Bericht über die Lage der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie: Jahr 2015 und 4. Quartal 2015 MEM-Industrie: Schwarzes Jahr für MEM-Industrie – Digitalisierung eröffnet Chancen - Die Auftragseingänge in der Schweizer MEM-Industrie gingen im Jahr 2015 gegenüber der Vorjahresperiode um 14,0% zurück. - Die Umsätze nahmen 2015 gegenüber der Vorjahresperiode um 7,0% ab. - Der nach wie vor deutlich überbewertete Schweizer Franken kombiniert mit der mässigen Konjunkturentwicklung ist verantwortlich für die deutliche Konjunktureintrübung in der Schweiz. - Falls sich die Wechselkurse und der Konjunkturverlauf nicht wieder verschlechtern, ist aber mittelfristig eine Erholung der MEM-Industrie möglich. JAHRESVERGLEICH Auftragseingang total 2015* 2014* -14.0% 4.9% − davon Ausland -14.1% 5.0% -13.5% 4.8% − davon Inland Umsatz total -7.0% 0.3% − davon Ausland -6.3% -0.8% − davon Inland -9.0% 4.0% -4.6% 1.3% 4. Quartal 2015* 4. Quartal 2014* Auftragseingang total -13.4% -1.8% − davon Ausland -12.9% -4.3% − davon Inland -15.0% 8.3% -7.3% -2.4% Exporte QUARTALSZAHLEN Umsatz total − davon Ausland − davon Inland Exporte KAPAZITÄTSAUSLASTUNG -6.1% -5.3% -10.5% 7.5% -7.3% 2.8% 4. Q. 2015 4. Q. 2014 4. Q. 2013 87.4% 88.8% 83.8% *Veränderung gegenüber Vorjahresperiode Zürich, 29. Februar 2016 Impressum: Swissmem Pfingstweidstrasse 102, Postfach 8037 Zürich Tel. +41 44 384 41 11 www.swissmem.ch 1 | Lagebericht Q4/2015 Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie 1. Zur Wirtschaftslage Die Weltwirtschaft entwickelte sich im Jahr 2015 wenig dynamisch. Dies ist auf die Verlangsamung des Wachstums in grossen Schwellenländern zurückzuführen. Das Wachstum in Industrieländern hingegen war relativ robust. Im Euroraum setzte sich die moderate Erholung fort. Für das gesamte Jahr 2015 legte gemäss der neuesten Eurostat-Pressemitteilung vom Februar 2016 das BIP in der EU um 1,8% zu. Auf Länderebene erscheint das Wachstum etwas breiter abgestützt als in der Vergangenheit. Sehr dynamisch entwickelte sich im vierten Quartal 2015 gegenüber dem vierten Quartal 2014 die spanische Wirtschaft (+3,5%) sowie die Wirtschaftsleistung ausgewählter Länder Mittel- und Osteuropas (Polen: +3,6%; Rumänien: +3,8%). Europas grösste Volkswirtschaft, Deutschland, erreichte ebenfalls ein positives Wachstum im Schlussquartal 2015 (+1,3%), auch wenn dieses eher verhalten ausfiel. Der niedrige Erdölpreis und der schwache Euro begünstigen die wirtschaftliche Aktivität. In den USA bleiben die Konjunkturaussichten weiterhin günstig, auch wenn die US-Konjunktur seit der zweiten Jahreshälfte etwas an Schwung verloren hat. Die Aufwertung des US-Dollars wirkt sich jedoch dämpfend auf die US-Exportindustrie aus. Der nach wie vor deutlich überbewertete Schweizer Franken (vor allem gegenüber dem Euro), kombiniert mit der mässigen Konjunkturentwicklung, ist verantwortlich für die deutliche Konjunktureintrübung in der Schweiz. Auch die Binnennachfrage, bislang eine wichtige Stütze der Schweizer Volkswirtschaft, gerät zunehmend unter Druck. Im Januar 2016 verharrte die Konsumentenstimmung in der Schweiz, welche vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) publiziert wurde, unter dem langfristigen Durchschnitt (-9 Punkte). Die KOF geht in ihrer Prognose vom Dezember 2015 von einer mässigen Wirtschaftsentwicklung von bescheidenen 0,7% für 2015 und 1,1% im Jahr 2016 aus. Dieser Wert liegt ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt der Periode 2004 bis 2013 (BIP-Wachstum 2,2%). 2. Die Lage der MEM-Industrie 200 45% 35% 25% 15% 5% -5% -15% -25% -35% -45% 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Veränderung in % 2 | Lagebericht Q4/2015 2.1 Auftragseingänge Die Auftragseingänge lagen im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr mit -14,0% im Minus (Ausland: -14,1%, Inland: -13,5%). Mit einem Minus von 13,4% im vierten Quartal 2015 durchlebt die MEM-Industrie bereits das fünfte Quartal in Folge mit negativen Auftragseingängen. Index Auftragseingang Total Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie 2.2 Umsätze Die mässige Konjunkturentwicklung und die deutliche Frankenaufwertung spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung wider. Im dritten Quartal 2015 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,7%. Im vierten Quartal 2015 waren es erneut -7,3% gegenüber der Vorjahresperiode. Für das Gesamtjahr 2015 reduzierten sich die Umsätze gegenüber dem Vorjahresniveau um 7,0%. 2.3 Aussenhandel Die MEM-Industrie exportierte gemäss den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung im Jahr 2015 Waren im Wert von CHF 63,1 Mrd., was gegenüber dem Vorjahr einer Abnahme von 4,6% entspricht. Die Exportrückgänge haben sich im Verlaufe des Jahres deutlich beschleunigt. Im ersten (-1,5%) und zweiten (-2,7%) Quartal fielen die Einbussen noch moderat aus. Im dritten Quartal 2015 (-6,7%) und im vierten Quartal (-7,3%) brachen die Exporte ein. Regional betrachtet entwickelten sich die Absatzmärkte unterschiedlich. In der EU, wohin beinahe 58% der Waren exportiert wurden, nahmen die Verkäufe um 5,8% ab. Die Exporte nach Deutschland (-6,7%), Frankreich (-10,2%) und Italien (-9,5%) zeigen eine negative Entwicklung. Positiv gegenüber 2014 entwickelten sich die Exporte ausgewählter Länder Mittel- und Osteuropas: Polen: +1,9% und Tschechien: +4,2%. Asien ist mit einem Exportanteil von über 20% die zweitwichtigste Absatzregion. Mit einem Exportrückgang von 0,4% gingen die Exporte in diese Absatzregion leicht zurück. Positiv entwickelten sich die Exporte nach Japan (+4,5%) und Indien (+3,7%). Die Exporte nach China, die 26% der Exporte nach Asien ausmachen, gingen hingegen um 10,1% zurück. In Franken ausgedrückt bedeutet dies eine Reduktion von 377 Mio. CHF. Positiv entwickelte sich im Jahr 2015 der US-Markt mit einem Exportzuwachs von 4,9%. Auch wenn die Exportdynamik sich seit der zweiten Jahreshälfte etwas verlangsamt hat, bleibt der US-Markt seit einiger Zeit der dynamischste Wachstumsmarkt für die Schweizer MEM-Industrie. Mittlerweile gehen 12,5% aller Exporte der MEM-Branche in die USA. Das entspricht einem Exportvolumen von beinahe CHF 7,9 Milliarden in 2015. Betrachtet man die einzelnen Produktbereiche, so sanken die Ausfuhren des Maschinenbaus (-7,2%), der Metalle (-5,5 %) und des Bereiches Elektrotechnik/Elektronik (-6,2%) substanziell. Nur der Rückgang bei den Präzisionsinstrumenten hielt sich in Grenzen (-1,6%). 2.4 Beschäftigung Leider haben wir vom Bundesamt für Statistik noch keine Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung in der gesamten MEM-Industrie für das vergangene Jahr erhalten. Allein in den 1‘050 Swissmem-Mitgliedfirmen gingen im vergangenen Jahr 1,7 Prozent der Stellen verloren, was rund 2‘500 Arbeitsplätze umfasst. Die Kapazitätsauslastung in der MEM-Branche blieb 2015 weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt von 86,3%. Im dritten Quartal 2015 lag sie bei 88,1% und schwächte sich erneut im vierten Quartal ab (87,4%). Bei der letzten Erhebung durch die KOF im Januar 2016 lag der Wert bei 86,3%. 3 | Lagebericht Q4/2015 Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie 3. Beurteilung und Aussichten Das Jahr 2015 wird als schwarzes Jahr in die Geschichte der Schweizer MEM-Industrie eingehen. Die schockartige Aufwertung des Schweizer Frankens führte zu einem gewaltigen Wettbewerbsnachteil im europäischen Markt. Wie sehr dieser Nachteil zu Buche schlägt, lässt ein Seitenblick auf die Deutsche MEMIndustrie erahnen. Beflügelt vom schwachen Euro stiegen deren Exporte im vergangenen Jahr massiv an (Q1: +8,2% / Q2: +10,7% / Q3: +6,9%). Dieser Boom geht nicht zuletzt auf Kosten der Marktanteile der Schweizer MEM-Firmen. Die MEM-Firmen haben nach dem 15. Januar 2015 rasch gehandelt und eine Vielzahl an Massnahmen zur Dämpfung der negativen Auswirkungen der Frankenstärke in die Wege geleitet. Da die Betriebe das Potenzial an kurzfristig umsetzbaren Effizienz- und Kostensenkungsmassnahmen bereits nach dem ersten Frankenschock 2011 ausgeschöpft hatten, mussten sie im vergangenen Jahr vermehrt zu drastischeren Massnahmen greifen. Insgesamt setzte damit ein beschleunigter Strukturwandel ein, der auch Arbeitsplätze kostet. Dieser Strukturwandel wird sich in diesem Jahr fortsetzen. Wie viele Stellen diese Veränderungen kosten werden, wird sich frühestens in einem Jahr abschliessend beurteilen lassen. Wie sich die Lage in der MEM-Branche weiter entwickeln wird, hängt stark vom Wechselkurs und vom Konjunkturverlauf in den wichtigsten Märkten ab. Sofern sich diese Parameter nicht wieder verschlechtern, erwartet Swissmem, dass der Tiefpunkt im Verlauf dieses Jahres erreicht werden könnte und mittelfristig eine Erholung möglich erscheint. 4 | Lagebericht Q4/2015 Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie Wechselkursindex (Monatsmittel), real JPY Total USD EUR Quelle: KOF Total (Basis Januar 1999=100): Exportgewichtetes Mittel gegenüber 24 wichtigen Handelspartnern. Ein steigender Index spiegelt eine reale Aufwertung des Schweizer Frankens wider. Investitionsgüter, Indikator Geschäftsgang – ganze Schweiz Quelle: KOF Der Indikator «Geschäftsgang» setzt sich aus den Ergebnissen der folgenden Bereiche zusammen: Bestellungseingang insgesamt und Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat sowie Beurteilung des Auftragsbestandes. 5 | Lagebericht Q4/2015 Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie TABELLE 1: AUFTRAGSEINGANG (BASIS Q1 2001=100) Inland* Anteil Ausland in % -4.3 8.3 77.1 -17.1 -19.6 -7.7 76.4 -12.3 -13.7 -6.8 77.8 3. Q 2015 -12.8 -9.3 -23.4 77.5 4. Q 2015 -13.4 -12.9 -15.0 78.1 Quartal Total* Ausland* 4. Q 2014 -1.8 1. Q 2015 2. Q 2015 TABELLE 2: UMSATZ (BASIS Q1 2001=100) Inland* Quartal Total* Ausland* 4. Q 2014 -2.4 -5.3 7.5 1. Q 2015 -8.1 -8.0 -8.3 2. Q 2015 -6.2 -4.8 -8.9 3. Q 2015 -6.7 -6.2 -8.1 4. Q 2015 -7.3 -6.1 -10.5 TABELLE 3: EXPORTE Produkte der MEM-Ind. nach ausgewählten Wirtschaftsräumen Jan.–Dez. 2013 EU 38‘734 38‘728 36‘482 -5.8 Asien 12‘195 12‘935 12‘889 -0.4 USA 6‘951 7‘493 7‘862 4.9 Mio. CHF Jan.–Dez. 2014 Mio. CHF Jan.–Dez. 2015 Mio. CHF %-Änderung zu Vorjahr * Prozentuale Veränderungsrate gegenüber der entsprechenden Periode des Vorjahres 6 | Lagebericht Q4/2015 Swissmem Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie
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