Übersetzung zum Nachlesen - PINK CHANNEL und QueerBeet

So oft wird über die Flüchtlinge gesprochen, aber kaum mit ihnen. “Fragen Sie doch mal
jemanden, der sich mit sowas auskennt.“ Das dachte sich unser Pinkchannel-Reporter Uwe
Pfaff und weil heute ja alles nur noch einen Klick weit entfernt ist, fragte er über Skype
Chesterfield Samba, Direktor der G.A.L.Z, der Gays and Lesbians of Zimbabwe:
Uwe Pfaff: Wieviele Schwule und Lesben sind eigentlich unter den Flüchtlingen, die aus
Afrika nach Europa kommen?
Chesterfield Samba: Weil Homosexualität in vielen Afrikanischen Ländern kriminalisiert
wurde, haben wir eine ganze Reihe von LGBTI Personen gesehen, die versuchen, nach
Europa auszuwandern.
Glaubst Du, dass die darüber sprechen können, dass sie lesbisch oder schwul sind, wenn
sie nach Europa kommen ? Weil in ihrem Land konnten Sie das ja nicht …
Das hängt davon ab, was sie gemacht haben, bevor sie weggegangen sind. Einige von
ihnen haben ihr Land verlassen genau wegen dieser Situation, und die versuchen dann
einfach, wieder Fuß zu fassen und still zu sein und mit ihrem Leben weiterzumachen.
Wenn sie nach Europa kommen, sind sie ja erstmal in dieser Flüchtlingssituation, aber
zweitens sind sie ja Schwule und Lesben, also glaubst Du, dass sie in der Lage sind, darüber
offen zu sprechen?
Ich glaube, niemand will als Flüchtling identifiziert werden, so dass es eine ganze Menge
Probleme mit der seelischen Gesundheit gibt, mit denen sie dann zu tun bekommen,
großen psychologischen Druck, Despressionen, Einsamkeit, Isolation, nicht in der Lage
sein, sich mit anderen Personen zu integrieren. Dieser Asyl-Prozess ist sehr kompliziert,
diese Zeit beeinträcht sie psychologisch, wenn sie warten müssen, ohne ihren Status zu
kennen.
Wie lange dauert es, als Asylant anerkannt zu werden?
Wir haben Fälle, zum Beispiel in Deutschland, da haben die Leute 4 Jahre gebraucht.
Die Flüchtlinge sind in ener sehr homophoben Kultur sozialisiert worden, bringen sie neue,
ultra-konservative Homophobie nach Europa? In den meisten Fällen erwartet sie viel
Widerstand von den eignen Leuten, die aus dem selben Land wie sie selbst gekommen
sind, also homophobe Tendenzen von den eigenen Leuten.
Wie siehst Du den Einfluss afrikanischer Kulturen auf das Safer-Sex-Verhalten der
Flüchtlinge, wenn sie in Europa sind oder in Deutschland? Wenn Du keine Familie hast, auf
die Du Dich stützen kannst, wenn Du keine Freunde hast, oder eine Community in
Deutschland, wo du dazugehörst, dann neigst Du dazu, dir Situationen oder Leute zu
suchen, mit denen Du Kontakte haben kannst, ja und manchmal kann das dann zu
risikoreichen Situationen führen, und weil das dann die einzige Option ist, die Du hast, läßt
Du Dich dann eher auf Risiko-Sex ein. Das kann dann zu Infektionen führen, und Du
versuchst, mit Deiner Sexualität und Gesundheit in Isolation klarzukommen.
Die extreme Homophobie, die nach Afrika kam, wurde von den Kolonialherren importiert,
stimmst Du da zu?
Die Kolonialzeit, die Geschichte erzählt uns, dass Afrika gar nicht homophob war, da gab es
Arten
und
Weisen,
wie
Afrikanische
Gesellschaften
und
Communities
mit
gleichgeschlechtlichen Beziehungen umgegangen sind, die bis zu einem bestimmten Grad
respektiert und toleriert wurden. Aber was dann importiert wurde, war die Homophobie
und man sieht, dass die Gesetze, die erlassen wurden, um Homosexualität zu regulieren,
westliche Einführungen waren. Unsere Afrikanischen Staatsoberhäupter wollen immer
noch diese Gesetzte aufrecht erhalten, und wir sehen dass sie auch auf den Fortschritt
reagieren, der gerade in den westlichen Kulturen stattfindet, also z.B. wenn wir über die
Homo-Ehe in den USA sprechen oder in Europa, dann sagen die Afrikaner, Nein, Nein, Nein,
sowas wollen wir nicht in Afrika, lasst uns Gesetze machen, die uns vor
gleichgeschlechtlichen Paaren und der Homo-Ehe, also was man sehen kann ist, dass diese
Gesetze neu definiert werden, Verfassungen werden neu geschrieben, um sicherzustellen,
dass Widerstand gegen Homosexualität geleistet wird, weil man in Afrika es so versucht zu
sehen, dass all die Themen rund um die Akzeptanz von Homosexualität eine zweite
Kolonalisierung bedeuten würden und es dann so gedreht wird, dass die Afrikaner
versuchen sollten, dieser erneuten Kolonalisierung im Gewand der Akzeptanz gegenüber
Homosexualität zu widerstehen. Das ist die Art und Weise, wie die ticken. Aber weil die
Welt dabei ist, ein Globales Dorf, a Global Village zu werden, sind die Leute in Afrika auch
sehr gut vernetzt und verbunden mit dem Rest der Welt.
Hast Du eine Message an die Deutsche Bundesregierung?
Ich denke eine Strategie ist, sicherzustellen, dass Deutschland seine Bemühungen
intensiviert, LGBTI-Gruppen in Afrikanischen Ländern zu unterstützen und ich glaube, dass
ist eine Strategie, die angewandt werden kann, um abzusichern, dass wir dann nicht dieses
Risiko der Flucht haben werden, dass Leute Afrika verlassen, indem man Homophobie auf
dem Afrikanischen Kontinent vor Ort angeht.
Hast Du eine Message an die Afrikanischen Flüchtlinge, die jetzt in Deutschland sind?
Also, wir sind froh für sie, dass sie jetzt zumindest an einem Ort sind, an dem sie sich sicher
fühlen.