Seite 1 von 4 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 9 . 0 3 . 2 0 1 5 Alarmsignal Bluthochdruck Bis zu 30 Millionen Deutsche sind von Bluthochdruck betroffen und nur etwa jeder Fünfte weiß davon. Das Tückische: er macht lange keine Beschwerden. Im Gegenteil, man fühlt sich energiegeladen. Bleibt der Bluthochdruck unerkannt und unbehandelt, drohen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenschäden. Der Körper reagiert auf körperliche Belastung oder emotionalen Stress ganz natürlich mit einer Erhöhung des Blutdrucks, damit wir die Situation meistern können. Ist die Belastung vorbei, sinkt der Blutdruck wieder. Doch viele stehen heute unter Daueranspannung und damit unter Dauerdruck, ein Alarmsignal. Wird es überhört und nicht gegengesteuert, entwickelt sich daraus das Krankheitsbild. In nur knapp zehn Prozent steckt hinter zu hohem Blutdruck eine organische Ursache, zum Beispiel eine Nieren-Erkrankung. Doch bei über 90 Prozent ist er das Ergebnis von Übergewicht, chronischem Stress, Rauchen, falscher Ernährung, zu wenig Bewegung oder zu viel Alkohol. Auch zu wenig Schlaf kann schuld sein. Bluthochdrucksenker: Gefahr auf Rezept? Ist der Blutdruck ständig zu hoch, werden die Blutgefäße geschädigt. Um das zu verhindern, verschreiben viele Ärzte Medikamente, die den Druck senken sollen. Sie heißen ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Kalziumantagonisten oder Diuretika. Was viele nicht wissen: Sie können starke Nebenwirkungen haben. Für Ullrich F. äußern sich die Nebenwirkungen das erste Mal ganz plötzlich während des Autofahrens. Seine Schwindelattacken sind so stark, dass er mehrfach an Parkplätzen anhalten und aussteigen muss. Er ist als selbstständiger Tischler viel unterwegs zu Kunden, fährt oft allein im Auto. Vier Medikamente muss der 52-Jährige gegen seinen Bluthochdruck einnehmen. Außer den Schwindelattacken verursachen sie trockenen Husten und ständige Müdigkeit. Seine Beine sind geschwollen, er fühlt sich schlapp und kann kaum noch Treppen steigen. Fast zehn Jahre belasten ihn Nebenwirkungen der Medikamente. Weil er sich irgendwann nicht mehr länger quälen will, wendet er sich an die Klinik für Integrative Medizin in Bad Elster. Dort beschäftigt er sich zum ersten Mal mit den Ursachen für seinen hohen Blutdruck: zu wenig Bewegung, falsche Ernährung, zu viel Stress. Ab jetzt stehen täglich Kneipp-Kuren, Sport und eine ausgewogene Ernährung auf dem Programm. In Einzelgesprächen mit Psychologen lernt er, wie er Stressmomente erkennen und bewältigen kann. Es grenzt an ein Wunder: Nach nur drei Wochen Kur kommt er ohne Medikamente aus, seine Blutdruckwerte sind wieder nor1 Seite 2 von 4 mal. Auch seine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert. Die vielen Tabletten gehören für ihn hoffentlich zur Vergangenheit. Ständig unter Strom Viele Menschen stehen im wahrsten Sinne des Wortes unter Druck. Hält der Stress dauerhaft an, lässt das auch den Blutdruck steigen. Der Körper produziert das Stresshormon Adrenalin. Es wird in der Nebenniere gebildet und ins Blut ausgeschüttet. Dieses Hormon funktioniert wie ein Signal und löst eine ganze Kettenreaktion aus: Es feuert im vegetativen Nervensystem den Sympathikus an, damit unser Herz-Kreislauf-System auf Hochtouren läuft. Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Wir sind für den Kampf bereit – für welchen auch immer. Aus evolutionärer Sicht ein guter Mechanismus. Ist der Stress vorbei, wird das Hormon wieder abgebaut, dann hat der Parasympathikus das Sagen: die Herzfrequenz sinkt, der Blutdruck ebenfalls, es ist Entspannung angesagt. Hält der Stress aber über längere Zeit an, wird ständig Adrenalin produziert. Die Folge: Der Körper hat keine Ruhephasen mehr, er kann sich nicht mehr ausreichend erholen. Oft kommt es zu Schlafstörungen. Besonders häufig von Stress betroffen sind Frauen zwischen 35 bis 45 Jahren. Arbeit, Familie, Haushalt: viele Anforderungen, die täglich rund um die Uhr erledigt werden wollen, wie bei Katja Gerber. Die 39-Jährige ist Lehrerin und dreifache Mutter. Ihr Tag beginnt 5:30 Uhr. Bis zum Abend ist jede Minute durchgeplant. Zeit zum Entspannen bleibt kaum. Sie steht ständig „unter Strom“, kann nicht mehr abschalten, schläft schlecht. Und das macht sich inzwischen auch mit hohem Blutdruck bemerkbar. Für Sie und alle Stressgeplagten ein paar hilfreiche Tipps: Was tun gegen Dauerstress? Fünf hilfreiche Tipps für alle Stressgeplagten: 1. Entspannungsmomente einplanen Sie müssen nicht lang sein, schon 15 Minuten täglich reichen aus, um kurz „herunter zu fahren“. Egal, ob mit einem Buch, beim Unkraut ziehen auf dem Balkon oder beim Einkaufsbummel: kleine Auszeiten bauen Stresshormone ab. Also regelmäßig fest einplanen und nicht dabei stören lassen! 2. Tief Luft holen Das ist ganz wörtlich gemeint. Man sollte ein paar Minuten am Tag ganz bewusst tief in den Bauch atmen. Das entspannt und baut Stress ab. Man kann überprüfen, ob man es richtig macht, indem man die Hand flach auf den Bauch legt. Wer diese Atemübung regelmäßig macht, kurbelt die Durchblutung an und kann damit tatsächlich seinen Blutdruck senken. 3. Viel bewegen Erhöhen Sie Ihr alltägliches Bewegungsvolumen. Wünschenswert sind mindestens 3.000 Schritte am Tag, optimal 10.000 (etwa sechs Kilometer). Bewegung senkt nachweislich den Blutdruck. Auch beim Sport wird Stress abgebaut. Außerdem schüttet unser Körper dabei Endorphine, also Glückshormone aus. Die sorgen zusätzlich für gute Laune! 4. Achtsamkeitsübungen Schalten Sie den Automatik-Modus aus und nehmen sie alltägliche Dinge ganz bewusst wahr: Denken Sie beim Duschen nicht an die Aktenberge im Büro, sondern konzentrieren Sie sich auf Gerüche und Geräusche. Essen Sie das Frühstück nicht nebenbei, sondern achten Sie intensiv auf den verschiedenen Geschmack usw. Diese Übungen lassen sich auch mit wenig Zeitaufwand unkompliziert über den ganzen Tag einbauen. Sie holen uns für einen kurzen Moment aus der Stressfalle und sind deshalb so wichtig. 5. Progressive Muskelentspannung Im Sitzen oder Liegen die Muskeln an Beinen, Armen, Bauch nacheinander für je sieben Sekunden anspannen und danach wieder entspannen. Die bewusste Entspannung der Muskeln bewirkt eine Entspannung im ganzen Körper. 2 Seite 3 von 4 Vorsicht, verstecktes Salz Durchschnittlich nehmen wir bis zu zwölf Gramm Salz pro Tag zu uns. Circa 50 Prozent der Bluthochdruckpatienten reagieren empfindlich auf Salz. Darum macht es Sinn, den Salz-Konsum einzuschränken. Vier bis fünf Gramm Salz weniger pro Tag, kann den Blutdruck um fünf mmHg senken. Also lieber mit Kräutern würzen und wenig verarbeitetes Fleisch oder Fertigprodukte essen. Die enthalten oft besonders viel Salz. Tägliche Salz-Empfehlung: maximal fünf bis sechs Gramm. Auch bei Mineralwassern lohnt es sich, den Natriumgehalt zu überprüfen. Er sollte unter 100 Milligramm pro Kilogramm liegen. Runter mit den Pfunden! Mit Abnehmen lässt sich effektiv Blutdruck senken! Schon ein Kilogramm Körpergewicht weniger bewirkt eine Senkung von 1 bis 2 mmHg. Wer zehn Kilogramm abspeckt, kann seinen Blutdruck also um 10 bis 20 mmHg senken. Die Hauptsenkung tritt dabei in den ersten vier Wochen ein. Ein weiterer Effekt: Übergewichtige sind stärker salzsensitiv. Wenn die Patienten abnehmen, lässt auch die Salzempfindlichkeit nach. Und noch ein guter Grund ein paar Kilos loszuwerden: Adipöse haben mehr von dem Stresshormon Noradrenalin im Blut. Auch das erhöht den Blutdruck. Beim Abnehmen sinkt automatisch auch der Pegel des Stresshormons. Natürliche Blutdrucksenker Am Immanuel Krankenhaus in Berlin läuft seit letztem Jahr eine Studie zu Ernährung und Bluthochdruck. Die Ergebnisse scheinen die positiven Effekte zu bestätigen. Hier einige Empfehlungen. Roter Bete: Der Körper wandelt sie in Nitrite um. Mithilfe von Enzymen bildet sich daraus Stickstoffmonoxid, das die Gefäße weitet und damit den Blutdruck nachweislich senkt. Auch in Salat, Weißkohl und Fenchel sind reichlich Nitrate enthalten. Sellerie enthält Phthalide. Das sind ätherische Öle, die die Wände der Arterien entspannen und die Gefäße weiten. Außerdem bauen die Phthalide Stresshormone ab. Besonders wirksam ist Selleriesaft. Staudensellerie wirkt auch noch entwässernd. Spinat und Avocado sind reich an den Mineralstoffen Kalium, Kalzium und Magnesium. Sie helfen ebenso den Blutdruck in Schach zu halten. Auch Vitamine schützen vor hohem Blutdruck, besonders die Vitamine C und D. Bananen, Schnittlauch, Kartoffeln oder Sardinen sind reich an Vitamin B6, das auch blutdrucksenkend wirkt. Apfelessig fördert durch seinen hohen Kaliumanteil die Kochsalzausscheidung. Das führt zur Senkung von hohem Blutdruck. Dazu zwei Teelöffel Apfelessig in ein Glas Wasser geben und täglich ein bis zwei Gläser davon trinken. Der blutdrucksenkende Effekt stellt sich jedoch erst nach längerer Zeit ein. Honig wirkt entspannend. Außerdem enthält er viele Vitamine wie Vitamin C, Thiamin und Riboflavin. Auch seine Mineralstoffe Eisen, Magnesium und Kalium helfen den Blutdruck zu senken. Grüner Tee soll Ablagerungen in den Gefäßen verhindern und sie elastisch halten. Er verringert die Produktion von Angiotensin, einem Stoff, der den Blutdruck erhöht. Besonders gut wirken die Grünteesorten Sencha und GABA. Sie sind reich an speziellen Aminosäuren. Doch Vorsicht bei der Einnahme von Beta-Blockern: Der Tee kann die Aufnahme der Medikamente im Darm beeinträchtigen. Kneipp-Armbad Auch ein Armbad kann den Blutdruck senken. Dazu 33 Grad warmes Wasser in eine Schüssel oder das Waschbecken gießen. Wichtig ist, dass beide Unterarme bis zum Ellenbogen bequem hineinpassen. Dann langsam wärmeres Wasser dazu gießen. Das weitet die Gefäße, entspannt und senkt so den Blutdruck. Aderlass oder Blutspende Am Immanuel Krankenhaus Berlin wurde in einer Studie untersucht, wie wirksam Aderlass bei der Behandlung von Bluthochdruckpatienten sein kann. 3 Seite 4 von 4 300 Probanden ließen sich dazu im Abstand von zwei Monaten jeweils knapp einen halben Liter Blut abnehmen, die gleiche Menge wie bei einer Blutspende. Nach einem Jahr gab es ein verblüffendes Ergebnis: der Blutdruck sank bei den Studienteilnehmern im Schnitt um 16 mmHg. Außerdem stabilisierte er sich auf diesem niedrigeren Niveau, wenn der Aderlass regelmäßig alle zwei bis drei Monate fortgeführt wurde. Einen genauen Grund können die Wissenschaftler noch nicht benennen. Sie vermuten das geringere Volumen als Hauptursache, da das Herz weniger Druck aufbauen muss, um das Blut im Körper zu transportieren. Eine weitere mögliche Erklärung sehen die Mediziner in der Neuproduktion der roten Blutkörperchen, die flexibler und leichter verformbar als die alten sind und sich so mit weniger Druck durch die Gefäße pumpen lassen. Auch der geringere Anteil von Eisen könnte eine Ursache für die blutdrucksenkende Wirkung sein. Fest steht, dass Menschen, die regelmäßig Blut spenden, seltener an Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Angina Pectoris erkranken. Buchtipps Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Gäste im Studio Anke Wißgott, FA für Allgemeinmedizin, Deutsche Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren GmbH, Bad Elster Katja Gerber, Patientin aus Leipzig Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der Sendung vom 26.03.2015: “Frühjahrskur“ 4
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