Diamantene Kommunion - 19.04.2015 - Lk 24, 35-48 Vorigen Sonntag feierten wir hier das Fest der Feierlichen Kommunion. 15 Kinder empfingen in festlicher Gemeinschaft den Leib Christi. Heute sind unter uns so zu sagen „ältere Kommunionkinder“. Sie feiern ihre „Diamantene Kommunion“, also ihr 60 jähriges Kommunionjubiläum. Das Wort „Diamant“ heißt übersetzt: „unzerstörbar“ und meint die unzerstörbare Härte und Festigkeit eines Diamanten. Im Zusammenhang eines Jubiläums - wie bei der heutigen Diamantenen Kommunion weist der Begriff „diamanten“ auf die unzerstörbare Beziehung zwischen den Menschen, die seit 60 Jahren zur Kommunion gehen und damit auf ihre unzerstörbare ihre Beziehung zu Gott hin. Es bedeutet: Wir haben unsere Beziehung zu Gott nicht zerstören lassen. Im Gegenteil: wir erneuern und vertiefen unsere Gottesbeziehung seit 60 Jahren mit dem Empfang der heiligen Kommunion. Jubiläen wie diese sollen unsere Gottesbeziehung stärken und deutlich machen, dass die Gottesbeziehung auch immer Menschenbeziehung ist, denn das 60jährige Jubiläum ist immer auch ein Zusammenkommen des Kommunionjahrganges. Unser heutiges Evangelium begann ja mit der zusammenfassenden Schilderung der Emmausjünger: „wie Jesus von ihnen erkannt wurde beim Brechen des Brotes“. (Lk 24,35) Sie schildern, dass sie IHN nicht an Jesu Aussehen erkannten, nicht an seinen Wunden, nicht an seinem Gesicht, nicht an seiner Stimme, sondern am Brechen des Brotes. Und wir wissen ja aus der ganzen Erzählung, dass er dann – gerade mit seinem ganzen Körper – unsichtbar wurde (Lk 24,31) und sein Körper „weg war“, als sie ihn an dieser Handlung erkannten. Das Erkennungsmerkmal ist also nicht der Körper, nicht das Gesicht Jesu, sondern dass „Jesus das Brot bricht“, also: wie er mit dem Brot als seinem Zeichen umging. Er hatte ja im Abendmahlsaal in unverwechselbarer Weise gesagt: „Das ist mein Leib!“ Die Emmausjünger erkannten, dass Jesus lebt, und zwar in der Art und Weise wie das Brot gebrochen wird – also wie man mit dem Leben Jesu, mit seinen Worten und Tagen umgeht. Sie erkannten: Das tat allein Jesus so. Sonst niemand in der Welt! Das war für sie das Erkennungszeichen – wenn man so will: Das war für sie das „der Beweis“, dass Jesus lebt: das man etwas erlebt und tut, was nur Jesus – ganz allein Jesus – getan hatte und sonst niemand vor ihm. Darum ist für uns bis heute die Eucharistiefeier, die Hl. Messe, in der wir Brot und Wein mit den einzigartigen Worten Jesu „Das ist mein Leib – das ist mein Blut“ - zusammenfügen, das Allerheiligste Zeichen, in welchem uns Jesu Wort und Tat, in welchem ER uns begegnet. Doch es gibt immer wieder Menschen, die wollen dafür Beweise. Sie wollen „sehen“ anfassen – sonst glauben sie nicht. Darum hat der Evangelist Lukas diese seltsame Begegnung mit dem Auferstandenen eingefügt, die wir eben gehört haben. Ja, es ist eine seltsame Geschichte. Der Auferstandene erscheint in dieser Geschichte zwar körperlich – so wie manche das gerne hätten, um – wie sie sagen – „glauben“ zu können. Aber dieser „körperliche Auftritt“ verfehlt seine Wirkung. Er bringt nichts! Denn es heißt: „Verängstigt aber und in Furcht geraten, meinten sie einen Geist zu erblicken“. (Lk 24,37) Und selbst als er ihnen besonders die Wundmale in dieser Geschichte zeigt, heißt es: „Sie aber waren ungläubig vor Freude...“ Der Körper – selbst der gekreuzigte Körper mit seinen Merkmalen - bringt kein Vertrauen hervor, keinen Glauben. Selbst die Freude über die Auferstehung wird beschrieben als „ungläubig vor Freude“... Es gibt ein Sehen, das nicht zum Glauben führt. Diese Geschichte will also zeigen, dass nicht die Auferstehung des Körpers „die Auferstehung“ ist. Es geht bei der Auferstehung nicht um ein Zurückholen des bisherigen Lebens in diese Welt, es geht nicht um materielle Beweise. Wenn Jesus in allem uns gleich war, dann ist auch sein Körper - wie alle Menschenkörper - verweist. Diese Geschichte macht gerade das Gegenteil deutlich, was viele aus ihr herauslesenwollen: Jesu materieller Körper bringt gar nichts an Glauben hervor. Ein wiederbelebter Körper verängstigt nur, lässt in Furcht geraten, führt zu Geisterglauben und zu einer seltsamen „Freude ohne Glauben“. Diese scheinbare „Beweisgeschichte“ macht deutlich: Solche „Beweise“ führen zu nichts – im Gegenteil: Sie machen das Eigentliche kaputt, lassen gar keinen Glauben mit Freude entstehen. Es geht dann nämlich immer nur um die Frage: „War das wirklich so?“ Denn das Eigentliche, worauf Jesus wert legt, das folgt dann: Er öffnet ihnen den Verstand, die Heiligen Schriften zu verstehen. Das ist für Jesus wichtig: das man das Verständnis für die wahren Lebenszusammenhänge bekommt, auch für die wahre Sichtweise von Gott. Denn Gott durchbricht nicht die Naturgesetze, sondern das verkehrte Denken der Menschen. Im heutigen Evangelienabschnitt wird deutlich, was die damaligen ersten Christengemeinden auch erlebten: … viele Menschen, die sich Christen nennen, wollen immer „körperliche Beweise“. Sie wollen z. B. mit solchem Unsinn wie dem „Turiner Grabtuch“, mit „Kreuzesreliquien“, mit Schweißtüchern, den „echten“ Kreuzigungsnägeln, dem Heiligen Grabeskelch, usw. in gewisser Weise „beweisen“ dass Jesus Gottes Sohn ist, oder beweisen, dass es die Auferstehung gab. Doch es gibt keinen Beweis für das ewige Leben mit Gott. Wir sollen vertrauen, dass Gott bei uns ist. Angebliche Beweise bringen immer nur die Freude hervor, die ohne Glauben, ohne Vertrauen in das Wort „Ich bin bei Euch!“ Ist. Vor allem einen Glauben ohne Verstand! Doch Jesus sagt: Glauben hat etwas damit zu tun, dass Du ein Verständnis für Tod und Auferstehung bekommst. Wer dafür kein Verständnis bekommt, der bekommt keinen wirklichen Sinn in sein Leben – denn Leben ist ja immer ein Leben „mit Leben und Sterben“. Wer das nicht bewältigt, verliert den Sinn des Lebens. Wer nicht „Sterben und Auferstehen“ zusammen bekommt, der endet immer in der Sinnlosigkeit des Lebens. Da redet man sich z. B. solchen Unsinn ein: der Verstorbene lebe „in der Erinnerung der anderen“ weiter. Und was ist, wenn keiner mehr da ist, der sich an ihn erinnert? Ohne den Glauben an Tod und Auferstehung bleibt nur dümmliches Rumgelabere - ohne Nachdenken und ohne Verstand. Wir aber halten es als vernünftige Christen mit den Emmausjüngern, welche die Kraft aus der Einmaligkeit der Worte und Taten Jesu beziehen, als er sprach: “Das ist mein Leib, das ist mein Blut“. Das ist Gott im Menschen. Und dieses „Gott im Menschen“, das ist der Glaube, der glücklich macht. Amen. Ferdinand Rauch als Pfarrer www.katholische-kirche-poppenhausen.de
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