Anmerkungen zum Theater in Rostock

Zum Thema Volkstheater Rostock
Das seit der Wende andauernde Trauerspiel um das Volkstheater Rostock hat einen neuen
Höhepunkt erreicht. Ein erfolgreicher und unbequemer Intendant, S. Latchinian, musste gehen. Mal
wieder einer!
Wenn ich mich nicht täusche, dann ist das der zweite Intendant der Ära Methling, der entlassen
wurde. Wie schon alle seiner Vorgänger im Amt nach der Wende, hat auch der amtierende OB sofort
als eine seiner ersten Amtshandlungen den damaligen Intendanten angegriffen. Das dauerte so
lange, bis derjenige selbst aufgegeben hatte und ging. Oder wie im aktuellen Fall ein Grund gefunden
wurde, um den Intendanten zu entlassen. Dieses Spiel ist also nicht neu. Neu ist nur das Tempo mit
dem der Rauswurf durchgezogen wurde. Die Schlussfolgerung, dass dieser Rauswurf im direkten
Zusammenhang mit den Änderungen am Theater Rostock steht, liegt auf der Hand. Der Mann war
zwar erfolgreich, aber wohl nicht so, wie es von den Verantwortlichen der Hansestadt Rostock
erwartet wurde. Also musste er weg. Der „Grund“ war schnell gefunden. Die Folgekosten, wie
Abfindungen, Weiterzahlungen der Gehälter, Gerichtsverfahren etc., trägt natürlich die Stadt.
Logisch, wir haben’s ja. Bei unserem dreistelligen Millionenbetrag an Schulden fallen diese unnötigen
Gelder wahrscheinlich nicht mal auf. Aber vielleicht kriegen wir die ja von Schwerin wieder (ha ha
ha). Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Stadt Rostock schon mal drei Intendanten zu bezahlen.
Da ist nach oben also noch Luft.
Nun kann man über Vergleiche recht gut streiten. Aber eines ist für mich unbestreitbar: Egal ob ich
mit einem Hammer gegen Skulpturen vorgehe, oder eine kulturelle Einrichtung am Geld scheitern
lasse, das Ergebnis ist das gleiche. Beides ist hinüber! Übrigens am fehlenden Geld kann es nicht
liegen. Denn wie ist es zu verstehen, dass vor nicht all zu langer Zeit das Schweriner Theater dringend
Geld brauchte, und, oh Wunder, die fragliche Summe ( man sprach da meines Wissens von einer
Million Euro) sofort zur Verfügung stand. Natürlich verbunden mit dem ganzen Brimborium wie
einmalig, Sonderzahlung, Ausnahme usw.. Es wurde damals sehr viel Mühe aufgewandt, um die
Sache herunter zu spielen. Mir ist nicht bekannt, ob dieses Geld jemals zurückgezahlt werden musste
oder wurde. Wahrscheinlich wohl nicht.
Wenn ich dann noch die Aussage unseres OB Methling höre, dass er das Volkstheater Rostock auf ein
sicheres Gleis stellen will, dann fürchte ich, dass dies ein sehr langes, einsames Gleis sein wird. An
dessen Ende befindet sich dann ein Prellbock. Und genau dort wird der Waggon „Volkstheater
Rostock“ dann stehen. Absolut sicher - zum Verrotten. Und über eins sollte man sich in Rostock im
Klaren sein: Was einmal zerstört ist, kommt nicht mehr wieder. Nicht mit einer Landesregierung, die
nur eine Stadt glänzen sehen will. Und das ist definitiv nicht Rostock. So etwas kenne ich noch von
früheren Zeiten. Es wurde in vierzig Jahren nicht geschafft, was jetzt durchgezogen wird: das sinnlose
Zertrampeln einer relativ einzigartigen Theaterlandschaft in MV. Das ist politisch so gewollt, ohne
Rücksicht auf Verluste. Daher denke ich auch, dass dann auch der seit langem groß angekündigte
Theaterneubau überflüssig sein wird. Kein Theater- kein Neubau, wozu auch? Das Geld kann dann
anderweitig verwendet werden, aber bestimmt nicht in Rostock. Ich denke, das Ziel ist ein einziges
Theater für ganz Mecklenburg- Vorpommern. Man braucht keine große Fantasie, um zu erraten,
welches das sein wird.
Man darf gespannt sein, was das nächste Objekt der Schweriner Begierde ist, das aus Rostock
verschwinden muss. Der erste Vorgänger unseres derzeitigen Kulturministers, Wutzke mit Namen,
die Älteren erinnern sich vielleicht noch, hatte damals schon die Universitäten von Greifswald und
Rostock im Auge, die er schließen und in Schwerin neu gründen wollte. Eventuell sind diese Pläne ja
noch aktuell???
Eins hat der derzeitige OB Methling seinen Vorgängern voraus: Einen so tiefen Bückling vor Schwerin
hat noch keiner geschafft. Ich hätte nie gedacht, dass ein parteiloser OB einen derartigen
Flurschaden anrichten würde. Ich hätte damals die Wahlzettel wegschmeißen sollen!
H.- J. Weigt, Rostock