Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre Herr Michel Demaré Syngenta International AG Postfach CH-4002 Basel Schweiz Zürich, 16. Oktober 2015 Forderung nach umfassender strategischer Überprüfung Sehr geehrter Herr Verwaltungsratspräsident Wir sind Aktionärinnen und Aktionäre von Syngenta geworden, weil wir davon überzeugt waren, dass das Unternehmen das Potenzial hat, zum klaren Branchenführer aufzusteigen. Syngenta verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte, eine globale Präsenz und hat zudem wiederholt versprochen, mit innovativen Lösungen, die den wachsenden Bedarf an sicheren, ertragsstarken und umweltfreundlichen Agrarprodukten abdecken, Wachstum und Shareholder Value zu schaffen. Die Entwicklung der letzten paar Jahre hat jedoch unser Vertrauen in Syngenta erschüttert. Die jüngsten Vorgehensweisen zeugen von mangelnder Führungskompetenz und einer schlechten Corporate Governance. Als Aktionärinnen und Aktionäre von Syngenta fühlen wir uns deshalb verpflichtet, Ihnen unsere wachsende Besorgnis über unser Unternehmen und seine Zukunft mitzuteilen. Wir sind der Meinung, dass das Potenzial, für alle Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen, derzeit erheblich beeinträchtigt wird. Mehrere Chancen zur Wertschöpfung wurden verpasst, der Marktanteil geht kontinuierlich zurück und das Angebot von Monsanto wurde ohne angemessene Verhandlungen abgelehnt, was einen über 10 Milliarden Schweizer Franken tieferen Börsenwert zur Folge hatte. Aus diesen Gründen haben sich die Unterzeichnenden in einer Aktionärs-Vereinigung zusammengetan. Wir verlangen eine umfassende strategische Überprüfung, bei der alle Wertschöpfungsmöglichkeiten eingehend evaluiert werden. Unsere spezifischen Bedenken sind unter anderem folgende: • Wir glauben nicht, dass Sie als Verwaltungsratspräsident – oder der Verwaltungsrat als Ganzes – den Pflichten zum Schutz und zur Stärkung des Shareholder Value nachgekommen sind. Das Management hat die finanziellen Ziele immer wieder verfehlt und der Verwaltungsrat Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre, Postfach 219, CH-8024 Zürich www.kritische-syngenta-aktionaere.com Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre hat wenig getan, um dem entgegenzuwirken. Darüber hinaus scheint Syngenta zur Erfüllung kurzfristiger Markterwartungen auf Massnahmen zurückgegriffen zu haben, die sich nur einmalig vorteilhaft auf die Erträge auswirkten. Erwähnt seien die Anpassung der Rentenleistungen für Arbeitnehmer im Jahr 2014 oder als jüngstes Beispiel die Änderung des Rechnungslegungsverfahrens im letzten Juli. • Wir sind enttäuscht, dass Syngenta innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens Umsatzwachstum und Margenverbesserungen verspricht und dann diesen Zeitrahmen nicht nur um mehrere Jahre hinausschiebt, sondern, wie kürzlich geschehen, sogar in das nächste Jahrzehnt verlegt. Wir sind besorgt, dass es jeder zukünftig von Syngenta vorgeschlagenen Strategie an Glaubwürdigkeit mangeln wird, da das Unternehmen in der Vergangenheit leider allzu oft zu viel versprochen hat. • Trotz zahlreicher Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen kann das Management von Syngenta keine nennenswerte Erhöhung der EBITDA-Marge vorweisen und die Ergebnisentwicklung liegt deutlich hinter derjenigen der Konkurrenz zurück, wie auch die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse des 3. Quartals zeigen. Kurz: wir sind enttäuscht von der mangelnden Umsetzungskompetenz des Unternehmens. Syngenta betont immer wieder ihre vielseitige Produktepipeline, scheint aber ausserstande zu sein, dieses Potenzial in Markterfolg umzuwandeln. Die unprofessionelle, ohne die notwendige Genehmigung vorgenommene Markteinführung von Mais der Sorte MIR-162 (SYN-IR162-4) führte dazu, dass sich China weigerte, Mais von US-Produzenten auf seinem Markt zuzulassen. Diese US-Produzenten verklagen Syngenta nun auf Schadenersatz, der bis in die Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar gehen könnte - mit gravierenden Auswirkungen auf Cashflow, Rentabilität und den Shareholder Value. Der Verwaltungsrat scheint sich damit zufrieden zu geben, diese Tatsachen schlicht zu ignorieren. Er legt sie weder offen noch anerkennt er sie, obwohl sie erhebliche Auswirkungen auf den Geschäftsgang haben könnten. In Anbetracht von über 14 000 Klägern, darunter zahlreiche Produktionsgesellschaften, individuelle Produzenten sowie auch die meisten Handelskonzerne für Agrarrohstoffe, haben wir als Eigentümer ein Recht auf eine vollständige und korrekte Offenlegung der potenziellen materiellen Verpflichtungen unseres Unternehmens. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Verwaltungsrat in Bezug auf das Übernahmeangebot von Monsanto nicht nach den Regeln guter Corporate Governance gehandelt hat, wie es die Aktionäre erwarten und verlangen. Weiter scheint es so, dass das Syngenta-Management nach dem Ausstieg von Monsanto seine vielgepriesene «integrierte Strategie» aufgegeben hat und jetzt versucht, sein margenstarkes Geschäft mit Gemüsesaatgut zu veräussern. Dies – wie wir glauben – als Versuch, kurzfristig orientierte Shareholder zu besänftigen, indem die Erlöse für Aktienrückkäufe verwendet statt in zukünftiges Wachstum investiert werden. All diese Vorgehensweisen sind deutliche Zeichen einer fehlenden strategischen Ausrichtung und einer nicht konsequenten Umsetzung. Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre, Postfach 219, CH-8024 Zürich www.kritische-syngenta-aktionaere.com Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre Wir schreiben Ihnen als besorgte Aktionärinnen und Aktionäre diesen Brief, um Sie und die anderen Verwaltungsratsmitglieder an Ihre gemeinsame Verpflichtung zu erinnern, gründlich und vorbehaltslos alle Optionen der Wertschöpfung, inklusive Fusions- und Übernahmeoptionen, zu prüfen. Wir fordern Sie und die anderen Verwaltungsratsmitglieder auf, für das Nichterreichen der finanziellen Ziele in der Vergangenheit Verantwortung zu übernehmen. Wir fordern Sie auf, sicherzustellen, dass Versprechen gehalten, finanzielle Ziele erreicht und die Aktionärinnen und Aktionäre offen und rechtzeitig über die – allenfalls fehlenden – Fortschritte bezüglich der verschiedenen Aktivitäten informiert werden, zu denen sich Syngenta verpflichtet hat. Wir fordern den Verwaltungsrat auf, seiner Verpflichtung nachzukommen und eine gute Corporate Governance zu leben. Wir sehen Ihrer Antwort und Ihrem raschen Handeln erwartungsvoll entgegen, in der Hoffnung, dass Syngenta sein Versprechen wahrmacht, ein Branchenführer mit erstklassigen Produkten und einer erstklassigen Umsetzungskompetenz zu sein. Mit freundlichen Grüssen Martin Lehmann Dr. Folke Rauscher Portfolio Manager & Partner 3V Asset Management AG Geschäftsführer Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre Vereinigung kritischer Syngenta-Aktionäre, Postfach 219, CH-8024 Zürich www.kritische-syngenta-aktionaere.com
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