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Bezirk Uster l 9
ZO/AvU
Samstag, 11. April 2015
Juso: «Niemand weiss, was ‹Herzkern› ist»
USTER Seit zwei Jahren sprechen Wirtschaftsforum,
Gewerbeverband und Stadt über ihr gemeinsames
Projekt «Herzkern», das das Zentrum von Uster beleben soll.
Die Juso kritisiert nun, dass die Bevölkerung gar nicht wisse,
um was es überhaupt geht.
«Die Juso hat in einer Aktion
nachgeholt, was das Wirtschaftsforum Uster versäumt
hat: Die Einwohner von Uster
über die Folgen von ‹Herzkern›
zu informieren», schreibt die
Partei in einer Mitteilung.
«Niemand weiss, was ‹Herzkern› überhaupt ist», konkretisiert Florin Schütz, Präsident
der Juso Zürich Oberland, auf
Anfrage.
Die Jungpartei hat über längere Zeit «neutrale» Flyer ohne
Parteilogo verteilt. Darin zitiert sie das Wirtschaftsforum
Uster (WFU): «Das WFU hat
das Projekt ‹Herzkern› initiiert, welches zum Ziel hat,
Usters Innenstadt aufzuwerten
und in ein Freiluft-Shoppingcenter umzuwandeln.» Aber
auch die Haltung der Partei
dringt durch: Grossunternehmer sollen dafür nach Uster gelockt werden, Sicherheitskräfte
würden öffentliche Plätze überwachen. Als Folge der Zentrumsaufwertung sei mit Mietzinserhöhung und stärkerem
Verkehrsaufkommen zu rechnen, heisst es auf dem Flyer.
«Für das
Wirtschaftsforum
zählt nur der Profit
und nicht eine
Entwicklung zum
Wohl der gesamten
Bevölkerung.»
Florian Schütz,
Präsident Juso Zürich Oberland
Man gehe von diesem Szenario aus, da für das Wirtschaftsforum (WFU) lediglich der
Profit zähle – und nicht eine
Stadtentwicklung zum Wohle
der gesamten Bevölkerung, sagt
Florin Schütz. Dass das WFU
gedenke, Sicherheitsleute aufzustellen, sei zudem in einem
Konzept festgehalten. In der
Tat schreibt der Verein in seiner
Broschüre «Attraktives Zentrum Uster», dass «dubiose Gestalten» abends von ProtectasLeuten weggewiesen werden
sollen.
Die Aktion hat die Juso kurz
vor den Kantonsratswahlen
durchgeführt. Es handle sich
aber nicht nur um Wahlpropaganda – die Aktion sei nämlich
nicht die erste gegen «Herzkern». Sie sei aber die erfolgreichste: 1000 verteilte Flyer
hätten zu 100 Zugriffen auf der
Partei-Webseite geführt. Das
sei deutlich mehr als bei normalen Politflyern und zeige,
dass die Bevölkerung interessiert sei, Konkretes über das
Projekt zu erfahren.
«Uster kämpft
mit dem Gegenteil»
Ursula Mengelt, die Präsidentin
des Wirtschaftsforums, widerspricht der Juso. Sie selber sei
ebenso wenig begeistert von
Einkaufstempeln, die nichts
ausser Konsum zu bieten hätten. Aber in Uster kämpfe man
ja gerade mit dem Gegenteil:
«Leute, die nach Uster kommen, reklamieren, dass man für
seine Einkäufe nach Zürich
muss. Denn immer mehr Fachgeschäfte ziehen hier weg.» Die
Befürchtungen der Juso findet
Mengelt aus einem weiteren
Grund nicht gerechtfertigt:
Nicht ein einzelnes Gremium
wie das Wirtschaftsforum bestimme, wie der öffentliche
Raum definiert werde. Viel-
mehr sei dies ein Ergebnis von
demokratischen Wertediskussionen und freier Meinungsäusserung. Und an einer aktiven
Bevölkerung, die bereit sei, sich
zu engagieren, mangle es in
Uster nicht – wie auch das Beispiel der Juso zeige. Mengelt ist
den Jungsozialisten insofern
dankbar, da ihre Aktion dem
Informationsfluss diene. Dass
sich die Partei auf dem Flyer
nicht zu erkennen gebe, empfindet sie aber als Täuschung.
«Vision von ‹Herzkern›
wurde thematisiert»
Dem Vorwurf, dass das Projekt
«Herzkern» zu wenig bekannt
ist, stimmt die Präsidentin des
WFU teilweise zu: «Wenn ich
mir die Budgetdebatte vom vergangenen Dezember in Erinnerung rufe, als das Parlament
den Beitrag von 60 000 Franken gestrichen hat, ist die Kritik vielleicht nicht ganz von der
Hand zu weisen.»
Ob «Herzkern» aber in Usters
Bevölkerung tatsächlich zu unbekannt sei, könne sie nicht sagen. Die Vision von «Herzkern»
– ein pulsierendes, lebendiges
Uster mit attraktiven Arbeitsplätzen, Begegnungszonen für
Jung und Alt, das zum Einkaufen und Ausgehen einlädt – sei
verschiedentlich thematisiert
worden. «Es ist stets schwierig
abzuwägen, wie viel man über
eine Sache informieren muss,
bis jeder Bescheid weiss», so
Mengelt. Schliesslich handle es
sich stets auch um eine Holschuld.
In der Tat ist das WFU-Konzept «Attraktives Zentrum für
Uster» öffentlich zugänglich.
«Es werden Lösungsansätze
präsentiert, wie sich Uster als
regionales Freiluft-Shopping-
center positionieren kann»,
steht dort etwa. Zudem gibt es
eine eigene «Herzkern»-Webseite. Diese enthält unter anderem folgende Definition: «Eine
Stadt muss von innen heraus
pulsieren und aktiv sein, damit
sie lebendig ist. Und das pulsierende Leben auch über die
Stadtgrenzen trägt. ‹Herzkern›
Uster lebt genau diesen Zu-
kunftsplan und startet damit
schon heute.» Zudem wird man
aufgefordert, seine Meinung zu
äussern und sich an die Kontaktperson, den Wirtschaftsförderer Dieter Günthard, zu
wenden. Dieser jedoch fühlt
sich nicht zuständig und verweist für Fragen zum Projekt
an das Wirtschaftsforum.
Eva Künzle
Kommentar
Eva
Künzle
Redaktorin Ressort Uster
W
Bitte etwas
konkreter
as ist «Herzkern»
eigentlich? Wirtschaftsforum Uster
(WFU) und Gewerbeverband
(GVU) sprechen von einer
Attraktivitätssteigerung und
Belebung des Zentrums. Die
Juso von Mietzinserhöhungen,
bewachten öffentlichen Plätzen
und stärkerem Verkehrsaufkommen, die das Projekt zur
Folge hätte.
Das Hauptproblem sehen die
Jungsozialisten jedoch an einem
anderen Ort: Der Grossteil der
Bevölkerung wisse nicht, um
was es beim Projekt von WFU
und GVU überhaupt geht. Dies
habe man mit einer Flyeraktion
ermittelt.
Grosse Worte und wenig Inhalt – bei «Herzkern» bleiben
sowohl Befürworter wie auch
Gegner vage. Die Präsidentin
des WFU, Ursi Mengelt, spricht
von einer «Vision eines pulsierenden lebendigen Uster». Wie
diese genau umgesetzt werden
soll, bleibt unklar. Auch Florin
Schütz von der Juso fehlen konkrete Vorschläge, wie sich
das Zentrum beleben liesse –
notabene ein Wunsch, den die
«Ich bin auch
nicht begeistert von
Einkaufstempeln,
die nichts
ausser Konsum
zu bieten haben.»
Ursula Mengelt
Präsidentin Wirtschaftsforum Uster
Juso mit dem Wirtschaftsforum teilt.
Mit der Forderung nach konkreten Details zum Thema «Herzkern» stehen die Jungsozialisten
nicht alleine da. Als es im Dezember im Parlament um die 60 000
Franken ging, mit denen sich der
Stadtrat am Projekt beteiligen
wollte, war die Mehrheit der Gemeinderäte dagegen – kritisiert
wurde unter anderem mangelnde
Information.
Das Zünglein an der Wage,
die den linken Parteien zur
Streichung des Postens verhalfen, war die bürgerliche BDP.
Sie monierte, dass der Stadtrat
im Vorfeld der Diskussion praktisch keine Detailfragen zum
Thema beantwortet habe.
Falls die Stadt das Gewerblerprojekt nach wie vor unterstützen will, sollten bald konkrete
Informationen folgen. Damit
die demokratische Diskussion,
wie Wirtschaftsforumspräsidentin Ursula Mengelt sie
wünscht, auch tatsächlich stattfinden kann. Sonst wird die
nächste Budgetdebatte ähnlich
verlaufen wie die letzte.
Zweckverband wird aufgelöst
MAUR Die Gemeinden Erlenbach, Fällanden, Küsnacht,
Maur, Zollikon und Zumikon
haben 1978 einen Zweckverband ins Leben gerufen, der für
den Bau und Betrieb einer gemeinsamen Abfalldeponie in
der Chalen in Ebmatingen sorgte. Mit dem Übergang der Deponie auf den Kanton im Herbst
2014 hat der Zweckverband ausgedient und kann rückwirkend
per 31. Dezember 2014 aufgelöst
werden. Dies schreibt die Gemeinde Maur in einer Mitteilung. Dazu sind entsprechende
Legislativbeschlüsse aller Gemeinden nötig. Die Gemeindeversammlung Maur wird darüber am 8. Juni 2015 befinden. zo
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LISTE 4
Feierliche Eröffnung der Ausstellung durch Usters Stadtpräsident Werner Egli, beobachtet vom Schulpräsidenten Thomas Pedrazzoli.
Nick Soland
Ein Prozent der Bevölkerung im Bild
USTER Gestern Abend war es so
weit: Die Vernissage zur Aktion
«Ustereinprozent» fand im Ustermer Stadtpark statt. Die Ausstellung von 333 Porträts von
Ustermer Einwohnern, die von
Beatrice Stebler initiiert wurde,
wurde von ihr, dem Sekundar-
schulpräsidenten Thomas Pedrazzoli und dem Stadtpräsidenten Werner Egli eröffnet.
Zur Vernissage erschienen
rund 800 Personen, darunter
viele der Schülerinnen und
Schüler, die die Porträts geschaffen haben. «Ustereinprozent»
möchte anlässlich der Erreichung der Einwohnerzahl von
33 333 einen Querschnitt durch
Usters Bevölkerung darstellen,
deshalb wurden auch 333 Personen porträtiert und befragt.
Bis zum 10. Mai kann die Ausstellung noch in der Landihalle
beim Ustermer Stadtpark angeschaut werden. An der Uster
Messe im Oktober 2015 findet
die Aktion «Ustereinprozent»
ihren Abschluss. nis
Bilder und Video
www.zol.ch
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