CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS Burkerts Blick Kommentar des LBBW Chefvolkswirts Zinsvorteil verleiht Dollar Flügel Uwe Burkert Chefvolkswirt [email protected] FOKUS GELD UND WÄHRUNG Amerika bietet mehr als Geld und Zinsen. MARKT VEREINIGTE STAATEN Die Verlautbarungen der US-Notenbank vom Mittwoch geben Anlass verstärkt darüber nachzudenken, welche Konsequenzen dies für den weiteren Pfad der US-Leitzinsen sowie den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar hat. Die Fed strich nämlich in ihrer Presseerklärung die Formulierung „can be patient“ und öffnete damit die Tür für eine Leitzinserhöhung auf der Sitzung des Offenmarktausschusses FOMC im Juni 2015. Dies gilt umso mehr, da der faktische Ausschluss einer Leitzinserhöhung im April zum Umkehrschluss, dass eine Erhöhung im Juni erfolgen wird, einlädt. Es passt auch zu dem von einigen Mitgliedern des FOMC im Vorfeld vermittelten Bild, dass die Fed durch die augenblickliche Verlangsamung des US-Wachstums hindurchschaue. Dem steht jedoch entgegen, dass der FOMC seine Projektionen für das Niveau der Arbeitslosenquote, ab der steigender Inflationsdruck zu erwarten ist, auf nun bis zu 5,0 % gesenkt hat. Die USNotenbank will sich offenbar vor dem Hintergrund der jüngst auf 5,5 % gesunkenen Arbeitslosenquote des Drucks entledigen, angesichts des Erreichens dieses Werts für Vollbeschäftigung handeln zu müssen und hat daher diese Schwelle gesenkt. Dieses Verhalten dürfte der Glaubwürdigkeit der US-Notenbank allerdings nicht zuträglich sein. Im Ergebnis halten wir zwar somit an unserer seit geraumer Zeit vertretenen Prognose fest, dass die Fed im Juni dieses Jahres die Leitzinswende einläuten wird. Aber es ist nun ein sogenannter „close call“ geworden. Die Prognose für die weitere Leitzinsentwicklung haben wir jedoch in Anbetracht der neuen Fed-Projektionen für den Tagesgeldsatz nach unten angepasst. Wir erwarten nunmehr, dass das obere Ende des Zielbandes für den Tagesgeldsatz Ende 2015 auf lediglich 0,75 % lauten wird. Was heißt dies für den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar? Trotz der zuletzt relativ positiveren Konjunkturüberraschungen im Euroraum im Vergleich zu den USA, konnte der Euro gegenüber dem US-Dollar nicht an Wert gewinnen. Im Gegenteil: Die Abwärtsbewegung des Euro setzte sich im März beschleunigt fort. Der Kurs der Gemeinschaftswährung fiel von 1,12 US-Dollar Ende Februar bis auf unter 1,05 US-Dollar am 13. März 2015 und markierte damit ein Zwölfjahrestief. Hierfür dürften neben den Zinserhöhungserwartungen für die Federal Reserve auch die Maßnahmen der Quantitativen Lockerung der EZB ausschlaggebend gewesen sein. Denn EZB-Präsident Mario Draghi hatte ja im Anschluss an die bei der Ratssitzung Anfang März stattgefundenen Pressekonferenz erklärt, dass die EZB im Rahmen ihres Ankaufsprogramms festverzinsliche Wertpapiere mit negativer Rendite erwerben wird, solange deren Rendite das aktuelle Niveau des Satzes der EZB-Einlagenfazilität von derzeit -0,2 % noch übersteigt. Da die Renditen von Bundesanleihen bereits vor der EZB-Ratssitzung bis zum Laufzeitfenster von zwei Jahren unterhalb der Marke von -0,2 % lagen, spekulierten Markt- FREITAG, 20. MÄRZ 2015 Fed streicht Formulierung „can be patient“. US-Leitzinswende im Juni. Divergente Konjunkturentwicklung diesseits und jenseits des Atlantiks. QE-Maßnahmen der EZB. BITTE BEACHTEN SIE DEN DISCLAIMER UND WICHTIGE OFFENLEGUNGSTATBESTÄNDE IM ANHANG-1 CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS LBBW RESEARCH Burkerts Blick Kommentar des LBBW Chefvolkswirts teilnehmer darauf, dass die EZB notgedrungen vornehmlich Anleihen mit längerer Laufzeit erwerben wird. Infolgedessen halbierten sich die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen nahezu und rutschten bis auf ein Allzeittief von 0,20 % am 18. März 2015. Dadurch kletterte wiederum der Zinsvorteil von langlaufenden US-Staatsanleihen gegenüber ihren Pendants aus Deutschland auf das höchste Niveau seit Frühjahr 1989 und erhöhte damit die Attraktivität von in US-Dollar denominierten Anleihen. Sollte die Fed entsprechend unserer Prognose im Juni ihren Leitzins erhöhen, steht nicht zu erwarten, dass sich das beschriebene Auseinanderlaufen von Konjunkturüberraschungen und Wechselkursbewegung in diesem Umfeld korrigieren wird. Es kommt hinzu, dass die in den letzten Wochen zu beobachtende, von der EZB-Politik getriebene Ausweitung des Renditevorteils von langlaufenden US-Staatsanleihen gegenüber ihren Pendants aus Deutschland Bestand haben sollte. Nach unserer Prognose wird sich der Zinsvorsprung lang laufender Emissionen des USSchatzamtes erst in der ersten Jahreshälfte 2016 etwas verringern. Aus diesem Grund sollte sich die in den letzten Wochen erfolgte Aufwertung des US-Dollars auf mittlere Sicht nicht umkehren. Ein Erreichen der Parität ist zwar nicht auszuschließen, jedoch würde ein Eurokurs von 1 US-Dollar eine Abweichung um rund 20 % von dem „fairen“ Kurs gemäß Kaufkraftparität bedeuten. In der Vergangenheit hatten Abweichungen dieses Ausmaßes – die letzte erfolgte während des New Economy Booms Anfang des Jahrtausends – meist keinen langen Bestand. Im Ergebnis erwarte ich daher einen Eurokurs von 1,05 US-Dollar per Mitte 2015 und von 1,10 US-Dollar per Mitte 2016. US-Zinsvorteil weitet sich aus. Renditevorteil von US-Staatsanleihen dürfte Bestand haben. Kein dauerhaftes Unterschreiten der Parität. Euro/Dollarkurs von 1,05 per Mitte 2015 prognostiziert. Anhang 1: Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Postfach 16 03 19, 60066 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Postfach 1253, 53002 Bonn / Postfach 50 01 54, 60391 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. 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