Guten Tag Frau Süess. Danke für ihr Mail. Dazu Folgendes 1. Ja wir

Sehr geehrte Frau Bundesrätin Leuthard
Diese Woche habe ich mein überzeugtes Nein für die zweite Röhre am Gotthard in den Briefkasten unserer
Gemeinde eingeworfen. Warum Nein?
1. Die Schweiz rühmt sich stets, die älteste Demokratie der Welt zu sein. Weshalb stimmen wir jetzt zum
drittenmal über die Gotthardröhre ab? Wo bleiben der Volkswille und die demokratischen Entscheide?
2. Argument Sicherheit. In den Medien liest man folgendeAussage Ihres Parteikollegen und
Röhrenbefürworters Fabio Regazzi: "Zugegeben, wir haben das Sicherheitsargument ein wenig hochgespielt,
weil es bei den Leuten halt sehr gut ankommt." Sie und die Strassenlobby wissen genau, dass
Sicherheitssysteme am Fahrzeug zur Verhinderung von Auffahrunfällen und dem Verlassen der Fahrspur
immer grössere Verbreitung finden. Ausserdem hört man täglich von Entlassungen in der Schweiz. Glauben
Sie, dass im 2030 noch viele Schweizer ein Auto finanzieren können?
3. Sie glauben doch nicht, dass nur eine Fahrspur benützt wird. Da lachen nicht nur die Hühner, sondern die
ganze Welt. Vom Druck der Autolobby ganz zu schweigen.
4. Das Tessin wird nicht während Jahren auf dem Strassenweg von der übrigen Schweiz isoliert. Es gibt die
San Bernardino Route und via Domodossola / Simplon. Fragen Sie die Österreicher, wie die den Arlberg
sanieren. Da wird ohne Wenn und Aber der Tunnel während den Sommermonaten gesperrt.
5. Meine Meinung ist, dass das Schweizervolk von den Befürwortern veräppelt wird. Ich hoffe sehr, dass es
die Mehrheit der Stimmberechtigten realisiert.
6. Wie vereinbart sich Ihre Teilnahme an der Klimakonferenz mit dem Bau einer zweiten Gotthardröhre?
Wenn sie wissen dass die Inbetriebnahme der zweiten Gotthardröhre mehr Verkehr generiert. Das
Versprechen betreffend Alpenschutz nehme ich Ihnen nicht ab. Die schriftliche Bestätigung der EU, dass das
Befahren nur einer Spur das Länderabkommen nicht beeinflusst glaube ich ebenfalls nicht.
Ich würde gerne noch mehr Argumente gegen die zweite Röhre aufzählen. Aber ich möchte Ihre kostbare
Zeit nicht länger beanspruchen, falls sie meine E-Mail überhaupt lesen. Diesmal kann ich Ihnen nicht eine
erfolgreiche Abstimmung wünschen.
Freundliche Grüsse
Guten Tag Frau Süess. Danke für ihr Mail. Dazu Folgendes
1.
Ja wir sind eine Demokratie, daher darf man abstimmen. Wir haben einen neue Situation am Gotthard
und auch eine andere Vorlage. Die letzte Abstimmung zu Avanti betraf tatsächlich einen Vollausbau mit 4
Spuren. Daher haben wir neu die Kapazitätsbeschränkung in Verfassung und Gesetz verankert.
2.
Mit 2 Tunnels die richtungsgetrennt den Verkehr führen wird die Sicherheit klar erhöht. Frontal- und
Streifkollisionen werden weitgehend vermieden. Es ist für Neubauten mit mehr als 10’00 Fahrzeugen
europaweit vorgeschrieben.
3.
Es geht nicht um glauben, sondern um Verfassung und Gesetz. Es steht ja auch in der Verfassung, dass die
AHV obligatorisch ist. Niemand zweifelt an deren Durchsetzung. Auch hier würde nur eine Aenderung der
Verfassung etwas ändern.
4.
Der San Bernardino ist nur mässig geeignet für LKW und Cars. Er kann auch nicht den Mehrverkehr
bewältigen. Daher ist die Bündner Regierung für die 2. Röhre. Der Arlbergpass ist im Unterschied zum
Gotthardpass ganzjährig befahrbar. Sie haben zudem nur gerade halb soviel Verkehr wie wir.
5.
Das ist ein grosser Vorwurf. Immerhin haben nebst dem Bundesrat die klar Mehrheit des Nationalrates,
des Ständerates, die Kantone und die Wirtschaftsverbände die Vorlage studiert und sagen ja. Wer nein sagt
sagt ja zu einer 4 jährigen Schliessung des Tunnels und baut für teures Geld Verladeanlagen, die wir nach 4
Jahren wieder abbauen und das ganze Geld verlieren.
6.
Mehr Verkehr haben wir vor allem in den städtischen Gebieten und den Agglomerationen. Bei Wallisellen
sind es täglich 120‘000 Fahrzeuge und nicht 17‘000 wie am Gotthard. Gut werden PW immer sauberer,
ebenso die LKW.
Man darf eine andere Meinung haben in einer Demokratie, das ist das Schöne an unserem System. So hoffe
ich ihre Einwände doch beantwortet zu haben. Mit freundlichem Gruss D. Leuthard Bundesrätin