Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Donnerstag, 9. Juni 2016 Deutschland: Kunterbunt ‡ Die deutsche Warenausfuhr stagnierte im April und schlug sich damit besser als vom Markt erwartet. Dieser hatte nach zwei sehr starken Vormonaten mit einem leichten Rückprall gerechnet. Für die kommenden Monate sind keine nennenwerten positiven Impulse für die Exportwirtschaft zu erwarten, wenn man die Auslandsbestellungen bei der deutschen Industrie im April als Indikator nimmt. ‡ Sehr erfreulich zeigte sich die Produktion im produzierenden Gewerbe. Das war neben der Energieerzeugung vor allem der Industrieproduktion zu verdanken. ‡ Unerklärlich schwach geht es seit Jahresbeginn dem Einzelhandel. Nur einmal – im Februar – legten die Umsätze leicht zu. Angesichts der guten Verfassung des Arbeitsmarktes, einer guten Lohnentwicklung und geringer Preisniveausteigerungen ist das kaum zu erklären. ‡ Wir erwarten einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um rund ¼ % gegenüber dem Vorquartal. 1. Die deutsche Warenausfuhr stagnierte im April und schlug sich damit besser als vom Markt erwartet. Dieser hatte nach zwei sehr starken Vormonaten mit einem leichten Rückprall gerechnet. Zusammen mit dem hohen statistischen Überhang – also gewissermaßen der Geschwindigkeit, mit der die Startlinie für das zweite Quartal überfahren wurde – ergibt sich bislang eine gute Exportaktivität im laufenden Quartal. Für die Außenhandelsbilanz kommt unterstützend eine schwache Importtätigkeit hinzu. Nach dem sehr schwachen Vormonat ging die Wareneinfuhr abermals leicht um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (mom) zurück. Aufgrund des hohen statistischen Unterhangs ergibt sich bislang für das laufende Quartal ein betragsmäßig nahezu gleicher Rückgang der Importe und damit ein sehr hoher Wachstumsimpuls vom Außenbeitrag. 2. Für die kommenden Monate sind keine nennenswerten positiven Impulse für die Exportwirtschaft zu erwar- ten, wenn man die Auslandsbestellungen bei der deutschen Industrie im April als Indikator nimmt. Diese gingen um 4,3 % mom zurück und stehen derzeit bei einem Quartalsminus von über zwei Prozent. Dabei war die Eurozone im April sogar noch ein starker Nachfrager deutscher Industriegüter, der Rest der Welt schwächelte aber umso stärker. Immerhin legten die Inlandsbestellungen zu. Unterm Strich sammelte die Industrie im April aber zwei Prozent weniger Aufträge als im Vormonat ein, sodass das laufende Quartal trotz eines statischen Überhangs aus dem Vorquartal derzeit rote Zahlen schreibt. 3. Sehr erfreulich war die Produktion im produzierenden Gewerbe, die im April um 0,8 % mom zulegen konnte. Das war neben der Energieerzeugung vor allem der Industrieproduktion zu verdanken, die um kräftige 1,1 % mom anstieg. Eine weitere Schlappe musste hingegen die Bauwirtschaft hinnehmen. In dem milden Winter konnten die Auftragsbestände früher als üblich abgearbeitet werden. So sank die Produktion im witterungsabhängigen Bauhauptgewerbe um 3,6 % mom nachdem sie zuvor schon um über 5 % zurückgegangen war. Nimmt man das Ausbaugewerbe hinzu, das weniger witterungsOECD Frühindikator (mom, ann., in %) 1.7 1.7 14 0.0 0.7 12 0.0 0.1 1 0.5 1.1 2 1.3 1.8 3 2.2 Übersicht über die Indikatoren im Januar 10 0 Über-/Unterhang für Q2 Quellen: Destatis, DekaBank -0.8 -0.9 -1.7 -0.2 8 -1.8 -1.5 -0.7 -2.2 6 4 2 Einzelhandelsumsatz Einfuhr 0 Ausfuhr Auftragseingang Inland Bauproduktion Industrieproduktion -5 Industrieumsatz -4 Auftragseingang -4.3 Ausland -3.0 -3 -1.3 -1.7 -2 -1.0 -1 -2 -4 -6 -8 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 Apr derzeitiger Stand Q2 Quellen: Destatis, DekaBank Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Donnerstag, 9. Juni 2016 abhängig ist, fällt der Rückgang etwas moderater aus. 4. Unerklärlich schwach zeigt sich seit Jahresbeginn der Einzelhandel. Nur einmal – im Februar – legten die Umsätze leicht um 0,4 % mom zu. Im vom Osterfest begünstigten März sank sie um 1,4 % mom und im April nun erneut um 0,9 % mom. Angesichts der guten Verfassung des Arbeitsmarktes, einer guten Lohnentwicklung und geringer Preisniveausteigerungen ist das kaum zu erklären. 5. Die gegenwärtigen Konjunkturindikatoren zeichnen ein kunterbuntes Bild von steigenden und sinkenden In- dikatoren. Die Schwäche der Inlandsnachfrage dürfte aus unserer Sicht keinen Bestand haben. Dafür sind die gegenwärtigen Rahmenbedingungen zu gut, und es kommt mit der starken Rentenerhöhung noch ein zusätzlicher Trumpf ins Spiel. Stattdessen gibt es erste Anzeichen dafür, dass sich die globalen Impulse verbessern sollten. So stiegen die OECD-Frühindikatoren im April spürbar an. Für das zweite Quartal kommt diese Entwicklung allerdings zu spät. Gegenwärtig deuten die Konjunkturindikatoren – Werte bis April, Stagnation für den Rest des Quartals unterstellt – noch ein schwaches gesamtwirtschaftliches Wachstum von 0,1 % gegenüber dem Vorquartal an. Für das Gesamtquartal erwarten wir ein Wachstum von ¼ % im Vorquartalsvergleich. Autor: Dr. Andreas Scheuerle Tel.: 069/7147-2736, E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Auch eine Übersendung dieser Information stellt kein Angebot, Einladung oder Empfehlung dar. Diese Information ersetzt nicht eine (Rechts-, Steuer- und / oder Finanz-) Beratung. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. 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