Infoblatt vom 04.03.2015

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 04.03.2015, 20.15 – 21.00 Uhr
Die Themen:
Tuberkulose – steigt das Risiko?
Mit Medikamenten gegen Bluthochdruck – wie hält man die Therapie durch?
Hirnblutung – Drama mit Happy End
Tuberkulose – steigt das Risiko?
Ein Lehrer in Berlin-Zehlendorf ist an offener Tuberkulose erkrankt. Was bedeutet das
für die Schüler und deren Angehörige sowie die Lehrerkollegen? Die rbb Praxis hat
nachgefragt und informiert auch darüber, wie groß die Ansteckungsgefahr für uns alle
ist. Außerdem berichten wir über einen neuen Test, der die Tuberkulose-Medikamente
unter die Lupe nimmt: Bereits nach wenigen Stunden wissen die Ärzte damit, welche
Präparate tatsächlich wirken. Bislang dauerten diese Tests oft mehrere Wochen.
Die medizinische Berichterstattung in Berlin drehte sich in den letzten Wochen vor allem
um Masern. Nun rückt eine zweite Infektionskrankheit in der Hauptstadt in den Fokus,
die hierzulande längst als ausgerottet galt: Tuberkulose (Tbc).
Tuberkulose, früher auch Schwindsucht genannt, ist eine bakterielle Infektion der Lunge
und anderer Organe. Ausgelöst wird die Infektionskrankheit durch das Mykobakterium
tuberkulosis. Übertragen werden die Bakterien beim Einatmen infektiöser Tröpfchen
über Mund und Nase. Da es viele Menschen mit einem starken Abwehrsystem schaffen,
die Erreger bereits in den Atemwegen abzuwehren, erkranken von den infizierten
Personen letztendlich nur etwa zehn Prozent tatsächlich an Tuberkulose. Dann aber
kann die Tuberkulose bedrohlich werden: Die Symptome beginnen mit einem normalen
Husten, später folgen Schwächeanfälle, Gewichtsverlust, blutiger Auswurf,
Nachtschweiß und Fieber.
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Tuberkulose ist eine meldepflichtige Krankheit. Alle Tuberkulosefälle aus Berlin und
Brandenburg müssen im Tuberkulosezentrum in Berlin-Lichtenberg registriert werden.
Weltweit sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation über 1,2 Milliarden
Menschen infiziert. Allein in den osteuropäischen Ländern sind es Hunderttausende. Für
das Jahr 2012 wurden dem Robert Koch-Institut hierzulande insgesamt 4.220
Tuberkulose-Erkrankungen übermittelt, 146 Patienten verstarben daran. Die Zahl der
Tuberkulosen bei Kindern, die seit 2009 kontinuierlich angestiegen waren, blieb 2012
mit 178 Fällen unverändert gegenüber 2011. In Berlin sind die Zahlen über die letzten
Jahre konstant niedrig. Dennoch kann eine Ansteckung nie ausgeschlossen werden.
Für einen korrekten Umgang und die schnelle wirksame Therapie muss zunächst die
Diagnose gestellt und alle Kontaktpersonen müssen erfasst werden. Dann lässt sich
abschätzen, wer sich bei dem Infizierten noch angesteckt haben könnte – wie weit die
Tbc sich also ausbreiten konnte. Oft bleibt aber auch völlig unklar, wo die Bakterien
herkommen, da der Zeitpunkt zwischen Ansteckung und Ausbruch, die sogenannte
Inkubationszeit, sehr lang sein kann. Die Erreger können im Körper viele Jahre
überleben. Selbst 50 Jahre nach der eigentlichen Infektion kann eine Tbc noch
ausbrechen.
Die sichere Diagnose
Als Schlüsseluntersuchung gilt die mikroskopische Untersuchung des Sputums, also des
ausgehusteten Schleims. Jede zweite Tuberkuloseerkrankung lässt sich so
identifizieren. Auch Magensaft und Urin eignen sich zum Nachweis. Die säurefesten
stäbchenförmigen Bakterien lassen sich durch eine spezielle Färbung nachweisen.
Allerdings gibt es außer den Tuberkulose-Bakterien noch andere säurefeste Stäbchen,
so dass ein positives Ergebnis nicht immer eindeutig ist. Um Gewissheit zu erlangen,
werden die Bakterien im Labor auf bestimmten Nährböden kultiviert. Die erfolgreiche
Kultivierung ist der Beweis für eine aktive Tuberkulose. Sind Keime im Sputum
nachweisbar, spricht man von „offener“ Tuberkulose. Finden die Ärzte Erreger in
anderen Körpersekreten, aber (noch) nicht im Sputum, spricht man von „potentiell
offener“ Tuberkulose.
Eine weitere Diagnose-Möglichkeit ist die Röntgenuntersuchung der Lunge, bei der nach
Tbc-typischen Auffälligkeiten gesucht wird: weiße Flecke als Reaktion auf die TuberkelBakterium und typische Kavernen, also eine Höhlenbildung, wo das Lungengewebe
schon ausgehustet wurde. Nicht selten ist zusätzlich eine Computertomographie der
Lunge erforderlich.
Bei jüngeren Menschen kann auch ein Hauttest, der Tuberkulintest, weiterhelfen. Dabei
werden Kapselanteile der Mikrobakterien, sogenannte Tuberkuline, unter die Oberhaut
gespritzt. Reagiert das Immunsystem innerhalb von 72 Stunden mit einer rötlichen
Verdickung auf die Mikrobakterien, deutet das auf eine aktive oder abgelaufene
Infektion hin. Allerdings ist auch bei einer früheren Tbc-Impfung das Testergebnis
positiv.
Eine Impfung gegen die Tuberkulose gibt es bisher nicht, die Forschung dazu dauert an.
Tuberkulose gefährdet sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem
oder einer genetisch bedingten Anfälligkeit. Aber auch ungünstige Lebensumstände
gelten als Risikofaktoren. So tritt die Erkrankung nicht selten bei obdachlosen
Menschen, HIV-Infizierten und Tumorpatienten auf. Auch Migranten, die entweder mit
einer Infektion nach Deutschland kommen oder sich bei einem Heimatbesuch anstecken,
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zählen zu den Risikogruppen. Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr bei engem
Körperkontakt mit einem Tbc-Patienten über einen längeren Zeitraum.
Die wirksame Therapie
Stellt der Arzt die Diagnose Tuberkulose, müssen die Patienten sofort isoliert werden.
Eine Tbc-Therapie dauert normalerweise mindestens vier Monate, gelegentlich bis zu
einem Jahr und sogar länger. In der Regel werden über sechs Monate verschiedene
Antibiotika verabreicht. Während dieser Zeit müssen die Medikamente streng
genommen werden, da ansonsten die Tuberkulose wieder aufflammt.
Das Hauptproblem aber ist derzeit, dass die Tuberkuloseerreger gegen viele
Medikamente resistent geworden sind. Der Anteil von Erkrankungen durch
multiresistente Stämme lag beispielsweise 2012 bei 65 Fällen und war damit höher als
die durchschnittlichen Werte der vergangenen fünf Jahre. Resistent heißt konkret: Die
Bakterien verändern ständig ihre Strukturen und suchen sich neue Wege in die
Abwehrzellen des Immunsystems. Die Wirkung der Antibiotika läuft ins Leere. Zudem
wurde die Forschung nach neuen Medikamenten gegen die Krankheit weltweit praktisch
eingestellt: Seit dreißig Jahren sind keine neuen Wirkstoffe auf den Markt gekommen.
Der schnelle Resistenztest aus Berlin
Im HELIOS Klinikum Emil von Behring in Berlin Zehlendorf, im Labor der Lungenklinik
Heckeshorn, forscht und arbeitet man seit Jahrzehnten an einer schnelleren und
präziseren Diagnosestellung. Denn je schneller die wirksame Therapie einsetzt, desto
sicherer kann man die Patienten heilen. Doch das gelingt nur mit den richtigen
Medikamenten. Nun hat man dort einen Test entwickelt, der auf den bisherigen
Methoden beruht, jedoch wesentlich spezialisierter und schneller die Medikamente
darauf testet, ob sie gegen die Keime des jeweiligen Patienten sensibel oder resistent
sind.
Für den hochentwickelten Test werden speziell molekularbiologisch identifizierte Keime
der Patienten erstmals mit sehr vielen Medikamenten in ganz unterschiedlichen
Konzentrationen auf die Festkultur-Platten aufgetragen. Nach einer gewissen Zeit im
Brutschrank lässt sich vom Experten genau ablesen, welches Medikament in welcher
Dosierung wirksam ist und welches nicht. Im Emil-von-Behring-Klinikum gibt es zudem,
übrigens nach Jahrzehnten, erstmals wieder eine Tuberkulosestation in Berlin.
Experten im Beitrag
Prof. Dr. Harald Mauch
Facharzt für Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie,
Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin
HELIOS Klinikum Emil von Behring
Dr. Nicolas Schönfeld
Facharzt für Lungenheilkunde
HELIOS Klinikum Emil von Behring
Walterhöferstraße 11
14165 Berlin
Tel. 0303 8102 0
http://www.helios-kliniken.de/klinik/berlin-zehlendorf/abteilungen/pneumologie.html
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Dr. Gisela Glaser-Paschke
Fachärztin für Radiologie
Ärztliche Leiterin des Zentrums für tuberkulosekranke und
-gefährdete Menschen in Berlin-Lichtenberg
Tuberkulose-Zentrum
Deutschmeisterstraße 24
10367 Berlin
Tel. 030 90296 4971
http://www.berlin.de/ba-lichtenberg/verwaltung/behoerdenwegweiser/bww03.05.html
Weitere Links
Informationen des Robert-Koch-Instituts:
http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/T/Tuberkulose/Tuberkulose.html?nn=2868974
Mit Medikamenten gegen Bluthochdruck – wie hält man die Therapie durch?
Wenn Bewegung und Abnehmen nicht ausreichen, gesunde Blutdruckwerte zu erreichen,
greift der Arzt zum Rezeptblock. Doch greift der betroffene Patient auch konsequent
zum verordneten Medikament? Denn die Wirkstoffe zur Behandlung von Bluthochdruck
können Nebenwirkungen haben und dann fällt es den Patienten schwer, die Therapie zu
befolgen. Vor allem, wenn sie ihren hohen Blutdruck gar nicht spüren. Die rbb Praxis
informiert.
Bluthochdruck (Hypertonie) betrifft hierzulande mindestens 20 bis 30 Millionen
Menschen. Ursachen sind u.a. genetische Faktoren (also eine familiäre Belastung),
Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress. Geschätzt 70% der Betroffenen sind in
Behandlung. Etwa zehn Prozent der Betroffenen, also mindestens zwei Millionen
Menschen, wissen gar nichts von ihrer Krankheit. Da der Blutdruck mit dem Alter steigt,
nimmt das Risiko für die Hypertonie und ihre Spätfolgen dann zu: für Männer
exponentiell ab dem 55. Lebensjahr, für Frauen ab dem 65. Lebensjahr. Fast zwei Drittel
der Patienten, deren Blutdruck im oberen Bereich des normalen Blutdrucks liegt,
entwickeln innerhalb von vier Jahren eine Hypertonie.
Von einem behandlungsbedürftigen Bluthochdruck spricht man ab einem systolischen
Blutdruck von 140 mmHg oder einem diastolischen Blutdruck von 90 mmHG. Weltweit
gilt Bluthochdruck als häufigster Risikofaktor für Erkrankungen wie Schlaganfall,
koronare Herzerkrankung, arterielle Verschlusskrankheit, chronische Herzschwäche,
chronische Niereninsuffizienz und periphere Durchblutungsstörungen.
Die Blutdruckmessung ist der erste Schritt zur Diagnose
Der erste Schritt hin zu einem vernünftigen Umgang mit dem Blutdruck ist die
regelmäßige Messung. Doch der arterielle Blutdruck schwankt erheblich – sowohl
innerhalb eines Tages als auch von Tag zu Tag. Der Blutdruck sollte daher
unterschiedlich oft und zu verschiedenen Tageszeiten gemessen werden: Ist er leicht
erhöht, wird er über mehrere Monate mehrmals mittels Messung in einer Artpraxis
kontrolliert. Bei ausgeprägten Werten, Endorganschäden oder einem erhöhten Risiko für
Herz-Kreislauferkrankungen muss in kürzeren Abständen gemessen werden. Die
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Praxismessung wird dann mit einer ambulanten 24-Stunden-Langzeitmessung oder der
häuslichen Selbstmessung kombiniert beurteilt.
Wie sollte man messen?
Vor 100 Jahren entdeckte der russische Militärarzt Korotkow bei Druck auf die
Oberarmarterie Strömungsgeräusche – bis heute basiert darauf die sogenannte
indirekte Blutdruckmessung mittels Auskultation. Seit den 1980er Jahren ersetzen
zunehmend moderne – allen voran oszillometrische – Messgeräte diese konventionelle
Methode. Die neuen Geräte registrieren den Blutdruck automatisch über
Gefäßschwingungen, die den Puls während der Druckreduktion in der Arm-Manschette
begleiten. Statt einer Quecksilbersäule misst ein elektrischer Messwandler die Werte,
über ein Display lassen sie sich ablesen.
Apotheken bieten verschiedene Blutdruckmessgeräte an, empfehlenswerte Modelle
tragen ein Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga. Prinzipiell werden
Oberarmmessgeräte und Handgelenksmessgeräte unterschieden. Die Oberarmmessung
liefert meist genauere Werte, ist aber auch komplizierter. Denn die Manschette muss
genau sitzen und daher dem Umfang des Oberarms entsprechen. Die Messung am
Handgelenk ist fehleranfälliger. Hier sollte das Gerät während der Messung in Herzhöhe
gehalten werden, der Ellenbogen ist dafür auf dem Tisch aufgestützt.
Vor dem Messen, egal ob in der Apotheke oder zuhause, sollte eine drei- bis
fünfminütige Pause eingelegt werden – so kann der Kreislauf zur Ruhe kommen.
Außerdem raten Experten, vorher keinen Kaffee oder Alkohol zu trinken. Der optimale
Messzeitraum ist der Morgen vor Einnahme der Medikamente. Es sollte zweimal
gemessen und dazwischen eine Pause von einer Minute eingehalten werden. Der Wert
der zweiten Messung ist häufig niedriger, er ist der gültige Wert. Anfangs sollte der
Blutdruck an beiden Armen bestimmt werden. Danach erfolgt die Messung nur noch an
einem, immer demselben Arm. Nur so können die Daten unterschiedlicher Messzeiten
miteinander verglichen werden.
Wer seine Blutdruckwerte im Verlauf dokumentieren möchte, kann handschriftlich einen
Blutdruckpass führen, der z.B. über die Hochdruckliga zu erhalten ist. Es gibt auch die
Möglichkeit, die Messzahlen in eine Blutdruck-App einzugeben. Es gibt verschiedene
Anbieter, Datum und Uhrzeit sind meist bereits mit aktuellen Werten vorbelegt. Zur
Auswertung werden die Daten über einen beliebigen Zeitraum aufgerufen. So können
beispielsweise die letzten sieben, 30 oder 90 Tage mit einem Klick angezeigt werden
und ausgedruckt werden. Ob Blutdruckpass oder Blutdruckapp – die Aufzeichnungen
sollten bei Arztbesuchen vorgelegt werden.
Neben der Blutdruckmessung kann noch eine weitere diagnostische Untersuchung
wichtige Hinweise über den Gefäßstatuts liefern: die sogenannte Pulswellenmessung,
auch „funktionaler Arterien-Check“ genannt. Sie prüft die Elastizität der Gefäße, die mit
zunehmendem Alter sowieso abnimmt und auch durch Bluthochdruck beeinflusst wird.
Wie beim Blutdruckmessen trägt der Patient eine Manschette am Oberarm, der
Blutdruck wird dann mehrmals hintereinander gemessen und ein spezielles
Computerprogramm berechnet aus den Werten und anderen Parametern, wie schnell
sich die vom Herzen ausgehende Pulswelle in den Gefäßen verbreitet. Je starrer die
Adern sind, desto höher ist der gemessene Wert.
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Auf den Blutdruck hat die Elastizität zwei Auswirkungen: Ist der Blutdruck schon in
jüngeren Jahren erhöht, wird die Gefäßwand dicker und unelastischer – der Blutdruck
steigt weiter an, ein Teufelskreis beginnt. Nicht selten löst erst die mangelnde Elastizität
im Alter einen Hochdruck aus. Erkennbar ist das daran, wenn der erste, der systolische
Wert besonders hoch ist. Zudem wird die Elastizität durch äußere Faktoren wie Stress,
Fettstoffwechselstörungen, Rauchen und Diabetes negativ beeinflusst.
Üblicherweise bezahlen die Krankenkassen die Kosten der Pulswellenmessung nicht –
obwohl diese einen wichtigen Hinweis für die Hochdruckbehandlung liefern kann.
Patienten, die die Elastizität ihrer Gefäße messen lassen wollen, müssen die Kosten von
rund 26 Euro selbst bezahlen.
Wie kann ein Bluthochdruck behandelt werden?
Zunächst sollten Menschen, bei denen der Blutdruck krankhaft erhöht ist, die
Behandlung mit einer Lebensstiländerung beginnen: abnehmen, mehr bewegen, weniger
rauchen und trinken. Mit einem gut durchdachten Sportprogramm können die Werte
eines Bluthochdrucks um etwa fünf bis zehn mmHg gesenkt werden. Eine tägliche
Kochsalzreduktion auf unter sechs Gramm wirkt sich ebenfalls positiv auf den Blutdruck
aus. Wer viel Sport treibt, sich gesund ernährt und seinen Alkohol- und Nikotinkonsum
niedrig hält, kann später zudem die Dosis der Medikamente reduzieren.
Nicht selten reicht eine Lebensstiländerung allein nicht aus – und der Arzt verschreibt
ein oder mehrere Medikamente gegen den Bluthochdruck. Mittlerweile gibt es eine
breite Auswahl an Präparaten – insgesamt sind auf dem deutschen Markt rund 550
Hochdruckmedikamente verfügbar. Sollte der Blutdruck mit einem Medikament nicht
ausreichend positiv beeinflusst werden können, kombiniert der Arzt die Wirkstoffe. Das
ist bei etwa jedem zweiten Patienten der Fall.
Welche Nebenwirkungen haben die Wirkstoffe?
Wichtig sind vor allem fünf Wirkstoffgruppen: Diuretika, Betablocker,
Kalziumantagonisten ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten.
1) Diuretika sind die mit am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen
Bluthochdruck. Sie schwemmen Salz und Wasser aus, das Herz muss weniger
Flüssigkeit durch den Kreislauf pumpen. Diuretika kommen bei Herzschwäche,
Nierenschwäche und Asthma zum Einsatz. Typische Nebenwirkungen können
häufiges Wasserlassen, Muskelkrämpfe, Schwäche, Schwindel und
Kopfschmerzen sein.
2) Betablocker schützen das Herz über verschiedene Wege vor einer Überbelastung:
Die Arzneien reduzieren die Herzfrequenz, sie blockieren ein Hormon, das die
Gefäße verengt, und sie sensibilisieren Druckfühler in den Adern, welche die
Gefäßweite regulieren. Betablocker erhalten meist Patienten unter 60 Jahren
oder solche nach Herzinfarkt, mit koronarer Herzerkrankung oder
Herzschwäche. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit,
Schlafstörungen, Schwindel und Durchblutungsstörungen.
3) Kalziumantagonisten verhindern, dass die Gefäße durch Kalzium enggestellt
werden. Sie eignen sich alternativ, wenn beispielsweise bei Asthma oder
arterieller Verschlusskrankheit Betablocker nicht anzeigt sind. Auch die
Kalziumantagonisten können Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden wie
Übelkeit, Magenschmerzen, Verstopfung, Wassereinlagerungen (Ödeme) und
Hautrötungen im Gesicht verursachen.
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4) ACE-Hemmer blockieren ein bestimmtes Hormon und weiten so die Blutgefäße.
Die Arzneien eignen sich bei Herzschwäche, Diabetes und Nierenschwäche. Es
gibt verschiedene wichtige Kontraindikationen. Mögliche Nebenwirkungen sind
vor allem Reizhusten, Kopfschmerzen, Brechreiz und Durchfall.
5) AT1-Blocker, auch Sartane genannt, blockieren ebenso ein Hormon und wirken
der Gefäßverengung entgegen. Dadurch erzeugen sie ähnliche Effekte wie ACEHemmer, sind allerdings besser verträglich und auch teurer. Typische
Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Magen-Darm Beschwerden,
Schwindel. Seltener als bei ACE-Hemmern kommt es zu Hustenreiz.
Mittlerweile werden einzelne Wirkstoffe auch in einer Tablette kombiniert, so zum
Beispiel ACE-Hemmer und Diuretika. Diese Fixkombinationen sind für Menschen
empfehlenswert, die ohnehin mehrere Arzneien einnehmen müssen. Die Kombipräparate
sind jedoch teurer als einzelne Präparate. Die Kosten einer normalen
Hochdruckbehandlung liegen bei rund 40 Cent täglich, im Vergleich zu vielen anderen
Therapien sind sie damit sehr niedrig.
Compliance ist das Hauptproblem
Unter Compliance verstehen Experten die Therapietreue, d.h. Bereitschaft, regelmäßig
die Medikamente einzunehmen. Bei Hypertonikern ist sie nicht besonders groß, denn die
Krankheit selbst tut weder weh, noch hinterlässt sie sichtbare Spuren. Nicht selten fällt
also der Appell des Arztes, die Medikamente regelmäßig zu schlucken – um Probleme in
zehn oder 15 Jahren zu vermeiden – nicht auf fruchtbaren Boden. Manchen Patienten
fällt es auch schwer, einen Überblick über die einzunehmenden Tabletten zu behalten.
Zum einen, weil eine Therapie aus der Kombination verschiedener Einzeltabletten
bestehen kann, zum anderen weil derselbe Wirkstoff in unterschiedlichen
Tablettenformen auf den Markt kommt und je nach Rabattverträgen der Krankenkassen
der Patient die Präparate wechseln muss.
Hinzu kommen mögliche Nebenwirkungen, die viele Hochdruckpatienten besonders
sensibel wahrnehmen, weil sie ja vorher keinerlei andere Beschwerden gespürt haben.
Und der Körper, der sich manchmal schon jahrelang an einen nicht bekannten
Hochdruck gewöhnt hat, muss sich auf die Senkung des Blutdrucks einstellen und
reagiert zunächst mit Symptomen, wie z.B. Müdigkeit. Für die Ärzte ist die
Herausforderung dann oft sehr groß: Sie müssen ihren Patienten motivieren und ihnen
erklären, dass das Risiko für Spätfolgen durch Nichteinnahme weitaus höher ist als diese
Symptome und Nebenwirkungen der Medikamente. Und sie müssen die Therapie immer
wieder anpassen und optimieren, wenn der Patient sie nicht gut verträgt oder die
angestrebten Blutdruckwerte nicht erreicht. Experten weisen aber auch daraufhin, dass
Patienten ihr Recht auf eine gute Medikamentation einfordern sollten.
Experte im Studio
Prof. Dr. med. Jürgen Scholze
Facharzt für Innere Medizin
Direktor der Medizinischen Poliklinik der Charité
Charité - Campus Mitte
Luisenstraße 13
10117 Berlin
Tel. 030 450 5140 30
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Experten im Beitrag
Dr. med. Bozena Rautenberg
Fachärztin für Innere Medizin
Medizinische Poliklinik
der Charité
Universitätsmedizin Berlin Charité
Luisenstraße 11-13A
Hypertoniesprechstunde
10117 Berlin
Tel. 030 450 514 018
Dr. Lars Hennig
Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie
Hubertusstraße 10
12163 Berlin
Tel. 030 7915018
Dr. Peter Karsten
Facharzt für Allgemeinmedizin
Aßmannshauser Straße 11A
14197 Berlin
Tel. 030 82 70 93 00
Weiterführende Adresse
Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Berliner Straße 46
69120 Heidelberg
Herz-Kreislauf-Telefon: 06221 588 555
[email protected]
www.hochdruckliga.de
Hirnblutung – Drama mit Happy End
Die Folgen einer Hirnblutung können trotz umfassender medizinischer Versorgung
lebenslang spürbar bleiben. Aber es kann mit langem Training und guter Therapie einen
Weg zurück geben ins Berufsleben. Die rbb Praxis zeigt den beeindruckenden und
erfolgreichen Kampf eines Busfahrers und seiner Ärzte um seine Gesundheit und
Arbeitsfähigkeit.
Das Aneurysma beschreibt eine spindel- oder sackförmige Ausweitung einer Arterie. Sie
entsteht, wenn die Wand eines Gefäßes an einer Stelle dünner ist als an anderen und
sich ausstülpt. Das Risiko, dass ein Aneurysma reißt, erhöht sich mit steigendem
Durchmesser der Gefäßausstülpung. Auch in den Hirnarterien selbst ist ein Aneurysma
nicht selten. Denn hier ist die Muskelschicht der Gefäße dünner als an den anderen
Arterien im Körper. Hirnarterien sind also quasi prädisponiert für ungewollte
Ausbuchtungen, nicht selten finden sich bei einem Patienten gleich mehrere
Schwachstellen der Gefäße. Schätzungen zufolge leben acht Prozent aller Erwachsenen
mit einem Hirnaneurysma. Frauen sind etwas öfter betroffen als Männer.
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Die Diagnostik bei Verdacht erfolgt beispielsweise mithilfe des Angio-MRTs. Entdecken
die Ärzte gleich mehrere Aneurysmen, könnte eine genetische Neigung vorliegen. In
diesen Fällen raten sie auch nahen Verwandten zur Absicherung mittels einer MRTDiagnostik – selbst wenn diese keine Beschwerden wie Kopfschmerzen haben. Die Kasse
übernimmt die Kosten. Wer bereits weiß, dass er ein Aneurysma im Kopf trägt, sollte
sich schon früh mit dem Gedanken an eine Operation oder eine Katheter-Behandlung
anfreunden.
Prinzipiell gibt es zwei Behandlungsmöglichkeiten: Zum einen eine Operation mit
Verschluss des Aneurysma durch einen Clip, durchgeführt von Neurochirurgen. Zum
anderen können Aneurysmen heute endovaskulär mit Verschluss durch Platinspiralen
versorgt werden. Die Spiralen heißen Coils, das Verfahren Coiling. Fachleute raten zu
diesem Verfahren bei größeren Aneurysmen ab einem Durchmesser von etwa fünf
Millimeter. Kleinere Aneurysmen sollen eher beobachtet werden.
Da sowohl die operative als auch die endoskopische Methode mit einem gewissen
Komplikationsrisiko verbunden sind, sollten die Eingriffe auf Patienten beschränkt
bleiben, bei denen ein Aneurysma zu platzen droht. Problematisch ist, dass das bisher
niemand vorhersagen kann. Ärzte sind bisher auf vage Hinweise wie Größe, Form und
Lage der Gefäßfehlbildung angewiesen.
Kommt es zu diesem Notfall, droht eine lebensbedrohliche Hirnblutung im Raum
zwischen Gehirn und der darüberliegenden Spinnenhaut: Durch diese Einblutungen in
die mit Flüssigkeit gefüllten Hirnräume erhöht sich auch der Druck auf die
Hirnstrukturen selbst. Betroffene spüren plötzlich einsetzende, unerträgliche
Kopfschmerzen, Sehstörungen und eine besondere Nackensteifigkeit. Etwa die Hälfte
stirbt an der Hirnblutung. Die übrigen Betroffenen haben meist bleibende neurologische
Schäden.
Diese neurologischen Schäden verändern das Leben der Betroffenen und ihrer Familien
stark. Meist müssen die Patienten erst wieder lernen, im Alltag klarzukommen. Manche
schaffen es, wieder in den Beruf einzusteigen. Für andere Betroffene ist das nicht
möglich, sei es, weil die ursprünglichen Tätigkeiten zu anspruchsvoll, zu
verantwortungsvoll oder aus anderen Gründen nicht vereinbar sind mit den Folgen der
Hirnblutung.
Prominentes Beispiel ist die ehemalige ARD-Sportreporterin Monika Lierhaus. Anfang
2009 unterzog sie sich einer Operation, um ein Hirn-Aneurysma entfernen zu lassen. Da
Komplikationen auftraten, wurde sie für vier Monate in ein künstliches Koma versetzt.
Nach Jahren der Rehabilitation arbeitete sie zwar wieder für die ARD-Fernsehlotterie
und berichtete in Hintergrund-Interviews von der Fußballweltmeisterschaft 2014. Ein
Comeback als Moderatorin wird es aber wohl nicht mehr geben.
Immer besser versorgt werden Patienten mit Hirnleistungsstörungen nach erworbener
Hirnschädigung durch einen Unfall, eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall heute aber
in sogenannten ambulanten Rehabilitations-Einrichtungen. Seit 2013 werden sie bei
entsprechender Indikation von der Krankenkasse bezahlt.
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Die Experten in den Reha-Einrichtungen finden zunächst heraus, welche
Hirnleistungsstörungen vorliegen. Dann entwerfen sie eine passgenaue Therapie für
jeden Patienten. Zum Spektrum der Zentren zählen Leistungen der Neuropsychologie
wie die Verhaltenstherapie. Dabei kommen auch computergestützte Verfahren zum
Einsatz. Bei Bedarf kann die Behandlung zeitweise oder komplett im Wohnumfeld des
Betroffenen durchgeführt werden. Zudem beraten die Experten Angehörige, initiieren
und begleiten bei Prozessen der beruflichen oder sozialen Wiedereingliederung mit
regelmäßigen Arbeitsplatzbesuchen, erstellen neuropsychologische Gutachten und
Befunde für Berufsgenossenschaften, Gerichte und Versicherungen. Fachliche Expertise
besteht zudem in der begleitenden psychotherapeutischen Behandlung.
Experten im Beitrag:
Dr. Sabine Heel
Psychologin
Zentrum für ambulante Neuropsychologie und Verhaltenstherapie
Schleiermacherstraße 24
10961 Berlin
Tel. 030 69505666
E-Mail: [email protected]
Dr. Alexander Bock
Facharzt für Radiologie
Klinische und interventionelle Neuroradiologie
Vivantes Klinikum Neukölln
Rudower Straße 48
12351 Berlin
Tel. 030 130 14 3861
RBB
„rbb Praxis“
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14057 Berlin
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Stand der Information:
Juliane Rossius
Christine Salminger
Britta Elm
Beate Wagner
04.03.2015
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