GESUNDHEITSGESPRÄCH Schmerzfrei gehen: Gesunde Füße Sendedatum: 02.01.2016 Experte: Dr. med. Andreas Toepfer, Oberarzt und Sektionsleiter der Fußorthopädie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar in München Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach Komplexe Konstrukte - Organsystem Fuß Kleine Verletzungen am Fuß hat fast jeder schon mal erlebt - Blasen nach dem Wandern in neuen Schuhen oder ein Hühnerauge am kleinen Zeh. Bereits eine vergleichsweise banale Sache kann das komplexe System der Füße stören und jeden Schritt zur Qual machen. Denn genauso wie die Hände sind die Füße ein Organsystem aus Knochen und Gelenken und werden durch Muskeln, Sehnen und Bänder zusammen gehalten. Wird dieses Gefüge in irgendeiner Form gestört, können unterschiedliche Probleme auftreten. Eine ganze Reihe allerdings lässt sich im Frühstadium noch durch einfache physiotherapeutischen Übungen beheben. Der Text beruht auf einem Interview von Beate Beheim-Schwarzbach mit Dr. med. Andreas Toepfer, Oberarzt und Sektionsleiter Fußorthopädie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar in München. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 1 Komplexes Gefüge - Aufbau des Fußes Füße bestehen aus insgesamt sechsundzwanzig Knochen und mindestens dreißig Gelenken – das vergleichsweise komplexe Organsystem Fuß wird von Muskeln, Sehnen und Bändern zusammen gehalten. Funktioniert dieses Gefüge einwandfrei, verschwendet man in der Regel keinen Gedanken daran. Doch schon wer sich eine kleine Verletzung zuzieht, oder sich ungünstige Bewegungsabläufe angewöhnt, der kann Beschwerden bekommen. Ähnlich wie an den Händen werden auch die Fußknochen von dynamischen und statischen Stabilisatoren zusammengehalten, das heißt Muskeln, Sehnen und Bändern. Manche davon können wir willentlich ansteuern, andere nicht. Dynamische Stabilisatoren Zu den dynamischen Stabilisatoren, die man mit dem Willen beeinflussen kann, rechnen Mediziner sämtliche Muskeln mit den dazu gehörigen Sehnen, die an den unterschiedlichsten Punkten des Fußskeletts ansetzen und über die eine Bewegung ausgeführt oder eine Position gehalten werden kann. Statische Stabilisatoren Zu den nicht willentlich ansteuerbaren Stabilisatoren im Bereiche der Füße zählen zum Beispiel die Gelenkkapseln, die von Bändern verstärkt sind, auch sie halten das komplexe Konstrukt aufrecht und geben Signale an die zentralen Steuerungselemente weiter. "Mit Hilfe dieser Signale weiß man zum Beispiel, ob die linke große Zehe gerade hoch gezogen ist oder nicht - selbst dann, wenn man seine Füße nicht im Blick hat. Dafür sind zahlreiche Sensoren verantwortlich, die ständig ein Feedback geben." Dr. med. Andreas Toepfer, Oberarzt und Sektionsleiter an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar in München Komplexes System Willentlich und nicht willentlich steuerbare Elemente sorgen dafür, dass die Füße bei jedem Stand und jedem Schritt ein Leben lang funktionieren, auch wenn wir im Alltag nicht ständig darüber nachdenken. Barfußlaufen Wer gesunde, stabile Füße hat, dem empfehlen Mediziner so oft wie möglich, zum Beispiel am Strand, barfuß zu laufen, denn dabei müssen die Muskeln zwischen den Fußknochen sehr viel mehr arbeiten als in steifen Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 2 Schuhen. Auf diese Weise kann man verhindern, dass diese Muskeln degenerieren und womöglich nachlassen. Fußbeschwerden Hat man ausgeprägte Fußbeschwerden, ist man auf Einlagen oder sogar orthopädische Schuhe angewiesen, dann könnte sich der Fuß beim Barfußlaufen im Sand sogar verschlechtern und von einer milden Deformität in eine mittelgradige oder höhere übergehen. "Das gilt auch für Kinder mit einem Knick-Senkfuß, der sich in der Regel bis zu einem gewissen Alter auswachsen sollte. Neigt ein Kind zum Beispiel aufgrund einer genetischen Veranlagung zu einem Knick-Senkfuß, so können bestimmte Übungen und orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen dem entgegenwirken. Sportliche Aktivität ist auch für den kindlichen und jugendlichen Fuß positiv, um die aktiven Stabilisatoren zu kräftigen. Ist ein bestimmtes Maß an Fehlstellung jedoch überschritten, kann eine falsche, übermäßige Belastung dem Fuß zusätzlich schaden." Dr. med. Andreas Toepfer Fußprobleme Die gängigsten Fußprobleme kann man nach der Stelle ihres Auftretens einteilen, also nach Vorfuß, Mittelfuß und Rückfuß mit Ferse. Viele Fehlstellungen wie zum Beispiel Deformitäten der Zehen bestehen nicht von Geburt an, sondern werden im Laufe des Lebens erworben. Probleme im Vorfußbereich - Wenn Zehen krumm werden Zu den häufigsten Problemen im Vorfußbereich zählen Deformitäten der großen Zehen (Hallux valgus oder Ballenzehe), sowie der Zehen zwei bis fünf (die so genannten Kleinzehen), die sich zu Hammer- oder Krallenzehen verformen können. In der Regel steht dabei das Grundglied der Zehe in die Höhe, Richtung Fußrücken oder/und krallt sich im Mittel- und Endglied ein. Generell sind diese Deformitäten fast immer multifaktoriell, selten ist nur ein einziger Auslöser verantwortlich. Orthopäden wissen heute, dass die herkömmliche Lehrmeinung, hohe und enge Schuhe seien in erster Linie dafür verantwortlich, so nicht mehr haltbar ist. Inzwischen sind Mediziner überzeugt, dass deformierte Zehen oft auch genetisch bedingt sind. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 3 "Mutet jemand mit einer genetischen Disposition seinen Füßen zusätzlich oft hohe und enge Schuhe zu, hat außerdem Muskelverkürzungen und/oder einen Knick-Senkfuß, dann führt das in der Regel zu Vorfußdeformitäten wie einem Hallux valgus." Dr. med. Andreas Toepfer, Oberarzt und Sektionsleiter der Fußorthopädie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar in München. Hallux valgus (Ballenzehe) Mit einer zur Seite hin abstehenden große Zehe haben vor allem Frauen zu tun, ungefähr im Verhältnis neun zu eins, deshalb liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine genetische Prädisposition handelt. Oft haben bereits Mutter und Großmutter einer Patientin dieselben Probleme. Männer und sogar Jugendliche können aber auch betroffen sein. Stöckelschuhe können also nicht der einzige Auslöser sein. Ursachen Neben der genetischen Veranlagung kann unter anderem auch eine verkürzte Wadenmuskulatur für den Hallux valgus verantwortlich sein, denn dies führt dazu, dass man oft wie auf Zehenspitzen läuft und dabei den Vorfuß übermäßig belastet. Daraufhin weicht die große Zehe aus. Verstärkt werden kann das, wenn gelenkstabilisierende Muskeln, Sehnen oder Bänder in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Selten sind direkte Verletzungen oder Syndromerkrankungen wie die Hyperlaxizität für die Entstehung eines Hallux valgus verantwortlich. Hammer- und Krallenzehen Solche Verformungen beziehen sich auf die Kleinzehenstrahlen, also die Zehen zwei bis fünf. Mediziner sprechen in dem Fall von Kleinzehendeformitäten, oft treten sie allerdings in Kombination mit dem Hallux valgus auf. Auch dafür gibt es eine familiäre Veranlagung und wer betroffen ist, kann schon früh beginnen, aktiv dagegen anzusteuern. Therapie Weil sowohl Hallux valgus als auch Hammer- und Krallenzehen meistens durch verschiedene Auslöser verursacht werden, reicht es oft nicht aus, zum Beispiel die große Zehe durch einen Spreizer, eine Einlage oder eine Operation zu verändern. Geht man nämlich das ursächliche Problem nicht an, dann läuft man Gefahr, dass sich der Zeh erneut verbiegt. Dies wird als Rezidiv bezeichnet. Dehnung- und Steuerungsübungen Allerdings muss man nicht jede Zehendeformität gleich operieren, bei milden Verformungen kann man versuchen, regelmäßig bestimmte Dehnübungen Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 4 für die Wadenmuskulatur zu machen und konservativ-orthopädisch eingreifen, also zum Beispiel Einlagen zu tragen. Rückgängig machen lässt sich das Problem damit zwar eher selten, immerhin jedoch oft aufhalten oder ein Fortschreiten verlangsamen. Physiotherapie In vielen Fällen kann bei Übungen gegen Vorfußdeformitäten die Hilfe von Physiotherapeuten sinnvoll sein, nach deren Anleitung man dann selbständig üben muss. "Außerdem haben wir für unsere Patienten Infoblätter erarbeitet, auf denen diese Übungen auch grafisch dargestellt sind, wie man an einer Treppenstufe oder mit einem Handtuch üben kann." Dr. med. Andreas Toepfer, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar in München Mittel- und Rückfußerkrankungen – Beispiel Knick-Senkfuß Mediziner sprechen dabei vom "pes planovalgus", der sich im Röntgenbild genau erkennen lässt, denn dabei knickt der Rückfuß nach innen ab. Im Anfangsstadium empfehlen Orthopäden, individuell angepasste Einlagen zu tragen und Kräftigungsübungen zu machen. Da ein Knick-Senkfuß vier unterschiedlich stark ausgeprägte Formen annehmen kann, sieht die Therapie jeweils verschieden aus. Tibialis posterior Sehne 90 Prozent aller Knick-Senkfüße sind verursacht durch die Fehlfunktion einer bestimmten Sehne am Innenfuß (Sehne des Musculus tibialis posterior), sie führt um den Innenknöchel herum und setzt am Übergang von Mittel- zu Rückfuß an einem Knochenhöcker an. Reißt diese Sehne (der Länge nach) oder degeneriert sie, dann fällt ihre sehr wichtige Halt- und Stützfunktion weg, das Fußgewölbe sinkt ein, der Fuß wird platt (englisch: "flat foot"). Andere Ursachen Auch beim Knick-Senkfuß kann eine familiäre Veranlagung eine Rolle spielen, in seltenen Fällen haben Patienten auch eine ungewollte Verschmelzung von Knochen (coalitio). Darüber hinaus kennen Mediziner noch etwa ein Dutzend anderer Ursachen, alle kommen jedoch insgesamt eher selten vor. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 5 Einlagen Ein Knick-Senkfuß im Anfangsstadium kann mit Hilfe fachgerechter Einlagen in vielen Fällen aufgehalten werden - allerdings müssen sie individuell angefertigt sein und auch regelmäßig getragen werden. Ist der Fuß schon stärker deformiert, können Einlagen alleine nicht dafür sorgen, dass die Erkrankung aufgehalten wird, dann ist eine Operation des Knick-Senkfußes nötig. Operation Grob zusammengefasst teilen Mediziner die Ausprägung des KnickSenkfußes in vier Stadien ein. In der ersten Stufe muss man nicht unbedingt operieren, bei Stadium zwei sollte man es tun, denn sonst verschlimmert sich das Problem, erreicht also Stadium drei oder vier. Muss operiert werden, dann korrigieren Orthopäden in den Stadien drei und vier diejenigen Gelenke mittels Versteifung, die hauptverantwortlich für die Fehlstellung sind. So eine Versteifung lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Insofern ist es umso wichtiger, einen Knick-Senkfuß möglichst frühzeitig korrekt zu therapieren. Im Stadium zwei, dem flexiblen Knick-Senkfuß, muss nicht versteift werden. Hier erfolgt in der Regel eine Verstärkung der geschwächten Sehne und eine knöcherne Korrektur ohne Versteifung. Plantarfasziitis (Fersensporn) Bei diesem Fußproblem des Fersensporns unterscheiden Mediziner zwei Formen. Die bekanntere ist die plantare Variante am Fersenbein, unten an der Fußsohle. Diese wird auch als Plantarfasziitis bezeichnet. Die andere Form (dorsal) sitzt hinten an der Ferse. Die Ursache der Plantarfasziitis ist eine Überreizung und Überlastung der Plantaraponeurose, einer Sehnenplatte, die das Fußgewölbe aufrechterhält. Diese Überreizung kann durch eine verkürzte Wadenmuskulatur ausgelöst werden, Übergewicht oder bestimmte Fußdeformitäten. Patienten haben bei jedem einzelnen Schritt einen stechenden Schmerz an der Ferse und berichten typischerweise über einen Anlaufschmerz beim morgendlichen Aufstehen aus dem Bett. Dorsaler Fersensporn Der dorsale Fersensporn, der im hinteren Bereich der Ferse entsteht, dort, wo die Achillessehne am Knochen festgewachsen ist, bildet sich wohl durch einen Schuhkonflikt. Da diese Veränderungen aber bereits an prähistorischen menschlichen Skeletten nachweisbar sind, müssen auch andere Gründe wie genetische Veranlagung und möglicherweise Überlastung als Ursachen diskutiert werden. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 6 Knochennase Früher vermuteten Mediziner, die Schmerzen bei der Plantarfasziitis hängen mit einer knöchernen Ausziehung an der Ferse an der Seite der Fußsohle ab. Heute weiß man, dass so eine Knochennase ein Hinweis auf eine Plantarfasziitis darstellen kann. Sie muss aber nicht dafür verantwortlich sein. Außerdem kann Plantarfasziitis auch ohne diese Knochenerhebung entstehen. "Deswegen bezeichnen wir dieses Fußproblem ungern als plantaren Fersensporn, sondern lieber als Plantarfasziitis." Dr. med. Andreas Toepfer Gezielte Übungen In weit über 90 Prozent der Fälle muss man eine Plantarfasziitis nicht operieren, sondern kann mit Hilfe einer Kombinationstherapie aus gezielten Dehnübungen, Einlagen und Lagerungsschienen, die in der Nacht getragen werden, gute Erfolge erzielen. Allerdings müssen Patienten geduldig drei Monate oder länger regelmäßig selbstständig üben, doch dann können sie wieder beschwerdefrei sein. Hartnäckige Ausprägungen können außerdem gut durch bestimmte Infiltrationsbehandlungen (zum Beispiel Spritzentherapie mit Eigenblut) und einer Stoßwellentherapie erfolgreich behandelt werden. Wer ist betroffen? Anfällig für eine Plantarfasziitis sind Menschen mit Übergewicht und diejenigen, die im Alltag oft lange stehen und gehen müssen - wer zum Beispiel im Einzelhandel arbeitet, kann sich nicht einfach hinsetzen und ausruhen. Durch das viele Stehen können sich jedoch die Wadenmuskeln bis hin zum Gesäß verkürzen, das spürt man als Patient nicht, man fühlt sich jedoch möglicherweise weniger gelenkig. Die verkürzten Muskeln sorgen allerdings für eine enorme Spannung im Fuß. Eher Frauen als Männer Plantarfasziitis tritt meistens bei Erwachsene ab dem 40. Lebensjahr auf, viele (aber nicht alle) haben Übergewicht, bei einigen sind die Füße deformiert und bei den meisten Betroffenen ist die Wadenmuskulatur verkürzt. Generell sind etwas mehr Frauen als Männer betroffen, allerdings sind hohe, enge Schuhe tendenziell weniger die Ursache. Dorsale Variante Weniger häufig tritt die dorsale Form des Fersensporns auf, dieser sitzt unter dem Ansatz der Achillessehne, an der Stelle, an der die Sehne am Fersenbein festgewachsen ist. Dieser dorsale Fersensporn ist hartnäckiger als die plantare Variante, denn er ist längst nicht so leicht zugänglich. Bildet Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 7 sich ein großer Knochensporn, der im Schuh stört, reibt und schmerzt, dann kann man ihn nur operativ entfernen. Macht oft Probleme: Achillessehne am Rückfuß Schmerzen an der Achillessehne (Achillodynie) treten oft auf, vermehrt sind allerdings Hochleistungssportler betroffen, ambitionierte Hobbyläufer und Ausdauersportler, denn sie absolvieren ein hohes Pensum, bei dem sich die Achillessehne überlasten kann. Probleme mit einer degenerierten Achillessehne haben aber auch zahlreiche Patienten, die gar keinen Sport machen, häufig steckt dahinter eine mangelnde Durchblutung des Gewebes. Die Auslöser können zahlreiche Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte sein. Durchblutungsstörung Generell ist die Achillessehne von Natur aus an einer bestimmten, ansatznahen Stelle schlechter durchblutet als im Rest. Dieser Punkt liegt ungefähr zwei bis drei Zentimeter über dem Ansatz. Wer solche Durchblutungsstörungen hat, bei dem schmerzt die Sehne hartnäckig. Doch dieses Problem können Mediziner meist gut behandeln. Antibiotikum Weniger bekannt ist, dass außerdem eine Reihe von Antibiotika (sog. Gyrasehmmer bzw. Fluorchinolone), die zum Beispiel bei Blasenentzündung verschrieben werden, die Sehnen schwächen und schädigen können - am häufigsten davon betroffen ist die Achillessehne, die daraufhin in sich reißen oder auch abreißen kann. Vorbeugen Probleme mit der Achillessehne kann vor allem bekommen, wer unter Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, erhöhtes Cholesterin oder Gicht leidet. Dies kann auch den kleinsten Blutgefäßen am Fuß zusetzen und die Sehnenqualität negativ beeinflussen. Auch ein dauerhafter Bluthochdruck, der häufig zu einer Gefäßverkalkung führt (Arteriosklerose), ist ungünstig für die Durchblutung des Fußes und der Achillessehne. Therapie Unabhängig davon, ob die Schmerzen an der Achillessehne durch Überlastung beim Sport, durch mangelnde Durchblutung oder durch eine Verkürzung ausgelöst werden, in jedem Fall bringen spezielle Dehnübungen den größte Erfolg. Außerdem raten Mediziner manchmal zu einer Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 8 Stoßwellentherapie, um auf diesem Weg die lokale Durchblutung zu verbessern und Gewebeschäden zu reparieren. Diabetischer Fuß - eine neurologische Störung Beim diabetischen Fuß führt die Zuckerkrankheit (Diabetes) zu einer Schädigung vieler großer und zahlreicher kleiner, peripherer Nerven (Polyneuropathie) und der großen und kleinen Blutgefäße (Makro- und Mikroangiopathie). Ursache ist eine Einlagerung bestimmter Stoffwechselprodukte im Nervengewebe. Unerkannte Schädigungen Weil sowohl Blutgefäße als auch Nerven beim diabetischen Fuß geschädigt sind, kann ein Patient kleinere Verletzungen nicht wahrnehmen. Offene Wunden werden bei diesen Patienten gar nicht oder zu spät wahrgenommen und heilen außerdem schlechter und langsamer. "Als Gesunder bemerkt man in der Regel rasch, wenn man sich einen kleinen Kratzer am Fuß geholt hat. Daraufhin schont man die Stelle, klebt eventuell ein Pflaster drauf und belastet sie weniger. Viele Diabetiker jedoch spüren so eine kleine Wunde gar nicht, denn ihre Nerven sind geschädigt. Also treten sie weiter auf der Verletzung herum, und machen gegebenenfalls aus der kleinen eine große Wunde." Dr. med. Andreas Toepfer, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar in München Knochen bricht ein Derzeit forschen Wissenschaftler, warum beim diabetischen Fuß durch die Polyneuropathie ab einem gewissen Stadium auch der Knochen geschädigt werden kann, denn manchmal bricht dieser tatsächlich ein und verliert seine stabilisierende Funktion. Daraus entstehen dann eventuell erhebliche Fehlstellungen, oft verbunden mit offenen, infizierten Wunden. Therapie Das Krankheitsbild des diabetischen Fußes ist sehr komplex und muss interdisziplinär behandelt werden: Beteiligt sind neben einem erfahrenen Fußchirurgen häufig auch ein plastischer Chirurg, der komplexe weichteilige Defekte operativ durch Gewebetransplantationen behandeln kann und ein Diabetologe bzw. Internist. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 9 Veränderungen an Haut und Nägeln – Hühnerauge, Hornhaut, Nagelpilz An Stellen, an denen der Fuß stärker belastet ist, so wie zum Beispiel an der Fußsohle, entstehen in der Regel Hautverhornungen (Hornhaut). Wer viel barfuß läuft, bei dem nimmt sie als Schutzfunktion automatisch zu. Hühnerauge Mediziner sprechen beim Hühnerauge vom Clavus, einer Hyperkeratose der Haut (Verhornung). Sie stört oft, weil sie meistens über Knochenvorsprüngen von Gelenken auftritt. Betroffen sind auch Patienten mit verformten Zehen wie Hammer- oder Krallenzehen, denn die stehen ab und reiben oft im Schuh. Reibung Diese Reibung führt dazu, dass sich an der Stelle Hornhaut bildet, denn die Zehe will sich vor dem Aufreiben schützen. Solche Verhornungen können aber lästig sein, denn sie stören, möglicherweise brechen sie auch auf, entzünden sich und vor allen Dingen schmerzen sie. Therapie Hilfe bei einem Hühnerauge können Patienten beim Podologen (Fußpfleger) bekommen, der trägt in der Regel die Verhornung ab, daraufhin treten kurzzeitig Linderung und Erleichterung ein. Bildet sich jedoch Hornhaut auf einer Krallen- oder Hammerzehe auf Grund einer Fehlstellung, dann sollte zuerst die Ursache behoben werden, sonst bildet sich dort immer wieder eine Verhornung. Nagelpilz Viele Patienten macht eine Infektion des Nagels zu schaffen, tendenziell holt man sie sich dort, wo es warm und feucht ist – allerdings vor allem dann, wenn ein Nagel bereits vorgeschädigt und dadurch anfällig ist. Wer ist betroffen? Nagelpilz kann man in jedem Alter bekommen, gefährdet sind keineswegs nur alte oder kranke Personen. Allerdings haben eher ältere Patienten so starken Nagelpilz, dass der Nagel sich anhebt. Mediziner behandeln Nagelpilz mit Hilfe von Antimycotika in Form von Salbe oder Fußbad. Manchmal muss man auch den Nagel entfernen, um den Zeh frei vom Pilz zu bekommen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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