Gesundheitsgespräch Darmkrebs – welche Ernährung ist sinnvoll? Sendedatum: 12.03.2016 Autor: Holger Kiesel Experte: Prof. Dr. med. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum HamburgEppendorf Gesunde Ernährung ist bei der Krebsprävention immer wichtig. Bei der Entstehung von Darmkrebs spielen die Essgewohnheiten der Betroffenen jedoch eine besonders große Rolle. Zuviel rotes Fleisch, zu wenig Ballaststoffe, übermäßiger Alkoholgenuss. All diese Dinge können die Bildung von Tumoren im Darm begünstigen. Und auch für Patienten, die bereits an Darmkrebs erkrankt sind, ist eine darmschonende Ernährung von ganz entscheidender Bedeutung. Dabei gilt es vor allem alles zu vermeiden, was dem Darm Probleme macht, weil es beispielsweise Blähungen, Verstopfung oder Durchfall verursacht. Der Text beruht auf einem Interview von Holger Kiesel mit Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum HamburgEppendorf. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Prävention durch Ernährung - Der Darm sendet Alarmsignale Gesunde Ernährung hilft auf vielfältige Weise, unseren Darm gesund zu erhalten. Dabei besonders wichtig: ballaststoffreich essen. Kommt der Darm mit der aufgenommenen Nahrung nicht gut zurecht, sendet er entsprechende Signale, etwa in Form von Blähungen, Bauchschmerz, Verstopfung oder Durchfall. "Da wir ja auch immer wieder mit dem experimentieren, was wir besonders gut vertragen bzw. was uns schmeckt, sind solche Beschwerden kein Problem, solange sie gelegentlich vorkommen. Bedenklich wird es erst, wenn sie dauernd auftreten." Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Hamburg-Eppendorf Wie viel Stuhl ist normal? Die durchschnittliche Stuhlmenge täglich liegt bei etwa 200 Gramm. Allerdings sind hier die Schwankungen sehr groß: Dreimal wöchentlich Stuhlgang können genauso normal sein wie zweimal täglich. Die Stuhlmenge kann vorübergehend (bedingt durch das Ernährungsverhalten) ansteigen. Ist sie dauerhaft zu groß bei veränderter Konsistenz, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Was den Darm schützt Besonders wichtig, um den Darm gesund zu erhalten ist ballaststoffreiche Kost. Sie fördert nicht nur die Verdauung, sondern stärkt auch die Darmflora. Vor allem mediterrane Ernährung ist hier zu empfehlen. Weißes Fleisch (Geflügel oder Fisch) statt rotem, viel Obst und Gemüse, Müsli und verschiedene Getreidezubereitungen sind günstig. Bekommen Vegetarier seltener Darmkrebs? Bei Menschen, die sich fleischlos ernähren, ist die Quote derer, die an Darmkrebs erkranken, tatsächlich etwas niedriger. Das dürfte allerdings weniger mit dem Verzicht auf Fleisch an sich zu tun haben. Vielmehr ist es wohl der Tatsache geschuldet, dass Vegetarier und Veganer seltener übergewichtig sind und damit ein ganz entscheidender Risikofaktor wegfällt. Wenn der Darm öfter Probleme macht Wer häufig Darmprobleme wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung hat, sollte einen Facharzt aufsuchen, um eine Darmspiegelung machen zu lassen. Liegt kein Befund vor, kann man versuchen, die Darmflora mit vorsichtigen Maßnahmen wie Flohsamen oder Weizenkleie (einen Esslöffel in einem großen Glas Wasser trinken) positiv zu beeinflussen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 Falsche Ernährung - Was das Darmkrebsrisiko erhöht Wer sich unausgewogen ernährt, schadet seinem Darm! Zu viel Fleisch, ballaststoffarme und fettreiche Kost, zuckerhaltige Getränke, Alkohol. All das sind nicht zu unterschätzende Risikofaktoren. Wer Übergewicht hat, an einer Störung der Insulinverarbeitung (Diabetes mellitus) oder einer Stoffwechselstörung leidet, hat ein nachweislich erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Unter den Nahrungsmitteln befördern laut Studien besonders ballaststoffarme oder fettreiche Kost und rotes Fleisch (speziell wenn es stark gesalzen, gepökelt, geräuchert oder scharf angebraten wird) die Entstehung von Tumoren im Darmbereich. Die Gefahr steigt weiter, wenn jemand zusätzlich auch noch raucht oder eine genetische Disposition in seiner Familie vorliegt. Falsche Ernährung fördert Darmkrebs Die offensichtlichste Folge falscher und unausgewogener Ernährung - das Übergewicht - gehört (neben Rauchen und Bewegungsmangel) zu den drei größten Risikofaktoren für Darmkrebs. Was genau passiert, ist Folgendes: Durch falsche Ernährung verändert sich die Darmflora ungünstig, das heißt die Millionen verschiedene Bakterien, die in unserem Darm ihre Arbeit verrichten. Außerdem begünstigt Übergewicht hormonelle Störungen. Entzündungen im Darm In der Folge werden im Darm in Wechselwirkung mit dem Nahrungsbrei Schadstoffe gebildet. Zusammen mit schädlichen Substanzen, die bereits in der Nahrung vorhanden sind, lösen diese Entzündungsprozesse an der Darmschleimhaut aus. Die nächste Stufe sind Wucherungen im Darm, aus denen dann, insbesondere bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Disposition, Polypen und im weiteren Verlauf Darmkrebs entstehen können. Übergewicht ist gefährlich Starkes Übergewicht führt dazu, dass die Menge an Insulin steigt, die ein Mensch benötigt, um seinen Glucose-Stoffwechsel zu bewältigen. Dieser erhöhte Bedarf wird von der Bauchspeicheldrüse befriedigt. Auf Dauer entwickelt sich dann aber eine Unempfindlichkeit (Resistenz) gegen und eine Überversorgung mit Insulin (Hyperinsulinämie). Da Insulin nicht nur für den Zuckerstoffwechsel verantwortlich ist, sondern im Körper auch (gutartige wie bösartige) Wachstumsprozesse ankurbelt, kann eine solche Überversorgung in der Konsequenz auch Darmkrebs fördern, indem sie die Wirkung bereits vorhandener anderer Risikofaktoren verstärkt. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Nicht zu viel essen! Zu viel essen ist nicht gut für den Darm. Dabei ist das Problem nicht so sehr die Größe der einzelnen Portion, als vielmehr die gesamte Kalorienzufuhr über den Tag. Wie hoch der Bedarf eines Menschen hier ist, hängt dabei davon ab, wie sehr er sich körperlich beansprucht. Bei mittlerer Belastung liegt der Energiebedarf bei etwa 2400 Kilokalorien pro Tag. Problem: Da wir häufig gar nicht essen, um unseren Nährstoffbedarf zu decken, sondern beispielsweise um uns zu belohnen, aus Langeweile oder Gewohnheit, nehmen wir häufig sehr viel mehr Kalorien zu uns als nötig! Zuviel Zucker schadet dem Darm Um den Prozess, der zu einer Überversorgung mit Insulin (Hyperinsulinämie) führt, gar nicht erst in Gang zu setzen, ist es sinnvoll, sich nicht übermäßig zuckerhaltig und fettreich zu ernähren. "Man muss nicht bewusst zuckerarm essen. Ab und zu Schokolade ist kein Problem. Dauernd Schokolade schon." Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum Hamburg-Eppendorf. Alkohol in Maßen Auch das Trinken ist Teil der Ernährung. Was dem Darm in diesem Zusammenhang am meisten schadet, ist regel- oder übermäßiger Alkoholgenuss. Denn: Auch Alkohol beeinflusst die Darmflora negativ. Außerdem wirken bestimmte Abbauprodukte des Alkohols direkt schädlich auf die Zellen. In der Folge kann es zu Entzündungsreaktionen und damit zur überschießenden Bildung von Bindegewebe kommen. Letztlich kann dadurch auch Krebs entstehen. Nicht so süß trinken! Prinzipiell gilt beim Trinken dasselbe wie beim Essen: Zu viel Zucker ist nicht gut für den Darm! Eine krebsfördernde Wirkung von Getränken, die viel Kohlensäure oder künstliche Süßstoffe enthalten, ist hingegen nicht nachgewiesen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Nach der Diagnose Darmkrebs – die richtige Ernährung Nach der Diagnose muss man noch mehr auf seine Ernährung achten. Die Devise heißt: Möglichst alles vermeiden, was den Darm zusätzlich belastet oder Beschwerden verursacht. Ob jemand seine Ernährungsgewohnheiten verändern muss, nachdem Darmkrebs diagnostiziert wurde, hängt davon ab, ob die entstandene Veränderung am Darm so operiert werden kann, dass die Nahrung ihn danach wieder normal passieren kann. Bleibt eine Verengung bestehen, muss die Ernährung auf jeden Fall umgestellt werden, um Verstopfungen (Stau des Stuhls vor der Verengerung) zu vermeiden. Erhöhter Nährstoffbedarf bei Darmkrebs Krebspatienten haben bei fortgeschrittener Erkrankung – bis zur Behandlung ihres Tumors - einen erhöhten Energiebedarf, weil Krebsgeschwüre viele Nährstoffe umsetzen (je größer, desto mehr). Diesen Bedarf zu befriedigen ist manchmal nicht einfach, auch weil viele Patienten infolge ihrer Erkrankung einen gewissen Widerwillen gegen Fleisch entwickeln oder appetitlos werden. Grundsätzlich gilt: Stabil weiteressen wie zuvor und Lebensmittel, die Beschwerden (Durchfall, Blähungen) verursachen, weglassen. Unverträglichkeiten bei Darmkrebspatienten Infolge einer Darmkrebserkrankung können Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel (z.B. Hülsenfrüchte, Kohl, Sauerkraut, Zwiebeln, frisches Brot) entstehen. Außerdem können kohlensäurehaltige oder saure Getränke und Kaffee sowie frittierte, geräucherte oder stark gewürzte Speisen Probleme bereiten. Auch eine Laktose-Intoleranz kann sich in Einzelfällen symptomatisch verstärken. Unverträglichkeiten vermeiden Um Unverträglichkeiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Betroffene nach einer Erkrankung "leichte Vollkost" (ohne Zutaten, die Unverträglichkeiten auslösen, schonend zubereitet) zu sich nehmen und ihr Gewicht möglichst stabil halten. Außerdem ist es – auch weil die Beschwerden oft individuell sehr unterschiedlich sind – häufig sinnvoll, in einem "Ernährungstagebuch" festzuhalten, was man gegessen hat, um die Ursache schneller entdecken zu können. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Dann ist es – speziell bei älteren Patienten – sehr wichtig, die verlorene Flüssigkeit schnell wieder zuzuführen, damit die Betroffenen nicht dehydrieren. Ernährung während der Chemo Chemotherapeutika können starke Nebenwirkungen haben und die Darmschleimhaut angreifen. Unter anderem können sie auch Durchfälle auslösen. Auch hier gilt: Verlorene Flüssigkeit ersetzen, Nährstoffe zuführen (durch Zugabe von Salz und Traubenzucker), leichte Vollkost zu sich nehmen und Gewicht möglichst stabil halten. Achtung: All zu schneller Gewichtsverlust erschwert die Behandlung, weil das den Betroffenen stark strapaziert! Ernährung nach der Darm-OP Muss bei Krebspatienten ein Stück Darm entfernt werden, hat das in der Regel keinen großen Einfluss auf die Ernährung der Betroffenen. Der Grund: Es handelt sich meist um einen Teil des Dickdarms, der hauptsächlich die Aufgabe hat, den Stuhl einzudicken. Der Restdickdarm kann einen Teilverlust ausgleichen. Der größte Teil des Stoffwechsels findet ohnehin im Dünndarm statt und kann auch nach einer OP relativ ungestört weitergehen. Außerdem kann der Dünndarm die Aufgaben des Dickdarms auch teilweise mit übernehmen. 'Krebsdiäten' sind nicht sinnvoll! Spezielle Diäten für Darmkrebspatienten, wie sie etwa im Internet häufig angeboten werden (Elementardiät, etc.), sind in der Regel nicht sinnvoll und häufig reine Geschäftemacherei! Über eine ausgewogene und leichte Kost kann man sich alles zuführen, was der Körper benötigt! Nur bei starkem körperlichen Substanzverlust wird über Elementar- oder Formuladiäten nachgedacht. Krebsdiäten mit Behandlungswirkung gegen den Krebs sind leider nur Wunschdenken. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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