DEFGH Nr. 167, Donnerstag, 23. Juli 2015 LERNEN SONDERSEITEN FÜR SCHULE, HOCHSCHULE UND WEITERBILDUNG von joachim göres S chüler machen Theater – das ist nichts Neues, kaum eine Schule ohne Theater-Arbeitsgemeinschaft. Doch standen früher meist nur wenige künstlerisch engagierte junge Leute in der Freizeit auf der Bühne, so gibt es heute in vielen Bundesländern ein richtiges Fach Theater. Besonders aktiv ist Hamburg, das einzige Bundesland, in dem alle Grundschüler von der ersten bis zur vierten Klasse eine Wochenstunde Theater spielen sollen. „In jeder unserer Klassen wird am Ende des Schuljahres ein Stück öffentlich aufgeführt“, sagt Katja Krach-Grimm, Fachleiterin Theater an der Louise-SchroederGrundschule im Stadtteil Altona. Sie schilderte ihre Erfahrungen kürzlich auf der Veranstaltung „Welches Theater braucht die Schule?“ im Rahmen des Schultheaterfestivals Hannover. Die vierten Klassen der Altonaer Grundschule schreiben ihr eigenes Stück. Tom und Jerry, ein Märchen auf dem Friedhof, Mobbing – einige Beispiele für die von den Mädchen und Jungen ausgewählten Themen. „Ich gebe für die Umsetzung auf der Bühne Tipps. Beim Stück über Mobbing haben die Schüler zum Beispiel selbstgedrehte Filmsequenzen eingesetzt, weil so die Theaterspielen verbessert das Selbstbewusstsein der Schüler und den Zusammenhalt in den Klassen Darstellung einfacher wird“, sagt KrachGrimm. Sie hält nichts davon, Vorlagen nur nachspielen zu lassen. „Oft werden Schülern von Lehrern einfach fertige Texte übergestülpt. Das wollen wir nicht. Wenn die Schüler versuchen, selber etwas zu entwickeln, kann auch mal was nicht klappen. Doch genau das ist ja das Interessante, die Gründe dafür zu suchen und darüber zu sprechen“, sagt Krach-Grimm. Theater soll Kommunikation und Reflexion fördern – die Viertklässler schauen sich ihre Stücke an und geben sich gegenseitig Feedback. Krach-Grimm: „Das Lob und die Kritik im Anschluss ist noch wichtiger als die Aufführung.“ In Bremen werben Schulen mit ihren Angeboten im Bereich Theater gezielt um neue Schüler. So weist die Oberschule am Leibnizplatz auf ihre Kooperation mit professionellen Schauspielern hin. Als Wahlpflichtfach kann man dort in der fünften Klasse ein halbes Jahr zwei Stunden in der Woche Theater spielen, zudem gibt es mehrere Theater-AGs. In der gymnasialen Oberstufe der Oberschule gibt es den ersten Leistungskurs Darstellendes Spiel (DS) in Deutschland. An allen Oberstufen an den gymnasialen Oberstufen und beruflichen Gymnasien in Bremen wird Darstellendes Spiel neben Musik und Kunst als Grundkurs angeboten. Dabei hat DS inzwischen den Fächern Musik und Kunst oft den Rang abgelaufen. So berichtet der Kasseler Gymnasiallehrer Ede Müller, dass das Fach Darstellendes Spiel an den ihm bekannten Schulen in Nordhessen in der Oberstufe von der Hälf- te eines Jahrgangs gewählt werde, gefolgt von Kunst und Musik. Allein an seiner Schule habe 2014 keiner in Musik die praktische Abiturprüfung abgelegt, dafür 15 Schüler in Darstellendem Spiel, sagt Müller in der Zeitschrift für Theaterpädagogik . Ute Handwerg, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater (BAG), weiß um den Vorwurf, wonach Darstellendes Spiel bei Schülern so beliebt ist, weil die Anforderungen geringer seien als in Kunst und Musik. Bisher fehle eine Untersuchung zu diesem Thema, um diese Behauptung zu belegen oder zu widerlegen. „Es gibt eine Konkurrenzsituation zwischen diesen drei Fächern, die alle unter Streichungen leiden. Das immer wieder zu Diskussion stehende Fach ästhetische Bildung, in dem Kunst, Musik und Darstellendes Spiel zusammen unterrichtet werden soll, ist aber keine Lösung, das lehnen wir ab“, sagt Handwerg. Am Georg-Büchner-Gymnasium in Seelze bei Hannover gibt es zwei TheaterAGs, zudem wird Theater als vierstündiges Wahlpflichtfach in den Klassen acht und neun angeboten. „Es kommen mehr Mädchen, doch die Zahl der interessierten Jungs wächst. Die Schüler achten darauf, dass auch die ruhigeren Charaktere zum Zuge kommen“, sagt Lehrerin Silke Gutzeit. Sie lobt das große Engagement der Jugendlichen, die vor Aufführungen viele Stunden ihrer Freizeit für Proben opferten, und ergänzt: „Viele Kollegen sind neidisch auf die gute Stimmung in den Theaterklassen. Die Schüler lernen sich durch das Spielen viel besser kennen und akzeptieren sich mehr.“ Der Zusammenhalt ist wesentlich größer als in anderen Klassen – eine Beobachtung, die Romi Domkowsky bestätigt. Die Professorin am Studiengang Kindheitspädagogik an der Evangelischen Hochschule Berlin hat untersucht, welche Wirkungen Theaterspielen auf junge Menschen hat. Dafür hat sie an einer Berliner Gesamtschule und an einem Oberstufenzentrum Schüler miteinander verglichen – die Hälfte wirkte an Aufführungen mit, die andere nicht. Bei den sozialen Kompetenzen gab es keine Unterschiede. Nach einem Jahr Theaterspiel waren die DS-Schüler gegenüber der Vergleichsgruppe angesichts neuer Situationen und Menschen offener, sie waren mit sich zufriedener und traten anderen gegenüber sicherer auf. Laut BAG bestehen in den meisten Bundesländern Lehrpläne, nach denen Darstellendes Spiel unterrichtet wird, vor allem in der Oberstufe der Gymnasien und an Gesamtschulen. Als Abiturfach wird es unter anderem in Niedersachsen, Hessen, Bremen, Rheinland-Pfalz, Berlin und BadenWürttemberg (hier heißt es Literatur und Theater) angeboten. Die Praxis sieht allerdings nicht selten anders aus, denn Lehrer sind Mangelware – meist gibt es für interessierte Pädagogen nur Weiterbildungen, eine universitäre Ausbildung zum Lehrer für Darstellendes Spiel fehlt an vielen Hochschulen. Ute Handwerg ist dennoch guter Dinge: „In den letzten Jahren hat die Bedeutung des Theaterspielens in den Schulen deutlich zugenommen.“ Restplatzbörsen für Studienanwärter Fürs Abi auf die Bühne Bekommen Bewerber keine Studienplatzzusage für das Wintersemester 2015/2016, sollten sie an die Restplatzbörsen denken. Dort stellen Hochschulen die Studienplätze ein, die sie bis dahin noch nicht vergeben haben. Die Restplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist unter Freie-studienplaetze.de zu finden und öffnet am 1. September, wie die Hochschulrektorenkonferenz vor Kurzem mitgeteilt hat. Künftige Studenten finden dort freie Plätze in zulassungsbeschränkten Studiengängen, die nach dem Vergabeverfahren noch unbesetzt sind. Außerdem werden Plätze in zulassungsfreien Studiengängen registriert. Die Nutzung des Portals ist kostenlos. Auf der privaten Restplatzbörse Studieren.de können Interessenten bereits jetzt fündig werden. Das Angebot ist ebenfalls gebührenfrei. dpa/tmn An Gymnasien wächst die Bedeutung des Schulfachs Darstellendes Spiel LESESTOFF Wegweiser. Postdocs gibt es viele, aber eine Professur ergattern nur die wenigsten. Das liegt zum einen an der begrenzten Zahl der begehrten Stellen: auf jede zehnte Promotion und jede dritte Habilitation kommt nur eine freiwerdende Professur. Mirjam Müller, Personalentwicklerin an der Universität Konstanz, will in „Promotion – Postdoc – Professur“ die ominösen Spielregeln für eine Wissenschaftskarriere entschlüsseln. Entstanden ist ein praktischer Leitfaden voller nützlichen Informationen, in die sie ihre Erfahrungen als Coach an der Uni eingebracht hat. Im Kapitel „Das akademische Karriereportfolio“ beschreibt die Autorin, worauf es beim Forschungsgebiet, bei Publikationen, Vorträgen oder Drittmittelwerbung ankommt. Letzteres ist zu einem harten Indikator geworden, um die Leistung von Wissenschaftlern zu belegen. Müller rät dazu, sich hier unbedingt beraten zu lassen, denn je besser vorbereitet der Antrag auf Fördermittel ist, desto größer sind die Chancen einer Bewilligung. Im Kapitel „Rahmenbedingungen der Wissenschaftskarriere“ spricht die Autorin ungeschminkt die Schattenseiten der Postdoc-Phase an. Die Jahre zwischen Promotion und einer unbefristeten Stelle als Hochschullehrer sind oft geprägt von nur auf ein paar Monate befristeten Stellen und geringem Einkommen. Da ist es schwierig, eine Familie zu gründen. Ein umfangreicher Anhang mit Förderprogrammen und Netzwerk-Beispielen komplettiert das Buch. Wer auf dem Weg zur Professur Fallen vermeiden will, sollte es lesen. juliane lutz Mirjam Müller: Promotion – Postdoc – Professur. Frankfurt am Main, Campus Verlag 2014. 266 Seiten, 24,90 Euro Tanz rund ums U-Boot, so etwas gibt es nur auf der Bühne: Darstellendes Spiel (DS) als Schulfach hat Musik und Kunst vielerorts den Rang abgelaufen. An manchen deutschen Schulen kann man DS sogar als Grund- oder Leistungskurs belegen. FOTO: JOHANNES SIMON www.ueberreiter.de Der Schulverbund eröffnet ab Schuljahr 2015/16 in Obersendling, Baierbrunner Str. 42 eine Zweigstelle mit englischsprachiger Orientierung LERNEN, die Seiten für Schule, Hochschule & Weiterbildung Tel.: 089 - 23 17 18 30 Erscheinungstermin: 17. Sept. 2015 Anzeigenschluss: 8. Sept. 2015 Gestalten Sie Ihre Zukunft jetzt! OHNE PROBEUNTERRICHT ZUM GYMNASIUM! Studieren Sie neben dem Job, auch ohne Abitur: Kontakt Für jeden Schüler die richtige Schule www.schulverbund.de [email protected] Tel.: +49 (89) 21 83 - 90 72 oder -81 40 Geprüfte/-r Handelsfachwirt/-in Geprüfte/-r Betriebswirt/-in NEU: Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Vertrieb im Einzelhandel NEU: Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Marketing Geprüfte/-r Personalfachkauffrau/-mann Geprüfte/-r Bilanzbuchhalter/-in Buchhaltungsfachkraft Aktuelle Infoabend-Termine finden Sie unter: www.akademie-handel.de STAATLICH GENEHMIGTES GANZTAGSGYMNASIUM :HLO%LOGXQJ]lKOW Mittlere Reife EINE EINRICHTUNG DER MÜNCHNER SCHULSTIFTUNG ERNST v. BORRIES 6WDDWODQHUNDQQWHVWDDWOJHQHKPLJWH :LUWVFKDIWVVFKXOH *DQ]WDJHVVFKXOHZlKOEDU KRKHU3UD[LVEH]XJ LQGLYLGXHOOH)|UGHUXQJ PRWLYLHUWH/HKUHU HLJHQHV%HZHUEXQJVWUDLQLQJ KRKH%HVWHKHQVTXRWH 6FKXOHJHJHQ*HZDOW XQG5DVVLVPXV (LQVWLHJLQ.ODVVHRGHU DXFKRKQH4XDOL :LUVLQGDXFKLQGHQ )HULHQIU6LHGD 6DEHO%LOGXQJVJUXSSH6FKZDQWKDOHUVWUDH0QFKHQ (0DLOLQIR#VDEHOFRP QXU*HKPLQXWHQYRP+DXSWEDKQKRI ZZZVDEHOFRP Zwei Schulen, die neue Türen öffnen. Schu 2015 ljahr Anme/2016 ld JETZ ung T! INSTITUT SCHLOSS BRANNENBURG Staatlich anerkannte Privatschulen Realschule · Fachoberschule · Internat Telefon: (0 80 34) 90 63 0 · www.institutschlossbrannenburg.de Wir eröffnen Perspektiven Noch Schulplätze frei! bfz-Fachschule für Heilerziehungspflege/ Wolfratshausen* Themenspezial: Weiterbildung neben dem Beruf Heilerziehungspfleger/in, 2 Jahre in Vollzeit Heilerziehungspflegehelfer/in, 1 Jahr in Teilzeit Informieren Sie sich unverbindlich Erscheinungstermin: Donnerstag, 15. Oktober 2015 Anzeigenschluss: Dienstag, 6. Oktober 2015 * (vorbehaltlich Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern) Tel.: 08031-2073-537 Kontakt: [email protected] Telefon 089/21 83-90 72 oder -81 40 E-Mail: [email protected] www.heilerziehungspflegeschule-wolfratshausen.bfz.de Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft gGmbH www.schulen.bfz.de Donnerstag, 23. Juli 2015, Nr. 167 LERNEN 23 SONDERSEITEN FÜR SCHULE, HOCHSCHULE UND WEITERBILDUNG Erfüllende Aufgabe, dürftiges Budget Ein Promotionsstudium will erst mal finanziert sein. Das geht über einen Job an der Uni oder ein Stipendium Peter-Simon Dieterich hat ein Diplom in Mathematik und ein zweites in Physik. Am Graduiertenkolleg der Universität Hamburg promoviert der gebürtige Ludwigsburger seit Herbst 2013 mit einem Thema an der Schnittstelle beider Fachgebiete. Sein Professor aus Stuttgart hatte ihn als Auszeichnung für einen besonders hellen Kopf dorthin empfohlen. Für die halbe Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekommt der 28-Jährige etwa 1500 Euro brutto, nach Abzügen bleiben ihm davon ungefähr 1100 Euro. „Im nächsten Jahr werde ich jeden Monat 200 Euro mehr auf seinem Konto haben“, berichtet Dieterich mit freudig klingender Stimme. Für große Sprünge reicht das Gehalt aber nicht. Fast die Hälfte geht für die Miete drauf, und auch sonst ist die Hansestadt kein billiges Pflaster. Für einen Nebenjob fehlt dem Doktoranden die Zeit. Er kennt keinen Kollegen, der sein Leben in Dissertation, Unitätigkeit und Zweitjob drittelt. Denn die Zeit drängt. Die Stelle am Graduiertenkolleg ist auf drei Jahre befristet. Bei Begabtenförderungswerken können künftige Doktoren sich in Eigenregie bewerben Videokonferenzen, Podcasts, Spaziergänge auf dem Web-Campus – Fernstudium und Fernkurse bieten viele neue Möglichkeiten und große Flexibilität, was Ort und Zeit angeht. Ein bisschen technikaffin sollte man aber für diese Art der Weiterbildung schon sein. FOTO: ANDREA WARNECKE/PICTURE ALLIANCE/DPA-TMN Kommunikation auf allen Kanälen Im Fernstudium sind Online-Vorlesungen schon weit verbreitet, auch virtuelle Seminare werden angeboten. Manche deutsche Hochschulen binden bereits Smartphones und Tablets in die Lehre ein von miriam hoffmeyer E inmal pro Woche trifft sich Dominik Dennemark mit seiner Lerngruppe per Videokonferenz auf Skype. Die Studierenden der Bildungswissenschaften an der Fernuniversität Hagen tauschen sich dann über Klausuren und Hausarbeiten aus und helfen einander bei Verständnisfragen. „Das motiviert mich sehr. Wenn einer sagt, er hat seine Hausarbeit schon halb fertig, beeile ich mich natürlich auch“, sagt Dennemark. Der 30 Jahre alte Immobilienkaufmann braucht diese Anstöße, er studiert abends nach der Arbeit, wenn seine kleine Tochter im Bett ist. In bisher fünf Semestern hat er schon viele Spielarten von E-Learning erprobt. Die Moodle-Lernplattform der Fernuniversität Hagen ist fächerübergreifend, wird aber von den Bildungswissenschaftlern, die sich auch inhaltlich mit den didaktischen Möglichkeiten der neuen Medien beschäftigen, besonders eifrig genutzt. Die Studierenden können dort nicht nur Material herunterladen und gespeicherte Vorlesungsvideos ansehen, sondern interaktiv lernen. So hat Dennemark vor Kurzem eine Präsenzveranstaltung, an der er nicht teilnehmen konnte, als virtuelles Seminar erlebt. „Man sitzt zu Hause am Computer, hört live den Vortrag und sieht die Folie dazu“, erklärt Dennemark. „Im begleitenden Chat konnte ich Fragen stellen. Diese wurden in den Vortragspausen beantwortet.“ Die Fernstudenten können auch Hausarbeiten anonym auf die Lernplattform stellen und von Kommilitonen bewerten lassen. In verschiedenen Modulen werden gemeinsam Wikis zu Fachbegriffen erarbeitet. Dominik Dennemark hat ein Wiki über Berufsbildungsrecht miterstellt: „Das funktioniert so, dass einige aufschreiben, was sie zu dem Begriff wissen. Andere ergänzen das so lange, bis drinsteht, was für alle wichtig ist. Am Schluss fasst einer den Inhalt zusammen, dann wird das Wiki auf die Lernplattform gestellt.“ Im notorischen Angstfach Statistik können die angehenden Bildungswissenschaftler OnlineTests machen, um sich auf die Klausuren vorzubereiten. Dominik Dennemark fand außerdem eine Serie von Videos mit Erklä- rungen und Beispielen zur Statistik sehr hilfreich: „Das war anschaulicher und unterhaltsamer als das Skript.“ Das Studium an der Fernuniversität Hagen findet heute fakultätsübergreifend zu etwa 80 Prozent online statt. „Die Studierenden können multimedial auf unterschiedliche Weise lernen. Und sie können auf verschiedenen Kanälen mit Kommilitonen und Lehrenden kommunizieren, von jedem Ort der Welt und ohne große technische Barrieren“, schwärmt Claudia de Witt, Nur noch zu den Klausuren müssen die Teilnehmer einiger Studiengänge persönlich kommen Professorin für Bildungstheorie und Medienpädagogik in Hagen. Es sei aber wichtig, „digitale Wegweiser“ in den verschiedenen Lernumgebungen der Moodle-Plattform aufzustellen, damit die Studierenden den Überblick behielten. Auf die traditionellen Studienbriefe möchte de Witt nicht verzichten: „Selbst ich als Medienfreak halte daran fest, denn die Skripte sind wichtig für das zusammenhängende Lernen.“ Auch die Anzahl der Präsenzveranstaltungen in ihren regionalen Zentren will die Fernuni nicht reduzieren. Dominik Dennemark findet das richtig: „Es ist doch was anderes, die Lerngruppe live zu sehen.“ Wie groß die Rolle ist, die E-Learning im Fernstudium oder Fernunterricht spielt, ist je nach Anbieter noch sehr unterschiedlich. „Die Bandbreite ist riesig“, sagt Markus Jung, Inhaber des anbieterunabhängigen Portals Fernstudium-Infos.de. Generell setzten Hochschulen stärker auf E-Learning als andere Bildungsanbieter. „Alle großen und viele mittelgroße Hochschulen haben heute einen Webcampus. Studienbriefe gibt es fast immer auch in elektronischer Form, häufig angereichert mit multimedialen Elementen“, sagt Jung. „In letzter Zeit werden Online-Vorlesungen immer beliebter.“ Noch relativ selten seien virtuelle Seminare. Auch das Studium mit mobilen Endgeräten sei bisher „noch die Ausnahme, nicht die Regel“. Die Studierenden der IUBH School of Business and Management in Bad Honnef können aber heute schon vom Tablet oder Smartphone aus Studienskripte lesen, auf Podcasts und Videos zugreifen und live an Online-Tutorien teilnehmen. Ein ähnliches Konzept verfolgt die SRH Riedlingen mit ihrem MBA-Studiengang – sie stellt alle Studieninhalte auf einem iPad zur Verfügung. Weiterbildung per Fernkurs Auch andere Anbieter als Hochschulen verwenden in ihren Fernkursen immer öfter digitale Medien. „Ein Fernlehrgang ohne das Angebot einer Lernplattform ist die Ausnahme“, sagt Heiner Simons, Leiter der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU). Trotzdem werde das Wissen noch schwerpunktmäßig auf traditionelle Art vermittelt: „Die Teilnehmer bevorzugen gedruckte Texte.“ Tendenziell richten sich Fernhochschulen an eine homogenere, besser qualifizierte Zielgruppe. Wie intensiv und in welcher Form digitale Medien bei Fachakademien und anderen Weiterbildungsinstituten zum Einsatz kommen, hängt stark von Inhalt und Zielgruppe des Kurses ab. In manchen Bereichen, zum Beispiel bei Heilpraktikerlehrgängen, sei die Zielgruppe nicht sehr technik- affin, erklärt Simons. Bei einer Weiterbildung zu sozialen Medien sei es dagegen absurd, gedruckte Texte zu verwenden. In Sprachlehrgängen werden gern Audio-Dateien und MP3-Aufnahmen eingesetzt, Videos beispielsweise im Bereich Sport und Fitness. Virtuelle Seminare bieten nicht-akademische Anbieter in erster Linie für Teilnehmer bestimmter Berufsgruppen an, die wegen ihrer Arbeitszeiten nicht zu Präsenzveranstaltungen am Wochenende kommen können – zum Beispiel in der Gastronomie oder im Eventmanagement. „E-Learning wird dann verstärkt eingesetzt, wenn es das Thema anbietet oder bestimmte Zielgruppen angesprochen werden können, für die zeitliche Flexibilität ein besonders großer Vorteil ist“, MIRH fasst Heiner Simons zusammen. Heimat für Karrieren München · Bamberg · Traunstein .DUULHUHSODQXQJ VWDUWHWMHW]W Neu an der Hochschule Rosenheim ab Sept. 2015: Berufsbegleitender Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (MBA & Eng.) www.fh-rosenheim.de/master-wi.html Weil Bildung zählt. Auf E-Learning spezialisiert ist die Oncampus GmbH, eine Tochter der Fachhochschule Lübeck. Derzeit betreibt Oncampus acht wirtschaftswissenschaftliche und technische Online-Fernstudiengänge für den Hochschulverbund „Virtuelle Fachhochschule“. Alle bieten eine sehr große multimediale Vielfalt. „Wir haben 2001 angefangen mit 90 Prozent Online-Anteil und diesen kontinuierlich gesteigert“, sagt Oncampus-Geschäftsführer Rolf Granow. Nur zu den Klausuren müssen die Studenten noch leibhaftig erscheinen, denn die Frage, wie Schummeln zu Hause verhindert werden kann, ist technisch noch nicht gelöst. Synchrone interaktive Veranstaltungen spielen in den Studiengängen eine große Rolle, in der Regel findet jede Woche eine Videokonferenz mit Betreuern und Studierenden statt. „Es wird viel mehr gemeinsam gelernt als im klassischen Fernstudium mit Studienbriefen, das ist ein großer Vorteil“, meint Professor Granow. Lernplattformen und multimediale Online-Materialien stehen auch den Präsenzstudenten des Fachhochschulverbunds zur Verfügung. So haben alle Studenten die Möglichkeit, E-Learning zu nutzen, zumal dieselben Dozenten Fern- und Präsenzstudenten betreuen. „Das Interesse am multimedialen Lernen steigt. Auch im Präsenzstudium wird die Mediennutzung sehr stark zunehmen“, sagt Granow. Neben dem Studieren an mobilen Endgeräten ist das Nutzen sozialer Netzwerke laut Granow der zweite große Trend im E-Learning an Hochschulen: „Vor allem die Studierenden vernetzen sich untereinander.“ Beliebter als die internen sozialen Netzwerke, die viele Fern- und auch Präsenzhochschulen anbieten, sind allerdings Facebook oder Whatsapp, wo sich die Kommilitonen ohne Dozenten austauschen können. Anne Thillosen forscht am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien über E-Learning-Konzepte an Hochschulen. Nach ihrer Erfahrung wird es zunehmend zum Problem, dass sich Studierende allzu intensiv abseits der Hochschule vernetzen. „Wenn die Dozenten sie dann bitten, sich im gemeinsamen Lernraum vorzustellen, heißt es: Wieso, das haben wir auf Facebook doch längst gemacht!“ Während dieser Zeit haben junge Physiker ohne Promotion bereits die ersten Karrierestufen genommen und im Schnitt jährlich das Dreifache des Doktoranden verdient. Trotzdem liebäugelt nach Angaben des Studentennetzwerks E-fellows.net jeder fünfte Studierende in Deutschland mit dem Doktorhut. Geht es weiter wie bisher, dann werden zwei von drei Doktoranden die mehrjährige Zeit als Forscher und Autor mit einem Job an der Universität finanzieren, bezahlt entweder von der Hochschule oder aus Zuwendungen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen. So wie Peter-Simon Dieterich leben viele von sogenannten Drittmitteln, mit denen Forschungsprojekte angeschoben und durchgeführt werden. Für Doktoranden ist es wunderbar, wenn das Thema einer Untersuchung mit dem ihrer Dissertation zusammenfällt. Es ist furchtbar, wenn sich der Geldgeber von dem Projekt verabschiedet. Keine Finanzierung – kein Job. Im Unterschied zu Doktoranden, die mit einem Lehrauftrag an der Uni angestellt sind und Übungen und Tutorien betreuen, muss der vom Kolleg bezahlte Dieterich nur an speziellen Seminaren teilneh- Als Krönung der Jahre intensiven Forschens lockt der Doktortitel. Der Weg dorthin ist bereichernd, aber auch kräftezehrend, weil sich Doktoranden meist um Drittmittel kümmern müssen. FOTO: IMAGO mba.sz.de – Das Bildungsverzeichnis der Süddeutschen Zeitung men und hin und wieder einen Vortrag halten. Das ist eine feine Sache, aber solche Stellen sind rar, man bekommt sie nur, wenn man von einem Professor empfohlen wird. Besser sind die Aussichten auf einen Arbeitsplatz auf Zeit an den Universitäten. Die Hochschulen bezahlen ihre Angestellten nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Doktoranden gehören der fünfstufigen Entgeltgruppe E13 an. Auf der ersten Entgeltstufe und ohne vorherige Berufserfahrung im Fachgebiet verdienen sie auf einer Vollzeitstelle circa 3300 Euro brutto im Monat, auf der zweiten circa 3600 Euro. Allerdings sind die Verträge meist befristet, und viele Nachwuchsakademiker beklagen die hohe Arbeitsbelastung. Dennoch sind die jungen Leute meist glücklich, sich keine großen Sorgen um Miete und Brötchen machen zu müssen. Das gilt auch für jenes Drittel der Doktoranden, das sich für ein Stipendium oder sogar mehrere qualifiziert hat. Hierfür gibt es im In- und Ausland Dutzende von Anlaufstellen. Zum Beispiel gewährt die Studienstiftung des deutschen Volkes 1150 Euro im Monat plus 100 Euro Forschungskostenpauschale, dazu die Teilnahmemöglichkeit an Doktorandenforen, Sommerakademien und Sprachkursen. Bewerben kann man sich nicht selbst, vielmehr muss ein Hochschullehrer eine Empfehlung aussprechen. Finanziell ähnlich ausgestattet sind die Stipendien der Begabtenförderungswerke. Sie haben den Vorzug, dass man sich selbst ins Spiel bringen kann, und zahlen derzeit 1050 Euro im Monat plus Forschungskostenpauschale. Hinzu kommen gegebenenfalls Zuschläge für Familie, Kinderbetreuung und Auslandsaufenthalte. Allerdings ist die Förderung abhängig vom selbst erzielten Einkommen. E-fellows.net zählt die Einschränkungen auf: „Neben dem Stipendium darfst du maximal fünf Stunden pro Woche arbeiten, bei einer Beschäftigung in Lehre und Forschung zehn Stunden. Und selbst versichern musst du dich auch.“ Die meisten Bundesländer vergeben Abschluss-Stipendien, für die spezielle Kriterien gelten Auch die Bundesländer vergeben Stipendien an Doktoranden mit überdurchschnittlichem Examen und spannenden Dissertationsthemen. Über die Vergabe entscheiden die Hochschulen. Normalerweise wird das Stipendium für ein Jahr bewilligt und umfasst 600 bis 900 Euro pro Monat plus 150 Euro Kinderzuschlag und einen Zuschuss zu Sach- und Reisekosten. Zusätzlich vergeben die meisten Bundesländer sogenannte Abschluss-Stipendien. Diese sind gedacht für Promovierende, die bisher an Hochschulen gearbeitet haben und ihre Stelle aufgeben mussten, um die Doktorarbeit fertigzustellen, oder deren Vertrag ausgelaufen ist, bevor sie ihre Dissertation abschließen konnten. Das Abschlussstipendium gibt ihnen bis zu einem Jahr Zeit, um die Promotion zu beenden. Das Graduiertenkolleg in Hamburg, an dem Peter-Simon Dieterich untergekommen ist, unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Neben der DFG unterhalten auch die Max-Planck-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft Research Schools und Graduiertenkollegs mit Promotionsstipendien. Doch gerade für junge Wissenschaftler gilt oft: Geld ist nicht alles. Mit seinen Pflichten am Kolleg ist Peter-Simon Dieterich einverstanden. Fast noch wichtiger freilich ist ihm: „Ich arbeite an meinem eigenen Thema.“ Das kann gewiss nicht jeder sagen, der im Karriererad steckt. christine demmer Lernen Verantwortlich: Peter Fahrenholz Redaktion: Stephanie Schmidt Anzeigen: Jürgen Maukner „Wie viele Kinder ich habe? Ich sage immer: 581 Jungen und 421 Mädchen. Und ich mag sie einfach alle.“ Profitieren Sie von der Stärke, Sichtbarkeit und Vertrauenswürdigkeit der Marke „Süddeutsche Zeitung“. Die richtige Ausbildung noch nicht gefunden? Dzevad Kamber, Hausmeister der neuhof Schulen Wir haben die Lösung ! Berufsausbildung Staatlich geprüfte/r Kaufmännischer Assistent Bachelor-Studiengänge Fachrichtung Informationsverarbeitung neben dem Beruf (auch ohne Abitur) oder in Vollzeit ƒBetriebswirtschaft Internationales Management ƒWirtschaftsingenieurwesen Logistik und Supply Chain Management ƒMaschinenbau Mechatronik Jetzt anmelden! 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