17.04.2015 Psychose und Rauchen PD Dr. med. Jochen Mutschler Das Alkaloid Nikotin vermittelt die psychotrope Wirkung von Tabak. Nikotinische Acetylcholinrezeptoren im Gehirn stellen dabei die spezifischen Bindungsstellen für das Nikotin dar. Das motivationale Belohnungs- und Verstärkungssystem ist der zentrale Angriffspunkt, sekundär wird die Ausschüttung weiterer unterschiedlicher Neurotransmitter moduliert (z.B. Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphine). Das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln, ist individuell unterschiedlich ausgeprägt. Neben genetischen spielen Umwelt- und soziale Faktoren in der Pathogenese von Suchterkrankungen eine wichtige Rolle. Zusätzlich fallen bei der Abhängigkeitsentwicklung verschiedene psychologische Mechanismen ins Gewicht: Nikotin wirkt kurzfristig stimulierend, konzentrationsfördernd, sedierend, appetitmindernd, antidepressiv und angstlösend. Mittels klassischer und operanter Konditionierung lernen Raucher über die Zeit, dass die pharmakologische Wirkungsweise von Nikotin als Bewältigungsstrategie sowohl für unangenehme innere Zustände (z.B. Langeweile) als auch negative psychosoziale Belastungen fungieren kann. Dies erklärt u.a., weshalb Patienten mit einer Psychose bzw. generell Patienten mit psychischen Erkrankungen, häufiger nikotinabhängig sind und werden. Im Vortrag soll zunächst ein Überblick über die Mechanismen der Abhängigkeitsentwicklung, die Epidemiologie und die Diagnostik gegeben werden. Im Weiteren werden therapeutisch Strategien vorgestellt mit dem Fokus auf psychiatrisch komorbide Raucher.
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