Pressemappe

Pressekonferenz
ÖH und IHS:
Diskriminierungserfahrungen von
Studierenden
Julia Freidl
Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) - Vorsitzteam
Kanita Halkič
Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) - Referat für
ausländische Studierende
Berta Terzieva
IHS- Institut für höhere Studien - Department of Sociology
14. April 2015
ÖH Bundesvertretung
Taubstummengasse 7-9
1040 Wien
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1.) Präsentation der Studie durch Berta Terzieva (IHS- Institut für höhere Studien - Department of Sociology)
siehe Unterlagen 2
2.) Erkenntnisse der ÖH (Diskriminierung aufgrund der Herkunft) • Probleme alle Betroffenen von Diskriminierung zu erreichen. Melden Vorfälle und Probleme oft nicht. Vieles dringt nicht bis zur ÖH vor (72% melden Vorfälle nicht). Notwendigkeit einer Anlaufstelle für die Studierenden an der Hochschule. • Erfahrung aus der Beratung für ausländische Studierende bestätigt die Ergebnisse: 44 Prozent der Drittstaatsangehörigen haben Probleme bei der Jobsuche und der Information über ihre Rechte und werden daher strukturell diskriminiert. • Aus den Erfahrungen und den Gesprächen mit ausländischen Student_Innen, zeigen sich Diskriminierungserfahrungen vor allem bei Studierenden aus Drittstaaten. Diese führen dann auch zu besonders prekären Situationen. Es tauchen oft zusätzliche Probleme z.B. bei Studienzulassung, Aufenthaltstitel, Beschaffung einer Unterkunft in Österreich, Anerkennungen, Studienberechtigung, Probleme bei Deutschkursen etc. auf. • Vor allem fehlt es an mehrsprachigen (oder zumindest englischsprachigen) Informationen in Österreich. Der Informationsfluss ist ein sehr wichtiges Werkzeug. Es ergeben sich daher oft Probleme bei der Jobsuche und der Information über die Arbeitsrechte, aber auch bei der Zulassung an der Hochschule, bei der Wohnungssuche oder der Beantragung einer Aufenthaltsbewilligung. • Außerdem ist der Arbeitsmarktzugang für Drittstaatangehörigen noch immer eingeschränkt, Komplizierte Arbeitsbewilligungen, Finanzierungsnachweise (in Wien bei der MA35), doppelte Studiengebühren, das Mindest-­‐Einstiegsgehalt bei der Rot-­‐Weiss-­‐Rot Card stehen für Drittstaatenangehörige auf der Tagesordnung und stellen weitere Formen der Diskriminierung dar. 3
3.) Erkenntnisse der ÖH (Diskriminierung aufgrund des Geschlechts) •
Jede dritte Studentin hat schon einmal Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts erfahren. (Bachelor: 19,9%, Master: 22,5% und Doktorat sogar 42,7%) •
Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts gehen vor allem von Lehrenden aus •
Knapp 1% der Studienteilnehmer_innen berichten von unangemessenen Berührungen und körperlichen Übergriffen. Das sind mindestens 30 Fälle, in denen wir von einer Straftat sprechen können. •
72% der Studierenden, die von Diskriminierungserfahrungen berichten, haben sich an niemanden gewandt. Es braucht offizielle Anlaufstellen für betroffene Studentinnen an allen Hochschulen: •
1. Schritt: Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen an allen Hochschulen – auf FHs und PHs gibt es diese noch nicht flächendeckend •
2. Schritt: eine wirkliche Anlaufstelle mit Psycholog_innen für alle Studierende •
wenn Fälle gemeldet werden, dann muss es dann in weiterer Folge natürlich auch Konsequenzen für die betroffenen Lehrenden & Studierenden geben. •
Genderkompetenz muss ein wesentlicher Teil der Lehrendenausbildung darstellen und gendergerechte Didaktik in Lehrveranstaltungen angwendet werden, wie etwa: •
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Redner_innenlisten mit Reißverschlusssystem & Erstmeldungen vor Zweitmeldungen •
Blitzlichtrunden, Aktives Fragen, Auffordern... Sprache ist ein wesentlicher Aspekt bei der Diskriminierung von Studentinnen. •
13% der Studentinnen berichten von verbalen Angriffen oder zweideutigen Witzen, 12% von Stereotypisierungen und 9% von diskriminierenden Begriffen im Sprachgebrauch. •
Es kann also nicht mehr negiert werden, dass Diskriminierungen vor allem auch in der Sprache passieren und ein bewusster, gendergerechter Umgang mit Sprache an Hochschulen essentiell ist. •
Wenn man diese Zahlen schwarz auf weiß sieht, ist es also umso ärgerlicher, dass die letzten Wochen von Debatten um die Bundeshymne oder die Änderung der Ö-­‐Norm auf Ausklammerung von Frauen in der Sprache, drehten. •
Neben der Diskriminierung von Studentinnen an Hochschulen, sind vor allem LGBTIQ*Personen überdurchschnittlich oft von Diskriminierungen betroffen. •
Hier braucht es Bewusstseinsbildung bei Lehrenden und Studierenden. •
Aber es braucht auch grundlegende Systemänderung (bei der Zulassung zum Studium muss zwingend angeben muss, ob ich ein Mann oder eine Frau bin). Hier müssen die Hochschulen endlich im Jahr 2015 ankommen. 4
4.) Fazit ÖH •
Knapp jede 4. Student_in gibt an, schon einmal Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben – vorwiegend aufgrund der Herkunft und/oder aufgrund des Geschlechts •
72% der betroffenen Studierenden berichten, dass sie sich an niemanden gewandt haben •
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gehen hauptsächlich von Lehrenden aus – Rassismus passiert hingegen unter Studierenden: •
Jede_r 10. Student_in sagt, dass ein geringerer Ausländer_innenanteil für das Klima an der Hochschule besser wäre •
Ein Viertel der Studierenden sagt, dass Studierende aus dem Ausland einen eingeschränkten Zugang zum Österreichs Hochschulen haben sollen 5.) Forderungen ÖH • Offizielle Anlaufstellen schaffen + Konsequenzen bei Vorfällen • Strukturelle Diskriminierungen abbauen: • Arbeitsmarktzugang für Drittstaatsstudierende, Abbau von Hürden • Aktive Frauenförderung an Hochschulen – vor allem Übergang • Sprache: • Mehrsprachigkeit bei Unterlagen, Formularen, Informationen • Bewusster Umgang mit Sprache und Abbau von Stereotypen in Lernunterlagen, Skripten und Büchern • Geschlechtergerechte Sprache • Auftrag für ÖH, Hochschulen und das Ministerium à Bewusstseinsbildung & Sensibilisierungsarbeit auf den Hochschulen für Studierende & Lehrende. 5
Rückfragehinweis
Presseteam der Bundes-ÖH
Daniel Böhm
0676/888 522 17
Bettina Mühleder
0676/888 522 12
Emir Dizdarevic
0676/888 522 11
[email protected]
www.oeh.ac.at
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