Deutschland: Harte Indikatoren schwächer als die Stimmung

Volkswirtschaft Aktuell
Deutschland: Konjunkturindikatoren im Oktober
Mittwoch, 9. Dezember 2015
Makro Research
Deutschland: Harte Indikatoren schwächer als die Stimmung
‡ Der Start ins vierte Quartal ist bestenfalls gemischt ausgefallen, in jedem Fall aber schlechter als es die Stim-
mungsindikatoren nahegelegt haben.
‡ Gute Nachrichten kamen von den Auftragseingängen und Umsätzen der deutschen Industrie. Folgerichtig konn-
te die Industrie auch ein ordentliches Produktionsplus verbuchen. Für das produzierende Gewerbe verblieb aber
dennoch nur ein magerer Anstieg.
‡ Schwach zeigte sich die Ausfuhr. Trotz eines ständigen Auf und Ab ist der Trend weiterhin abwärtsgeneigt.
Noch schwächere Importe retteten aber die Außenhandelsbilanz im Oktober.
‡ Der Einzelhandel zeigte sich im Oktober nicht zum ersten Mal schwach. Auch die Pkw-Zulassungen brachten
keine Impulse. Die Hoffnung für das Schlussquartal ruhen nun auf dem Weihnachtsgeschäft, das im November
beginnt.
1. Mit den heutigen Konjunkturdaten zum Außenhandel liegen alle wichtigen Konjunkturindikatoren für Oktober vor. Sie zeichnen ein nur gemischtes Bild.
2. Gute Nachrichten kamen von den Auftragseingängen und Umsätzen der deutschen Industrie. So legten die Bestellungen aus dem In- und Ausland im Vormonatsvergleich (mom) nahezu im Gleichschritt um rund
1¾ % zu. Erfreulicherweise ist diese Entwicklung nicht auf einen großauftragsbedingten Einmaleffekt zurückzuführen, denn auch die um Großaufträge bereinigten Bestellungen entwickelten sich ähnlich gut, ja sogar
einen Hauch besser. Auch die Industrieumsätze stiegen merklich an (+2,2 % mom) und zwar sowohl im Inlands- wie auch im Auslandsgeschäft. Auffällig dabei ist, dass es ausschließlich die Investitionsgüterproduzenten
waren, die ein Plus von 5,8 % mom vermeldeten. Das ist zwar erfreulich, weil die Investitionsgüterkonjunktur bislang ein Sorgenkind war, aber nur auf einem Bein steht die Industrie nicht sicher.
Passend zu den Umsatzzahlen konnte die Industrie auch ein ordentliches Produktionsplus von 0,7 % mom
2.2
108
2013
2014
Quellen: Bundesbank, DekaBank
2015
Überhang aus Q3
Quellen: Destatis, DekaBank
Okt
Einzelhandelsumsatz
110
Ausfuhr
112
Industrieumsatz
Industrieproduktion
114
Bauproduktion
-4.0
116
Einfuhr-3.4
-2.1
-1.2
-1.3
-1.4
-3.0
118
-0.2
-0.4
-0.6
-0.1
0.8
1.4
1.8
0.5
-2.0
120
-1.3
122
Auftragseingang
Ausland
-1.0
0.6
0.0
124
-1.1
1.0
126
Auftragseingang
Inland
128
0.7
2.0
-0.2
130
-0.9
3.0
0.7
132
1.7
Konjunkturindikatoren im Vormonatsvergleich
-0.2
Auftragseingang in die Nicht-EWU (Index, 2010 = 100)
-0.9
3.
derzeitiger Stand Q4
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verbuchen, und die Bauindustrie stand dem nicht nach. Dass für das produzierende Gewerbe dennoch nur ein
magerer Anstieg der Produktion von 0,2 % mom herauskam, liegt an dem hohen Rückgang der Energieerzeugung um fast 6 % mom.
4.
Nach den starken Auslandsumsätzen der Industrie im Oktober kam das Minus der Exporte (-1,2 % mom)
etwas überraschend. Es dürfte sich um einen negativen Rückpralleffekt nach dem guten Vormonatswert handeln. Dieses Muster zeigt sich nun aber schon seit einiger Zeit: Die deutschen Ausfuhren fahren derzeit Achterbahn: Auf einen guten Monat folgt ein schlechter. Betrachtet man die längerfristige Entwicklung, so ist der
Pfad der Exporte derzeit abwärtsgeneigt. Die Probleme der Schwellenländer zeigen sich hierin. Dass der Schaden für die Konjunktur im Oktober gering blieb, war letztlich den stark gesunkenen Importen (-3,4 % mom) zu
verdanken.
5. Auch die eigentlich so zugkräftige Binnennachfrage überzeugte im Oktober nicht. So sank der deutsche Einzelhandelsumsatz um 0,4 % mom. Seit drei Monaten gab es nun keinen Zuwachs mehr. Die Hoffnungen
für das Schlussquartal ruhen nun auf dem Weihnachtsgeschäft, das im November begann. Auch die PkwNeuzulassungen legten nach zwei sehr enttäuschenden Monaten im Oktober gerade einmal um 0,2 % mom zu.
6.
Insgesamt ist der Start ins vierte Quartal bestenfalls gemischt ausgefallen, in jedem Fall aber
schlechter als es die Stimmungsindikatoren nahegelegt haben. Unterstellt man Stagnation der Indikatoren
in den verbleibenden Monaten, so käme das Wachstum nicht über die Nulllinie hinaus.
Welt-Einkaufsmanagerindex (Punkte)
Einzelhandelsumsatz (2010 = 100)
Punkte
60
108
106
58
56
104
54
102
52
100
50
48
98
46
10
11
Welt
12
13
Industrieländer
14
15
Schwellenländer
96
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quellen: Destatis, DekaBank
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
Tel.: (0 69) 71 47 - 27 36 / E-Mail: [email protected]
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