Lösung Testklausur

L¨
osungsblatt zur Testklausur Festk¨
orperphysik WS2010/11
Aufgabe 1:
a) Wie groß sind die Energien der drei niedrigsten Zust¨ande in einem zweidimensionalen und
einem dreidimensionalen Kastenpotential? (Kantenl¨angen jeweils l)
b) Wie hoch ist die Entartung dieser Zust¨ande, d.h. wieviele verschiedene Zust¨ande gibt es
jeweils zu einer Energie?
a) Die maximale Wellenl¨ange im Kastenpotential und der dazugeh¨orige minimale Wellenvektor
ist:
λmax = 2l
π
kmin =
l
Erlaubt sind in jeder Raumrichtung Vielfache von kmin , d.h k = nkmin mit n = 1, 2, 3... Die
Energien sind
2
h
¯2
k
2m
h
¯2
h
¯2
2
2
=
k + ky =
2m x
2m
h
¯2
k 2 + ky2 + kz2 =
=
2m x
E =
π 2 2
nx + n2y (2D)
l
h
¯2 π 2 2
nx + n2y + n2z (3D)
2m l
Damit lauten die Energien (multipliziert mit h2 /8ml2 ):
n
E
2D
(1,1),(2,1),(2,2)
2,5,8
3D (1,1,1),(2,1,1),(2,2,1) 3,6,9
(2 Punkte)
b) Die Entartung f¨
ur die Zust¨ande ist:
E
n
Entartung
2D 2
(1,1)
1
5
(2,1),(1,2)
2
8
(2,2)
1
3D 3
(1,1,1)
1
6 (2,1,1),(1,2,1),(1,1,2)
3
9 (2,2,1),(2,1,2),(1,2,2)
3
(nur die drei energetisch tiefsten Zust¨ande zu nennen w¨are auch eine g¨
ultige Antwort)
(2 Punkte)
Aufgabe 2:
a) Nennen Sie einen Satz primitiver Gittervektoren f¨
ur ein bcc-Gitter mit Kantenl¨ange a der
kubischen Einheitszelle.
b) Zeigen Sie, dass diese Vektoren wirklich primitiv sind (Volumen!).
c) Berechnen Sie die zugeh¨origen reziproken Gittervektoren.
a) Z.B.


 


1
0
1/2
a1 = a  0  ; a2 = a  1  ; a3 = a  1/2 
0
0
1/2
(1 Punkt)
b) Das Volumen der daraus gebildeten Einheitszelle ist:
 

1
1/2
1
V = a1 (a2 × a3 ) =  0   0  a3 = a3
2
0
−1/2
Die kubische Einheitszelle enth¨alt 2 Gitterpunkte; die aus a1 , a2 und a3 gebildete Zelle enth¨alt
also einen Gitterpunkt und ist damit primitiv. Die gew¨ahlten Gittervektoren m¨
ussen damit
auch primitiv sein.
(2 Punkte)
c) Es ist


1/2
4π 
0 
b1 = 2π(a2 × a3 )/V =
a
−1/2


0
4π 
−1/2 
b2 = 2π(a3 × a1 )/V =
a
−1/2
 
0
4π  
0
b3 = 2π(a1 × a2 )/V =
a
1
(1 Punkt)
Aufgabe 3:
Wir betrachten die Ebene in einem kubisch raumzentrierten Gitter (mit Kantenl¨ange a der
kubischen Einheitszelle), welche durch die Punkte (0,0,0), (0,0,a) und (a,a,a/2) verl¨auft.
a) Wie lauten die Miller-Indizes der dazugeh¨origen Ebenenschar?
b) Wie groß ist der Abstand der Ebenen?
c) Wie lautet der dazugeh¨orige reziproke Gittervektor?
d) Welche L¨ange hat dieser Vektor?
a) Die genannte Ebene verl¨auft durch den Ursprung; die erste dazu parallele Ebene in negativer
x-Richtung schneidet die x-Achse bei -a, die y-Achse bei a und die z-Achse gar nicht. Die
Millerindizes sind also:
(h, k, l) = (−1/1, 1/1, 1/∞) = (−1, 1, 0)
(1 Punkt)
b) Der Ebenenabstand ist:
d= √
h2
a
a
=√
2
2
+k +l
2
(1 Punkt)
c) Der zu der Ebenenschar geh¨orige reziproke Gittervektor G (f¨
ur den exp(iGr) = 1 u
¨berall
auf den Ebenen gilt) ist
 


h
−1
2π   2π 
k
1 
G=
=
a
a
l
0
(1 Punkt)
d) Die L¨ange des Vektors ist:
G =
2π √
2
a
(1 Punkt)
(der reziproke Gittervektor steht senkrecht auf den durch ihn beschriebenen Ebenen; seine
L¨ange ist 2π/d)
Aufgabe 4:
Ein bcc Kristall mit einer Kantenl¨ange a=6˚
A der kubischen Einheitszelle wird mit R¨ontgenlicht
der Wellenl¨ange λ=7.5˚
A bestrahlt.
a) Nennen Sie alle reziproken Gittervektoren , die (bei entsprechender Orientierung des Kristalls)
zur elastischen Beugung beitragen k¨onnen.
b) W¨ahlen Sie einen dieser Vektoren aus, und geben Sie ein Paar von Wellenvektoren und an,
welches f¨
ur dieses die Beugungsbedingung erf¨
ullt. a) Bei der elastischen Beugung gilt ∆k = G,
also
G ≤2 k
also
2π
2π √ 2
h + k 2 + l2 ≤ 2
a
λ
Da hier λ = 1.25a ist, gilt
h2 + k 2 + l2 ≤ 2.56
Dies ist im fcc-Gitter (das reziproke Gitter des bcc-Gitters im Ortsraum) nur erf¨
ullt f¨
ur:
(h, k, l) = (2, 0, 0); (−2, 0, 0); (0, 2, 0); (0, −2, 0); (0, 0, 2); (0, 0, −2); (1, 1, 0);
(−1, 1, 0); (1, −1, 0); (−1, −1, 0); (1, 0, 1); (−1, 0, 1); (1, 0, −1); (−1, 0, −1);
(0, 1, 1); (0, −1, 1); (0, 1, −1); (0, −1, −1)
(2 Punkte)
Die triviale L¨osung (0,0,0) kann man auch nennen, wenn man will; diese beschreibt den Fall,
dass keine Beugung stattfindet.
b) Z.B.



2
2π  
π
0 ; k= 
G=
a
a
0


−1
π
(2a/λ)2 − 1  ; k = 
a
0

1
(2a/λ)2 − 1 
0
Dann gilt
k −k =G
(2 Punkte)
Aufgabe 5:
a) Leiten Sie die Formeln f¨
ur den Fermi-Wellenvektor und die Fermi-Energie f¨
ur ein zweidimensionales Elektronengas mit Fl¨achendichte η (Elektronen pro Fl¨ache) her? (Tip: beginnen Sie
mit der Zustandsdichte im k-Raum)
b) Wie ver¨andern sich kF und EF , wenn sich die Fl¨achendichte verdoppelt?
a) Wir betrachten einen quadratischen Ausschnitt mit Kantenl¨ange L. Die erlaubten k-Vektoren
nx
sind k = 2π/L
; im k-Raum besetzt also jeder erlaubte Zustand eine Fl¨ache von (2π/L)2 .
ny
Die Zahl der Elektronen im Ausschnitt ist Ne = ηL2 ; je zwei besetzen einen k-Zustand.
Bei T=0 wird im k-Raum eine Kreisscheibe besetzt mit Radius kF ; f¨
ur die Zahl der darin
enthaltenen Zust¨ande gilt:
πkF2
η
1
= Ne = L2
Nk =
2
(2π/L)
2
2
also
kF =
2πη
Die dazugeh¨orige Fermi-Energie ist
EF =
h
¯2 2
h
¯2
kF = πη
2m
m
(3 Punkte)
b) Bei Verdopplung der Dichte nimmt kF um einen Faktor
√
2 und EF um einen Faktor 2 zu.
(1 Punkt)
(Bemerkung: die Herleitung nimmt f¨
ur die Bestimmung der k periodische Randbedingungen
an und damit Wellenfunktionen der Form exp(ikx) an, da man einen virtuellen Ausschnitt betrachtet, an dessen Rand die Wellenfunktionen nicht unbedingt den Wert Null haben m¨
ussen.
Geht man dagegen von den in Aufgabe 1 verwendeten ”harten” Randbedingungen eines Potentials mit unendlich hohen W¨anden aus, und damit Wellenfunktionen der Form sin(kx) bzw.
cos(kx), bekommt man kmin = π/L, also eine Fl¨ache pro Zustand von (π/L)2 und scheinbar
ein anderes Ergebnis. Da aber bei trigonometrischen Funktionen (im Gegensatz zur Exponentialfkt.) Zust¨ande mit k und -k nicht linear unabh¨angig sind, z¨ahlen nur positive k-Werte (ein
Viertel der Kreisscheibe). Die Gesamtzahl der Zust¨ande ist dann Nk = πkF2 /4(π/L)2 , also
genau wie oben. Es ergeben sich damit dieselben Werte f¨
ur kF und EF ).
(2 Punkte)
Aufgabe 6:
Wir betrachten eine lineare Kette aus drei Atomsorten (mit streng periodischer Abfolge -12-3-1-2-3- usw.); der Abstand benachbarter Atome sei a, die Federkonstante der Bindungen
D.
a) Wie groß ist die Einheitszelle, wenn alle Atome die gleiche Masse haben (und damit als
identisch angesehen werden k¨onnen), wie groß bei verschiedenen Massen? Wie groß ist die 1.
Brillouinzone in beiden F¨allen?
b) Schreiben sie die gekoppelten Differentialgleichungen f¨
ur die Auslenkung der drei Atomsorten
auf.
c) Skizzieren Sie (ohne sie zu berechnen!) den Verlauf der Phononendispersionskurven f¨
ur
identische, f¨
ur nur sehr wenig verschiedene und f¨
ur deutlich verschiedene Massen (zumindest
f¨
ur die beiden ersten F¨alle ist der Verlauf eindeutig)
a) Gr¨oße der Einheitszelle: a (alle Atome gleich); 3a (Atome verschieden)
Gr¨oße der 1. Brillouinzone: diese ist das Intervall im k-Raum [−π/a, π/a] (alle Atome gleich);
[−π/3a, π/3a] (Atome verschieden). Die Ausdehnung ist also 2π/a und 2π/3a.
(1 Punkt)
b) Wenn uin die Auslenkung des i-ten Atoms in der n-ten Einheitszelle beschreibt, lauten die
Differentialgleichungen:
m1 u¨1n = D(u2n − u1n ) − D(u1n − u3(n−1) )
m2 u¨2n = D(u3n − u2n ) − D(u2n − u1n )
m3 u¨3n = D(u1(n+1) − u3n ) − D(u3n − u2n )
(1 Punkt)
c) Bei fast identischen Massen bleibt die Dispersionfunktion der linearen Kette ( 4D/m sin ka/2)
gleich und wird nur in die auf ein Drittel geschrumpfte 1. Brillouinzone geschoben, d.h. hier
erh¨alt man drei Zweige (andere Begr¨
undung: eine dreiatomige Basis hat drei Freiheitgrade,
also erh¨alt man drei Moden). Bei deutlich verschiedenen Massen spalten die Dispersionskurven
stark auf, d.h. die Entartung der Zweige bei k=0 und π/a wird deutlich aufgehoben.
ω(k)
fast ident.
Massen
ident. Atome
verschiedene
Massen
π/3a
π/a
k