lesen - Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft eV

17. M Ä R Z 2 0 1 6
D I E Z E I T No 1 3
POLITIK 11
MEINUNG
Von Klingonen
und Vaginas
Worauf Filmemacher und
Politiker achten sollten
Damals
Abb.: Walt Disney/Courtesy Everett Collection/action press (Filmszene aus »Bambi«; 1942); kl. Foto: privat (u.)
1942
Es war einmal ein Rehkitz, das
wuchs in einem Wald von Walt
Disney auf. Es war ein schöner
Ort. Nette Tiere wie das Kaninchen Klopfer sprangen dort herum und spielten mit ihm. Die
hübsche Feline weidete in der
Nähe und wuchs zu seiner Frau
heran. Und dann gab es noch
den stolzen Vater, der seinem
Sohn zeigte, wie man sich gegen
die bösen Jäger wehrt. Warum
sind Menschen so grausam? Warum können sie nicht so puschelig wie Tiere sein? Ein ewiges
Rätsel. Wir sollten mehr Zeichentrick schauen. PHA
VON AUSSEN
DAUSEND
Diesseits in Afrika
Der sich den Wolf tanzt
Der deutsche Mittelstand könnte zum idealen Entwicklungshelfer
auf dem Kontinent werden VON STEFAN LIEBING
Wie sich ein Wahlverlierer in Deutsch-Südwest entspannt – und warum die CDU
auch die Braut von Kevin Costner sein könnte
H
andy statt Festnetz, Zahlung
per Mobilfunk statt über
Bankfilialen, zahlreiche kleine
Solaranlagen statt großer Kraft­
werke: Viele Länder Afrikas
erleben seit Jahren einen so beachtlichen Aufschwung, dass sie ganze technologische Entwicklungsstufen einfach überspringen. Mit
weltweit zehn der zwölf wachstumsstärksten
Länder ist Afrika die am schnellsten wachsende Region der Erde – ein Boom-Kontinent für
Investoren. Doch deutsche Unternehmen
halten sich hier auffällig zurück.
Während China in den vergangenen Jahren gut ein Drittel aller Infrastrukturprojekte
in Afrika umgesetzt hat und mittlerweile auch
Investoren aus Frankreich, Großbritannien,
den USA und der Türkei intensiv engagiert
sind, zaudert Deutschland. So betrug 2014
der Anteil Afrikas am deutschen Außenhandel
gerade einmal zwei Prozent. Woran liegt das?
Was hindert ausgerechnet Europas wirtschaftsstärkstes Land mit all seiner smarten Energietechnik, seinen hocheffizienten Maschinen,
Anlagen und vor allem seinem Know-how
daran, sich in Afrika zu engagieren?
Ein Grund dafür ist die Geschichte: Anders als Frankreich und Großbritannien hat
Deutschland in Afrika keine ausgeprägte Kolonialvergangenheit. Nicht zuletzt deswegen
mangelt es in vielen Unternehmen schlicht an
Afrikaerfahrung. Ein anderer Grund ist die
mittelständische Struktur der deutschen
Wirtschaft. Unsere Firmen sind deutlich risi-
Stefan Liebing ist
Vorsitzender des
Afrika-Vereins der
deutschen Wirtschaft
kosensibler als andere Wettbewerber, die vielfach mit großen multinationalen Playern
oder sogar Staatskonglomeraten antreten und
die sich Verzögerungen und Fehlschläge eher
leisten können.
Das heißt: Sosehr sich viele Afrikaner
deutsche Investitionen und Expertise auch
wünschen mögen – deutsche Unternehmen
sind nicht besonders expeditionsfähig. Ihre
Tugenden entpuppen sich gegenüber aggressiveren Investoren in Afrika eher als Wett­
bewerbsnachteile. Allerdings ließen sich diese
Nachteile ausgleichen, zum Nutzen Deutschlands als auch Afrikas. Nötig ist dazu allerdings die Hilfe von Politik und Staat. Konkret
gesprochen: Wir brauchen eine wettbewerbsfähige Risikoabsicherung für Exporte, Projektentwicklung und Investitionen.
Sicher, es gibt Hermesdeckungen, also Versicherungen, mit denen der Staat Unternehmen vor Ausfallrisiken im Exportgeschäft
schützt. Doch bei Geschäften mit öffentlichen
Auftraggebern und langfristigen Projekten besteht diese Deckung bislang für viele afrikanische Länder gar nicht oder nur zu erschwerten
Bedingungen. Offenbar steckt die Markt­
bewertung Afrikas durch die Bundesregierung
in der Vergangenheit fest. Dieses unzeitgemäße
Rating erschwert besonders dem Mittelstand
den Weg in die afrikanischen Märkte.
Zudem brauchen deutsche Unternehmen
vor allem in den frühen Projektphasen Unterstützung durch neue Formen der öffentlichprivaten Risikoteilung. Wenn in Afrika in­
einem Jahr dreizehn Solarparks entstehen,
von denen nicht einer von einem deutschen
Unternehmen entwickelt wurde, so muss uns
das als Musterland der Energiewende nachdenklich stimmen. Wir schlagen daher eine
Projektentwicklungsversicherung vor: Bei Er­
folg zahlt der Unternehmer einen Teil seines
Überschusses in einen Topf ein. Aus diesem
Topf können andere Unternehmen teil­
entschädigt werden, falls deren Projekte in
Afrika scheitern. So würden auch traditionell
vorsichtige Mittelständler die erste Phase der
Entwicklung von Investitionsvorhaben in
Angriff nehmen können. Da für solche
Hochrisikophasen privates Kapital nicht zu
finden ist, braucht es eine staatlich finanzierte
Initialzündung: Entwicklungsgelder für erfolgversprechende Projekte wie etwa den Aufbau von Solar- und Windparks.
Und schließlich muss die »Wirtschafts­
diplomatie« verstärkt werden. In Afrika ist
mehr als anderswo ein politischer Türöffner
nötig. Das heißt, die Mittel aus der Entwicklungszusammenarbeit sollten in den Aufbau
eines leistungsfähigen Privatsektors gelenkt
werden. Warum können Teile der Gelder, die
bislang nicht nennenswert zur Schaffung von
Jobs in Afrika geführt haben, nicht beispielsweise in den Aufbau von Industrieparks und
Sonderwirtschaftszonen gesteckt werden?
Afrikanische Länder könnten sich für entsprechende Aktivitäten bewerben. Dies würde einen Anreiz für die Entwicklung marktwirtschaftlicher Strukturen und einer guten
Regierungsführung schaffen. Statt wie bislang
nur die wirtschaftlich schwächsten Länder zu
unterstützen, sollte die Entwicklungszusammenarbeit sich auf Länder konzentrieren, die
Modernisierungsmotoren für den ganzen
Kontinent sein können.
Derzeit leben in Afrika über eine Milliarde
Menschen, 2050 werden es doppelt so viele
sein. Mehr als die Hälfte der Afrikaner ist
heute jünger als 25 Jahre. Sie alle haben
Smartphones und verfolgen Nachrichten im
Internet. Sie haben sehr genau im Blick, in
welchem Wohlstand Menschen in anderen
Regionen der Welt leben. Wenn wir also die
Zahl der Wirtschaftsflüchtlinge reduzieren
wollen, brauchen wir eine neu justierte Zusammenarbeit mit Afrika. Eine Zusammenarbeit, die das privatwirtschaftliche Engagement in den Mittelpunkt rückt. Deutsche
Unternehmen können dazu beitragen, den
Aufholprozess afrikanischer Länder zu beschleunigen, und damit Perspektiven für Jobs
vor Ort schaffen.
So gesehen kann der deutsche Mittelstand
einen wichtigen Beitrag zur Lösung der
Flüchtlingskrise leisten. Denn je besser und
schneller sich Afrika ökonomisch und sozial
entwickelt, desto weniger Afrikaner werden
sich auf den Weg nach Europa machen.
Guido Wolf, der verhinderte Landesvater von BadenWürttemberg, hat sich – schon kurz bevor er verhindert wurde – von seinen, nun ja, Anhängern wie
folgt verabschiedet: »Ich fahre jetzt nachher nach
Hause und entspanne mich noch in einer Art und
Weise, über die ich jetzt nicht sprechen möchte.« Das
wirft Fragen auf. Erstens: Wie konnte ein Mann, der
robust glaubt, er könne zugleich »jetzt« und »nachher«
nach Hause fahren, je erwarten, man würde ihm so
etwas Zerbrechliches anvertrauen wie ein Bundesland,
das nur von einem Bindestrich zusammengehalten
wird? Zweitens: Wie bekommt man die Bilder wieder
aus dem Kopf, die Wolf einem in den Okzipitallappen
gebrannt hat? Und drittens: Hat Winfried Kretschmann das Zeug zum Kevin Costner und hält fünf
Jahre lang Der mit dem Wolf tanzt aus?
Wahrscheinlich muss er das gar nicht. Der US-Western endet so, wie nun der Deutsch-Südwestern enden
könnte: Der Wolf bleibt auf der Strecke – und Der mit
dem Wolf tanzt reitet mit seiner Braut davon. Und da
sie im Film nicht Weint in die Kissen, sondern Steht mit
einer Faust heißt, wird das in Stuttgart nicht die SPD,
sondern die CDU sein. Die steht auch mit einer Faust
– und ballt die andere in der Tasche. PETE R DAU S E ND
Achtung, Nervenkitzel: Für die Verwendung
des folgenden Satzes werden wir möglicherweise vor Gericht gezerrt. HIq DaSammeH
tach yI’el. Übersetzt heißt das: Um Bier zu
trinken, gehe in eine Bar. Nun mag die profane Anleitung zum Alkoholkonsum selbst
juristisch nicht relevant sein, die verwendete
Sprache aber ist problematisch. Es handelt
sich nämlich um Klingonisch, und da hört
der Spaß auf.
Um die Fantasiesprache und andere Alleinstellungsmerkmale der Star Trek-Saga ist
ein Rechtsstreit entbrannt. In den USA verklagen zwei Filmstudios die Macher eines
Star Trek-Fanfilms. Die Trekkies hatten
mehr als eine Million Dollar gesammelt, um
das Science-Fiction-Epos um ihren eigenen
Film zu erweitern. »Axanar« soll ein Prequel
zur Originalserie werden. Deren Studios sehen mit dem Fanprojekt aber ihre Urheberrechte verletzt. Konkret wollen sie den »Axanar«-Machern den Gebrauch der Sprache
Klingonisch, die Nutzung von Ausdrücken
wie Phaser, beamen oder Warp-Antrieb und
Nachahmungen bei Kostüm und Maske
(etwa die spitzen Ohren von Vulkaniern)
untersagen. Ein Star Trek-Fanfilm, in dem
kein Wort Klingonisch fällt und ein Mister
Spock mit eckigen Ohren sagt: »Zisch mich
hoch, Scotty!«? Undenkbar.
Man stelle sich vor, das Beispiel würde
auch in der deutschen Politik Schule machen
– es wären sinnstiftende Botschaften und
Ikonografien bedroht! Die Urheber der Comicfigur Bob der Baumeister zum Beispiel
könnten Angela Merkel mit Fug und Recht
den wohl entscheidendsten Satz ihrer Kanzlerschaft streitig machen, heißt es doch im
Refrain des kindlichen Handwerker-Hits
schon seit Jahren: »Können wir das schaffen?
Yo, wir schaffen das!« Merkels berühmteste
Geste, die zur Raute geformten Hände, ist
ebenfalls nicht allein ihre Erfindung. In der
Gebärdensprache gab es das Symbol wohl
schon vor ihrer Regierungszeit. Es bedeutet
Vagina. Und der US-Punker Billy Idol, der
mit weißblonder Frisur in den Achtzigern
zum Star wurde, bereitet sicher schon eine
Klage gegen Winfried Kretschmann vor.
Stichwort: Bürstenhaarschnitt!
Wie all diese Urheberrechtsstreitereien
ausgehen würden, können wir natürlich
nicht vorhersagen. Wir können Trekkies
wie Politikern nur klingonisch Mut machen: reH ’eb tu ’lu’. Es gibt immer eine
Chance. ME RLIND THE ILE
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