Kolumne 2. Mai 2015

Kolumne 6. August 2015
Tengelmann-Übernahme: Absage an Edeka
Edeka hätte liebend gerne die Supermarktkette Tengelmann übernommen. Das
Bundeskartellamt hatte dazu ein klares „NEIN“.
Ganz persönlich finde ich das gut. Wenn Edeka mein bevorzugtes Lebensmittel nicht
anbietet, gehe ich um die Ecke zu Tengelmann. Oder ich gehe einfach zu beiden und kaufe
bei jedem das, was es entweder nur dort gibt oder das im jeweiligen Laden billiger ist.
Das Ganze nennt sich Wettbewerb.
In der letzten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wurde der Erfinder des
Bundeskartellamtes vorgestellt: Walter Eucken. Nach dem ersten Weltkrieg war die deutsche
Wirtschaft in keiner Weise reglementiert. Es herrschte völlig Freiheit. Herr Eucken
beobachtete, dass in einer völlig freien Wirtschaft eine starke Tendenz zur Kartellbildung
bestand. Die nationalsozialistische Klientelpolitik und positive Haltung gegenüber den
staatlicherseits leicht zu beeinflussenden Kartellen behagte Herrn Eucken gar nicht, weil sie
zu einer zu engen Verflechtung von Staat und Wirtschaft führte. Im Rahmen des
Widerstands um Dietrich Bonhoeffer legte Herr Eucken zusammen mit anderen Ökonomen
die Grundlage für die soziale Marktwirtschaft und hatte nach dem 2. Weltkrieg die
Gelegenheit, diese als Beirat der Wirtschaftsverwaltung von Ludwig Erhardt umzusetzen.
Herrn Euckens Ideen gingen in das Anti-Kartell-Gesetz ein und haben dazu geführt, dass ich
auch heute noch bei Edeka und Tengelmann getrennt einkaufen kann.
Die Tendenz zur Kartellbildung wird sichtbar von der Wirtschaft unterstützt. Die überall
sichtbaren Tendenzen, Bedarfe auf sehr wenige Lieferanten zu bündeln, führt zu
Abhängigkeiten von diesen wenigen Lieferanten und vernichtet wichtige Konkurrenten. Damit
schadet sich das Unternehmen, welches Bedarfe stark bündelt und Lieferanten sehr selten
wechselt, selbst. Möglicherweise gibt es kein anderes Unternehmen mehr, welches den
Bedarf dann decken könnte, wenn das Unternehmen es dann doch benötigt.
Wir kennen ein Unternehmen, welches tatsächlich nur deswegen seinen Hauptlieferanten
gelegentlich wechselt, weil es in dem Markt nur 2 Lieferanten gibt. Würde einer davon vom
Markt verschwinden, wäre das Unternehmen dem verbliebenen Unternehmen ausgeliefert.
Die Hürden für neue Lieferanten sind in diesem Markt recht hoch, so dass nicht mit neuen
Lieferanten zu rechnen ist.
Eucken hat erkannt, dass Wettbewerb Fortschritt und Innovation antreibt. Das gilt nicht nur
auf der Ebene von Volkswirtschaften, sondern auch auf Unternehmensebene.
Erholsame Urlaubstage wünscht Ihnen
Johanna Nägelsbach
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