Der Weinjahrgang 2014 im Weingut Engelmann-Schlepper Nach großen Anstrengungen werden unsere Bemühungen belohnt! Nachdem wir ein „Wechselbad“ der Temperaturen und Regenmengen bereits aus dem Weinjahr 2013 kannten, müssen wir für 2014 sagen: dies galt auch in diesem Jahr. So verfestigt sich der Gedanke, dass die Auswirkungen des Klimawandels immer spürbarer werden. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr ein neuer Schädling Einzug hielt: die Kirschessigfliege. Doch nun alles schön der Reihe nach: Nachdem der Winter schlicht und ergreifend ausfiel, startete die Vegetation mit dem Austrieb am 10. April so früh wie noch nie. Insgesamt waren die ersten vier Monate des Jahres durchweg zu warm und auch zu trocken. Der Mai gestaltete sich dann etwas zu kühl, so dass sich die Entwicklung der Reben wieder etwas verlangsamte. Dennoch lag die am 15. Juni beginnende Blüte, rund 12 Tage früher als im langjährigen Mittel. Nach einem trockenen und warmen Blüteverlauf zeichnete es sich ab, dass sich der Keller nach der um rund 30% reduzierten 2013er Ernte, endlich wieder füllen könnte. Das bislang durchweg warme und trockene Wetter hinterließ bis Juni Spuren: Das Wasserdefizit baute sich bis auf 85mm auf. Dies entspricht einer Regenmenge von fast zwei Monaten. Der gefürchtete Trockenstress beschäftigte uns rund vier Wochen, bevor es im Juli zu regnen begann. Doch dann fiel bis Anfang September mehr als ausreichend Regen: Es entstand ein Überschuss, der mehr als der doppelten Regenmenge entsprach. Zu dieser Jahreszeit nahmen die Beeren bereits reichlich Wasser auf, wodurch sie in manchen Weinbergen sehr dick wurden und ein zu frühes Aufplatzen drohte. In Anbetracht der bereits weit vorangeschrittenen Vegetation waren wir nun in einer „hab acht“ Stellung, um eine mögliche frühe Fäulnis zu erkennen. Längste und aufwendigste Ernte seit Jahren Erschwerend kam hinzu, dass sich seit Anfang August die Kirschessigfliege ausbreitete. Sie hat eine Vorliebe für dunkle und reife Früchte. Um die Trauben in unserem Dunkelfelder nicht komplett an diese Einwanderer zu verlieren, starteten wir am 14. September mit 20 Erntehelfern (!) die Lese. Durch mühseliges Sortieren gelang es uns immerhin noch 50% einer normalen Ernte des Weinbergs einzubringen und sogar auf der Maische zu vergären. Ab dem 20. September ernteten wir dann über vier lange Wochen hinweg fast jeden Tag. Dabei waren die Anforderungen an eine differenzierte Lese sehr hoch. Die Weinberge mussten mehrmals in der Woche kontrolliert werden, um eine punktgenaue Ernte zu ermöglichen. Während der ersten beiden Lesewochen lagen die Mostgewichte zwar „nur“ im Bereich der Qualitätsweine, doch die Trauben waren überwiegend gesund und schmeckten sehr aromatisch. Somit dürfen wir uns auf feinfruchtige Rieslinge mit moderaten Alkoholgehalten freuen. Ab dem 1. Oktober wurde es schließlich spannend: Schafft es die Sonne noch genügend Zucker und Aromen für Prädikatsweine in die Trauben einzulagern? Ist uns außerdem das Wetter wohlgesonnen? Die täglich wechselnden Vorhersagen erschwerten es uns eine Entscheidung zwischen „Ertragssicherung“ und „Pokern“ auf hohe Qualitäten zu treffen. Um Zeit zu gewinnen, verlangsamten wir die Ernte und setzten ausschließlich auf Handlese. So gelang uns bereits die Lese des Riesling Kabinetts im Martinsthaler Rödchen. Doch als der Regen vom 7.-9. Oktober deutlich stärker ausfiel, als noch am 6. Oktober vorhergesagt, glaubten wir unsere Riesling Spätlese schon verloren,… erst als wir am 11. und 12. Oktober in den Teil des Martinsthaler Rödchens kamen, in dem wir im Sommer in mühseliger Handarbeit jede Traube halbiert hatten, stieg das Mostgewicht auf 90° Oechsle an und wir konnten in letzter Minute eine Spätlese einbringen! Die Bilanz der Handernte spricht für sich: Insgesamt 23 Erntehelfer, alles Freunde, Bekannte und Familie waren für uns an 16 Tagen insgesamt über 700 Stunden im Einsatz! Ihnen gilt unser besonderes Dankeschön! Infos zum Wetter: von Hans Helmut Schmitt, Deutscher Wetterdienst Offenbach
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