Zu Burkerts Blick

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LBBW RESEARCH
Burkerts Blick
Kommentar des LBBW Chefvolkswirts
Der Unsicherheit trotzen!
Uwe Burkert
Chefvolkswirt und
Leiter Research
[email protected]
FOKUS
AKTIEN UND DEVISEN
Urlaubs- und Investmentplanung in Zeiten unruhiger politischer Entwicklungen.
M ARKT
GLOBAL
Angesichts der verschärften Sicherheitslage und der ungünstigen politischen
Entwicklungen in einer Reihe von potenziellen Urlaubsländern haben viele Menschen
dieser Tage sicherlich nicht nur Sorgen mit Blick auf ihr Portfolio, sondern vor allem auch
hinsichtlich der Wahl ihres Urlaubsziels.
So hatten schon vor dem Putschversuch viele Touristen einen Bogen um die Türkei
gemacht. Im Mai etwa lag die Zahl ausländischer Touristen ein gutes Drittel niedriger als
noch ein Jahr zuvor. Seit dem Putschversuch zeichnen sich nun eine immer schnellere
Machtkonzentration bei Präsident Erdogan sowie eine weitere Schwächung der
gesellschaftlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft ab. Ich verfolge diese Entwicklung
mit großer Sorge; nicht zuletzt zieht sie auch handfeste wirtschaftliche Konsequenzen für
das Land nach sich. Die rückläufigen Touristenzahlen sind dafür ein anschauliches
Beispiel. Stärker ins Gewicht dürfte allerdings fallen, dass die politische Entwicklung das
Vertrauen ausländischer Investoren zerstört. Aufgrund ihres chronischen
Leistungsbilanzdefizits ist die Türkei aber auf den beständigen Zufluss ausländischen
Kapitals angewiesen. Vor diesem Hintergrund rechne ich mit einer weiteren Abwertung der
Türkischen Lira in den kommenden zwölf Monaten. Insofern könnte der Türkei-Urlaub im
kommenden Jahr – sofern er angesichts der politischen Wirren überhaupt noch geplant ist
- etwas günstiger werden. Dass er 2017 auch unter freundlicheren politischen Vorzeichen
stehen wird, bleibt nur zu hoffen.
Wer mit Blick auf einen drohenden politischen Wetterumschwung bei der USPräsidentenwahl im November noch in diesem Sommer in die USA reisen mag, findet
einen eher teuren US-Dollar vor. Im kommenden Jahr wird es aber wohl noch nicht zur
Korrektur kommen, so dass ein Verschieben des USA-Besuchs auf 2017 in dieser Hinsicht
keinen Sinn machen dürfte. Möglicherweise fände er dann unter einem US-Präsidenten
Donald Trump statt. In Europa kaum beachtet, ist der einst komfortable Vorsprung Hillary
Clintons in den Meinungsumfragen zuletzt auf nur noch 2-3 Prozentpunkte
zusammengeschmolzen.
Die politischen Turbulenzen in Großbritannien haben aus Urlaubersicht zumindest vorerst
positive Konsequenzen. Das Votum für einen EU-Austritt könnte zwar künftig das Reisen
etwas erschweren, es wird aber wohl erst in gut zwei Jahren zum tatsächlichen Verlassen
des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union kommen. Das Britische Pfund
wertete hingegen sofort ab und macht den Großbritannien-Urlaub günstiger. Seit
Jahresbeginn gab das Pfund immerhin um 12% gegenüber dem Euro nach.
FREITAG, 22. JULI 2016
Entwicklung in der Türkei immer besorgniserregender.
Wirtschaftliche Belastungen werden für die
Türkei nicht ausbleiben.
Türkische Lira dürfte sich weiter verbilligen.
USA sind zwar historisch teuer, das wird
sich auf kurze Sicht aber nicht ändern.
Donald Trump als Präsident keineswegs
ausgeschlossen.
Urlaub in Großbritannien günstig.
BITTE BEACHTEN SIE DEN DISCLAIMER UND WICHTIGE OFFENLEGUNGSTATBESTÄNDE IM ANHANG-1
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Kommentar des LBBW Chefvolkswirts
Da die Renditen von Rententiteln auf Rekordtiefs gefallen sind, stellt sich auch für den
Urlauber die Frage, was mit dem Ersparten zu tun ist. Soll er nun in Aktien investieren?
Historisch gesehen waren die Monate August und September mit einer durchschnittlichen
Performance von rund minus 2,5% seit 1988 die beiden schlechtesten Börsenmonate des
gesamten Jahres. Nur in sechs der seither abgeschlossenen 28 Sommerperioden kamen
die Anleger komplett ungeschoren davon. Oftmals änderte sich im Verlauf jedoch das
Börsenwetter. Betrachtet man diese beiden Sommermonate daher nicht isoliert, sondern
als Gesamtheit, sieht das Bild auf den ersten Blick deutlich besser aus. Nun stehen 13
Gewinn- „nur“ 15 Verlustjahren gegenüber. Auf den zweiten Blick ist die Bilanz allerdings
nach wie vor getrübt. Während der DAX in den fünf „heißesten“ Aktiensommern im
Durchschnitt nämlich „nur“ um 6% stieg, brach er in den fünf Sommern mit
„Wetterkapriolen“ im Mittel um 26% ein. Obige Idee noch einmal aufgegriffen, könnte der
Urlaub daher in Bezug auf den Aktienmarkt schnell teurer werden als ursprünglich
kalkuliert. Zudem war der Markt vor Ferienbeginn oft auch bereits schon „heiß“ gelaufen.
Aber angesichts der historischen Umbrüche, die wir gerade erleben, kann man auch beim
Aktienmarkt m.E. derzeit nicht zu viel aus der Vergangenheit lernen.
Auch wenn das wirkliche Wetter in den
Monaten August und September zumeist
schön ist … an den Börsen waren in der
Sommerzeit oft „Wetterkapriolen“ zu
beobachten.
Relativ zu seiner eigenen Historie ist der DAX jedenfalls gerade - wenn auch nicht richtig
billig – so doch wenigstens sehr günstig bewertet. Und im Vergleich zu Bundesanleihen
war er noch nie so attraktiv wie heute. Mittelfristig – davon sind wir fest überzeugt –
dürften DAX-Aktien daher die bessere Alternative sein als Bundesanleihen. Kurzfristig sind
wir hingegen - und das nicht nur wegen der saisonal schwierigen Phase, die vor uns steht
– weniger positiv gestimmt. Denn die wirtschaftlichen Folgen des britischen Brexit-Votums
lassen sich noch nicht abschätzen. Und politisch dürfte die „europäische Idee“ nun in noch
unruhigerem Fahrwasser sein als schon zuvor. Denn verhandelt die EU mit Großbritannien
zu „soft“, könnten andere Länder ebenfalls mit einem Ausstieg drohen oder zumindest
Sonderrechte einfordern; im Fall zu harter Bandagen drohen hingegen verhärtete Fronten,
im schlimmsten Falle sogar ein Rosenkrieg.
Nicht zuletzt relativ zu Bundesanleihen ist
der DAX so attraktiv wie noch nie.
Um einen unbeschwerten Urlaub zu genießen, würde ich daher erstmal auf Nummer sicher
gehen und erst nach dem Urlaub wieder in Aktien investieren.
Mit neuen Aktieninvestments sollte daher
bis zum Ferienende gewartet werden.
Mittelfristig dürften Aktien daher Anleihen
schlagen. Kurzfristig sind wir aber nicht
zuletzt wegen den Folgen des Brexit
weniger positiv gestimmt.
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FREITAG, 22. JULI 2016
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