe des Kuhstalles, für (2) produktionstechnische Leistungen und für (3) Preise für Milch beziehungsweise für verschiedene Kostenpositionen getroffen werden. Die folgende Kalkulation basiert auf einen Milchviehbetrieb, der entweder über einen Kuhbestand von 150 Kühen verfügt oder aber einen Neubau für 150 Kühe plant. Im ersten Fall würde die Umsetzung der Maßnahme dazu führen, dass der Landwirt von vorneherein beim Bau mehr Platz für seine Kühe einplant und sich damit die Investition Milchkuhstall verteuert. Im Falle des zweiten Szenarios führt die Umsetzung der Maßnahme „Zusätzlicher Platzbedarf“ zu einer Abstockung des Kuhbestandes um etwa 30 Kühe auf dann 120 Kühe. Szenario 1: Neubau eines Kuhstalls Im Falle eines Neubaus müsste ein Landwirt in etwa 300 m2 Kuhstall zusätzlich investieren. Da die Anzahl der Liege- und Fressboxen gleich bleibt und auch das Melkzentrum und der Wartebereich keine Änderungen erfahren, muss „nur“ der Laufbereich eine flächenmäßige 29
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