Satz 3.8. Sei (H, ?) eine kommutative Halbgruppe mit Kürzungsregel, H 6= ∅. Setze (G(H), ?) := (H × H/∼ , ?). (a) (G(H), ?) ist eine kommutative Gruppe. (b) Sei h0 ∈ H fest gewählt, dann ist ι : (H, ?) → (G(H), ?) : a 7→ [a ? h0 , h0 ] ein injektiver Homomorphismus. Bemerkung 3.9. (b) besagt, dass man H als Teilmenge (genauer als Unterhalbgruppe) von G(H) auffassen kann, wenn man H und ι(H) identifiziert. Beweis. • Assoziativität und Kommutativität folgen sofort aus der Assoziativität und Kommutativität von H . • neutrales Element: Sei h0 ∈ H , dann ist [a, b] ? [h0 , h0 ] = [a ? h0 , b ? h0 ] = [a, b], da a ? h0 ? b = b ? h0 ? a ist. Ähnlich folgt [a, b] = [h0 , h0 ] ? [a, b]. Also ist e = [h0 , h0 ] das neutrale Element (und dieses Element muss dann unabhängig davon, welches h0 man gewählt hat, immer das gleiche sein!). • Inverses Element: Es gilt [a, b] ? [b, a] = [a ? b, b ? a] = [a ? b, a ? b] = e. ι ist Homomorphismus, denn ι(h ? h0 ) = [h ? h0 ? h0 , h0 ] = [h ? h0 ? h0 , h0 ] ? [h0 , h0 ] = [h ? h0 ? h0 ? h0 , h0 ? h0 ] = [h ? h0 , h0 ] ? [h0 ? h0 , h0 ] = ι(h) ? ι(h0 ) Sei ι(h) = ι(h0 ), dann ist [h ? h0 , h0 ] = [h0 ? h0 , h0 ], also h ? h0 ? h0 = h0 ? h0 ? h0 . Wegen der Kürzungsregel folgt h = h0 und ι ist injektiv. Die Frage ist nun, wie eindeutig eine Gruppe G(H) ist, die H als Unterhalbgruppe enthält. Schon im Beispiel H = N gibt es viele Gruppen, die N enthalten. Z. B. ist N in Z und Q enthalten. Teil (b) des nächsten Satzes besagt lax formuliert: ist G eine Gruppe, die eine Kopie von H als Unterhalbgruppe enthält, dann enthält G auch eine Kopie von G(H) als Unterhalbgruppe. Will man also eine Gruppe konstruieren, die H als Unterhalbgruppe enthält, und zwar, indem man möglichst wenig Elemente hinzufügt, dann landet man zwangsweise bei G(H) (mit eventuell umbenannten Elementen). Das beantwortet die Anfangsfrage: will man N zu einer Gruppe ergänzen, indem man möglichst wenige Elemente hinzufügt, landet man automatisch bei Z. 21 Satz 3.10. Sei (H, ?) eine kommutative Halbgruppe mit Kürzungsregel, H 6= ∅, und (G, ?) irgendeine Gruppe, sowie ϕ : H → G ein Homomorphismus. (a) Es gibt genau einen Homomorphismus ψ : (G(H), ?) → (G, ?) mit ψ ◦ ι = ϕ, wobei ι : H → G(H) der Homomorphismus aus Satz 3.8 ist, d. h. das Diagramm / G(H) H OOO OOO OOO ψ ϕ OOOO OO' G ι ist kommutativ. (b) Ist ϕ injektiv, dann auch ψ . Beweis. (a) Wir definieren ψ : G(H) → G : [g, h] 7→ ϕ(g) ? ϕ(h)−1 . Dann ist ψ wohldefiniert, denn ist [g, h] = [g 0 , h0 ], dann ist g ? h0 = h ? g 0 . Da ϕ Homomorphismus ist, ist ϕ(g) ? ϕ(h0 ) = ϕ(h) ? ϕ(g 0 ). Zu zeigen ist ϕ(g) ? ϕ(h)−1 = ϕ(g 0 ) ? ϕ(h0 )−1 . Man beachte, dass G nicht notwendigerweise kommutativ ist. Allerdings gilt ϕ(g) ? ϕ(h) = ϕ(g ? h) = ϕ(h ? g) = ϕ(h) ? ϕ(g), d. h. die Bilder zweier beliebiger Elemente aus H kommutieren. Daher ist ϕ(g) ? ϕ(h)−1 = ϕ(h)−1 ? ϕ(g) = ϕ(g 0 ) ? ϕ(h0 )−1 , und ψ ist wohldefiniert. ψ ist Homomorphismus, denn für g, h, g 0 , h0 ∈ H gilt ψ([g, h] ? [g 0 , h0 ]) = ψ([g ? g 0 , h ? h0 ] = ϕ(g ? g 0 ) ? ϕ(h ? h0 )−1 = ϕ(g) ? ϕ(g 0 ) ? ϕ(h)−1 ? ϕ(h0 )−1 = ϕ(g) ? ϕ(h)−1 ? ϕ(g 0 ) ? ϕ(h0 )−1 = ψ([g, h]) ? ψ([g 0 , h0 ]). Es gilt ψ ◦ ι = ϕ, denn für h ∈ H ist ψ ◦ ι(h) = ψ([h ? h0 , h0 ]) = ϕ(h ? h0 ) ? ϕ(h0 )−1 = ϕ(h ? h0 ? h−1 0 ) = ϕ(h). Schließlich ist ψ eindeutig, denn angenommen ψ 0 ist ein weiterer Homomorphismus, der die geforderten Eigenschaften erfüllt. Seien g, h ∈ H . Dann ist ψ([g ? h0 , h0 ]) = ψ ◦ ι(g) = ϕ(g) = ψ 0 ◦ ι(g) = ψ 0 ([g ? h0 , h0 ]) (ähnlich für h statt g ) und daher ψ([g, h]) = ψ([g ? h0 , h0 ] ? [h ? h0 , h0 ]−1 ) = ψ([g ? h0 , h0 ]) ? ψ([h ? h0 , h0 ])−1 = ψ 0 ([g ? h0 , h0 ]) ? ψ 0 ([h ? h0 , h0 ])−1 = ψ 0 ([g, h]). (b) Sei ϕ nun injektiv. Seien g, h, g 0 , h0 ∈ H mit ψ([g, h]) = ψ([g 0 , h0 ]). Dann ist ϕ(g)ϕ(h)−1 = ϕ(g 0 )ϕ(h0 )−1 , also ϕ(g ? h0 ) = ϕ(g) ? ϕ(h0 ) = ϕ(g 0 ) ? ϕ(h) = ϕ(g 0 ? h). Wegen der Injektivität von ϕ folgt g ? h0 = g 0 ? h = h ? g 0 , also [g, h] = [g 0 , h0 ]. Somit ist auch ψ injektiv. 22 4 Integritätsbereiche, irreduzible Elemente und Primzahlen Definition 4.1. Ein Ring (R, +, ·) ist eine Menge mit zwei Verknüpfungen + : R × R → R und · : R × R → R, sodass (a) (R, +) abelsche Gruppe ist, (b) (R, ·) Monoid ist und (c) die Distributivgesetze (r + s) · t = r · t + s · t r · (s + t) = r · s + r · t für alle r, s, t ∈ R gelten. Mit 0 und 1 bezeichnet man die neutralen Elemente der Addition bzw. Multiplikation von R, R nennt man kommutativ, falls die Multiplikation zusätzlich kommutativ ist. Beispiel 4.2. Beispiele für Ringe sind: • Z, Z/nZ • der Matrizenring (K)n×n = Mn×n (K) der n × n-Matrizen, wobei K ein Körper oder Ring ist, dieser ist nicht kommutativ für n ≥ 2. • alle Körper, z. B. Q, R, C, Z/pZ • EndK (V ), wobei V ein K -Vektorraum ist. Falls dimK V = n < ∞ ist, gilt EndK (V ) ∼ = n×n (K) als Ringe Definition 4.3. (a) Sei (G, +) eine Gruppe. Eine nichtleere Teilmenge H ⊆ G von G heißt Untergruppe von G, falls für alle g, h ∈ H auch g + h und −g (das inverse Element von g ) Elemente von H sind. (b) Eine additive Untergruppe (I, +) eines Ringes (R, +, ·) heißt • Linksideal, wenn für alle r ∈ R, m ∈ I gilt, dass r · m ∈ I ist. • Rechtsideal, wenn für alle r ∈ R, m ∈ I gilt, dass m · r ∈ I ist. • (zweiseitiges) Ideal, wenn I zugleich Rechts- und Linksideal ist. In kommutativen Ringen spricht man einfach von Idealen. 23 Beispiel 4.4. (a) In jedem Ring R sind {0} und R (Rechts-, Links-, zweiseitige) Ideale. (b) In R = Z ist für n ∈ N die Menge nZ = {z ∈ Z | z = nx für ein x ∈ Z} = {nz | z ∈ Z} ein Ideal. Hat man allgemein in einem Ring R ein Element s ∈ R fest gewählt, dann ist Rs = {rs | r ∈ R} bzw. sR = {sr | r ∈ R} ein Links- bzw. Rechtsideal. Solche Ideale nennt man Hauptideale. Definition 4.5. Sei R ein Ring, R∗ = R\{0}. (a) a ∈ R∗ nennt man Nullteiler, wenn es ein b ∈ R∗ gibt mit a · b = 0 oder b · a = 0. (b) u ∈ R∗ nennt man Einheit, falls es v, w ∈ R∗ gibt mit u · v = 1 = w · u. Beachte: ist u eine Einheit, dann stimmen Links- und Rechtsinverses überein, denn v = 1 · v = w · u · v = w · 1 = w. Man schreibt u−1 für v = w. (c) R heißt Integritätsbereich, wenn 0 6= 1 ist, R kommutativ ist und keine Nullteiler besitzt, d. h. für alle r, s ∈ R gilt r · s = 0 ⇒ r = 0 oder s = 0. (d) R heißt Hauptidealbereich, wenn R Integritätsbereich ist und jedes Ideal ein Hauptideal ist. Bemerkung 4.6. Die Menge aller Einheiten eines Rings R bildet mit der Multiplikation des Rings eine Gruppe, die sogenannte Einheitengruppe U (R). Beispiel 4.7. K ∗. (a) Körper (Q, R, C) sind Integritätsbereiche mit Einheitengruppe U (K) = (b) Z ist Integritätsbereich und Hauptidealbereich (Beweis später). (c) Z[x] ist Integritätsbereich, aber kein Hauptidealbereich. (d) Z/4Z ist kein Integritätsbereich. (e) M2×2 (K) mit K Körper ist nicht kommutativ und besitzt Nullteiler. Lemma 4.8. Ist R ein Integritätsbereich, dann gilt die Kürzungsregel in (R∗ , ·). Beweis. Seien r, r0 , s ∈ R mit s 6= 0 und r · s = r0 · s. Dann ist 0 = r · s − r0 · s = (r − r0 ) · s. Da R nullteilerfrei ist, folgt r − r0 = 0, also r = r0 , d. h. die Kürzungsregel gilt in R∗ . 24
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