AZ_SPA_2 29 29 SPORT AARGAU MZ Donnerstag, 28. August 2008 «Ich fühle mich wie auf einem Höhenflug» Triathlon Natascha Badmann arbeitet nach ihrem ersten Wettkampf weiter Schritt für Schritt auf Hawaii hin «Ich bin richtig glücklich», sagt die Schweizer Triathlon-Ikone Natascha Badmann zehn Monate nach dem fürchterlichen Sturz am Ironman. Doch die 41-Jährige aus Oftringen weiss: Bis nach Hawaii ist es noch ein weiter Weg. RAINER SOMMERHALDER Wie fühlen Sie sich nach dem siegreichen Comeback in Uster? Natascha Badmann: Ich fühle mich wie auf einem Höhenflug. Ich bin richtig glücklich. Aber ich muss mich auch selber wieder relativieren. Es ist zwar grossartig, dass es so gut gegangen ist. Aber: In Uster bin ich 750 Meter geschwommen und der Wettkampf dauerte eine Stunde. In Hawaii sind es 3,8 Kilometer und neun Stunden. Ich darf mich also nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Es ist noch ein weiter Weg. Aber mein Hauptgedanke derzeit ist: Es geht! Gab es auch Dinge, die nicht so liefen, wie Sie es sich vorgestellt hatten? Badmann: Ja, ich habe gemerkt, dass ich in vielen Dingen noch nicht so perfekt bin, wie ich es von mir gewohnt war. Nach fast einem Jahr ohne Wettkampf gehen Details verloren und vergessen. Etwa wie lange ich brauche, um den Neoprenanzug auszuziehen oder den Velohelm aufzusetzen. Perfekt war das noch lange nicht. Es ist jetzt wichtig, dass ich auch solche Details verbessere. Wenn man es genau nimmt, war es nicht Ihr erster Wettkampf seit dem Unfall. Ihr Name taucht auf der Siegerliste des Scheidegg-Triathlons in Gelterkinden von Mitte August auf. Also war Uster lediglich die Bestätigung von etwas, das sie bereits wussten? Badmann: Nein, das nicht. In Gelterkinden, an meinem allerersten Wettkampf seit Hawaii, schwammen wir 300 Meter in einem Pool. Nach diesem Rennen sagte ich mir: Wenn 300 Meter gehen, dann sollten 750 Meter auch gehen. Uster war für mich aber ein erster richtiger Test, weil in einem See geschwommen wurde. In Hawaii ist es dann einfach das Meer. Nach einem halben Kilometer Schwimmstrecke, als die Arme langsam müde wurden, habe ich mich gefragt, wie lange es wohl noch bis zum Ufer gehe. Und ich habe ausgerechnet, dass ich in Hawaii mehr als fünfmal so lange schwimmen muss. Sie rechnen während Ihres Rennens? Badmann (lacht): Im Normalfall nicht, aber in dieser speziellen Situation tatsächlich. Zuletzt sprach man stets von Ihrer körperlichen Genesung. Wie schwierig verlief der mentale Gesundungsprozess? Badmann: Dieser nahm einen grossen Teil der Genesung ein. Ganz am Anfang nach der zweiten Operation durchlief ich keine gute Phase. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich alles verloren. Ich konnte mich kaum bewegen, nicht allein essen oder die Zähne putzen. Dann habe ich mich selber am Ohr genommen und mir gesagt, dass es jetzt ganz wichtig sei, auch ein wenig Dankbarkeit zu zeigen für alles, was ich habe. Man lernt, sich über ganz kleine Dinge zu freuen – als ich mich erstmals wieder am Kopf kratzen oder erstmals wieder auf dem Bauch liegen konnte. Eine ganz wichtige Rolle für die guten Genesungsbedingungen spielte mein Umfeld. Ohne meinen Partner, ohne meine Freunde und ohne diese vielen wunderschönen Briefe, Karten, Gedichte, Collagen und Zeichnngen wäre es mir nicht so leichtgefallen. Dies gab mir ein unheimlich schönes Gefühl. Stehen die Chancen, dass Sie am 11. Oktober am Ironman auf Hawaii tatsächlich starten, nach Uster nun besser als vorher? Badmann: Ja, die Chancen sind mit Uster sicher gestiegen. Ich bin mir aber bewusst, dass dies nur ein ganz kleiner Teil gewesen ist. Es bleibt die Frage, wie schnell sich mein Körper und die Schulter auch mit Belastungen eines mehrstündigen Rennens stabilisieren lassen. Es bleibt ein weiter Weg bis nach Hawaii. Auch wenn es klappt: Ein Topplatz scheint nach dieser langwierigen Regeneration kein realistisches Ziel. Geht es auch darum, mit der Rückkehr an den Ort des Unfalls endgültig damit abzuschliessen? Badmann: Es gibt sicher verschiedene Aspekte. Einer ist das 30-Jahr-Jubiläum des Wettkampfs in diesem Jahr. Vor zehn Jahren habe ich beim Jubiläum gewonnen. Es war schon lange mein Wunsch, beim 30-Jahr-Jubiläum dabei zu sein. Aber ich kenne natürlich meinen Ehrgeiz nur allzu gut, um die Gefahr nicht zu sehen, dass ich mich überschätze und überfordere. Ich bin nicht bereit, mit einer erzwungenen Teilnahme ein gesundheitliches Risiko einzugehen. Andererseits gibt mir dieses Ziel meine Motivation und Kraft, um so hart zu trainieren. Aber zu verarbeiten gibt es in Hawaii nichts mehr? Badmann: Ich habe mir die Frage nach dem «Warum?» tausendmal gestellt. Was ist an diesem Tag genau passiert? Es war für mich nicht einfach, diese Frage zu beantworten. Ich habe auch mehrmals die Organisatoren angefragt, ob es Bilder oder Zeugen vom Unfall gibt, und bin dabei NÄCHSTER HALT «POWERMAN» Natascha Badmann will auch in Zofingen starten. VALERIANO DI DOMENICO/EQ-IMAGES Regenerationsverlauf vorstellen? Machen Sie noch immer täglich Fortschritte? Badmann: Es ist unterschiedlich. In den letzten zwei Wochen habe ich eine enorme Steigerungsphase erlebt. Ich konnte 25 Meter schwimmen, drei Tage später 300 Meter und wieder drei Tage später 500 Meter. Vorher herrschte fast zwei Monate lange Stillstand. Es war nicht einfach zu akzeptieren, dass der Körper nach Fortschritten immer auch Phasen der Stabilisation braucht. Durch die Fortschritte in der Beweglichkeit be- auf eine Wand des Schweigens gestossen. Die Verarbeitung war für mich nicht einfach, doch ich musste mich entscheiden, ob ich die Antwort auf die Frage ruhen lassen oder weiter nachbohren will, um vielleicht nie eine Antwort zu erhalten und stets ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe am Ironman viele tolle Sachen erlebt und jetzt nach den Bergen auch einmal ein Tal gesehen. Ich entschied mich, meine Kraft auf das Überwinden dieses Tals zu konzentrieren. Wie muss man sich denn Ihren ginne ich jetzt auch solche im Kraftbereich zu machen. Aber eben langsam und ich hätte es gerne schnell. Was würden Sie sich für dieses Jahr noch wünschen? Badmann: Das wäre die Teilnahme am . . . Halt! Eigentlich wünsche ich mir als erstes Gesundheit. Denn wenn ich gesund bin, dann kann ich auch in Hawaii starten. Dies ist derzeit noch Wunsch und Traum in einem. Aber das Leben zeigt mir immer wieder, dass aus einem Traum auch Realität werden kann. I N S E R AT T F aPr U E rR o E t iF k m k tN K T Paket 1: 33 % 6x pro Woche schalten und nur 4x bezahlen! (Nur Kalenderwoche Mo – Sa möglich) Paket 2: 25 % 4x schalten und nur 3x bezahlen! Paket 3: Einzelschaltungen gemäss Millimetertarif Erscheint täglich. 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