Offener Brief der Freunde und Förderer des

Offener Brief der Freunde und Förderer des Volkstheater Rostock
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Mitglieder des Hauptausschusses!
Auf unserer Mitgliederversammlung am Donnerstag vergangener Woche war die beabsichtigte
Kündigung des Intendanten Sewan Latchinian natürlich ein Thema. Es herrschten Bestürzung und
Ratlosigkeit. Die zahlreich versammelten Freunde und Förderer des Volkstheaters Rostock baten
den Vorstand, einen Brief an Sie zu schreiben.
Wir möchten Sie bitten, Ihre beabsichtigte Kündigung des Intendanten nicht auszusprechen.
Die umstrittene Äußerung des Intendanten hat es gegeben. Allein die Bewertung ist, Sie hören es
sicher von allen Seiten, sehr unterschiedlich. Hier also scheint kein Konsens in Sicht. Wir als
Theaterförderverein teilen daher die echte oder inszenierte Aufregung
in dieser Sache nicht. Konsens im Kreis der Mitglieder des Hauptausschusses aber wird möglich,
wenn Sie das überaus große Engagement des Intendanten der besagten einen Äußerung
gegenüberstellen. Dann werden Sie feststellen, dass Herr Latchinian mit sehr viel
Leidenschaft, ohne Forderung nach mehr Geld und vor allem für das Publikum sehr erfolgreich
gearbeitet hat. Ihm ist es gelungen, in nur wenigen Monaten das Volkstheater Rostock zu einem
Ort beachtenswerter Kunstproduktion zu entwickeln.
Das hat der Stadt gut getan, dem Theater, dem Publikum. Es gab sogar überregionale
Aufmerksamkeit für das Theater und damit für Rostock als Stadt der Kultur. Nun ist Rostock
aufgrund der Theaterkrise, die weder vom Rostocker Publikum noch von den Künstlern verursacht
wurde, medial und bundesweit in die Kritik geraten. Das ist traurig, aber durchaus änderbar!
Rostock hat ein besseres Image verdient.
Wir wünschen uns daher von Ihnen, Herrn Oberbürgermeister, und Ihnen, den in die Bürgerschaft
gewählten Rostocker Bürgern und Bürgerinnen, dass Sie Ihre Entscheidung mit Bedacht und in
weiser Vorausschau treffen. Sie entscheiden über das künftige kulturelle Niveau unserer
Stadtgesellschaft. Sie entscheiden über die Schlagzeilen bundesweit. Vor allem aber entscheiden
Sie darüber, ob die von Ihnen geforderte und vom Intendanten nun so erfolgreich eingeleitete
Revitalisierung des städtischen Theaterbetriebes abrupt abgebrochen wird!
Sprechen Sie die Kündigung nicht aus. Setzen Sie ein Zeichen, dass es Ihnen auch im Hinblick auf
den Stadtgeburtstag 2018 wirklich ernst ist mit Ihrem Wunsch nach einem Volkstheater, das den
Nerv der Rostocker trifft. Sorgen Sie stattdessen für eine Aussprache mit dem Intendanten und
ermöglichen Sie ihm nach diesem Gespräch die Fortsetzung seiner Arbeit zum Wohle der Stadt
Rostock!
Wir Theaterfreunde, zu denen Sie sich, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister ja auch zählen,
setzen auf Ihre Weitsicht, auf Ihre kluge Abwägung, zum Wohle der Stadt über den Tag hinaus
wirken zu wollen, und also Ihr Verantwortungsbewusstsein. Bewahren
Sie unsere Stadt Rostock vor einer erneuten Ausweitung der Theaterkrise, vor weiterem
Imageverlust und weiterer Entfremdung zwischen großen Teilen der Stadtgesellschaft und
Vertretern des politischen Raumes in Stadt und Land. Sorgen Sie für eine niveauvolle Debatte und
suchen Sie das Gespräch mit Ihren Wählerinnen und Wählern.
Wie für Herrn Latchinian gilt auch für Sie wie für uns alle: Wir werden vor allem an unseren Taten,
nicht an unseren Worten gemessen.
Hochachtungsvoll
Im Namen des Theaterfördervereins
Antje Jonas
Vorsitzende
30.3.2015