BLICKPUNKT Das Mitgliedermagazin Deutsche Steuer-Gewerkschaft Landesverband Nordrhein-Westfalen NR. 3 | März 2015 Themen dieser Ausgabe Die NRW-Landesregierung bereitet sich intensiv auf die Tarifverhandlungen vor! Haushaltsabschluss 2014: 900 Mio. Euro Überschuss Seite 03 Die Seite für die Generation 60+ 04 Die Wahrheit über das Leben im Container 06 Bewegung bei der Beförderungssituation 08 Beginn der Einkommensrunde 2015: Außer Spesen nix gewesen NRW-Landesregierung bekräftigt Kürzungsabsichten bei Beamten Hochbrisante Mischung Zusammen mit den Vorab-Ankündigungen der Landesregierung, man wolle den Beamtinnen und Beamten ein weiteres Sonderopfer von 160 Millionen Euro abverlangen, wird das Ganze aber zu einer hochbrisanten Mischung. Die öffentlichen Arbeitgeber sind anscheinend der Meinung, sie seien als Arbeit- geber und Ziel junger Menschen so attraktiv, dass man sich nahezu jede Unverschämtheit gegenüber den eigenen Beschäftigten erlauben könne. In einem Arbeitsmarkt, bei dem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel bereits deutlich erkennbar sind, verabschieden sich die öffentlichen Arbeitgeber von einem fairen Umgang mit dem eigenen Personal. »Wertschätzung ist mehr als Inflationsausgleich« sagte der Verhandlungsführer von dbb/DSTG, Willi Russ, und schneidet damit ein wichtiges Thema an. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, ganz egal ob im Tarifbereich oder als Beamte, stehen unter immensem • Fortsetzung auf Seite 5 Bl ic k w pu w nk w .d t o st nl g- in nr e u w n .d te e r Die ersten Runden sind gelaufen: Außer Spesen nix gewesen, könnte man den Verlauf zusammenfassen. dbb und DSTG sind sauer. Warum legen die Arbeitgeber nicht mal gleich zu Beginn der Gespräche ein diskutables Angebot vor? Diesmal bestritt die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) sogar, dass überhaupt Erhöhungen notwendig seien. »Denn angesichts der niedrigen Inflation….« Natürlich gehörte auch das fast schon rituelle Beklagen der knappen Kassen zu den ersten Gesprächsinhalten. Eigentlich kann man sich diese Runden schenken, denn die dauernde Wiederholung von Scheinargumenten ist wenig hilfreich, wenn es um einen Weg zu einem für alle Seiten tragbaren Tarif- und Besoldungsabschluss geht. ANGEMERKT Nachruf Schimmelpilz im Finanzamt Die DSTG erhielt die traurige Nachricht, dass das Ehrenmitglied des BV Westfalen-Lippe Die Bild-Zeitung Düsseldorf hatte Anfang des Jahres die Schlagzeile: Schimmelpilz im Finanzamt! Die FDP im Landtag Manfred Lehmann fragte nach weiteren Details. Die Antwort liegt jetzt vor (Landtagsdrucksache 16/7899). Im konkreten Fall sei alles geklärt: Altakten gereinigt, ausgelagert, Sanierung der Kellerräume läuft. Und, so richtig wie unvermeidlich, der Hinweis darauf, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gesundheitsgefährdung vorlag. In der Düsseldorfer Kruppstrasse habe man bisher 400 000 Euro für die Aktensicherung ausgegeben, weitere zwei Millionen Euro seien für die Komplettsanierung erforderlich. Und weil in der Politik nur die großen Zahlen zählen: Bei 2800 Landesgebäuden gäbe man jährlich rund dreihundert Millionen Euro für die Gebäudeunterhaltung aus. Also ist alles gut? Was nicht in der Drucksache steht: Schimmelpilz in Altaktenkellern ist kein Einzelfall. Den Befall gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen und Gefährdungen. Eine Konstante gibt es aber immer: Der Befall wird immer erst nach längerem Hin und Her bestätigt. Und erst dann werden Konsequenzen gezogen, Räume gesperrt, Altakten vernichtet oder saniert. Bis dahin war das Problem vielfach schon offensichtlich: denn erst werden die Räume muffig, dann die Akten. Das kann man riechen und ahnen. Und danach kommt der Schimmel – fast immer. Entsprechende Vorzeichen müssen zukünftig aufmerksamer beachtet werden. Hinweise müssen schneller untersucht werden, Verwaltung und BLB müssen schneller reagieren, auch wenn es Geld kostet. Hier geht es um die Gesundheit der Mitarbeiter. Eine frühzeitige Bausanierung, Kellerrenovierungen und die Bekämpfung von Feuchtigkeit sind Teil eines aktiven Gesundheitsmanagements. Was hilft der schönste Gesundheitstag im Finanzamt, wenn man anschließend wieder im ‘muffigen’ Keller nach belasteten Altakten sucht? Und da haben wir über die Qualität einzelner Büroräume noch gar nicht gesprochen… BEURTEILUNGEN Paul Friepörtner im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Der Verstorbene war seit dem 1. Juni 1953 Mitglied des Bundes der Steuerbeamten der jetzigen SteuerGewerkschaft in WestfalenLippe. Neben verschiedenen Funktionen im Personalrat und Ortsverband im damaligen Finanzamt Dortmund-Außenstadt übte er 25 Jahre mit großer Hingabe die Aufgaben des Schatzmeisters beim BV Westfalen-Lippe aus. Für einige Jahre vertrat er als Mitglied des Hauptpersonalrats die Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen. Die DSTG trauert um einen Kollegen, dem sie viel zu verdanken hat. BLICKPUNKT DSTG Mitteilungsblatt der Deutschen Steuer-Gewerkschaft Landesverband Nordrhein-Westfalen 55. Jahrgang Die regelmäßige Beurteilung der Beamtinnen und Beamten der Besoldungsgruppen A 6 mittlerer Dienst, A 9 gehobener Dienst und A 13 höherer Dienst zum 30. September 2014 ist abgeschlossen. Die aufgrund dieser Beurteilung aufgestellten Beförderungslisten sind am 1. Januar 2015 in Kraft getreten. Es wurden folgende Beförderungsgrenzen (Steuerverwaltung) festgesetzt: Herausgeber: Deutsche Steuer-Gewerkschaft (im Dachverband des dbb), Landesverband Nordrhein-Westfalen, Elisabethstraße 40, 40217 Düsseldorf, Telefon (02 11) 9 06 95-0, E-Mail: [email protected] Verlag: Steuer-Gewerkschaftsverlag, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin Anzeigen: dbb verlag gmbh, Mediacenter, Dechenstr. 15a, 40878 Ratingen, Telefon (02102) 74023-0, Fax: (02102) 74023-99, E-Mail: [email protected] nach Besoldungsgruppe A 7 im ersten Halbjahr 2015 h – – nach Besoldungsgruppe A 7 im zweiten Halbjahr 2015 sg – – Anzeigenleitung: Petra Opitz-Hannen Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, Tel.: (02102) 74023-714, Fax: -74023-99 sg (oB) – – Herstellung: L.N. Schaffrath GmbH & Co KG, DruckMedien, Marktweg 42-50, 47608 Geldern nach Besoldungsgruppe A 10 2 DSTG-Blickpunkt 3/2015 3/März 2015 Redaktion: Elisabethstraße 40, 40217 Düsseldorf, Telefon (02 11) 9 06 95-0, Telefax (02 11) 9 06 95-22 Redakteure: Rainer Hengst (BV Köln) Jörg Bollenbach (BV Westfalen) Karin Woll (BV Düsseldorf) Günter Gonsior Verantwortlich für den gewerkschaftspolitischen Teil: Manfred Lehmann, Landesvorsitzender. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. AKTUELLES Haushaltsabschluss 2014: 900 Millionen Euro Überschuss Das Land Nordrhein-Westfalen hat 900 Millionen Euro Überschuss in 2014 (gegenüber dem Nachtragshaushalt) gemacht. Um diesen Betrag vermindert sich die Neuverschuldung auf dennoch 2,4 Milliarden Euro. Ursache dafür waren laut Finanzministerium zuletzt stark gestiegene Steuereinnahmen. Für die DSTG war das nicht überraschend: Rund 65 Millionen Euro davon stammen aus der Besoldungsnachzahlung. Geringere Personalausgaben In der Pressemitteilung freut sich Finanzminister Norbert Walter-Borjans über die positive Entwicklung und resümiert: »Vorsichtige Einnahmeplanung und sparsame Haushaltsführung zahlt sich aus«. Allein 680 Millionen Euro gehen auf erhöhte Einnahmen zurück. Tatsache ist: Im Laufe des Jahres entwickelten sich die Steuereinnahmen höchst unterschiedlich. Im Sommer waren die Einnahmen hinter den Erwartungen zurück geblieben, erst im Herbst erholten sich die Einnahmen wieder – dann sogar deutlich über den Erwartungen. Zusätzlich trugen niedrige Zinsen (60 Millionen Einsparung) zum guten Ergebnis bei. Laut den Einzeldaten zum Abschluss 2014 (siehe Landtagsdrucksache 16/2628 vom 20. Januar 2015) www.landtag.nrw. de/portal/WWW/dokumentenarchiv/ Dokument?Id=MMV16/2628 blieben auch die Personalausgaben um 474 Millionen Euro unter den Ansätzen des Nachtragshaushaltes, der erst im November 2014 verabschiedet worden war. Bemerkenswert, dass die Landesregierung noch im November nicht wusste, was sie bis Dezember ausgeben würde. Die Personalausgabenquote betrug im Vollzug 2014 nur 37,2 Prozent. Die genauen Zahlen sind der oben genannten Landtagsdrucksache zu entnehmen. DSTG fordert unterjährige Zahlen Aus der Sicht der DSTG ergibt sich eine andere Bewertung als die des Finanzministers. Die Steuereinnahmen entwickelten sich tatsächlich unterschiedlich. Da aber in Bund und vielen anderen Länder eine gleichmäßige Entwicklung erfolgte, war für Nordrhein-Westfalen kaum mit völlig anderen Jahresergebnissen zu rechnen. Anscheinend gehörte das lautstarke lamentieren über Einbrüche bei den Einnahmen zum Ritual, um berechtigte Forderungen der Beschäftigten im Rahmen der Besoldungsrunde auszuhebeln. Das zeigt auch der Überschuss bei den Personalausgaben. Offensichtlich arbeitet das Land im Rahmen des Haushaltsvollzuges nicht immer mit transparenten Zahlen. Die DSTG hatte daher bereits bei den Anhörungen im Landtag gefordert, dass die Landesregierung auch unterjährig nachvollziehbare Aufstellungen über die Ausgabenentwicklung vorlegen müsse. Keine Entwarnung Haushaltspolitisch bedeutet der Abschluss leider keine Entwarnung: Die Steuermehreinnahmen sind erfreulich, allerdings in Zukunft schon längst verplant. Die niedrigen Zinsen stellen nur eine Entlastung der aktuellen Haushalte dar. Langfristig hilft das nicht weiter. Sobald das Zinsniveau aus dem derzeitigen Allzeitt ief heraus kommt, bedrohen die Zinslasten unverändert die Zahlungsfähigkeit des Landes. ‘Steuerehrlichkeit’ wächst mit CD-Käufen Die Studie ‘Steuerkultur und Steuermoral in Deutschland 2014’ zeigt, dass sich die Steuermoral der Deutschen in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Der Bund der Steuerzahler NRW hat nachfragen lassen, wie denn die Steuermoral in Deutschland sei. Der Steuermoralindex, so die Studie, hat sich seit 2008 erheblich verbessert. Der Wert ist bei einer siebenteiligen Skala von 4,28 auf 4,8 Punkte gestiegen. Inzwischen halten 82 v. H. der Bevölkerung Steuerhinterziehung für generell unmoralisch (1997: 55 v. H., 2008: 67 v. H.). Und nur noch 20 v. H. der Bevölkerung machen ‘ungerechte Steuergesetze’ (2008: 50 v. H.) für Steuerdelikte aller Art verantwortlich. Auch gut: Nur noch 20 v. H. glauben, dass der ‘steuerehrliche Bürger der Dumme’ sei (2008: 40 v. H.). Als Ursache dafür macht die Studie die Angst aus, erwischt zu werden. Hier zeige sich, dass die öffentliche Diskussion über Steuerhinterziehung, festzumachen an der Frage des CD-Ankaufs und des Hoeneß-Verfahrens, unmittelbare Auswirkungen auf die moralische Bewertung habe. Aus der Sicht der DSTG ist dafür auch der sachgerechte Umgang der Beschäftigten mit dem Thema Steuergeheimnis und Steuergerechtigkeit verantwortlich zu machen. Die Steuerverwaltung hat es trotz der erheblichen zusätzlichen Belastungen (ELStAM, RBM etc.) und der unvermeidlichen Eingriffe in die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger geschafft, Vertrauen zu gewinnen und das Gefühl der Steuergerechtigkeit zu vermitteln. Die guten Ergebnisse sind damit auch unmittelbare Folge des Engagements der Beschäftigten in den Finanzämtern. DSTG-Blickpunkt 3/2015 3 60 + io n DSTG: Betreuung der Pensionäre und Rentner könnte verbessert werden Di e Se ite fü r di e Ge ne ra t Welche Möglichkeiten sieht die OFD, zusammen mit dem LBV die Betreuung von Pensionären und Rentnern zu verbessern? Diese Frage diskutierte die AG Senioren und DSTG-Landesvorsitzender Manfred Lehmann mit Oberfinanzpräsident Werner Brommund am 24. Februar 2015 in der DSTG-Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf. Die DSTG will dabei auch die Finanzämter mit ins Boot nehmen, soweit es die Personallage zulässt. Das Thema soll bei einem weiteren Treffen unter Beteiligung des LBV vertieft werden. Auch die Durchführung von Informationsveranstaltungen zur Vorbereitung auf den Ruhestand für noch aktive Beschäftigte war Gegenstand des Meinungsaustauschs. Oberfinanzpräsident Werner Bommund (2. v.l.) unterstützt die Vorstellungen der AG Senioren (Rolf Dauwe, Michael Baxpehler, Günter Gonsior und Burkhard Borowski) BAGSO-Ratgeber ‘Schuldenfrei im Alter’ Die neue Broschüre ‘Schuldenfrei im Alter’, die die BAGSO in Kooperation mit dem Diakonischen Werk und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt hat, kann ab sofort bestellt werden. Unser Rat, bestellen Sie wegen der großen Nachfrage bald! Die Broschüre kann aber auch unter dem nachfolgenden Link heruntergeladen werden: http://www.bagso.de/fileadmin/ Aktuell/Publikationen/2015/WEB _broschuere_ratgeber_ schulden_a5_19122014.pdf Wie alt werden wir? Erben brauchen keinen Erbschein mehr Im afrikanischen Tschad beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung nur 49 Jahre und in Deutschland immerhin 80 Jahre. Interessant ist, dass sich hierzulande 75-jährige genauso wohlfühlen wie 40-jährige – das besagt zumindest eine Studie der Deutschen Alterssurvey. Erben verstorbener Bank- oder Sparkassenkunden können nicht grundsätzlich dazu gezwungen werden, dem Geldinstitut einen Erbschein vorzulegen. Ein solches Dokument sei nicht notwendig, um an ein Erbe zu kommen, entschied der BGH in Karlsruhe (Az.: XI ZR 401/12). Damit stärkten die Richter Rechte der Verbraucher, die sich nun nicht immer einen kostenpflichtigen Erbschein besorgen müssen: Denn je höher die vererbten Summen sind, desto teurer wird das Dokument. Erben könnten sich auch durch einen Erbvertrag oder ein beglaubigtes Testament als erbberechtigt ausweisen: »Der Erbe ist von Rechts wegen nicht verpflichtet, sein Erbrecht durch einen Erbschein nachzuweisen, sondern kann diesen Nachweis auch in anderer Form führen.« »Alter ist kein festzementierter Zustand« ist somit kein fest zementierter Zustand mehr. Egal, wie man sich fühlt – nicht jede Veränderung ist unausweichlich. »Nur dreißig Prozent unserer körperlichen Verfassung ist genetisch vorherbestimmt, der Rest lässt sich durch Lebensstil und Verhalten sehr wohl beeinflussen«, erklären Präventionsmediziner. Ausgewogene Ernährung, Entspannung und Bewegung sind dabei die Zauberworte. Ab der Geburt werden wir alt. Anfangs noch wird man größer und stärker, doch beginnt ab dem dreißgsten Lebensjahr schon der Umkehrprozess. Bewegungsmuffel können dann bis zum siebten Lebensjahrzehnt vierzig Prozent ihrer Muskelmasse verlieren. Krafttraining, Ausdauersport und Koordinationsübungen schützen die Gesundheit und können mehr Lebensjahre bescheren. Alter Nie aufgeben 4 DSTG-Blickpunkt 3/2015 Wer altert, gehört längst noch nicht zum alten Eisen. Fünfzig- und Sechzigjährige können bei Lern- und Motivationstests genauso gut abschneiden wie Dreißigjährige. Lernforscher sehen sogar Vorteile: Oft übertrumpfen ältere Menschen jüngere, weil sie neue Informationen leichter in ihr größeres Vorwissen einordnen können. Was alles möglich ist, hat auch unlängst Dieter Hallervorden mit dem Film ‘Sein letztes Rennen’ bewiesen: Darin zeigt der 78-jährige mit dem Motto ‘Nie aufgeben, Kämpfer sein’, dass es selbst spät gelingen kann, sich aufzurappeln und sich Ziele zu setzen. »Älter werden heißt auch besser werden.« Jack Nicholson, Jahrgang 1937 Wussten Sie schon, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im vergangenen Jahr für Medikamente 29,2 Milliarden Euro ausgab, 200 Millionen Euro mehr als 2011? NRW-Landesregierung bekräftigt Kürzungsabsichten dei Beamten • Fortsetzung von Seite 1 Druck. Wachsenden Aufgaben stehen starke Personalabgänge gegenüber. So viele, das in nahezu keinem Bereich mehr eine nachhaltige Stellenreduzierung verhindert werden kann. Damit sparen die öffentlichen Arbeitgeber bereits Milliarden ein. Und trotzdem wird in der Einkommensrunde das Lied von knappen Kassen und belasteten öffentlichen Haushalten gesungen. Steuerquellen sprudeln seit Jahren Dass Nordrhein-Westfalen dabei mit seiner Kürzungsabsicht bei den Beamtinnen und Beamten immer noch einen drauf setzt, sind die Beschäftigten inzwischen gewohnt. Seit Jahren sprudeln die Steuer- quellen. Trotz Besoldungsnachzahlung hat das Land in 2014 wieder einmal einen Jahresüberschuss von 900 Millionen Euro vermeldet. Mit Ankündigungen über VorabKürzungen werden sowohl die Tarifverhandlungen als auch die nachfolgenden Besoldungsgespräche erheblich belastet. Tarifverträge sind das Ergebnis unabhängiger Verhandlungen. Die nachfolgenden Besoldungsgespräche sind, soweit sie nach derartigen Ankündigungen noch sinnvoll sein können, Gespräche über die Besoldungsentwicklung unter Berücksichtigung des Tarifergebnisses und der übrigen Rahmenbedingungen. Was also sollen derartige Vorfestlegungen, die auch noch von den Vorsitzenden der Landtagsfraktionen der SPD und der GRÜNEN (Norbert Römer und Rainer Priggen) bekräftigt werden? Die Gewerkschaften haben nicht vergessen, dass es in 2013 die beiden Regierungsfraktionen waren, die dem von allen Sachverständigen und später auch vom Gericht als verfassungswidrig einge- stuftem Gesetz ihren Segen gegeben hatten. Sachverstand wurde mit der damaligen Entscheidung nicht bewiesen. Und heute? Bayern und Hamburg haben bereits angekündigt, das Tarifergebnis vollständig für die Beamtinnen und Beamten zu übernehmen. Wie armselig nimmt sich dagegen die Ankündigung Nordrhein-Westfalens aus, die Beamtinnen und Beamten schon wieder einmal extra zur Kasse zu bitten. Warnstreiks Wegen der Verweigerungshaltung der Arbeitgeber hat es am 24. Februar 2015 vor dem Finanzamt Siegen und am 25. Februar 2015 vor dem Finanzamt Hagen erste Warnstreiks geben, damit die Arbeitgeber bei der Fortsetzung der Verhandlungen ein verhandelbares Angebot vorlegen. DSTG-Blickpunkt 3/2015 5 UNSERE GEWERKSCHAFT einige Probleme hatten. Was ich richtig toll finde ist, dass wir richtige Rollos an den Fenstern haben, da ist das Zimmer viel dunkler als nur bei den Lamellenvorhängen, die im Sundern angebracht sind. Also würdest du sagen, dass du es doch ganz gut getroffen hast? Auf jeden Fall. Für mich ist es wichtiger, am Campus untergebracht zu sein, damit ich nah an den Lehrsälen bin und mich auch mit anderen Leuten verabreden kann, ohne direkt aus Nordkirchen oder gar Capelle ‘anreisen’ zu müssen. Mir gefällt auch die Größe der Zimmer sehr gut. Klar, wir haben kein eigenes Badezimmer, das wäre wirklich schön, aber wir haben dafür größere Zimmer. Die Benutzung von Gemeinschaftsduschen und -toiletten ist auch nur in den ersten Tagen gewöhnungsbedürftig. Es ist halt alles sehr zweckmäßig, aber da kommt es auch immer ein wenig auf die Ansprüche an. Andere Studentenwohnheime sehen bei Weitem schlimmer aus. ? ! Die Wahrheit über das Leben im Container Ein Interview Wahrscheinlich hat jeder von uns schon von den Containern gehört, die in Nordkirchen zur Unterbringung der Anwärter aufgestellt wurden. Manch einer mag auch schon Fotos gesehen haben oder war gar selbst vor Ort und hat sich ein Bild gemacht. Aber wie wohnt es sich eigentlich in einem solchen Container? Lisa Lewandowski, Finanzanwärterin des Einstellungsjahrgangs F2014, war zuerst nicht unbedingt begeistert davon, in einem der Container untergebracht zu sein, aber jetzt nach einigen Wochen des Wohnens in der ‘Dose’ traf sich ein Redaktionsmitglied mit ihr, um über den Alltag und Erfahrungen als Teil der ‘rustikalen Romantik’ zu sprechen. Du wurdest als eine Anwärterin ausgesucht, in einem Container zu wohnen. Wie war deine erste Reaktion? Als Erstes habe ich wirklich mal etwas dumm aus der Wäsche geguckt. Man wusste schon, dass man einige Anwärter in den Containern unterbringen würde, aber dass ich betroffen bin, hätte ich mir natürlich nicht träumen lassen. Vermutlich haben sie Anwärter, die aus der Nähe kommen, hier untergebracht. Wir haben es nicht so weit nach Hause, wenn uns hier mal die Decke auf den Kopf fallen sollte. ? ! Welche Reaktionen hast du von den anderen Anwärtern mitbekommen, die hier wohnen? Ein paar Zimmer weiter wohnt ein Mädchen aus meinem Amt, die seit Beginn des Studiums kein richtig funktionierendes Licht in ihrem Zimmer hat. Sie hat von der Verwaltung schon eine größere Schreibtischlampe bekommen, aber das reicht natürlich gerade in dieser dunklen Jahreszeit nicht aus. Die ‘Notizen’ auf der Beschwerdeliste werden zwar schnell ab- ? ! 6 DSTG-Blickpunkt 3/2015 gearbeitet – ständig sind irgendwo Handwerker unterwegs und reparieren etwas – das mit der Lampe haben sie allerdings noch nicht hinbekommen. Da scheint ein schwererer Defekt vorzuliegen. ? ! Lisa Lewandowski, Finanzanwärterin des Einstellungsjahrgangs F2014, im Gespräch mit dem ‘Blickpunkt’ Wie ist die Qualität der Räume denn im Allgemeinen? Natürlich sind die Räume hellhörig, aber ich würde sagen, im Vergleich zu den Sundern-Zimmern ist der Unterschied nicht wirklich groß. Auch dort können die Anwärter jeden Schritt hören, den andere auf dem Flur machen. Und unsere Heizungen funktionieren sogar besser als in den Sundern-Zimmern, die wohl am Anfang ? ! Mit den Vorhängen an den Fenstern und dem kleinen Schränkchen mit Fernseher sieht es auch schon sehr wohnlich aus bei dir. Am Anfang musste man sich natürlich etwas überlegen, um den Räumen etwas Persönlichkeit zu geben, aber mittlerweile haben wir von der FHF jeweils eine Schreibtischlampe sowie eine Pinnwand bekommen, an die wir Dinge anbringen können. Ansonsten geht das nur mit Klebestreifen, Nägel sind hier natürlich nicht erlaubt. Auch der zweite Stuhl war am Anfang noch nicht vorhanden, aber so nach und nach wurden die Bedürfnisse der Studenten erkannt und zumindest im machbaren Rahmen erfüllt. Der Rest des Zimmers ist zweckmäßig eingerichtet, wie die Sundern-Zimmer auch. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich demnächst nicht wieder in ein Zimmer hier im Container untergebracht werde; aber sollte es wieder so sein, weiß ich, worauf ich mich einstellen muss und freue mich mehr darüber, als auswärtig untergebracht zu sein. Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Ausbildung. Jugendwahl am 7. Mai 2015: DSTG-Familie wächst We want you! Die DSTG-Familie in Nordrhein-Westfalen ist 2014 weiter gewachsen. Die DSTG NRW konnte 667 neue Mitglieder begrüßen, fast genauso viele wie im Jahr 2013. Der DSTG NRW ist es damit nicht nur gelungen, den Mitgliederstand zu halten, sondern noch weiter zu erhöhen. Damit zeigt sich, dass sich gute und aktive Gewerkschaftsarbeit auch in Mitgliederzahlen ausdrückt. Falls Ihnen demnächst Plakate wie im Wilden Westen am schwarzen Brett oder in der Nähe der Lehrbezirksbüros ins Auge fallen sollten, ist das keine neue Masche des Finanzministers nach Steuersündern zu suchen, sondern das Wahlplakat der DSTG Jugend NRW zu den diesjährigen Wahlen der Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung (HJAV) und der Gesamtbezirksjugendund Auszubildendenvertretung (G-BJAV). Mit dem auffälligen Motto ‘JAV WANTED’ und einer geschickten Kampagne mit dem Slogan ‘YOVO – You only vote once’ (Du wählst nur einmal) will die DSTG Jugend darauf aufmerksam machen, dass jede Stimme zählt, um eine kompetente Interessenvertretung aufstellen zu können. Als Kandidaten für die Spitzen der Gremien stehen Isabelle van Kempen für die Foto: PIXELIO/Tim Reckmann G-BJAV und Tobias Heitzenröder für die HJAV zur Verfügung. Die G-BJAV ist der Ansprechpartner für Ausbildungsfragen während der praktischen Ausbildung im Amt und vertritt die Rechte und Interessen der Auszubildenden vor Ort; hierzu gehören zum Beispiel die Betreuung und Unterstützung im Motivationsverfahren oder Leistungsverhaltenskonzept. Die HJAV hingegen setzt sich für die Interessen in allen Belangen an der FHF und der LFS ein. Die Mitbestimmung sowie Mitwirkung bei landeseinheitlichen Fragen gehört ebenfalls zu den Aufgaben der HJAV. Isabelle und Tobias arbeiten seit 2013 in den Gremien der Jugendvertretungen mit und würden ihre Arbeit gern fortsetzen. Eine ausführliche Vorstellung der beiden Kandidaten erfolgt in der nächsten Blickpunktausgabe. U N S E R A R B E I T S A L LTA G ServiceDesk: 1700: hier werden Sie geholfen So richtig hatte keiner daran geglaubt, aber pünktlich am 26. Januar wurde im Projekt itPlus das erste Paket der neuen IT-Prozesse landesweit ausgerollt und hat seine ersten Gehversuche gemacht. Aufgrund gründlicher Tests und einer umfangreichen Generalprobe stotterte das System zwar in der Anfangsphase, aber insgesamt lief der Einsatz ‘relativ’ unproblematisch ab. Zusammen mit den neuen Prozessen wurde auch das Tool ‘Impuls’ bei allen Mitarbeitern im IT-Bereich installiert. Mit Impuls werden Tickets über Problemfälle an das Rechenzentrum geschickt. Das angestaubte und rund zwanzig Jahre alte ‘ARS’-Tool wurde damit in Rente geschickt. In den drei Betreuungskreisen Münster, Ruhrgebiet-Mitte/Borken sowie Ruhrgebiet/Bergisches Land startete damit die zwölfmonatige Erprobung der neuen Service Desk-Organisation – diese wird nun in insgesamt 36 Ämtern getestet. Auch für den Support-Bereich (Expertenteams für Themen in der Festsetzung, Erhebung und allgemeiner Software) starteten ebenfalls in die neue ‘Probezeit’. Die ganze Umstellung bedeutete aber auch Veränderungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Test-Ämtern. Jeder der Bediensteten in den Ämtern ruft im Falle einer Störung (zum Beispiel Druckerproblemen) ab jetzt die ‘1700’ an und bekommt am Telefon entsprechende Hilfe. Natürlich geht auch eine elektronische Nachricht. Auch eine E-Mail wird vom ServiceDesk entsprechend beantwortet. DSTG-Blickpunkt 3/2015 7 Gemeinsame Werbeaktion im Rheinland Viele glückliche Gewinner In der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 2014 lief die gemeinsame Werbeaktion der Bezirksverbände im Rheinland unter dem Motto ‘Das Rheinland will wachsen’ mit großem Erfolg: Das Rheinland ist gewachsen. 224 neue Mitglieder (142 Düsseldorf, 82 Köln) konnte die DSTG neu in ihren Reihen begrüßen. Unter allen neuen Mitgliedern und Werbern verlosten die Bezirksverbände je einen universellen Einkaufsgutschein im Wert von 300 Euro, gesponsert vom DSTG-Kooperationspartner BBBank. Alex Konzack von der BBBank (Bildmitte, zusammen mit den BV-Vorsitzenden Rainer Hengst und Marc Kleischmann), übernahm dann auch den Job der Glücksfee und fischte Neumitglied Andreas Große (OV Köln-Altstadt/Süd) und den Werber Axel Fuchs (OV Düren) als glückliche Gewinner aus der Lostrommel. Bei den besten Werbern des Rheinlandes bedankten sich die Bezirksverbände mit weiteren Einkaufsgutscheinen. Zu den besten Werbern gehören: Tim Königshofen (OV Hilden), Nils Schmidt (OV Köln Altstadt/Süd), Nicolai Weyer (OV EssenNordOst), Pierre Trogemann (OV Neuss), Hans-Georg Mörs (OV Köln-Nord), Carolin Außem (OV Brühl/BJL). Die DSTG sagt herzlichen Dank für das außergewöhnliche Engagement. : -) S C H M U N Z E L E C K E E I N K E S S E L B U N T E S »Schreib mir ma ne Nachricht« Eigentlich ist das Telefonieren in der heutigen Zeit fast nicht mehr ‘up to date’. Heute SEMINARE Programm des Landesverbandes für 2015 Termin Thema in denen ServiceDesk getestet wird, soll die Telefonnummer 1700 Hilfe bringen. Die 19.-21.4.2015 Blickpunktredaktion hat mal folgende Reaktionen aus einem der drei Test-Regional- 11.-13.5.2015 Senioren Allgemeine Gewerkschaftspolitik Stress-Seminar Betriebsprüfung Höherer Dienst Frauen Jugend Stress-Seminar Stress-Seminar spielen E-Mails und Kurznachrichten eine große Rolle. Doch in den Test-Finanzämtern, kreisen erreicht: Boh, glaubse! Wenne vier Stündkes inne Heißlinie malocht has, bisse platt wie ne Flundner. Da hasse nacher Watte inna Birne. Imma mit dem Mikro vor der Schnüss. Alle wollen wat wissen – Der Drucker klemmt – dat Computa ruckelt oder Fehlahinweise, die kein Mensch kennen kann. Da musse immer nett sein und irgendwie helfen tun. Krisse ja auch meistens hin. Wenne dann Feierabend has, dann kannse nur noch zur nächsten Bude gehn und dir nen lekker Kaltgetränk holen. Dat zischt dann richtig nach der staubigen Luft auffa Maloche. Aber weh dann ruft mich eina inna Stube an – geht gar nicht. Dann sach ich imma: »Lass mich in Ruhe, wenne wat willst, dann schreib mir ma ne Nachricht – aber auf quasseln hab ich einfach kein Bock mehr.« Passt ja irgendwie in unsre Zeit, oder? Bewegung bei der Beförderungssituation Zum Jahresbeginn wurde eine Vielzahl von Beförderungen ausgesprochen. Aus dem Landeshaushalt ergeben sich auf das ganze Jahr 2015 verteilt rund 350 zusätzliche Beförderungen. Besonders erfreulich: Sowohl bei der Beförderung nach A 10 als auch in der Steuerfahndung gibt es spürbare Schritte nach vorn. Eine Lösung der Probleme ist damit noch nicht erreicht. Dennoch ist es ein Erfolg nachhaltiger Gewerkschaftsarbeit der DSTG. Strukturelle Probleme im Altersaufbau Seit Jahren kritisiert die DSTG die unzureichende Beförderungssituation, die sich besonders dramatisch in der Steuerfahndung, aber auch im ersten Beförderungsamt nach A 10 gehobenen Dienst darstellt. Die DSTG hat deshalb alle Möglichkeiten genutzt, um Veränderungen der Personal- und Aufgabenstruktur in Politik und Verwaltung zu erläutern. In allen Haushalts- und Personaldiskussionen der letzten fünf Jahre wurde die Beförderungssituation in der Steuerfahndung 8 DSTG-Blickpunkt 3/2015 kritisiert. In Einzelgesprächen wurden die Folgen für die Betroffenen erläutert. Gemeinsam mit den Steufa-Ortsverbänden wurden vertiefende Gespräche im Ministerium organisiert. Und immer wieder wurde klar gemacht: Der Beförderungsstau ist das Ergebnis struktureller Probleme im Altersaufbau und kann deshalb nicht zu einer dauerhaften Benachteiligung der engagierten Kolleginnen und Kollegen führen. Beförderungsrückstand noch lange nicht aufgeholt Diese Gespräche haben offensichtlich Eindruck gemacht. Mit Unterstützung der 28.-29.5.2015 10.-12.9.2015 17.-19.9.2015 20.-22.9.2015 1.-2.10.2015 7.-8.10.2015 3.-4.12.2015 Tagungsort: dbb-forum Siebengebirge Königswinter-Thomasberg Rückfragen an: Rainer Vollmer, Seminarleiter Telefon 02 11 / 49 72 -29 15 Personalräte vor Ort, mit Hintergrundgesprächen und politischem Rückenwind wurden jetzt kleine Schritte ermöglicht, mit denen in diesem und in den kommenden zwei Jahren strukturelle Freiräume für einige Beförderungsmöglichkeiten vorgezogen genutzt werden können. Zusätzlich wurden im Landeshaushalt zehn neue Stellen für die Steuerfahndung ausgewiesen und entsprechend geschlüsselt. Daraus ergibt sich eine leichte Entspannung der festgefahrenen Situation. Das alles reicht aber nicht, denn der immense Rückstand ist auch durch die jetzigen Schritte noch lange nicht aufgeholt. Das gilt auch für die Beförderung nach A 10. Gerade die erste Beförderung ist für viele Beschäftigte wegweisend. Die DSTG fordert, dass inklusive der Probezeit eine Beförderung normalerweise nicht länger als vier Jahre auf sich warten lassen darf. In dieser Zeit entscheiden junge Leistungsträger über ihre Zukunft. Die Finanzverwaltung bietet einen spannenden Beruf, wenn aber Finanzen und Perspektiven hinter den Erwartungen zurück bleiben, sind Angebote Dritter vielleicht doch interessanter.
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