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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
v o m
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Alarmsignal Bluthochdruck
Bis zu 30 Millionen Deutsche sind von Bluthochdruck betroffen und nur etwa jeder
Fünfte weiß davon. Das Tückische: er macht lange keine Beschwerden. Im Gegenteil,
man fühlt sich energiegeladen. Bleibt der Bluthochdruck unerkannt und unbehandelt,
drohen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenschäden.
Der Körper reagiert auf körperliche Belastung oder emotionalen Stress ganz natürlich
mit einer Erhöhung des Blutdrucks, damit
wir die Situation meistern können. Ist die
Belastung vorbei, sinkt der Blutdruck wieder. Doch viele stehen heute unter Daueranspannung und damit unter Dauerdruck, ein
Alarmsignal. Wird es überhört und nicht
gegengesteuert, entwickelt sich daraus das
Krankheitsbild.
In nur knapp zehn Prozent steckt hinter zu
hohem Blutdruck eine organische Ursache,
zum Beispiel eine Nieren-Erkrankung. Doch
bei über 90 Prozent ist er das Ergebnis von
Übergewicht, chronischem Stress, Rauchen,
falscher Ernährung, zu wenig Bewegung
oder zu viel Alkohol. Auch zu wenig Schlaf
kann schuld sein.
Bluthochdrucksenker: Gefahr auf Rezept?
Ist der Blutdruck ständig zu hoch, werden
die Blutgefäße geschädigt. Um das zu verhindern, verschreiben viele Ärzte Medikamente, die den Druck senken sollen. Sie
heißen ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Kalziumantagonisten oder Diuretika. Was viele
nicht wissen: Sie können starke Nebenwirkungen haben.
Für Ullrich F. äußern sich die Nebenwirkungen das erste Mal ganz plötzlich während
des Autofahrens. Seine Schwindelattacken
sind so stark, dass er mehrfach an Parkplätzen anhalten und aussteigen muss. Er ist als
selbstständiger Tischler viel unterwegs zu
Kunden, fährt oft allein im Auto.
Vier Medikamente muss der 52-Jährige gegen seinen Bluthochdruck einnehmen. Außer den Schwindelattacken verursachen sie
trockenen Husten und ständige Müdigkeit.
Seine Beine sind geschwollen, er fühlt sich
schlapp und kann kaum noch Treppen steigen. Fast zehn Jahre belasten ihn Nebenwirkungen der Medikamente.
Weil er sich irgendwann nicht mehr länger
quälen will, wendet er sich an die Klinik für
Integrative Medizin in Bad Elster. Dort beschäftigt er sich zum ersten Mal mit den
Ursachen für seinen hohen Blutdruck: zu
wenig Bewegung, falsche Ernährung, zu viel
Stress. Ab jetzt stehen täglich Kneipp-Kuren,
Sport und eine ausgewogene Ernährung auf
dem Programm. In Einzelgesprächen mit
Psychologen lernt er, wie er Stressmomente
erkennen und bewältigen kann.
Es grenzt an ein Wunder: Nach nur drei
Wochen Kur kommt er ohne Medikamente
aus, seine Blutdruckwerte sind wieder nor1
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mal. Auch seine Lebensqualität hat sich
deutlich verbessert. Die vielen Tabletten
gehören für ihn hoffentlich zur Vergangenheit.
Ständig unter Strom
Viele Menschen stehen im wahrsten Sinne
des Wortes unter Druck. Hält der Stress
dauerhaft an, lässt das auch den Blutdruck
steigen. Der Körper produziert das Stresshormon Adrenalin. Es wird in der Nebenniere gebildet und ins Blut ausgeschüttet. Dieses Hormon funktioniert wie ein Signal und
löst eine ganze Kettenreaktion aus: Es feuert
im vegetativen Nervensystem den Sympathikus an, damit unser Herz-Kreislauf-System
auf Hochtouren läuft. Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Wir sind für den Kampf
bereit – für welchen auch immer. Aus evolutionärer Sicht ein guter Mechanismus.
Ist der Stress vorbei, wird das Hormon wieder abgebaut, dann hat der Parasympathikus das Sagen: die Herzfrequenz sinkt, der
Blutdruck ebenfalls, es ist Entspannung angesagt. Hält der Stress aber über längere
Zeit an, wird ständig Adrenalin produziert.
Die Folge: Der Körper hat keine Ruhephasen
mehr, er kann sich nicht mehr ausreichend
erholen. Oft kommt es zu Schlafstörungen.
Besonders häufig von Stress betroffen sind
Frauen zwischen 35 bis 45 Jahren. Arbeit,
Familie, Haushalt: viele Anforderungen, die
täglich rund um die Uhr erledigt werden
wollen, wie bei Katja Gerber. Die 39-Jährige
ist Lehrerin und dreifache Mutter. Ihr Tag
beginnt 5:30 Uhr. Bis zum Abend ist jede
Minute durchgeplant. Zeit zum Entspannen
bleibt kaum. Sie steht ständig „unter
Strom“, kann nicht mehr abschalten, schläft
schlecht. Und das macht sich inzwischen
auch mit hohem Blutdruck bemerkbar. Für
Sie und alle Stressgeplagten ein paar hilfreiche Tipps:
Was tun gegen Dauerstress?
Fünf hilfreiche Tipps für alle Stressgeplagten:
1. Entspannungsmomente einplanen
Sie müssen nicht lang sein, schon 15 Minuten täglich reichen aus, um kurz „herunter
zu fahren“. Egal, ob mit einem Buch, beim
Unkraut ziehen auf dem Balkon oder beim
Einkaufsbummel: kleine Auszeiten bauen
Stresshormone ab. Also regelmäßig fest
einplanen und nicht dabei stören lassen!
2. Tief Luft holen
Das ist ganz wörtlich gemeint. Man sollte
ein paar Minuten am Tag ganz bewusst tief
in den Bauch atmen. Das entspannt und
baut Stress ab. Man kann überprüfen, ob
man es richtig macht, indem man die Hand
flach auf den Bauch legt. Wer diese Atemübung regelmäßig macht, kurbelt die
Durchblutung an und kann damit tatsächlich seinen Blutdruck senken.
3. Viel bewegen
Erhöhen Sie Ihr alltägliches Bewegungsvolumen. Wünschenswert sind mindestens
3.000 Schritte am Tag, optimal 10.000 (etwa sechs Kilometer). Bewegung senkt
nachweislich den Blutdruck. Auch beim
Sport wird Stress abgebaut. Außerdem
schüttet unser Körper dabei Endorphine,
also Glückshormone aus. Die sorgen zusätzlich für gute Laune!
4. Achtsamkeitsübungen
Schalten Sie den Automatik-Modus aus und
nehmen sie alltägliche Dinge ganz bewusst
wahr: Denken Sie beim Duschen nicht an
die Aktenberge im Büro, sondern konzentrieren Sie sich auf Gerüche und Geräusche.
Essen Sie das Frühstück nicht nebenbei,
sondern achten Sie intensiv auf den verschiedenen Geschmack usw.
Diese Übungen lassen sich auch mit wenig
Zeitaufwand unkompliziert über den ganzen
Tag einbauen. Sie holen uns für einen kurzen Moment aus der Stressfalle und sind
deshalb so wichtig.
5. Progressive Muskelentspannung
Im Sitzen oder Liegen die Muskeln an Beinen, Armen, Bauch nacheinander für je sieben Sekunden anspannen und danach wieder entspannen. Die bewusste Entspannung
der Muskeln bewirkt eine Entspannung im
ganzen Körper.
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Vorsicht, verstecktes Salz
Durchschnittlich nehmen wir bis zu zwölf Gramm Salz pro Tag zu uns. Circa 50 Prozent der
Bluthochdruckpatienten reagieren empfindlich auf Salz. Darum macht es Sinn, den Salz-Konsum
einzuschränken. Vier bis fünf Gramm Salz weniger pro Tag, kann den Blutdruck um fünf mmHg
senken. Also lieber mit Kräutern würzen und wenig verarbeitetes Fleisch oder Fertigprodukte
essen. Die enthalten oft besonders viel Salz. Tägliche Salz-Empfehlung: maximal fünf bis sechs
Gramm. Auch bei Mineralwassern lohnt es sich, den Natriumgehalt zu überprüfen. Er sollte unter 100 Milligramm pro Kilogramm liegen.
Runter mit den Pfunden!
Mit Abnehmen lässt sich effektiv Blutdruck
senken! Schon ein Kilogramm Körpergewicht weniger bewirkt eine Senkung von 1
bis 2 mmHg. Wer zehn Kilogramm abspeckt, kann seinen Blutdruck also um 10
bis 20 mmHg senken. Die Hauptsenkung
tritt dabei in den ersten vier Wochen ein. Ein
weiterer Effekt: Übergewichtige sind stärker
salzsensitiv. Wenn die Patienten abnehmen,
lässt auch die Salzempfindlichkeit nach. Und
noch ein guter Grund ein paar Kilos loszuwerden: Adipöse haben mehr von dem
Stresshormon Noradrenalin im Blut. Auch
das erhöht den Blutdruck. Beim Abnehmen
sinkt automatisch auch der Pegel des
Stresshormons.
Natürliche Blutdrucksenker
Am Immanuel Krankenhaus in Berlin läuft
seit letztem Jahr eine Studie zu Ernährung
und Bluthochdruck. Die Ergebnisse scheinen
die positiven Effekte zu bestätigen. Hier
einige Empfehlungen.
Roter Bete: Der Körper wandelt sie in Nitrite um. Mithilfe von Enzymen bildet sich
daraus Stickstoffmonoxid, das die Gefäße
weitet und damit den Blutdruck nachweislich senkt. Auch in Salat, Weißkohl und Fenchel sind reichlich Nitrate enthalten.
Sellerie enthält Phthalide. Das sind ätherische Öle, die die Wände der Arterien entspannen und die Gefäße weiten. Außerdem
bauen die Phthalide Stresshormone ab. Besonders wirksam ist Selleriesaft. Staudensellerie wirkt auch noch entwässernd.
Spinat und Avocado sind reich an den
Mineralstoffen Kalium, Kalzium und Magnesium. Sie helfen ebenso den Blutdruck in
Schach zu halten.
Auch Vitamine schützen vor hohem Blutdruck, besonders die Vitamine C und D.
Bananen, Schnittlauch, Kartoffeln oder
Sardinen sind reich an Vitamin B6, das
auch blutdrucksenkend wirkt.
Apfelessig fördert durch seinen hohen
Kaliumanteil die Kochsalzausscheidung. Das
führt zur Senkung von hohem Blutdruck.
Dazu zwei Teelöffel Apfelessig in ein Glas
Wasser geben und täglich ein bis zwei Gläser davon trinken. Der blutdrucksenkende
Effekt stellt sich jedoch erst nach längerer
Zeit ein.
Honig wirkt entspannend. Außerdem enthält er viele Vitamine wie Vitamin C, Thiamin und Riboflavin. Auch seine Mineralstoffe Eisen, Magnesium und Kalium helfen den
Blutdruck zu senken.
Grüner Tee soll Ablagerungen in den Gefäßen verhindern und sie elastisch halten. Er
verringert die Produktion von Angiotensin,
einem Stoff, der den Blutdruck erhöht. Besonders gut wirken die Grünteesorten Sencha und GABA. Sie sind reich an speziellen
Aminosäuren. Doch Vorsicht bei der Einnahme von Beta-Blockern: Der Tee kann die
Aufnahme der Medikamente im Darm beeinträchtigen.
Kneipp-Armbad
Auch ein Armbad kann den Blutdruck senken. Dazu 33 Grad warmes Wasser in eine
Schüssel oder das Waschbecken gießen.
Wichtig ist, dass beide Unterarme bis zum
Ellenbogen bequem hineinpassen. Dann
langsam wärmeres Wasser dazu gießen. Das
weitet die Gefäße, entspannt und senkt so
den Blutdruck.
Aderlass oder Blutspende
Am Immanuel Krankenhaus Berlin wurde in
einer Studie untersucht, wie wirksam Aderlass bei der Behandlung von Bluthochdruckpatienten sein kann.
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300 Probanden ließen sich dazu im Abstand
von zwei Monaten jeweils knapp einen halben Liter Blut abnehmen, die gleiche Menge
wie bei einer Blutspende. Nach einem Jahr
gab es ein verblüffendes Ergebnis: der Blutdruck sank bei den Studienteilnehmern im
Schnitt um 16 mmHg. Außerdem stabilisierte er sich auf diesem niedrigeren Niveau,
wenn der Aderlass regelmäßig alle zwei bis
drei Monate fortgeführt wurde.
Einen genauen Grund können die Wissenschaftler noch nicht benennen. Sie vermuten das geringere Volumen als Hauptursache, da das Herz weniger Druck aufbauen
muss, um das Blut im Körper zu transportieren. Eine weitere mögliche Erklärung sehen
die Mediziner in der Neuproduktion der
roten Blutkörperchen, die flexibler und leichter verformbar als die alten sind und sich so
mit weniger Druck durch die Gefäße pumpen lassen. Auch der geringere Anteil von
Eisen könnte eine Ursache für die blutdrucksenkende Wirkung sein.
Fest steht, dass Menschen, die regelmäßig
Blut spenden, seltener an Erkrankungen wie
Herzinfarkt, Schlaganfall oder Angina Pectoris erkranken.
Buchtipps
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Gäste im Studio
Anke Wißgott, FA für Allgemeinmedizin, Deutsche Klinik für Integrative Medizin
und Naturheilverfahren GmbH, Bad Elster
Katja Gerber, Patientin aus Leipzig
Anschrift/ Thema der nächsten Sendung
MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“
Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund;
E-Mail: [email protected]
Thema der Sendung vom 26.03.2015: “Frühjahrskur“
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