Konzeptpapier Session 1 Afrikas Entwicklungsagenda über 2015 hinaus Die Agenda 2063 der Afrikanischen Union1 (AU) bildet den Startpunkt für den „Strategischen Rahmen für integratives Wachstum und nachhaltige Entwicklung“. Mit ihrem teilhabeorientierten Konzept ermöglicht die Agenda 2063 allen maßgeblichen Akteuren, im Laufe der nächsten fünf Jahrzehnte zur wirtschaftlichen und sozialen Umgestaltung Afrikas beizutragen. Mit seinem „Gemeinsamen Standpunkt Afrikas“ (Common African Position (CAP)2) hat Afrika zudem gezeigt, dass es gewillt ist, eine bedeutsamere Rolle in der globalen Entwicklungsagenda zu spielen. Langfristig geht es dabei um sehr ambitionierte Ziele: die Umgestaltung der afrikanischen Wirtschaft, die Überwindung der Armut, den Erhalt der Umwelt und die Gewährleistung von Gesundheit und Wohlstand. Worin bestehen die Herausforderungen und Chancen für den Kontinent bei der Verfolgung seiner Ziele im Rahmen der Agenda 2063? Die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) sind nicht vollständig erreicht worden, und wurden kritisiert, zu sehr auf die Geberländer ausgerichtet zu sein. Die Hoffnung ist groß, dass der Paradigmenwechsel hin zu einer universellen, rechtebezogenen und teilhabeorientierten Entwicklungsagenda für die Zeit nach 2015 weltweit neue Energien freisetzen wird, um die neu formulierten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) zu verwirklichen. Währenddessen definiert Afrika mit wachsendem Selbstbewusstsein eigene Entwicklungsziele und verdeutlicht die Afrikanische Sichtweise auf die für den Strukturwandel notwendigen Veränderungen. Die Agenda 2063 wurde im Januar 2015 von den Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union auf ihrem Gipfeltreffen in Addis Abeba verabschiedet. Sie ist ein zukunftsweisendes Rahmendokument, auf dessen Grundlage der Kontinent seine Vorstellungen von einem „zusammenwachsenden, bürgernahen und florierenden Afrika des friedlichen Zusammenlebens“ realisieren will. Ausgehend von einer klaren panafrikanischen Perspektive wird darin Afrikas Entwicklungspfad für die nächsten 50 Jahre umrissen. In der Agenda verankert sind sieben breit gefasste Zielsetzungen, die in umfassenden Beratungen mit allen maßgeblichen Akteuren erarbeitet wurden: (1) integratives Wachstum und nachhaltige Entwicklung, (2) Integration und Einheit, (3) gute Regierungsführung, Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit, (4) Frieden und Sicherheit, (5) Kultur und gemeinsame Werte, (6) von der Bevölkerung mitbestimmte Entwicklung und (7) Afrika als globaler Akteur und Partner. Das Dokument enthält außerdem eine Reihe strategischer Initiativen, die die Umsetzung dieser Zielsetzungen beschleunigen sollen. Ergänzend zur Agenda 2063 der AU haben sich auch regionale afrikanische Institutionen in die Verhandlungen über die Post-2015-Entwicklungsagenda eingebracht. Mit dem „Gemeinsamen 1 Afrikanische Union, Agenda 2063: The Africa We Want (Popular version - Final Edition), 30. April 2015 http://agenda2063.au.int/en/sites/default/files/01_Agenda2063_popular_version_ENG%20FINAL%20April%202015.pdf 2 African Union, Common African Position (CAP) on the Post 2015 Development Agenda, März 2014 - http://www.africaplatform.org/sites/default/files/resources/common-african-position_2015.pdf Standpunkt Afrikas“ (CAP) rücken sie Fragen in den Mittelpunkt, die als afrikaspezifisch gelten. Der Gemeinsame Standpunkt wurde durch die AU-Kommission koordiniert und von der UNWirtschaftskommission für Afrika, der Afrikanischen Entwicklungsbank und dem Regionalbüro für Afrika des UN-Entwicklungsprogramms erarbeitet. Das Papier benennt sechs Schwerpunkte: (1) wirtschaftlicher Strukturwandel und integratives Wachstum, (2) Wissenschaft, Technik und Innovation, (3) am Menschen ausgerichtete Entwicklung, (4) ökologische Nachhaltigkeit, Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Katastrophenvorsorge, (5) Frieden und Sicherheit sowie (6) Finanzierung und Partnerschaft. Gefordert wurde dass die Themen Jugendarbeitslosigkeit und gute Regierungsführung breiteren Raum einnehmen sollten. Welchen Platz nimmt Afrikas ehrgeizige Entwicklungsagenda in den globalen Post-2015-Prozessen ein? Die Post-2015-Prozesse ermöglichen es Afrika, einen größeren Beitrag bei der Festlegung der globalen Entwicklungsagenda zu leisten: Während der Dritten Internationalen Konferenz der Vereinten Nationen zur Entwicklungsfinanzierung (FFD) in Addis Abeba im Juli 2015 waren Eigenverantwortung der Länder in Entwicklungsstrategien und in deren Finanzierung zentrale Diskussionsthemen. Die von den Staats- und Regierungschefs beschlossene Addis Abeba Action Agenda bietet einen globalen Rahmen für die Finanzierung und Umsetzung der globalen Agenda für nachhaltige Entwicklung. Es stellt die Mobilisierung inländischer Ressourcen und die Süd-SüdKooperation in den Mittelpunkt, und bekräftigt die Verpflichtung zur öffentlichen Entwicklungshilfe, insbesondere für die am wenigsten entwickelten Länder. Gleichzeitig haben fragile Staaten wie Malawi, aber auch Länder im Übergang von niedriger zur unteren mittleren Einkommenskategorie wie Ghana Bedenken über rückschreitenden Zugang zu Entwicklungsgeldern geäußert und unterstrichen die Bedeutung der öffentlichen Entwicklungshilfe. Die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele, die auf einem UN-Gipfel (25. bis 27. September 2015) angenommen werden sollen, eröffnen Afrika eine einzigartige Gelegenheit, sich verstärkt in den internationalen Dialog über Entwicklungsfragen einzubringen. Afrikanische Regierungen bereiten sich aktiv auf die 2015 UN-Klimakonferenz (COP21) vor, das dritte und letzte große, wegweisende Ereignis diese Jahr für die zukünftige, globale Entwicklungsagenda. Dazu gehört zum Beispiel das Climate for Development in Africa (ClimDev-Africa) Programme. Für Afrika steht viel auf dem Spiel: Während Großes Potenzial zur Förderung eines grüneren Wachstumspfades als anderswo erlebt besteht, ist besonders Afrika den Folgen des Klimawandels ausgesetzt (siehe Session 2). Diese Session wird die Chancen und die Herausforderungen Afrikas Entwicklungs-Agendas diskutieren. Wie kann Afrika zu den globalen Post-2015-Prozessen beitragen? Was sind die Folgen für die politischen Entscheidungsträger in Afrika und Afrikas internationale Partner? Und wie können Afrikas ehrgeizige Ziele in konkrete Maßnahmen verwandelt werden?
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