Infoblatt vom 16.03.2016

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 16.03.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Wiederholungen im rbb Fernsehen:
17.03.2016 | 00:30 Uhr
19.03.2016 | 04:30 Uhr
20.03.2016 | 04:45 Uhr
Die Themen:
Herz im Stress – das „Broken-Heart-Syndrom“
Psychosomatische Fachabteilungen – jetzt auch in Brandenburg
Bluthochdruck - Tipps und Hilfen für gesunde Werte
Knoten am Hals – wann harmlos, wann gefährlich?
Herz im Stress – das „Broken-Heart-Syndrom“
Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarkts. Doch Ursache ist kein verstopftes
Blutgefäß, sondern eine Art Verkrampfung des Herzens. Auslöser für das „BrokenHeart-Syndrom“ sind extreme Gefühle, meist Angst oder Trauer, seltener auch Freude.
Doch die Abgrenzung vom Infarkt ist wichtig, damit die richtige Therapie greifen kann.
Die Betroffenen spüren einen plötzlichen akuten Brust- und Herzschmerz und Atemnot,
das Herz wird nicht mehr richtig durchblutet. Die Elektrokardiografie (EKG) zeigt
Herzinfarkt-typische Veränderungen. Und selbst das Notfalllabor belegt einen Anstieg
von klassischen Enzymen im Blut, so zum Beispiel Troponin. Alles deutet somit auf einen
Herzinfarkt hin. Weiterführende Untersuchungen, wie der Herzkatheter ergeben dann
jedoch überraschende Befunde: Eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße kann nicht
nachgewiesen werden. Denn dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom verengen die
Herzkrankgefäße sich stressbedingt. In der Folge verkrampft und verformt sich auch das
Herz.
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Stresshormone verkrampfen das Herz
Bisher weiß man noch nicht, wie genau diese Stress-Kardiomyopathie entsteht. Auslöser
sind starke emotionale Momente wie Trauer, Trennung, Ängste. Aber auch positive
emotionale Situationen wie beispielsweise die Geburt eines Kindes oder ein großer Sieg
können diese Beschwerden auslösen. Wissenschaftler vermuten, dass das vegetative
Nervensystem außergewöhnlich heftig aktiviert wird. Die Betroffenen schütten dann
massiv Stresshormone in das Blut aus. Die Herzwand wird vor allem in der Nähe der
Herzspitze überreizt. Strömt nun noch Kalzium die Zellen ein, verkrampfen sich der
Herzmuskel und die Gefäße. Es kommt zu einer plötzlichen Schwächung des
Herzmuskels, die linke Herzkammer wird im unteren Bereich übermäßig „aufgebläht“.
Das Broken-Heart-Syndrom trifft überwiegend ältere Frauen nach der Menopause.
Warum vor allem sie daran erkranken, weiß noch niemand genau. Wahrscheinlich löst
eine durch das Östrogendefizit getriggerte hormonelle Sympathikus-Aktivierung das
Stress-Herzsyndrom aus. Weitere Ursachen, die in der Fachwelt diskutiert werden sind
virale Ursachen (Zytomegalievirus), genetische Gründe oder ein Tumor
(Phäochromozytom), der bestimmte Botenstoffe produziert.
In Asien ist das Syndrom nach einem Tonkrug benannt
In Asien ist das Broken-Heart-Syndrom auch als Takotsubo-Syndrom bekannt. Tako
Tsubo bezeichnet einen Tonkrug, in dem Japaner traditionell Tintenfische fangen. Bei
der Stress-Kardiomyopathie erinnert das Herz an ein solches Gefäß. Denn es schlägt an
der Herzspitze typischerweise vermindert, und die linke Herzkammer hat ihre Form
geändert: Sie wirkt am Hals verengt und ausgebuchtet wie ein Tonkrug.
Behandelt wird die Durchblutungsstörung von Kardiologen und Psychotherapeuten.
Betroffene erholen sich meist recht schnell. In vielen Fällen ist nach einigen Wochen
bereits keinerlei Fehlfunktion des Herzens mehr festzustellen, das Herz heilt von selbst.
Trotzdem sollten die Patienten zur Nachbehandlung für einige Tage in der Klinik bleiben.
Seit 2011werden entsprechende Fälle des Takotsubo-Syndroms in einem Register in der
Schweiz gesammelt. Bis heute haben 25 Kliniken in neun Ländern statistische Daten
über 1750 Fälle gesammelt. Der Untersuchung der Forscher zufolge waren in 485
Fällen emotionale Schocks für das Syndrom verantwortlich. Vier Prozent davon
ereigneten sich nach einem glücklichen Ereignis. Keines der registrierten Ereignisse
verlief tödlich. Aus bisher unbekannten Gründen waren auch hier der Großteil der
Patienten weiblich, sowohl in den glücklichen wie auch unglücklichen Fällen.
Experte im Beitrag:
Dr. Andreas Fried, Ltd. Arzt Kardiologie
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe gGmbH
Klinik für Anthroposophische Medizin
Kladower Damm 221, 14089 Berlin
Tel.: 030 – 36501 281
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Psychosomatische Fachabteilungen – jetzt auch in Brandenburg
In Brandenburg gab es an den Kliniken bisher keine Fachabteilungen für
psychosomatische Medizin. Das ändert sich jetzt. Denn mit der Fortschreibung des
Dritten Krankenhausplanes des Landes Brandenburg, die kürzlich durch einen Beschluss
der Landesregierung geändert wurde, eröffnen nun elf Krankenhäuser eine solche
Abteilung. Insgesamt entstehen auf den Stationen landesweit 246 Betten. Damit ist
Brandenburg das vorletzte Bundesland, das solche Fachabteilungen einrichtet.
Die Lehre der Psychosomatik beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von
somatischen, also körperlichen Beschwerden und denen der Psyche. Mehr als bisher
bekannt scheint die seelische Verfassung eines Menschen auch den Verlauf von
verschiedenen organischen Störungen zu bedingen oder sogar hervorzurufen. Der
Forschungsbereich der Psychosomatik hat sich in den letzten Jahrzehnten immens
erweitert. Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie untersuchen
demnach die Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele. Und sie behandeln
körperliche Krankheiten, die durch seelische Vorgänge entstehen. Die Behandlung kann
ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Psychosomatische Erkrankungen sind weit verbreitet
Oft finden Ärzte keinen klaren organischen Befund für eine Beschwerde, die Patienten
leiden aber dennoch. Typische sogenannte funktionelle Beschwerden gibt es im HerzKreislauf-System, im Magen-Darm-Bereich, im Skelett- und Muskelsystems. Dazu zählen
zum Beispiel chronische Schmerzen, Reizdarm, Depressionen, Angststörungen,
chronische Belastungsreaktionen, Asthma, Darmerkrankungen, psychosomatische
Störungen in der Schwangerschaft. Bisher gab es vor allem im ländlichen Raum wenig
oder keine ausgebildeten Ansprechpartner für entsprechende Sorgen. Das soll sich nun
ändern. In insgesamt elf Kliniken im Land werden sich demnächst psychosomatische
Fachärzte um die Beschwerden von psychosomatischen Patienten in Brandenburg
kümmern.
Die Leistungen für psychosomatische Medizin und Psychotherapie starten mit der
ersten Änderung der Fortschreibung des Dritten Krankenhausplanes nicht völlig neu im
Land Brandenburg, sondern werden als neue eigenständig ausgewiesene
Organisationseinheiten im Krankenhausplan dargestellt.
Insgesamt erhalten elf Krankenhäuser die Fachabteilung für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie:
Krankenhaus
Bescheidwirksamkeit zum:
Ruppiner Kliniken, Neuruppin
01.01.2016
Oberhavel Kliniken, Standort
Hennigsdorf
Martin-Gropius-Krankenhaus
Eberswalde
Klinik Ernst von Bergmann Potsdam
01.01.2016
Johanniter-Krankenhaus im Fläming
Treuenbrietzen
01.03.2016
01.03.2016
01.01.2016
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ASKLEPIOS Fachklinikum
Brandenburg
Carl-Thiem-Klinikum Cottbus
01.03.2016
Klinikum Niederlausitz, Standort
Senftenberg
ASKLEPIOS Fachklinikum Lübben
Klinikum Frankfurt (Oder)
01.03.2016
Immanuel Klinik Rüdersdorf
01.03.2016
01.03.2016
keine Angaben
01.03.2016
Welche Kliniken das neue Angebot der psychosomatischen Abteilung anbieten, sehen
Sie auch in einem von der rbb Praxis Online zusammengestellten Karte, unter:
http://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/scanner/rbb-praxis-scannerschwindel_berlin-und-brandenburg1.html
Den Link einfach in Ihren Internet-Browser kopieren und mit einem Klick sind Sie da!
Experten im Beitrag:
Priv.-Doz. Dr. med. Martina Rauchfuß
Chefärztin der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Oberhavel Kliniken, Klinik Hennigsdorf
Marwitzer Str. 91, 16761 Hennigsdorf
Tel.: 03302 – 5450, Fax: 03302 – 5454 150
http://www.oberhavel-kliniken.de/cms/front_content.php?idcat=7
Bernd Bergander
Facharzt f. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Psychosomatische Schmerztherapie
Balint-Gruppenleiter, Lehrtherapeut Supervisor
Parkstr. 10, 12103 Berlin
Tel.: 030 - 751 2315
Oberarzt, Konsiliar- und Liaisondienst / Ambulanz
Oberhavel Kliniken, Klink Hennigsdorf, Abt. Psychosomatische Medizin und PT
Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf
http://www.oberhavel-kliniken.de/
Bluthochdruck: Tipps und Hilfen für gesunde Werte
Eine aktuelle Studie empfiehlt, die Blutdruckwerte noch niedriger einzustellen, als bisher
empfohlen. Doch für wen gelten diese neuen Richtwerte überhaupt? Die rbb Praxis
informiert. Außerdem zeigen wir, wie Sie mit leichtem Training Ihren Blutdruck senken
und wie Sie richtig Blutdruck messen.
Bluthochdruck ist ein stiller Killer. Rund 20 Millionen Deutsche haben hierzulande
erhöhte Werte, also eine Hypertonie. Doch etwa jeder fünfte Hypertoniker weiß nicht,
dass in seinen Gefäßen ein krankhaft erhöhter Druck herrscht. Denn ein Bluthochdruck
macht zunächst keine spezifischen Symptome. In der Anfangszeit des Hochdrucks
fühlen sich viele Hypertoniker oft sogar pudelwohl und voller Energie. Mögliche
unspezifische Anzeichen für Bluthochdruck sind Unruhe, morgendliche Kopfschmerzen,
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Herzklopfen oder Unkonzentriertheit. Oft ist die Hypertonie jedoch ein Zufallsbefund.
Mit steigendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit des Bluthochdrucks zu. Denn mit den
Jahren werden die einst elastischen Gefäßwände starrer und weniger flexibel. Bei den
Männern zwischen 45 und 64 Jahren ist mindestens jeder dritte betroffen, bei den
Frauen nahezu 30 Prozent. Drei von vier Menschen zwischen 70 und 79 Jahren haben
krankhaft erhöhte Blutdruckwerte.
Gesunde elastische Gefäße regulieren den Druck
Der Herzschlag bestimmt den Blutdruck, der in mmHg angegeben wird. Gemessen
werden zwei Werte: die Systole und die Diastole. Ein Blutdruck von 120 zu 80mmHg
entspricht dem Blutdruck bei Gesunden. Dabei liegt die Systole bei 120 mmHg, die
Diastole bei 80 mmHg. Der höhere systolische Druck ergibt sich, wenn das Herz sich
zusammenzieht, um das Blut in die Arterien und damit in den Körper zu pumpen. Der
niedrigere, diastolische Druck besteht, wenn das Herz erschlafft, um sich mit Blut zu
füllen.
Schlägt das Herz schneller, beispielsweise bei Aufregung oder beim Sport, steigt der
Druck zunächst – und fällt dann aber auch wieder ab. Gesunde Blutgefäße können den
Blutdruck durch ihre Elastizität also regulieren und einen übermäßigen Anstieg
verhindern. Anders ist es bei einem bestehenden Bluthochdruck: Hier sind die Gefäße
durch Arteriosklerose geschädigt und starrer. Eine Regulierung des Blutdrucks auf
Normalwerte ist kaum noch möglich.
Bluthochdruck liegt vor, wenn bei mehrmaligen Messungen in Ruhe an verschiedenen
Tagen Blutdruckwerte von oder über 140/90mmHg gefunden werden. Eine Erhöhung
auf bis zu 159/99 mmHg bezeichnen die Mediziner als Bluthochdruck I. Grades. Bei
diesen Werten werden oft schon Medikamente verordnet. Sie senken den erhöhten
Blutdruck im Durchschnitt um 10 mmHg.
Stress und ein hektischen Leben erhöhen den Druck
Neben Diabetes mellitus ist ein erhöhter Blutdruck eine der häufigsten
Volkskrankheiten. Über die Jahre entwickeln sich schwere Folgeerkrankungen wie
Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenversagen. Durchschnittlich erleiden die meisten
Menschen diese Ereignisse um das 70. Lebensjahr. Die Ursachen für den Bluthochdruck
sind noch nicht bis ins Letzte geklärt. Man weiß aber, dass Stress, Alkohol und
Übergewicht den Blutdruck in krankhafte Höhen treiben.
Behandelt wird aus einem Pool von rund 500 verschiedenen Medikamenten, so
genannten Antihypertensiva. Dazu gehören Wirkstoffe wie ACE-Hemmer, Diuretika,
Alpha-Blocker, Alpha-2-Rezeptoragonisten, Kalziumantagonisten, Angiotensin-II-Blocker,
Beta-Blocker, Vasodilatatoren oder Renin-Inhibitoren. Sie greifen in den
Regelmechanismus wichtiger Botenstoffe wie Renin, Angiotensin und Aldosteron ein,
deren Ungleichgewicht für die erhöhten Drücke sorgt. Doch trotz der vielen verfügbaren
Medikamente lässt sich der Blutdruck nicht immer normalisieren. Häufig müssen erst
mehrere Medikamente ausprobiert und kombiniert werden, bis eine wirksame Therapie
gefunden ist. Damit es erst gar nicht so weit kommt, raten Experten Menschen ab dem
40. Lebensjahr, den Blutdruck mindestens einmal jährlich beim Arzt kontrollieren zu
lassen. Wer dazu keine Zeit hat, misst zu Hause, allerdings am besten mit einem von der
Deutschen Hochdruckliga geprüften Messgerät. Die Vorteile der Heimmessung sind
durch viele Studien belegt.
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Aktuelle Studien sprechen für radikale Blutdrucksenkung
Einige aktuelle Studien zeigen nun: Ein gut eingestellter Blutdruck schützt besonders bei
älteren Menschen das Herz und das Gehirn deutlich. Liegt der Blutdruck beispielsweise
bei 143 mmHg statt 155mmHg, erleiden diese ein Viertel weniger Herzinfarkte.
Schlaganfälle gehen sogar um ein Drittel zurück, selbst bei den über 80-Jährigen.
Wissenschaftlich ist unbestritten, dass vor allem ältere Menschen von einem optimal
eingestellten Blutdruck profitieren. Nationale und internationale Leitlinien empfehlen für
über 60-Jährige einen Blutdruck von maximal 140 mmHg systolisch. Bei 80-Jährigen
werden Werte bis150 mmHg angestrebt.
Seit kurzem belebt die amerikanische SPRINT (Systolic Blood Pressure Intervention
Trial)-Studie mit mehr als 10.000 Patienten die Diskussion. Sie zeigt, dass Menschen
ohne Diabetes oder Schlaganfall, aber mit einem hohen Risiko für Herzkreislaufschäden,
weniger Herzkreislaufereignisse erleiden, wenn der Blutdruck sogar auf bis zu 120
mmHg gesenkt wird. In der Untersuchung wurden Patienten zufällig in zwei Gruppen
aufgeteilt und verglichen. Bei den Patienten der ersten Gruppe stellten die Ärzte den
Bluthochdruck standardmäßig auf den systolischen Zielwert von maximal 140 mmHg
ein. Bei den anderen definierten sie einen neuen systolischen Zielwert von maximal
120mmHg.
Das Ergebnis erstaunte die Fachwelt und löste eine neue Debatte aus: Unter den
Patienten mit den neuen, niedrigeren Zielwerten gab es signifikant weniger Tote durch
Folgeschäden. Zudem starben sie seltener früh – in der Studie rund ein Viertel weniger
als in der Vergleichsgruppe mit einem Zielblutdruck von maximal 140 mmHg. Die Studie
wurde aufgrund dieses eindeutigen Ergebnisses vorzeitig abgebrochen.
Nebenwirkungen als Kehrseite der Medaille
Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: Die Betroffenen hatten auch mehr
Nebenwirkungen wie Nierenversagen, Elektrolyt-Störungen, Herzstolpern, Schwindel
oder Benommenheit. Verschiedene Experten warnen daher davor, als Ergebnis der
Studie den Blutdruck bei allen älteren Patienten zu ambitioniert zu senken. Wichtig ist
zudem die engmaschige Kontrolle der neuen Blutdruckeinstellung – nur so ließe sich
rechtzeitig auf mögliche neue Nebenwirkungen rechtzeitig reagieren. In der SPRINTStudie nahmen die Teilnehmer eine Medikamenten-Kombination aus bis zu drei
verschiedenen Blutdrucksenkern ein. Die Forscher überwachten deshalb die Patienten
intensiv, um mögliche Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Um wirklich einschätzen zu können, bei welchem Patienten der Blutdruck medikamentös
ein- oder umgestellt werden sollte, betreiben Ärzte vorher eine umfassende Diagnostik –
und wägen viele Zusatzinformationen gegeneinander ab. Zunächst wird die Diagnose
des Bluthochdrucks mit der 24-Stunden-Messung konkretisiert und die
durchschnittlichen Blutdruckwerte über diesen Zeitraum bestimmt.
Gleichzeitig wird der Patient gründlich befragt: Welche Risikofaktoren wie Rauchen oder
ein zurückliegender Herzinfarkt liegen vor? Welche Medikamente nimmt er bereits
gegen die Hypertonie, welche gegen andere Leiden? Mithilfe des Herz-Ultraschalls kann
der Kardiologe die Pumpleistung des Herzens beurteilen. Denn nicht selten haben
dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte das Herz so geschwächt, dass seine Auswurfleistung
nachgelassen hat. Fachleute sprechen von Herzinsuffizienz. Wichtig ist zudem auch ein
prüfender Blick auf die Halsschlagadern. Hat der Hochdruck hier bereits gefährliche
Ablagerungen oder Einengungen verursacht?
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Ein entspanntes Leben entspannt auch den Blutdruck
Bevor dann die medikamentöse Einstellung erfolgt, raten Experten den Patienten zu
einer Lebensumstellung. Denn leicht erhöhte Blutdruckwerte sind vor allem durch eine
gesunde Lebensführung positiv beeinflussbar. Wer reichlich Obst, Gemüse und wenig
tierische Fette isst, sich regelmäßig bewegt und Stress vermeidet, kann seinen Blutdruck
um bis zu einem Drittel senken. Bewegung wirkt sich ebenso effektiv auf die Gefäße aus.
Sehr gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Laufen, Wandern oder Schwimmen.
Dreimal die Woche 45 Minuten oder fünfmal eine halbe Stunde Training senken den
Blutdruck schon nach einem halben Jahr um 10 mmHg. Dabei sind mehrere
Mechanismen bekannt, welche die Blutdrucksenkung durch Ausdauersport bewirken.
Zunächst werden sowohl in Ruhe als auch unter Belastung weniger Stresshormone
ausgeschüttet. Dadurch ist der Sympathikus weniger aktiv, die Gefäße weiten sich.
Außerdem senkt Sport die Insulinspiegel.
Modifizierter Kraftsport mindert den Blutdruck
Zudem kann auch ein modifizierter Kraftsport den erhöhten Druck in den Gefäßen
deutlich mindern. Das haben aktuelle Studien eindrucksvoll belegt. So konnte bei
Patienten in Krafttrainingsprogrammen der systolische Blutdruck um bis zu 10 mmHg
und der diastolische um bis zu 5 mm Hg gesenkt werden. Kurzfristig steigt der Blutdruck
zu Beginn der körperlichen Aktivität. Langfristig wird er aber gesenkt, weil im Muskel
mehr kleine Blutgefäße gebildet werden. Damit es während des Trainings nicht zu
übermäßigen Blutdruckspitzen kommt, sollten Hypertoniker bei der Kraftanstrengung
nicht mit Pressatmung arbeiten.
Prinzipiell ist Muskelkrafttraining an Geräten, aber auch mit Kleingeräten wie Hanteln,
dem eigenen Körpergewicht oder mit elastischen Bändern möglich. Besonders
empfehlenswert ist Krafttraining an Geräten mit geführten Bewegungen, da hier am
ehesten eine angemessene Technik sowie eine abschätzbare Intensität zu erreichen ist.
Neben den gefäßschützenden Effekten hilft Krafttraining auch beim Abnehmen. Denn es
führt zu einem Muskelaufbau - und dieser erhöht den Grundumsatz. Wer also regelmäßig
ans Gerät geht, profitiert doppelt: Der Blutdruck sinkt und der Körper verbrennt mehr
Energie. Wird diese nicht durch das Frühstück oder Mittagessen wieder zugeführt, so
schmelzen durch den Kraftsport langfristig also auch übermäßige Pfunde.
Abnehmen senkt auch den Blutdruck
Und auch Abnehmen hilft beim Blutdrucksenken: Zehn Kilo weniger Gewicht minimieren
den Wert auf dem Messgerät um 20 mmHg. Weitere Pluspunkte für das Gefäßsystem
bringen viel Obst, Gemüse, Vollkorn, Samen, Nüsse, fettarmer Fisch statt Fleisch,
weniger Süßigkeiten, Salz und Alkohol. Wer seinen Blutdruck in Schach halten will, testet
die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Einer aktuellen Metaanalyse
zufolge kann die „Blutdruckdiät“ den systolischen Wert im Schnitt um 5,2 mmHg
reduzieren, den diastolischen um 2,6 mmHg. Schließlich sorgt ein entspannter Alltag für
einen entspannten Kreislauf. Wer Stress verbannt, kann den Blutdruck um bis zu
15mmHg senken.
Experte im Beitrag:
Professor Dr. Olaf Ritter
Kardiologie Hochschulklinik für Kardiologie und Pulmologie
Städtisches Klinikum Brandenburg
Hochstraße 29, 14770 Brandenburg an der Havel
7
Tel.: 03381 - 4110
Email: [email protected]
Experten im Studio:
Dr. Thomas Dietz
Internist und Nephrologe,
zertifizierter Hypertensiologe der DHL
Nierenzentrum in Berlin
Landhaus Str. 22, 10717 Berlin
Tel.: 030 – 2619 825
Email: [email protected]
http://nierenzentrum-in-berlin.de
Andreas Doering
Praxis für Krankengymnastik und Physiotherapie
Landhausstr. 13, 10717 Berlin
Tel.: 030 - 8596 3227
http://richtig-bewegt-berlin.de
Service Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL - Deutsche Hypertonie Gesellschaft
Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg
Tel.: 06221 - 588 55-0
Herz-Kreislauf-Telefon: 06221 - 5885 55 (Mo-Fr 9-17 Uhr)
www.hochdruckliga.de
Präventionsmagazin „Druckpunkt“ (erscheint vierteljährlich)
Service der Deutschen Herzstiftung
kostenfreier Blutdruck-Pass:
www.herzstiftung.de/Blutdruckpass.html
oder Tel.: 069 955128-400
Bluthochdruck-Sonderband: „Bluthochdruck heute“
Bestellung für drei Euro in Briefmarken über:
Deutsche Herzstiftung e. V.,
Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M.,
www.herzstiftung.de/Bluthochdruck-Sonderband.html
Tipps zum Blutdruck senken: www.herzstiftung.de/Blutdruck-natuerlich-senken.html
Sport bei Bluthochdruck:
https://www.hochdruckliga.de/krafttraining-fuer-patienten-mit-bluthochdruck.html
http://www.herzstiftung.de/Bluthochdruck-Sport.html
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/bluthochdruck/article/355926/
sport-hypertoniker-ja-aber-tuecke-liegt-detail.html
Buchtipps:
Die richtige Ernährung bei: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Gicht, Cholesterin
Andrea Pölt, August 2015, GU,
ISBN: 9783833850035
7,99 Euro
8
Bluthochdruck: Vorbeugen, erkennen, behandeln
Anke Nolte, Juli 2014
Stiftung Warentest
19,90 Euro
Knoten am Hals – wann harmlos, wann gefährlich?
Unklare Knoten am Hals sind oft harmlos, wie beispielsweise geschwollene Lymphknoten
nach einem Infekt. Auch die Speicheldrüsen können zu Schwellungen am Hals und Kiefer
führen. Wann muss man operieren und wann besteht sogar Krebsgefahr? Die rbb Praxis
informiert.
Wenn am seitlichen Hals ein undefinierbarer Knoten auftaucht, der „dort nicht
hingehört“, steckt meist eine harmlose Schwellung der Lymphknoten dahinter. Das
Lymphsystem transportiert die Lymphflüssigkeit aus der Haut, den Muskeln, Gelenken,
Knochen und den inneren Organen durch die Lymphbahnen in die Lymphknoten.
Oberflächliche und tiefe Lymphbahnen durchziehen den gesamten Körper. Die
Lymphknoten filtern Abfallstoffe wie Krankheitserreger oder Zelltrümmer heraus. Nach
einem Infekt fallen besonders viele Abfallstoffe an. Die Filterstationen schwellen daher
oft an. Größere Lymphknotenstationen finden sich neben dem Hals und dem
Schlüsselbein in der Ellenbogenbeuge, unter der Achsel, in der Kniekehle und der Leiste.
Auch die Ohrspeicheldrüse kann sich entzünden
Seltener kann auch die Ohrspeicheldrüse der Grund für eine Schwellung sein. Die
Ohrspeicheldrüse sitzt auf beiden Seiten des Gesichts vor und unter dem Ohr. Ihr
Ausführungsgang mündet in der Wangenschleimhaut. Beim Gesunden produzieren die
paarigen Ohr-Speicheldrüsen bis zu zwei Liter Speichel täglich, zusammen mit den
Drüsen unter der Zunge und am Unterkiefer, an den Lippen, Wangenschleimhaut und im
Rachen.
Schwillt eine der Ohrspeicheldrüsen an, können grippale Infekte oder
Zahnentzündungen dahinterstecken. Sie machen sich durch Schmerzen und auch Fieber
bemerkbar. Der Arzt sucht im Blut nach akuten Entzündungszeichen. Bekannt ist die
akute Ohrspeicheldrüsenentzündung bei Mumps. Auslöser können zudem das EpsteinBarr-Virus, Zytomegalie-Virus, Influenzaviren oder auch Bakterien wie Staphylokokken
und Streptokokken sein.
Bösartige und gutartige Tumore müssen operiert werden
Verdächtiger sind Zellwucherungen der Ohrspeicheldrüse ohne eine begleitende
Entzündung. Grund können dann Speichelsteine, Abszesse oder Tumoren sein.
Geschätzt verbirgt sich hinter einem Viertel der ungeklärten Raumforderungen ein
bösartiges Krebsgeschwür. Hellhörig sollte man beispielsweise werden, wenn Knoten
ganz ohne akute Symptome über längere Zeit bestehen bleiben und gegenüber dem
umliegenden Gewebe nicht zu verschieben sind. Die behandelnden Hals-Nasen-OhrenExperten kontrollieren verdächtige Knoten engmaschig per Ultraschall.
Die häufigste Indikation für eine Operation der Ohrspeicheldrüse sind gutartige und
bösartige Geschwulste in der Drüse. Andere Indikationen bilden chronische
Entzündungen oder immer wiederkehrende Schwellungen der Drüse, hervorgerufen zum
Beispiel durch Speichelsteine. Die Operation der Ohrspeicheldrüse wird unter
stationären Bedingungen und in Vollnarkose durchgeführt. Abhängig von der Größe und
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Lage der Geschwulst durchtrennt der Chirurg die Haut entlang der natürlichen
Hautfalten vor, hinter und unter dem Ohr.
Die Haut, die auf der Drüse liegt, schlägt er
nach vorn und legt die Drüse gänzlich frei. Anschließend sucht er den Stamm und die
Äste der Gesichtsnerven auf, um diese zu schonen.
Nach Sicherstellung der Nervenstrukturen löst der Chirurg die Geschwulst aus der
Drüse. Erst die Gewebeuntersuchung des Pathologen gibt Aufschluss darüber, ob die
Wucherung bösartig ist.
Noch während der Operation nehmen die Chirurgen daher eine
Gewebeprobe und lassen den Schnellschnitt auf Krebszellen untersuchen. In schweren
Fällen wird die gesamte Ohrspeicheldrüse mit entfernt. Dabei stehen die Operateure vor
einer großen Herausforderung. Denn anatomisch liegt die Ohrspeicheldrüse sehr nahe
an verschiedenen Gesichtsnerven. Werden diese Nervenstränge bei dem Eingriff
beschädigt, drohen Lähmungen in verschiedenen Gesichtsbereichen.
Experten im Beitrag:
Prof. Oliver Kaschke, Chefarzt Hals-Nasen-Ohren-Klinik
Dr. Annabelle Lapat, Assistenzärztin
Dr. André Zakarneh, Chirurg
St. Gertrauden –Krankenhaus
Paretzer Straße 12, 10713 Berlin
Tel.: 030 - 8272 0
Email: [email protected]
Expertin im Studio:
Dr. med. Petra Sandow
Fachärztin für Allgemeinmedizin
Reichsstraße 81, 14052 Berlin
Tel.: 030 - 3042 823
RBB
„rbb Praxis“
Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
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Redaktion:
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Stand der Information:
Susanne Faß
Christine Salminger
Raiko Thal
Beate Wagner
16.03.2016
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