Wirtschaftspolitik Zürich, 30. April 2015 Pfingstweidstrasse 102 Postfach CH-8037 Zürich Tel. +41 44 384 42 11 www.swissmem.ch Freihandelsabkommen EU-USA (TTIP) Sehr geehrte Damen und Herren Seit Sommer 2013 verhandeln die EU und die USA über eine umfassende transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). Ziel ist es, neben dem Zollabbau für Industrie- und Agrarprodukte auch die nichttarifären Handelshemmnisse zu beseitigen. Ein erfolgreicher Abschluss eines TTIP-Abkommens birgt ein erhebliches Diskriminierungspotenzial für Schweizer Industriefirmen. Einerseits könnten Schweizer Firmen gegenüber Konkurrenz-Unternehmen aus der EU beim Zugang zum amerikanischen Markt benachteiligt werden. Andererseits könnten EUFirmen einen Anreiz erhalten, zur Erfüllung der Urpsungsregeln, die zu Zollpräferenzen berechtigen, vermehrt industrielle Lieferanten aus dem EU-Raum oder den USA zu berücksichtigen und somit nicht mehr aus der Schweiz. Der Schweiz müsste es folglich gelingen, sich im Verbund mit der EFTA an das TTIP «andocken» zu können, um allfällige Diskriminierungen zu vermeiden. Um unsere Behörden in diesem Bestreben tatkräftig zu unterstützen, hat Swissmem zu Beginn des Jahres eine Kurzumfrage zu diesem Thema durchgeführt. Wir haben damit in Erfahrung bringen können, mit welchen Themen und Herausforderungen Schweizer Firmen sich in den USA auseinandersetzen müssen. Diese könnten Gegenstand allfälliger Verhandlungen über ein FHA mit den USA sein. Für Ihre Teilnahme an der Umfrage möchten wir uns herzlich bedanken. Die Rücklaufquote betrug fast 20%. Nachfolgend erhalten Sie die wichtigsten Ergebnisse der Kurzumfrage, unterteilt nach folgenden Themen: Allgemeine Fragen zum US-Markt Zollhemmnisse für Schweizer Exporteure in die USA Nicht-tarifäre Handelshemmnisse für Schweizer Exporteure in die USA Bedeutung des öffentlichen Beschaffungsmarktes Bestimmt für: Fachgruppen Mitglieder Geht an: Swissmem Die Schweizer Maschinen, Elektro- und Metall-Industrie 1. Allgemeine Fragen 82% der antwortenden Firmen sind auf dem US-Markt tätig. Davon tätigen fast 2/3 der Firmen den Vertrieb in die USA über eine eigene Tochtergesellschaft. Für mehr als die Hälfte der antwortenden Firmen (53%) macht das US-Geschäft zwischen 5% und 20% des Schweizer Umsatzes aus. 52% der befragten Schweizer Firmen sind Zulieferer von europäischen Firmen, welche ihre EUEndprodukte in die USA exportieren. 2. Zollhemmnisse für Schweizer Exporteure in die USA Die Mehrheit der antwortenden Firmen (56%) sind von Importzöllen betroffen, die sich zwischen 2% und 6% bewegen. Die Einfuhrformalitäten bereiten für beinahe die Hälfte der Firmen jedoch keine allzu grossen Schwierigkeiten. Lediglich 15% empfinden diese als stark störend. 3. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse für Schweizer Exporteure in die USA Die verschiedenen Deklarations- und Sicherheitsvorschriften erschweren den Handel und sind kostenintensiv. Immerhin 45% der Firmen fertigen für die USA im Vergleich zu Europa nach unterschiedlichen technischen Normen und Produktvorschriften. Für rund 40% der Firmen resultieren daraus Zusatzkosten von mindestens 5% gegenüber den normalen Produktionskosten. Oft erwähnt wurden vor allem die Sicherheits- und Elektrovorschriften (UL), die in verschiedenen Bundesstaaten stark voneinander abweichen und auch unterschiedlich ausgelegt werden. 4. Bedeutung des öffentlichen Beschaffungsmarktes 14% der Firmen nehmen an öffentlichen Ausschreibungen in die USA teil. Der überwiegende Anteil der Firmen gibt an, vom eingeschränkten Zugang zum öffentlichen Beschaffungsmarkt nur schwach betroffen zu sein. 5. Fazit Der US-Markt mit einem Exportvolumen von rund 7,5 Mia. CHF und einem Exportanteil von 11,3% im Jahr 2014 ist der zweitgrösste Absatzmarkt für die MEM-industrie. Ein Wirtschaftsraum USA-Schweiz ohne Zölle und mit gemeinsam anerkannten Standards und Normen ist im sehr grossen Interesse der Schweizer MEM-Industrie. Damit könnten substanzielle Kosten eingespart werden. Swissmem geht davon aus, dass es zu einem erfolgreichen Abschluss eines TTIP-Abkommens kommen wird. Dadurch entstehen klare Wettbewerbsnachteile für Schweizer Industriefirmen, was zu verhindern ist. Swissmem erwartet deshalb, dass der Bundesrat aktiv auf ein Freihandelsabkommen mit den USA hinwirkt. Seite 2 In der Beilage lassen wir Ihnen die Detailsauswertungen der Umfrage zu Ihrer Kenntnisnahme zukommen. Bei allfälligen Fragen steht Ihnen Herr Nicolas Stephan, Ressortleiter Volkswirtschaft (Tel. 044 384 48 40) gerne zur Verfügung. Freundliche Grüsse Dr. Jean-Philippe Kohl Mitglied der Geschäftsleitung Seite 3 Nicolas Stephan Ressortleiter
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