Wo Goethe einst zu Besuch war, trafen sich Politiker zu

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Vorne von links: Nik Gugger, Kantonsrat EVP; Markus Bischoff, Kantonsrat AL; Jacqueline Fehr, Nationalrätin SP; Marcel Lenggenhager, Kantonsrat
Fotos: Flavio Zwahlen
BDP und Martin Graf, Regierungsrat Grüne. Hinten: Claudio Schmid, Kantonsrat SVP. Er übernahm die Gesprächsleitung.
Wo Goethe einst zu Besuch war, trafen sich
Politiker zu einem Regierungsrats-Podium
Fünf Politiker kamen nach
Bülach an die einzige Unterländer Podiumsveranstaltung zu den Regierungsratswahlen. Vertreten waren
mit AL, SP, Grüne, EVP und
BDP fast ausschliesslich
Mitte-Links-Parteien. Folge:
Meist waren alle gleicher
Meinung und es entstand
nie eine richtige Diskussion.
Flavio Zwahlen
Mit dem SVPler Claudio Schmid war
im Hotel zum Goldenen Kopf in Bülach eigentlich ein «Hardliner» unter
den Politikern anwesend. Aber er
hatte für einmal nicht die Aufgabe,
für die Begehren der Schweizerischen Volkspartei zu kämpfen, sondern übernahm die Gesprächsleitung. Und diese Aufgabe löste er mit
Bravour. Er versuchte stets, anhand
kritischer Thesen die Podiumsteilnehmer aus ihren Reserven zu locken. Vielmals prallten seine Aussagen, die politisch sicherlich rechts
ausgelegt waren, an der Mitte-LinksWand ab und kamen gar doppelt zurück. Schmid bewahrte jedoch kühlen Kopf und blieb seiner Aufgabe als
Gesprächsleiter treu, ohne dass er
zwischendurch in die Rolle des SVP«Hardliners» abrutschte.
Alle fünf Teilnehmer des Podiums
– im Bülacher Hotel, in dem im Jahr
1797 Johann Wolfgang von Goethe
gespeist hat – wollen am 12. April in
den Zürcher Regierungsrat: Markus
Bischoff, Kantonsrat AL; Jacqueline
Fehr, Nationalrätin SP; Martin Graf,
Regierungsrat Grüne; Nik Gugger,
Kantonsrat EVP; und Marcel Lenggenhager, Kantonsrat BDP.
Vier Themenblöcke
Schmid teilte den Abend in vier Themenblöcke auf. Zu Beginn sollten die
fünf Regierungsratskandidaten kurz
erzählen, wie sie zur Politik und zur
Partei gestossen sind. In einem zweiten Teil folgte eine Diskussionsrunde.
Zuerst eine Lobeshymne für die Demokratie: Martin Bühler, Demokrat,
Unternehmer und Kulturpolitiker aus
Bülach, schrieb extra für das Podium
ein Zitat über die Werte der direkten
Demokratie in der Schweiz. Die Podiumsteilnehmer bestätigten Bühlers
Aussagen und sind sich einig, dass
die direkte Demokratie eine wichtige
Errungenschaft der Schweiz sei. Danach ging es ans Eingemachte. Claudio Schmid kam aus aktuellem Anlass auf den Fall des Regensdorfer
Sozialhilfebetrügers Jeton G. zu sprechen. Er wollte die Meinungen dazu
hören: Auch hier waren die Meinungen einheitlich: Sozialmissbräuche
müssen vermieden oder zumindest
minimiert werden. Dies auf verschiedene Art und Weise. Jacqueline Fehr
sagte: «Wir müssen nicht jeden einzelnen Sozialhilfebezüger beaufsichtigen, das würde eine Überbürokratisierung nach sich ziehen. Aber wenn
ein Betrug ans Licht kommt, muss er
bestraft werden.» Am klarsten drückte sich Bischoff aus: «Wo Geld ist,
Souverän gemeistert: Claudio Schmid (SVP) führte entschlossen durchs
Podium. Hier interviewt er Markus Bischoff (AL).
wird immer beschissen.» Bei Podien
im Unterland wird fast immer über
die Flughafenwirtschaft diskutiert.
Der Lärm, der Pistenausbau und
auch der Flugplatz Dübendorf sorgen
regelmässig für Gesprächsstoff. Nik
Gugger fordert als Winterthurer vor
allem eine gerechtere Fluglärmverteilung. Den Pistenausbau findet er unnötig: «Momentan hat der Flughafen
genügend Pisten. Es gibt andere Probleme, die dem Pistenausbau vorangestellt werden sollten.»
Lehrlinge schlecht gerüstet
Schmid fuhr mit der Kulturförderung
fort, gestützt auf eine Zürcher SVPInitiative von vor etwa drei Jahren.
Seine Aussage: «Von den 100 Millionen Franken, die der Kanton in die
Kultur investiert, fliessen 80 Millionen an das Opernhaus.» Regierungsrat Graf schwächt den hohen Betrag
ab: «Das Opernhaus schluckt nicht
das ganze Geld zum eigenen Nutzen.
Es bietet rund 600 Arbeitsplätze und
viel Platz für Lernende.» Die letzte
Frage von Schmid handelte von der
Quellensteuer. Jedoch schweiften die
Teilnehmer zur Geldpolitik ab.
Aus einer Publikumsfrage wurde
das Thema Bildung aufgegriffen.
Marcel Lenggenhager meinte: «Wir
haben einen guten Bildungsstandard.
Bei den Lehrlingen in meinem Unternehmen fehlen jedoch schlicht die
Grundlagen, die sie von der Schulzeit
mitbringen müssten. Die Kantonsschulen werden zu sehr vollgestopft.
Ich bin dafür, dass zwei Jahre Sekundarschule obligatorisch sind und danach aufgeteilt wird in Gymnasium
und Berufswelt.»