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Grillsaison? Vermüllte Parks! | Manuskript
Grillsaison? Vermüllte Parks! Bericht: Sandro Poggendorf Morgens halb zehn im Leipziger Clara‐Zetkin‐Park. Die Grünfläche, eine Resterampe. Spuren der letzten lauen Frühlingsnacht. Ein Ärgernis für all die, die den Park einfach nur genießen wollen. Hundebesitzerin: „Ich bin empört. Ich bin empört, wie die Leute hier ihre Hinterlassenschaften liegen lassen.“ Immerhin, es wurde mit Edelstahlbesteck gespeist. Schluss mit der Etikette war dann aber wohl bei der Müllentsorgung. Junge Mann der durch Park radelt: „Sowas wundert mich nicht mehr.“ Reporter: Erklärung dafür? „Na klar, wer hat denn schon um halb zwei betrunken etwas wegzuräumen im Dunkeln.“ So ein Müll – inzwischen ist die Menge auf stattliche 5.200 Kubikmeter allein in den Leipziger Stadtparks angestiegen. Das entspricht 4.720 Containern dieser Größe. Ein Tag zuvor. Frühlingsgefühle im Leipziger Clara Zetkin Park. Vor allem junge Menschen strömen in Massen, selbst am Müllcontainer wird gepicknickt. Schön spielen, chillen und vor allem aber grillen. Ein durchaus bizarres Naturschauspiel, die frische Luft löst sich der Grillmenge wegen in Rauch auf. Das ist dann schon auch Geschmacksache. Reporter: Wie finden Sie das denn, wenn die Jugend den Park so in Besitz nimmt? Ältere Dame auf Bank: „Finde ich gut. Nur die müssten eben abräumen und das nicht alles liegen lassen.“ Abräumen? Ist dieser fromme Wunsch den meisten hier nicht völlig Wurst? Grillen. Chillen. Müllen? Immerhin, Tüten sind dann doch vorhanden. Aber siegt das Umweltbewusstsein über den Flaschengeist? Reporter: „Ihr habt ja ziemlich viel mit rein geschleppt, nehmt Ihr das dann auch mit raus? Junger Grillfreund: „Na klar. Müll muss entfernt werden. Müll kann man machen, man kann auch mal grillen, aber man muss ihn auch mitnehmen.“ Gibt es hier tatsächlich noch einen Mitnahme‐Effekt in Sachen Park‐Müll? Das ist wohl eine Stilfrage? Junger Grillfreund: „Es gibt genug Assis im Park und wir räumen schon auf, ja. Immer? Ja immer, wir sind Studenten und das machen wir schon.“ Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 1 Grillsaison? Vermüllte Parks! | Manuskript
Klingt gut, sieht aber doch ganz anders aus, am selben Baum, am Morgen danach. Die guten Vorsätze, vergessen. Es bleibt die Entsorgung die der Leipziger Stadtverwaltung rund 127.000 Euro im Jahr kosten. Ein Aufräumtrupp in Mannschaftsstärke muss täglich die Hinterlassenschaften der Grillfreunde beseitigen. Die blau‐gelben‐Engel, Langzeitarbeitslose. Koordinator ist Thilo Günther der schon seit fünf Jahren gegen den Unrat ankämpft. Sein größtes Problem, die parkeigene Hausbar: Flaschensammeln. Thilo Günther „Ja, Glas ist ganz schlimm hier auf den Wiesen. Hier laufen welche barfuß auch kleine Kinder, hier kommen sehr viele Kindergruppen, jeden Tag und natürlich laufen auch irgendwelche Leute mit Ihren Hunden die hier über die Wiese gehen und es hat schon Verletzte gegeben.“ Die pure Müllmenge und das viele Bruchglas, Probleme auch für den Chef aller Parkanlagen in der Stadt, Abteilungsleiter Jens Dietrich. Jens Dietrich, Abteilungsleiter Grünanlagen, Stadtreinigung Leipzig: „Aber auch für unsere Rasenmäher und unser Pflegepersonal ist das ein Problem, wir zerschneiden uns ständig Reifen und ein riesen großes Problem sind auch die Grillroste die sich rein ziehen in die Mähwerke und das führt zu erheblichen Reparaturen und auch Ausfällen.“ Deutlich aufgeräumter geht es inzwischen im Dresdner Szeneviertel Neustadt zu ‐ im Alaunpark. Bis 2013 ein echter Problem‐Grün‐Streifen, jetzt mit Müllcontainern zu gepflastert. Die aufgestellten Container, Unikate. Bemalt, damit die Müllschlucker auch vom Szenepublikum akzeptiert werden. Das Grillen findet im Planquadrat statt – Beton wurde zum Schutz der Grasnarbe eingelassen. Und sogar Müllsäcke hängen für Parknutzer bereit. Präventivmaßnahmen. Andrè Barth ‐ Ortsamtsleiter Dresdner Neustadt „Wir teilen zum Beispiel an die Besucher Schokolade aus, die eingewickelt ist in die Aufforderung, nimm mich mit und innen ein Papierkorbplan, also man findet auf jeden Fall einen Papierkorb. Wir machen öffentliche Reinigungsaktionen, wir machen einen Saisonauftakt, wir gestalten Mülltonnen zum Thema Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Müllentsorgung. Wir halten das Thema also im Gespräch und im Bewusstsein.“ Große Anstrengungen für gerade mal 10 Hektar Grünfläche. Satte 500.000 Euro kosten die Maßnahmen für den Alaunpark, pro Jahr! Um das Thema Sauberkeit ständig präsent zu halten, wird in Dresden ordentlich aufgefahren. Elektrobetrieben, ausgestattet mit Besen, Container und einer netten Fahrerin – Susanne Schwarz von der Stadtreinigung. Der kleine Hingucker soll die Leute zum Nachdenken anregen. Susanne Schwarz, Pressesprecherin Stadtreinigung Dresden „Es wollen auch ganz viele mitfahren, weil er ist natürlich klein, smart, er ist orange und blinkt oben, wenn er das möchte und er ist natürlich ganz, ganz leise und das ist natürlich etwas ganz ungewöhnliches im Straßenverkehr.“ Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 2 Grillsaison? Vermüllte Parks! | Manuskript
Tatsächlich entpuppt sich die Miniaturkehrmaschine als hervorragendes Kommunikationsmittel: Reporter: „Wie finden Sie denn die Sauberkeit hier im Alaunpark?“ Spaziergängerin: „Die ist uns gerade selber bewusst aufgefallen und dafür dass hier viele Studenten abhängen finden wir das sehr sauber.“ Reporter: „Kaffee to Go. Geht denn der Müll dann mit oder bleibt der hier im Park?“ Spaziergängerin: „Ne, den schmeiß ich weg“. Reporter: „Wohin?“ Spaziergängerin: „In die Mülltonne.“ Reporter: „Gibt ja genug davon.“ Spaziergängerin: „Seit neustem ja.“ Schön, diese Dresdner Müllschlucker. Unterdessen gehen in Leipzig die Aufräumarbeiten weiter. Wegen der Abfallmengen fehlt das Personal an anderer Stelle, in der Grünpflege. Angesichts der Müllberge im Park kann sich dieser amerikanische Lebenskünstler nur wundern, auch wenn er aus der misslichen Situation noch Kapital schlägt. Spaziergänger: „Auf jeden Fall in Boston gibt es Schilder auf denen steht, was ich selber ein bisschen extrem finde, das Gras nicht betreten. Das finde ich dann ein bisschen extrem, aber solche Müllhaufen habe ich tatsächlich im Central‐Park, dem schönsten Park der Welt, wirklich nie so gesehen. Und sicher gehen die Leute dort auch grillen und chillen.“ Die Müllplage hält an, da ist sich Thilo Günther sicher und sammelt unermüdlich Unrat ein. Seine Tagesbilanz, 29 Säcke a 120 Liter Fassungsvermögen. Thilo Günther: „Das ist Wahnsinn. Das ist aber nun mal so. Das bekommst du auch nicht weg, das hört nicht auf. Du nimmst es heute weg und morgen ist es wieder da.“ Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 3