CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS LBBW RESEARCH Burkerts Blick Kommentar des LBBW Chefvolkswirts Ortsbestimmung für die deutsche Konjunktur. Uwe Burkert Chefvolkswirt und Leiter Research [email protected] FOKUS KONJUNKTUR Das erste Quartal dürfte besser gelaufen sein als gedacht, aber die globalen Risiken müssen im Blick behalten werden. Schauen wir sechs Wochen voraus. Am 13. Mai wird das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung zum BIP-Wachstum im ersten Quartal bekannt geben. Entgegen allem von uns nicht geteilten Konjunkturpessimismus, der sich aus dem Fall der Frühindikatoren zur Jahreswende und der unsteten Entwicklung der Aktienmärkte gespeist hatte, dürfte m.E. der Jahresauftakt durchaus gelungen sein. Vieles spricht nämlich dafür, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal überdurchschnittlich zugelegt hat. Meine Prognose auf Basis der bisher vorliegenden Zahlen ist 0,7 % im Quartalsvergleich. Mein wichtigstes Argument: Die deutsche Industrie ist wieder da! Im Januar zog die Produktion im Produzierenden Gewerbe um gleich 3,3 % zum Vormonat an. Man muss schon bis zum März 2010 zurückgehen, um einen vergleichbar starken Anstieg zu finden – damals waren es 3,1 %. Zwar kann die Zahl vom Januar 2016 noch revidiert werden, aber das positive Bild bleibt m.E. davon unberührt. Zudem zeigt der Anstieg der Lagebeurteilung des vom Münchener ifo-Instituts ermittelten Geschäftsklimas, dass die heimischen Unternehmen weiterhin eine rege Geschäftstätigkeit vermelden. Es waren die Erwartungen, welche um die Jahreswende 2015/16 deutlich zurückgegangen sind und damit den Gesamtindex gedrückt hatten. Die Unternehmen machten sich vor allem Sorgen um die weitere Entwicklung in China. Dazu kamen die Turbulenzen an den Weltbörsen und der rasante Ölpreisverfall. Letzteres verdient eine Erklärung. Während früher die Faustformel galt, wonach teures Öl der Konjunktur schadet und billiges Öl sie stützt, ist es heute unübersichtlicher. Denn mit dem Schieferöl-Boom in den USA hat sich das immer noch führende Industrieland der Welt zum drittgrößten Produzenten gemausert. Zudem hat die Nachfrage aus den ölproduzierenden Staaten auch den deutschen Export beflügelt. Außerdem darf man den Zusammenhang zwischen den Einnahmen aus dem Ölgeschäft und der politischen Stabilität in Ländern wie Russland nicht aus den Augen verlieren. Der niedrige Ölpreis basiert u. E. auf einem zu hohen Angebot. Vor allem bzgl. Chinas wurden damit überzogene Wachstumserwartungen korrigiert. Damit sind fallende Ölpreise weltweit gesehen eher ein Zeichen der Schwäche als eine Chance auf einen neuen Boom. Aber wieder zurück zur heimischen Wirtschaft. So wie es aussieht, hat sie die oben erwähnten Risiken gut gemeistert, die schlimmsten Befürchtungen haben sich jedenfalls bislang als unbegründet herausgestellt. Dazu kommt, dass die deutsche Konjunktur derzeit in ungewöhnlich hohem Maße von der Binnennachfrage gestützt wird. M ARKT DEUTSCHLAND Am 13. Mai gibt es die Zahlen für das erste Quartal. Vermutlich guter Start ins Jahr 2016. Sorgen um die Jahreswende 2015/16 liegen hinter uns. Zusammenhang von Ölpreis und Konjunktur hat sich verändert. Deutschland: Binnennachfrage stützt. Der private Konsum profitiert dabei von der guten Lage am Arbeitsmarkt ebenso wie von FREITAG, 01. APRIL 2016 BITTE BEACHTEN SIE DEN DISCLAIMER UND WICHTIGE OFFENLEGUNGSTATBESTÄNDE IM ANHANG-1 CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS LBBW RESEARCH Burkerts Blick Kommentar des LBBW Chefvolkswirts der niedrigen Inflation. Mögen Inflationsraten um die 0% aus Sicht der EZB ein zweischneidiges Schwert sein, weil die Geldpolitik dadurch erschwert wird bzw. eine deflationäre Abwärtsspirale droht. Für die Konsumenten ist die niedrige Inflation zunächst einmal erfreulich. Gestärkt wird die Kaufkraft der privaten Haushalte übrigens durch die Erhöhung der Renten um durchschnittlich 5% ab Juli dieses Jahres. Damit deutet sich an, dass der Konsum noch eine Weile die Stütze der Konjunktur bleiben wird. Da wir derzeit davon ausgehen, dass bedingt durch den Zustrom der Migranten auch die Staatsausgaben steigen werden und die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen ähnlich stark zulegen dürften wie im Vorjahr – da waren es 3,6 % -, sind wir für das Gesamtjahr 2016 weiterhin zuversichtlich. Summa summarum dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung um 1,7 % zum Vorjahr steigen, wobei in dieser Zahl ein Kalendereffekt um 0,1 % noch nicht berücksichtigt ist, d.h. der tatsächliche Ausstoß dürfte sogar um 1,8 % zunehmen, bedingt durch die Lage der Feiertage (der 1. Mai fällt dieses Jahr auf einen Sonntag und das Weihnachtsfest überlappt sich mit einem Wochenende). Wir können folglich mit der aktuellen Situation in Deutschland zufrieden sein, aber zwei Tropfen Wasser muss ich dem Wein zusetzen. Zum einen bleibt die konjunkturelle Lage in Deutschland solange gefährdet, wie die Weltkonjunktur anfällig ist für Rückschläge in China. Ich halte die Lage dort zwar nicht für besorgniserregend, weil eine Verlangsamung des Wachstumstempos im Reich der Mitte auf demnächst 6% bis 6½ % für die allmählich reifende Volkswirtschaft normal wäre. Ein Rest Unsicherheit bleibt gleichwohl. Zum anderen bedeuten Wachstumsraten von 1,5% oder mehr in Deutschland inzwischen schon fast so etwas wie Hochkonjunktur. Übrigens gilt das auch für die Weltwirtschaft insgesamt. Unter Ökonomen wird diese „säkulare Stagnation“ seit einiger Zeit intensiver diskutiert und es ist unklar, ob es sich z.B. um eine Spätfolge der Finanzkrise handelt oder um ein eher technisch bedingtes Phänomen fehlender Innovationen. Aber offenbar hat die Wachstumsrate der Weltwirtschaft nachgelassen und liegt nur noch bei rund „3% plus X“ verglichen mit über 4% vor der Finanzkrise. Viel weltweiten Zuwachs zu verteilen gibt es daher in den kommenden Jahren wohl nicht mehr, wenn man zudem berücksichtigt, dass die großen Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Nigeria oder Indonesien eine unverändert rasch zunehmende Bevölkerung versorgen müssen. In gewisser Weise rechtfertigt das bescheidene Realwachstum auch die niedrigen Realzinsen, wenngleich ich für Deutschland das aktuelle Niveau von fast 0 % für zu niedrig halte. Aber in dieser Welt niedriger Wachstumsraten und Realzinsen werden Investoren sich wohl noch geraume Zeit zurechtfinden müssen. Vielleicht zeigt die Statistik aber auch nicht das komplette Bild, da auch hier die Digitalisierung neue Herausforderungen mit sich bringt. Aber das ist einen eigenen Blick wert. Gute Lage am Arbeitsmarkt,… …niedrige Inflation… …und höhere Renten beflügeln. Weiterhin Zuversicht für 2016. China sollte beobachtet werden. Schlagwort von der „säkularen Stagnation“. Niedrigzinsumfeld bleibt uns erhalten. Anhang 1: Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Postfach 16 03 19, 60066 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Postfach 1253, 53002 Bonn / Postfach 50 01 54, 60391 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen. FREITAG, 01. APRIL 2016 Stuttgart/Mainz Am Hauptbahnhof 2 70173 Stuttgart Phone +49 711 127-25200 Fax +49 711 127-25191
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