8 Zwischen Mulde und Pleiße Nr. 15 vom 12. April 2015 Quasimodogeniti Kurz berichtet Neuer Kirchturm hat Problem mit der Statik Leipzig (epd) – Der Turm der neuen Propsteikirche in Leipzig hat wegen einer der sechs geplanten Glocken Probleme mit der Statik. Ein Test habe ergeben, dass die kleinste Glocke zu leicht sei und deshalb zu stark schwinge, bestätigte Propst Gregor Giele entsprechende Medienberichte. Dies sei »ärgerlich, aber nicht schlimm«, sagte er. An der geplanten Einweihung des neuen katholischen Gotteshauses am 9. Mai ändere das nichts, da die Anbringung der Glocken ohnehin für später vorgesehen war, sagte der Propst. Die Propsteikirche am Rande des Leipziger Zentrums gilt als größter Kirchen-Neubau in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung. Die kleinste Glocke ist die einzige, die noch aus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Trinitatis-Kirche stammt. Laut Giele wurde sie 1937 gegossen. Veranstaltungen 11. bis 17. April Borsdorf Kirche Panitzsch: »Classic & Folk«, Konzert mit Violine, Gitarre und Gesang, So. 17 Uhr. Glauchau Georgenkirche: Bläserkonzert »Von Bach bis Gershwin«, das Posaunenensemble »opus 4« aus Leipzig spielt Werke von Monteverdi, Hassler, Bach, Schütz, Clapp und Gershwin, So. 19.30 Uhr. Leipzig Gemeindesaal der Nikolaikirche: Vortrag und Gespräch, »Der Leipziger Superintendent Johann Georg Rosenmüller (1736 – 1815) – Ein Lutheraner und Rationalist?«, Do. 17 Uhr. Heilig-Kreuz-Kirche Neustadt: Orgelkonzert, Mi. 19.30 Uhr. Kirche Marienbrunn: Miteinander nachgedacht – Gesprächsabend zum Thema »Das Wesen des christlichen Glaubens: Glaube zwischen Gewissheit und Zweifel«, Di. 19.30 Uhr. Lutherkirche: Konzert mit Chören der Thomasschule und dem Thomasschulorchester, Fr. 19.30 Uhr. Peterskirche, Christenlehrekapelle: Gesprächsabend zum Thema: »Die Fremden im Land – mit Recht willkommen«, Do. 19.30 Uhr. Schille–Theater: BambinoKonzert der Musikschule »Johann-Sebastian-Bach« Leipzig, Do. 11 Uhr. Versöhnungskirche Gohlis: Festkonzert zum 75. Geburtstag von Dieter Michel, Sa. 16 Uhr. Markranstädt Laurentiuskirche: »Faszination Orgel: Anklang 2015«, Orgelimprovisationen nach Themen und Wünschen aus dem Publikum, Sa. 16 Uhr. Bürgergespräche gehen in Kirche weiter Grimma (so) – Das zweite Bürgergespräch in Grimma wird sich am 15. April mit der Situation von Asylsuchenden in Leipzig und im Leipziger Land beschäftigen. Zur Diskussion lädt die Vorbereitungsgruppe um 19.30 Uhr in die Stadtkirche Mutzschen ein, wie Mutzschens Pfarrer Henning Olschowsky mitteilte. Gäste sind unter anderem Sandra Münch vom Verein Bon-Courage Borna, Pfarrer Michael Günz als Ausländerbeauftragter des Kirchenbezirks Leipzig und Lea Olschowsky als ehrenamtliche Deutschlehrerin für Asylsuchende. Als Reaktion auf die Demonstrationen in Dresden und Leipzig hatten Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger und Pfarrer Henning Olschowsky am 27. Februar unter der Überschrift »Wir müssen reden« zum ersten Bürgergespräch in den Grimmaer Rathaussaal eingeladen. 170 gesprächsbereite Bürger seien damals gekommen und der Abend auf große Resonanz gestoßen, teilte der Pfarrer mit. In zahlreichen Rückmeldungen wurde der Wunsch nach Fortsetzung der Gespräche geäußert. Kurz vor Ostern traf sich darum eine kleine Gruppe, um Ideen für die Fortsetzung der Bürgergespräche zu entwickeln. Grundlage bildeten die acht Schwerpunktthemen, die beim ersten Bürgergespräch herausgearbeitet wurden. Im Laufe des Jahres soll es weitere Gespräche geben, hieß es. Zur inhaltlichen und organisatorischen Weiterentwicklung der Gespräche werden interessierte Bürger gesucht. Der Braunkohle-Tagebau hat sich schon an den Rand von Pödelwitz vorgeschoben. In den nächsten Jahren wird er das Dorf weiter umzingeln und nach den Plänen der Mibrag schließlich auch verschlingen. Fotos (4): Steffen Giersch Selbst die Toten ziehen weg Der Ort Pödelwitz südlich von Leipzig steht am Abgrund – das Dorf blutet aus D er Briefkasten ist verklebt, das Klingelschild herausgerissen. Rollläden hängen herunter, das Haus steht leer. »Piep.« Weiter zum Nachbarn: Kein Briefkasten mehr, keine Klingel. Der große Pool ist abgelassen, der Garten ums Haus ist nur noch Wiese. »Hier wohnt keiner mehr«, sagt René Schlarpp. »Piep« macht wieder das kleine Gerät, das der Wachmann in der Hand hält. Dann geht er weiter. Das schicke Einfamilienhaus gegenüber mit Wintergarten – ebenfalls unbewohnt. »Das Haus ist noch keine zehn Jahre alt«, sagt René Schlarpp und schüttelt den Kopf. »Piep« meldet sein Gerät an die Wachschutz-Zentrale, dass er den Kontrollpunkt am Ende des Dorfes passiert hat. Es ist die Tour des Sterbens, die der 38-Jährige in seinem Wachdienst mehrmals täglich läuft. Seit August 2014 kontrolliert er im Auftrag der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag), was Menschen auf ihrer »Flucht« vor den Braunkohlebaggern zurückließen: Grundstücke und Häuser in dem kleinen Dorf Pödelwitz südlich von Leipzig. »Ich schaue, dass nichts zerstört ist«, so der Wachmann. Zwischen seinen Rundgängen sitzt er selbst in einem der verlassenen Häuser. Über ein Dutzend sind es schon und jeden Monat werden es mehr. »In diesem Jahr gehen die meisten weg«, sagt Jens Hausner. Er wohnt mit Frau, zwei Kindern und Schwiegervater am Anfang von Pödelwitz und blickt vom Gartenzaun hinein ins Dorf: Feuerwehr, Kirche, Bürgerhaus – alles ist noch mit Leben gefüllt. Aber es pulsiert immer weniger, der Blutdruck nimmt ab: 2018 soll es menschenleer sein, nach 2035 abgebaggert werden. »Etwa sechs Familien wollen aber bleiben«, sagt der 49-Jährige. Hausners in ihrem 300 Jahre alten Vierseithof gehören dazu. Ebenso der Nachbar Thilo Kraneis mit seiner Familie. Auf der anderen Nachbarseite dagegen wird es leer. »Durch das Dorf geht ein unwiderruflicher Riss«, beschreibt Jens Hausner die Atmosphäre zwischen denen, die bleiben und denen, die gehen. Die Frage der Entschädigung für die umzugswilligen Einwohner hat die Dorfgemeinschaft gespalten. »Die Mibrag hat gesagt, entweder gehen alle oder keiner«, erinnert Jens Hausner. Letztlich entschieden sich 80 Prozent der etwa 130 Einwohner »für die Kohle von der Mibrag«, wie es der Landwirt zunehmenden erneuerbaren Energien und auch wegen aktueller Überlegungen zu neuen Abgaben für alte Kohlekraftwerke. »Wer weiß schon, was in 20 Jahren ist«, hofft er, auf seinem Hof alt zu werden. Mit dieser Zuversicht will er kämpfen, auch vor Gericht. Den Rechtsbeistand dafür hat er schon. Den Riss durch den Ort hat auch die neue Pfarrerin schnell bemerkt. 32 Jahre jung ist Friederike Kaltofen, die sich Friederike Kaltofen ist Pfarrerin für Pödelwitz. Sie mag die über 750 Jahre alte Kirche, doch deren Zukunft ist ebenso ungewiss wie die des ganzen Dorfes. doppeldeutig umschreibt. Ein Umsied- auf ihrer ersten Pfarrstelle um die etwa 1200 Gemeindeglieder im Kirchspiel lungsvertrag kam 2012 zustande. Jens Hausner bittet in die gute Stube. Groitzsch kümmert, davon noch etwa Auf dem Wohnzimmertisch liegen Sta- 20 in Pödelwitz. »Die Situation hier ist pel von Akten, vom Rechtsanwalt, von höchst bedauerlich«, sagt die Pfarrerin. Politikeranfragen, vom Braunkohlen- »Wir erleben, dass die Menschen hier plan, Presseartikel über Pödelwitz und wegziehen«, sagt sie. »Die Einsamkeit andere Orte, die der Kohle geopfert ist schon greifbar.« Auch die Toten verlassen schon das werden sollen. »Wir wollen kämpfen«, sagt er als Vorsitzender des Vereins Pro Dorf. »Es gibt einige Anträge auf UmPödelwitz. Dazu sucht er die Öffent- bettung von Urnen«, blickt Friederike lichkeit, empfängt Journalisten und Kaltofen auf die etwa 20 bis 30 Grabschildert die Situation des Dorfes aus stellen. Einzelne Genehmigungen daseiner Sicht. Hausner spricht vor allem für gebe es. »Doch viele ziehen auch über Energiepolitik. Er schimpft auf die nur in die nähere Umgebung des grosächsische Regierung und ihre Vorlie- ßen Kirchspiels. Da bitten wir um Verbe für Braunkohle. »Hier geht es doch ständnis, dass eine Umbettung nicht auch um die Bewahrung der Schöp- möglich ist«, sagt die Pfarrerin. Eine fung«, meint Hausner, dass die Kirche Pflege der Gräber sei so auch weiterhin möglich. »Wir unterstützen keinen das Anliegen unterstützen müsste. Hausner und die anderen Bleiber Urnentourismus. Solange am Ort Menhoffen, dass die Kohle unter Pödelwitz schen leben, sind wir auch als Kirche Uwe Naumann nicht mehr gebraucht wird – wegen der da.« Wachmann René Schlarpp kontrolliert in Pödelwitz täglich die verlassenen Grundstücke und Häuser. Jens Hausner steht am Zaun seines herausgeputzten Bauernhofs: Er will in Pödelwitz bleiben und kämpfen. Friedensmarsch mit Sichelschmiede Leipzig (epd) – Beim traditionellen Ostermarsch am Karsamstag in Leipzig haben sich unter dem Motto »Bekennt euch zum Frieden!« nach Veranstalterangaben rund 200 Menschen versammelt. Zum Auftakt der Demonstration wurde auf dem Nikolaikirchhof im Sinne der DDR-Friedensbewegung ein Schwert zu einer Sichel umgeschmiedet. Das Symbol geht auf ein biblisches Wort des Propheten Micha zurück. Dort heißt es: »Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.« Inhaltlich standen in diesem Jahr der Ukraine-Konflikt sowie das Verhältnis von der Nato und Russland im Mittelpunkt. »Derzeit herrscht in der Ostukraine trügerische Ruhe, die Lage kann aber jederzeit durch politisches Fehlverhalten oder gezielte Provokationen beider Seite eskalieren«, hieß es in dem Aufruf zum Ostermarsch. Leidtragendes Opfer sei in jedem Fall die Zivilbevölkerung in dem umkämpften Land. Impressum der S onntag – Wochenzeitung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens Internet: www.sonntag-sachsen.de www.facebook.com/dersonntag Herausgeber: Evangelischer Medienverband in Sachsen e. V. (EMV) Redaktion: Andreas Roth (Leitender Redakteur, v. i. S. d. P.), Christine Reuther, Annekathrin Jentsch. Sekretariat: Claudia Mähler. Satz: Jens Luniak. Fotograf: Steffen Giersch. Blumenstraße 76, 04155 Leipzig; Tel. (03 41) 7 11 41 70, Fax (03 41) 7 11 41 60. 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