LERNEN

DEFGH
Nr. 167, Donnerstag, 23. Juli 2015
LERNEN
SONDERSEITEN FÜR SCHULE, HOCHSCHULE UND WEITERBILDUNG
von joachim göres
S
chüler machen Theater – das ist
nichts Neues, kaum eine Schule ohne
Theater-Arbeitsgemeinschaft. Doch
standen früher meist nur wenige künstlerisch engagierte junge Leute in der Freizeit
auf der Bühne, so gibt es heute in vielen
Bundesländern ein richtiges Fach Theater.
Besonders aktiv ist Hamburg, das einzige
Bundesland, in dem alle Grundschüler von
der ersten bis zur vierten Klasse eine Wochenstunde Theater spielen sollen. „In jeder unserer Klassen wird am Ende des
Schuljahres ein Stück öffentlich aufgeführt“, sagt Katja Krach-Grimm, Fachleiterin Theater an der Louise-SchroederGrundschule im Stadtteil Altona. Sie schilderte ihre Erfahrungen kürzlich auf der
Veranstaltung „Welches Theater braucht
die Schule?“ im Rahmen des Schultheaterfestivals Hannover.
Die vierten Klassen der Altonaer Grundschule schreiben ihr eigenes Stück. Tom
und Jerry, ein Märchen auf dem Friedhof,
Mobbing – einige Beispiele für die von den
Mädchen und Jungen ausgewählten Themen. „Ich gebe für die Umsetzung auf der
Bühne Tipps. Beim Stück über Mobbing haben die Schüler zum Beispiel selbstgedrehte Filmsequenzen eingesetzt, weil so die
Theaterspielen verbessert das
Selbstbewusstsein der Schüler und
den Zusammenhalt in den Klassen
Darstellung einfacher wird“, sagt KrachGrimm. Sie hält nichts davon, Vorlagen nur
nachspielen zu lassen. „Oft werden Schülern von Lehrern einfach fertige Texte
übergestülpt. Das wollen wir nicht. Wenn
die Schüler versuchen, selber etwas zu entwickeln, kann auch mal was nicht klappen.
Doch genau das ist ja das Interessante, die
Gründe dafür zu suchen und darüber zu
sprechen“, sagt Krach-Grimm. Theater
soll Kommunikation und Reflexion fördern – die Viertklässler schauen sich ihre
Stücke an und geben sich gegenseitig Feedback. Krach-Grimm: „Das Lob und die Kritik im Anschluss ist noch wichtiger als die
Aufführung.“
In Bremen werben Schulen mit ihren Angeboten im Bereich Theater gezielt um
neue Schüler. So weist die Oberschule am
Leibnizplatz auf ihre Kooperation mit professionellen Schauspielern hin. Als Wahlpflichtfach kann man dort in der fünften
Klasse ein halbes Jahr zwei Stunden in der
Woche Theater spielen, zudem gibt es mehrere Theater-AGs. In der gymnasialen
Oberstufe der Oberschule gibt es den ersten Leistungskurs Darstellendes Spiel (DS)
in Deutschland. An allen Oberstufen an
den gymnasialen Oberstufen und beruflichen Gymnasien in Bremen wird Darstellendes Spiel neben Musik und Kunst als
Grundkurs angeboten.
Dabei hat DS inzwischen den Fächern
Musik und Kunst oft den Rang abgelaufen.
So berichtet der Kasseler Gymnasiallehrer
Ede Müller, dass das Fach Darstellendes
Spiel an den ihm bekannten Schulen in
Nordhessen in der Oberstufe von der Hälf-
te eines Jahrgangs gewählt werde, gefolgt
von Kunst und Musik. Allein an seiner
Schule habe 2014 keiner in Musik die praktische Abiturprüfung abgelegt, dafür 15
Schüler in Darstellendem Spiel, sagt Müller in der Zeitschrift für Theaterpädagogik .
Ute Handwerg, Geschäftsführerin der
Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater (BAG), weiß um den Vorwurf, wonach
Darstellendes Spiel bei Schülern so beliebt
ist, weil die Anforderungen geringer seien
als in Kunst und Musik. Bisher fehle eine
Untersuchung zu diesem Thema, um diese
Behauptung zu belegen oder zu widerlegen. „Es gibt eine Konkurrenzsituation zwischen diesen drei Fächern, die alle unter
Streichungen leiden. Das immer wieder zu
Diskussion stehende Fach ästhetische Bildung, in dem Kunst, Musik und Darstellendes Spiel zusammen unterrichtet werden
soll, ist aber keine Lösung, das lehnen wir
ab“, sagt Handwerg.
Am Georg-Büchner-Gymnasium in
Seelze bei Hannover gibt es zwei TheaterAGs, zudem wird Theater als vierstündiges
Wahlpflichtfach in den Klassen acht und
neun angeboten. „Es kommen mehr Mädchen, doch die Zahl der interessierten
Jungs wächst. Die Schüler achten darauf,
dass auch die ruhigeren Charaktere zum
Zuge kommen“, sagt Lehrerin Silke Gutzeit. Sie lobt das große Engagement der Jugendlichen, die vor Aufführungen viele
Stunden ihrer Freizeit für Proben opferten, und ergänzt: „Viele Kollegen sind neidisch auf die gute Stimmung in den Theaterklassen. Die Schüler lernen sich durch
das Spielen viel besser kennen und akzeptieren sich mehr.“
Der Zusammenhalt ist wesentlich größer als in anderen Klassen – eine Beobachtung, die Romi Domkowsky bestätigt. Die
Professorin am Studiengang Kindheitspädagogik an der Evangelischen Hochschule
Berlin hat untersucht, welche Wirkungen
Theaterspielen auf junge Menschen hat.
Dafür hat sie an einer Berliner Gesamtschule und an einem Oberstufenzentrum Schüler miteinander verglichen – die Hälfte
wirkte an Aufführungen mit, die andere
nicht. Bei den sozialen Kompetenzen gab
es keine Unterschiede. Nach einem Jahr
Theaterspiel waren die DS-Schüler gegenüber der Vergleichsgruppe angesichts neuer Situationen und Menschen offener, sie
waren mit sich zufriedener und traten anderen gegenüber sicherer auf.
Laut BAG bestehen in den meisten Bundesländern Lehrpläne, nach denen Darstellendes Spiel unterrichtet wird, vor allem in
der Oberstufe der Gymnasien und an Gesamtschulen. Als Abiturfach wird es unter
anderem in Niedersachsen, Hessen, Bremen, Rheinland-Pfalz, Berlin und BadenWürttemberg (hier heißt es Literatur und
Theater) angeboten. Die Praxis sieht allerdings nicht selten anders aus, denn Lehrer
sind Mangelware – meist gibt es für interessierte Pädagogen nur Weiterbildungen,
eine universitäre Ausbildung zum Lehrer
für Darstellendes Spiel fehlt an vielen
Hochschulen. Ute Handwerg ist dennoch
guter Dinge: „In den letzten Jahren hat die
Bedeutung des Theaterspielens in den
Schulen deutlich zugenommen.“
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Fürs Abi auf
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dpa/tmn
An Gymnasien wächst die Bedeutung
des Schulfachs Darstellendes Spiel
LESESTOFF
Wegweiser. Postdocs gibt es viele, aber eine Professur ergattern nur die wenigsten.
Das liegt zum einen an der begrenzten
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beschreibt die Autorin, worauf es beim
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sich hier unbedingt beraten zu lassen,
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Chancen einer Bewilligung.
Im Kapitel „Rahmenbedingungen der
Wissenschaftskarriere“ spricht die Autorin ungeschminkt die Schattenseiten der
Postdoc-Phase an. Die Jahre zwischen Promotion und einer unbefristeten Stelle als
Hochschullehrer sind oft geprägt von nur
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und geringem Einkommen. Da ist es
schwierig, eine Familie zu gründen.
Ein umfangreicher Anhang mit Förderprogrammen und Netzwerk-Beispielen
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es lesen.
juliane lutz
Mirjam Müller:
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Tanz rund ums U-Boot, so etwas gibt es nur auf der Bühne: Darstellendes Spiel (DS) als Schulfach
hat Musik und Kunst vielerorts den Rang abgelaufen. An manchen deutschen Schulen
kann man DS sogar als Grund- oder Leistungskurs belegen. FOTO: JOHANNES SIMON
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Donnerstag, 23. Juli 2015, Nr. 167
LERNEN 23
SONDERSEITEN FÜR SCHULE, HOCHSCHULE UND WEITERBILDUNG
Erfüllende Aufgabe,
dürftiges Budget
Ein Promotionsstudium will erst mal finanziert sein.
Das geht über einen Job an der Uni oder ein Stipendium
Peter-Simon Dieterich hat ein Diplom in
Mathematik und ein zweites in Physik. Am
Graduiertenkolleg der Universität Hamburg promoviert der gebürtige Ludwigsburger seit Herbst 2013 mit einem Thema
an der Schnittstelle beider Fachgebiete.
Sein Professor aus Stuttgart hatte ihn als
Auszeichnung für einen besonders hellen
Kopf dorthin empfohlen. Für die halbe Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekommt der 28-Jährige etwa 1500 Euro brutto, nach Abzügen bleiben ihm davon ungefähr 1100 Euro. „Im nächsten Jahr werde
ich jeden Monat 200 Euro mehr auf seinem
Konto haben“, berichtet Dieterich mit freudig klingender Stimme. Für große Sprünge reicht das Gehalt aber nicht. Fast die
Hälfte geht für die Miete drauf, und auch
sonst ist die Hansestadt kein billiges Pflaster. Für einen Nebenjob fehlt dem Doktoranden die Zeit. Er kennt keinen Kollegen,
der sein Leben in Dissertation, Unitätigkeit
und Zweitjob drittelt. Denn die Zeit drängt.
Die Stelle am Graduiertenkolleg ist auf
drei Jahre befristet.
Bei Begabtenförderungswerken
können künftige Doktoren
sich in Eigenregie bewerben
Videokonferenzen, Podcasts, Spaziergänge auf dem Web-Campus – Fernstudium und Fernkurse bieten viele neue Möglichkeiten und große Flexibilität, was Ort und
Zeit angeht. Ein bisschen technikaffin sollte man aber für diese Art der Weiterbildung schon sein.
FOTO: ANDREA WARNECKE/PICTURE ALLIANCE/DPA-TMN
Kommunikation auf allen Kanälen
Im Fernstudium sind Online-Vorlesungen schon weit verbreitet, auch virtuelle Seminare werden angeboten.
Manche deutsche Hochschulen binden bereits Smartphones und Tablets in die Lehre ein
von miriam hoffmeyer
E
inmal pro Woche trifft sich Dominik
Dennemark mit seiner Lerngruppe
per Videokonferenz auf Skype. Die
Studierenden der Bildungswissenschaften
an der Fernuniversität Hagen tauschen
sich dann über Klausuren und Hausarbeiten aus und helfen einander bei Verständnisfragen. „Das motiviert mich sehr. Wenn
einer sagt, er hat seine Hausarbeit schon
halb fertig, beeile ich mich natürlich auch“,
sagt Dennemark. Der 30 Jahre alte Immobilienkaufmann braucht diese Anstöße, er
studiert abends nach der Arbeit, wenn seine kleine Tochter im Bett ist.
In bisher fünf Semestern hat er schon
viele Spielarten von E-Learning erprobt.
Die Moodle-Lernplattform der Fernuniversität Hagen ist fächerübergreifend, wird
aber von den Bildungswissenschaftlern,
die sich auch inhaltlich mit den didaktischen Möglichkeiten der neuen Medien beschäftigen, besonders eifrig genutzt. Die
Studierenden können dort nicht nur Material herunterladen und gespeicherte Vorlesungsvideos ansehen, sondern interaktiv
lernen. So hat Dennemark vor Kurzem eine Präsenzveranstaltung, an der er nicht
teilnehmen konnte, als virtuelles Seminar
erlebt. „Man sitzt zu Hause am Computer,
hört live den Vortrag und sieht die Folie dazu“, erklärt Dennemark. „Im begleitenden
Chat konnte ich Fragen stellen. Diese wurden in den Vortragspausen beantwortet.“
Die Fernstudenten können auch Hausarbeiten anonym auf die Lernplattform stellen und von Kommilitonen bewerten lassen. In verschiedenen Modulen werden gemeinsam Wikis zu Fachbegriffen erarbeitet. Dominik Dennemark hat ein Wiki über
Berufsbildungsrecht miterstellt: „Das
funktioniert so, dass einige aufschreiben,
was sie zu dem Begriff wissen. Andere ergänzen das so lange, bis drinsteht, was für
alle wichtig ist. Am Schluss fasst einer den
Inhalt zusammen, dann wird das Wiki auf
die Lernplattform gestellt.“ Im notorischen Angstfach Statistik können die angehenden Bildungswissenschaftler OnlineTests machen, um sich auf die Klausuren
vorzubereiten. Dominik Dennemark fand
außerdem eine Serie von Videos mit Erklä-
rungen und Beispielen zur Statistik sehr
hilfreich: „Das war anschaulicher und unterhaltsamer als das Skript.“
Das Studium an der Fernuniversität Hagen findet heute fakultätsübergreifend zu
etwa 80 Prozent online statt. „Die Studierenden können multimedial auf unterschiedliche Weise lernen. Und sie können
auf verschiedenen Kanälen mit Kommilitonen und Lehrenden kommunizieren, von
jedem Ort der Welt und ohne große technische Barrieren“, schwärmt Claudia de Witt,
Nur noch zu den Klausuren
müssen die Teilnehmer einiger
Studiengänge persönlich kommen
Professorin für Bildungstheorie und Medienpädagogik in Hagen. Es sei aber wichtig,
„digitale Wegweiser“ in den verschiedenen Lernumgebungen der Moodle-Plattform aufzustellen, damit die Studierenden
den Überblick behielten. Auf die traditionellen Studienbriefe möchte de Witt nicht
verzichten: „Selbst ich als Medienfreak halte daran fest, denn die Skripte sind wichtig
für das zusammenhängende Lernen.“
Auch die Anzahl der Präsenzveranstaltungen in ihren regionalen Zentren will die
Fernuni nicht reduzieren. Dominik Dennemark findet das richtig: „Es ist doch was anderes, die Lerngruppe live zu sehen.“
Wie groß die Rolle ist, die E-Learning im
Fernstudium oder Fernunterricht spielt,
ist je nach Anbieter noch sehr unterschiedlich. „Die Bandbreite ist riesig“, sagt Markus Jung, Inhaber des anbieterunabhängigen Portals Fernstudium-Infos.de. Generell setzten Hochschulen stärker auf
E-Learning als andere Bildungsanbieter.
„Alle großen und viele mittelgroße Hochschulen haben heute einen Webcampus.
Studienbriefe gibt es fast immer auch in
elektronischer Form, häufig angereichert
mit multimedialen Elementen“, sagt Jung.
„In letzter Zeit werden Online-Vorlesungen immer beliebter.“ Noch relativ selten
seien virtuelle Seminare. Auch das Studium mit mobilen Endgeräten sei bisher
„noch die Ausnahme, nicht die Regel“. Die
Studierenden der IUBH School of Business
and Management in Bad Honnef können
aber heute schon vom Tablet oder Smartphone aus Studienskripte lesen, auf Podcasts und Videos zugreifen und live an Online-Tutorien teilnehmen. Ein ähnliches
Konzept verfolgt die SRH Riedlingen mit ihrem MBA-Studiengang – sie stellt alle Studieninhalte auf einem iPad zur Verfügung.
Weiterbildung per Fernkurs
Auch andere Anbieter als Hochschulen verwenden in ihren Fernkursen immer öfter digitale Medien. „Ein Fernlehrgang ohne das Angebot einer Lernplattform ist die Ausnahme“,
sagt Heiner Simons, Leiter der Staatlichen
Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU). Trotzdem werde das Wissen noch schwerpunktmäßig auf traditionelle Art vermittelt: „Die Teilnehmer bevorzugen gedruckte Texte.“
Tendenziell richten sich Fernhochschulen
an eine homogenere, besser qualifizierte
Zielgruppe. Wie intensiv und in welcher
Form digitale Medien bei Fachakademien
und anderen Weiterbildungsinstituten zum
Einsatz kommen, hängt stark von Inhalt und
Zielgruppe des Kurses ab. In manchen Bereichen, zum Beispiel bei Heilpraktikerlehrgängen, sei die Zielgruppe nicht sehr technik-
affin, erklärt Simons. Bei einer Weiterbildung zu sozialen Medien sei es dagegen absurd, gedruckte Texte zu verwenden. In
Sprachlehrgängen werden gern Audio-Dateien und MP3-Aufnahmen eingesetzt, Videos
beispielsweise im Bereich Sport und Fitness.
Virtuelle Seminare bieten nicht-akademische Anbieter in erster Linie für Teilnehmer
bestimmter Berufsgruppen an, die wegen ihrer Arbeitszeiten nicht zu Präsenzveranstaltungen am Wochenende kommen können –
zum Beispiel in der Gastronomie oder im
Eventmanagement. „E-Learning wird dann
verstärkt eingesetzt, wenn es das Thema anbietet oder bestimmte Zielgruppen angesprochen werden können, für die zeitliche
Flexibilität ein besonders großer Vorteil ist“,
MIRH
fasst Heiner Simons zusammen.
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Auf E-Learning spezialisiert ist die Oncampus GmbH, eine Tochter der Fachhochschule Lübeck. Derzeit betreibt Oncampus
acht wirtschaftswissenschaftliche und
technische Online-Fernstudiengänge für
den Hochschulverbund „Virtuelle Fachhochschule“. Alle bieten eine sehr große
multimediale Vielfalt. „Wir haben 2001 angefangen mit 90 Prozent Online-Anteil
und diesen kontinuierlich gesteigert“, sagt
Oncampus-Geschäftsführer Rolf Granow.
Nur zu den Klausuren müssen die Studenten noch leibhaftig erscheinen, denn die
Frage, wie Schummeln zu Hause verhindert werden kann, ist technisch noch nicht
gelöst. Synchrone interaktive Veranstaltungen spielen in den Studiengängen eine
große Rolle, in der Regel findet jede Woche
eine Videokonferenz mit Betreuern und
Studierenden statt. „Es wird viel mehr gemeinsam gelernt als im klassischen Fernstudium mit Studienbriefen, das ist ein großer Vorteil“, meint Professor Granow.
Lernplattformen und multimediale Online-Materialien stehen auch den Präsenzstudenten des Fachhochschulverbunds
zur Verfügung. So haben alle Studenten
die Möglichkeit, E-Learning zu nutzen, zumal dieselben Dozenten Fern- und Präsenzstudenten betreuen. „Das Interesse
am multimedialen Lernen steigt. Auch im
Präsenzstudium wird die Mediennutzung
sehr stark zunehmen“, sagt Granow.
Neben dem Studieren an mobilen Endgeräten ist das Nutzen sozialer Netzwerke
laut Granow der zweite große Trend im
E-Learning an Hochschulen: „Vor allem
die Studierenden vernetzen sich untereinander.“ Beliebter als die internen sozialen
Netzwerke, die viele Fern- und auch Präsenzhochschulen anbieten, sind allerdings
Facebook oder Whatsapp, wo sich die Kommilitonen ohne Dozenten austauschen
können. Anne Thillosen forscht am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien
über E-Learning-Konzepte an Hochschulen. Nach ihrer Erfahrung wird es zunehmend zum Problem, dass sich Studierende
allzu intensiv abseits der Hochschule vernetzen. „Wenn die Dozenten sie dann bitten, sich im gemeinsamen Lernraum vorzustellen, heißt es: Wieso, das haben wir
auf Facebook doch längst gemacht!“
Während dieser Zeit haben junge Physiker ohne Promotion bereits die ersten Karrierestufen genommen und im Schnitt jährlich das Dreifache des Doktoranden verdient. Trotzdem liebäugelt nach Angaben
des Studentennetzwerks E-fellows.net jeder fünfte Studierende in Deutschland mit
dem Doktorhut. Geht es weiter wie bisher,
dann werden zwei von drei Doktoranden
die mehrjährige Zeit als Forscher und Autor mit einem Job an der Universität finanzieren, bezahlt entweder von der Hochschule oder aus Zuwendungen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
So wie Peter-Simon Dieterich leben viele
von sogenannten Drittmitteln, mit denen
Forschungsprojekte angeschoben und
durchgeführt werden. Für Doktoranden
ist es wunderbar, wenn das Thema einer
Untersuchung mit dem ihrer Dissertation
zusammenfällt. Es ist furchtbar, wenn sich
der Geldgeber von dem Projekt verabschiedet. Keine Finanzierung – kein Job.
Im Unterschied zu Doktoranden, die
mit einem Lehrauftrag an der Uni angestellt sind und Übungen und Tutorien betreuen, muss der vom Kolleg bezahlte Dieterich nur an speziellen Seminaren teilneh-
Als Krönung der Jahre intensiven Forschens lockt der Doktortitel. Der Weg
dorthin ist bereichernd, aber auch
kräftezehrend, weil sich Doktoranden
meist um Drittmittel
kümmern müssen. FOTO: IMAGO
mba.sz.de – Das
Bildungsverzeichnis
der Süddeutschen
Zeitung
men und hin und wieder einen Vortrag halten. Das ist eine feine Sache, aber solche
Stellen sind rar, man bekommt sie nur,
wenn man von einem Professor empfohlen
wird. Besser sind die Aussichten auf einen
Arbeitsplatz auf Zeit an den Universitäten.
Die Hochschulen bezahlen ihre Angestellten nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Doktoranden gehören der fünfstufigen Entgeltgruppe E13 an. Auf der ersten Entgeltstufe und
ohne vorherige Berufserfahrung im Fachgebiet verdienen sie auf einer Vollzeitstelle
circa 3300 Euro brutto im Monat, auf der
zweiten circa 3600 Euro. Allerdings sind
die Verträge meist befristet, und viele Nachwuchsakademiker beklagen die hohe Arbeitsbelastung. Dennoch sind die jungen
Leute meist glücklich, sich keine großen
Sorgen um Miete und Brötchen machen zu
müssen.
Das gilt auch für jenes Drittel der Doktoranden, das sich für ein Stipendium oder
sogar mehrere qualifiziert hat. Hierfür gibt
es im In- und Ausland Dutzende von Anlaufstellen. Zum Beispiel gewährt die Studienstiftung des deutschen Volkes 1150 Euro
im Monat plus 100 Euro Forschungskostenpauschale, dazu die Teilnahmemöglichkeit an Doktorandenforen, Sommerakademien und Sprachkursen. Bewerben kann
man sich nicht selbst, vielmehr muss ein
Hochschullehrer eine Empfehlung aussprechen. Finanziell ähnlich ausgestattet
sind die Stipendien der Begabtenförderungswerke. Sie haben den Vorzug, dass
man sich selbst ins Spiel bringen kann,
und zahlen derzeit 1050 Euro im Monat
plus Forschungskostenpauschale. Hinzu
kommen gegebenenfalls Zuschläge für Familie, Kinderbetreuung und Auslandsaufenthalte. Allerdings ist die Förderung abhängig vom selbst erzielten Einkommen.
E-fellows.net zählt die Einschränkungen
auf: „Neben dem Stipendium darfst du maximal fünf Stunden pro Woche arbeiten,
bei einer Beschäftigung in Lehre und Forschung zehn Stunden. Und selbst versichern musst du dich auch.“
Die meisten Bundesländer
vergeben Abschluss-Stipendien,
für die spezielle Kriterien gelten
Auch die Bundesländer vergeben Stipendien an Doktoranden mit überdurchschnittlichem Examen und spannenden
Dissertationsthemen. Über die Vergabe
entscheiden die Hochschulen. Normalerweise wird das Stipendium für ein Jahr bewilligt und umfasst 600 bis 900 Euro pro
Monat plus 150 Euro Kinderzuschlag und
einen Zuschuss zu Sach- und Reisekosten.
Zusätzlich vergeben die meisten Bundesländer sogenannte Abschluss-Stipendien.
Diese sind gedacht für Promovierende, die
bisher an Hochschulen gearbeitet haben
und ihre Stelle aufgeben mussten, um die
Doktorarbeit fertigzustellen, oder deren
Vertrag ausgelaufen ist, bevor sie ihre Dissertation abschließen konnten. Das Abschlussstipendium gibt ihnen bis zu einem
Jahr Zeit, um die Promotion zu beenden.
Das Graduiertenkolleg in Hamburg, an
dem Peter-Simon Dieterich untergekommen ist, unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Neben der
DFG unterhalten auch die Max-Planck-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft Research Schools und Graduiertenkollegs mit Promotionsstipendien.
Doch gerade für junge Wissenschaftler
gilt oft: Geld ist nicht alles. Mit seinen
Pflichten am Kolleg ist Peter-Simon Dieterich einverstanden. Fast noch wichtiger
freilich ist ihm: „Ich arbeite an meinem eigenen Thema.“ Das kann gewiss nicht jeder sagen, der im Karriererad steckt.
christine demmer
Lernen
Verantwortlich: Peter Fahrenholz
Redaktion: Stephanie Schmidt
Anzeigen: Jürgen Maukner
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Ich sage immer: 581 Jungen
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