Was ist das: Ars opthalmica? Wie wollten wir das erreichen?

Ein Projekt zur Zusammenarbeit von AugenärztInnen im intra- und extramuralen Bereich
zur Steigerung der Effizienz in der Betreuung gemeinsamer PatientInnen
mit altersbedingter Makuladegeneration.
Was ist das: Ars opthalmica?
Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für eine Erblindung in unserer
Gesellschaft. Neue Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten erfordern regelmäßige, im
Idealfall monatliche Arztbesuche, was untersuchende niedergelassene Ärzte und behandelnde Ärzte
an einer Augenabteilung vor eine große organisatorische Herausforderung stellt.
Wir versuchen also ein an die lokalen Bedürfnisse Oberösterreichs adaptiertes DiseaseManagementmodell für die Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration zu
entwickeln, das unter Berücksichtigung der knappen Ressourcen ein bestmögliches
Behandlungsergebnis erzielt.
Ars ophthalmica ist ein Netzwerk zur Steigerung der Behandlungsqualität und –effizienz durch
Optimierung der Zusammenarbeit von niedergelassenen FachärztInnen für Augenheilkunde und der
Augenabteilung des AKH Linz im Rahmen der gemeinsamen Patientenbetreuung.
Bei diesem Projekt wird darauf wert gelegt, dass die erworbenen Erkenntnisse und Prozesse an
jedem anderen Ort in Österreich umgesetzt werden können.
Wie wollten wir das erreichen?
Es wird über Fortbildungsveranstaltungen (Skills enhancement), die auch Interessierten zugänglich
sind, die nicht an dem Netzwerk teilnehmen, ein reger Informationsaustausch gefördert.
Bei andauernder, rascher Entwicklung und Veränderung in Bereichen wie z.B. der bildgebenden
Diagnostik, der aktuellen pharmakologischen oder der chirurgischen Therapieoptionen wollen wir
Informationen oder Hilfestellungen bieten.
Hands-on Praktika ermöglichen niedergelassenen FachärztInnen im Rahmen von Spezialambulanzen
der Augenabteilung des AKH neue diagnostische und therapeutische Techniken auch
kennenzulernen. Jedem Teilnehmer von Ars opthalmica wird die Möglichkeit geboten, während
einer Woche an 2-3 Tagen den Ablauf in einer Spezialambulanz, wie z.B. der Netzhautambulanz, zu
beobachten.
Für Fachärzte, die nicht aus der näheren geographischen Umgebung der Augenklinik sind und für die
eine engere Zusammenarbeit weniger als eine inhaltliche Aktualisierung Ziel der Teilnahme ist,
bietet das Ophthalnet die gleichen Kurse an.
Ziel wäre:
Der individuelle Patient soll eine möglichst optimale Betreuung durch eine enge Zusammenarbeit
seines niedergelassenen Facharztes mit der Augenabteilung des AKH Linz bekommen.
Ein aktueller Informationsstand und eine erleichterte Kommunikation untereinander wäre nicht nur
effizienter, sondern niedergelassene Augenärzte können dann auch bereits vorbehandelte Patienten
gezielter weiterführen. Bei schwierigen Fälle besteht auch die Möglichkeit, diese zusammen zu
betreuen.
Wir wollen dafür machen:
Um die Kommunikation zu fördern und auch wirklich Information zu liefern gibt es ein nicht
kostenpflichtiges Fortbildungsprogramm mit inhaltlichem Fokus auf Aktualisierung des
Wissensstandes von Fachärzten, des aktuellen Standes der Wissenschaft und auch der Organisationsund Prozessstruktur an der Augenklinik.
Es ist geplant, Organisation und Abhaltung dieser Fortbildungen für Fachärzte, die eine Ars
ophthalmica Partner werden möchten, von Pharmafirmen bzw. von Herstellern diagnostischer
Geräte finanziell stützen lassen, schließlich geht es bei den vielen der modernen Therapieansätze
hauptsächlich um konservative, medizinisch-pharmakologische Interventionen.
Klinikexterne Expertinnen werden zu Vorträgen aus verschiedenen Fachbereichen eingeladen.
Die Einzelnen Meetings, Kurse oder Tagungen werden wir zeitgerecht bekanntgeben.
Da es ein Dialog sein soll, können auch Wünsche über die Themen geäußert werden.
Was da noch so an Positivem dabei rauskommt:
Im Rahmen der Zusammenarbeit am Patienten entsteht eine große, gut verwertbare Menge an
medizinischen Daten, die wissenschaftlich ausgewertet werden sollen. Voraussetzung für diese
wissenschaftliche Auswertung der ansonsten nur zwecks einer vereinfachten Korrespondenz
elektronisch erfassten Daten, ist das diesbezüglich explizit gegebene Einverständnis jedes Patienten,
welches im Rahmen des zu Beginn der Arbeit stehenden Einverständnisses erfolgen kann.
Die Auswertung der genannten Daten erfolgt durch Teams aus Wissenschaftlern aus dem Projekt Ars
ophthalmica. Jede Publikation wird als vom Ars ophthalmica ausgehend deklariert und alle
teilnehmenden Ärzte werden angeführt.
EINBlick - ZUSAMMENARBEITs PROZESS EXTRA-INTRAMURAL
(„EINBlick“ wäre dann ein Popupbild zu der Seite 3, 4, 5 und 6] in diesem Worddokument)
Derzeitiger Stand der Dinge und wie wir zusammenarbeiten können:
Prozess:
Legende: IVOM = Intravitreale operative Medikamentenapplikation (kurzer operativer Eingriff, bei
dem ein Medikament direkt in das Auge eingebracht wird)
Definierte Informationen eines Standardbefundes eines AO Patienten
mit feuchter AMD:
Vorbehandlungen/Operationen
Augenmedikation
relevante intern. Medikamente
Allergien, Überempfindlichkeiten
Internistische Risiken gegen IVOM Therapie (Insult/Infarkt,
etc.)
Visus sc
Visus cc
Refraktion
Aktuelle Brille
Symptome
Augendruck
Vorderer Augenabschnitt
Hinterer Augenabschnitt
Diagnose
OCT: Zentraler Scan, Netzhautdicke im ETDRS Scan, En face
OCT, oder: kein OCT vorhanden
OCT Gerät
Prozedere/Therapieempfehlung
Tab.1: Inhalte eines Standardbefunds eines AO Patienten mit feuchter AMD. Rote Felder sind
Pflichtfelder
Die altersbedingte Makuladegeneration
Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für eine Erblindung in unseren
Breitengraden. Es handelt sich dabei um eine Alters-assoziierte Degeneration einzelner
Netzhautschichten, in deren Zusammenhang es auch zur Neubildung von Gefäßen kommen kann. In
diesem Fall spricht man von einer choroidalen Neovaskularisation (CNV), die Ursache von Blutungen
in die Netzhaut, einer Netzhautschwellung und einer konsekutiven Sehverschlechterung ist.
In der Diagnostik hat sich in den vergangenen 6 Jahren eine neue Technologie, die Optische
Kohärenztomographie (OCT) etabliert, mit deren Hilfe man mit einem Laserscan der Histologie
ähnliche Schnitte des Netzhautzentrums anfertigen kann. Entsprechende Geräte sind nicht mehr nur
Zentren vorbehalten, sondern gerade in Oberösterreich auch im niedergelassenen Bereich
inzwischen in fast allen Ordinationen anzufinden.
Abb.1. OCT Scan der Netzhautmitte eines Gesunden
Abb.2. OCT Scan der Netzhautmitte eines Patienten mit Netzhautschwellung
In der Therapie hat sich im selben Zeitraum ein Antikörper gegen einen für die CNV Entstehung
verantwortlichen Wachstumsfaktor, vascular endothelial growth factor (VEGF), als goldener Standard
etabliert. Dieser Antikörper, Anti-VEGF, wird mittels einer Intravitrealen Operativen
Medikamentenapplikation (IVOM) direkt in das Auge eingebracht. Der Effekt dieser Therapie ist
innerhalb weniger Tage sowohl in der Abnahme der Netzhautschwellung, sowie in der Zunahme der
Sehleistung objektiv messbar.
Die Herausforderung in der Anti-VEGF Therapie besteht in der Tatsache, dass die Wirkung nach in
etwa 4 Wochen verstrichen ist und somit regelmäßige Kontrollen und im Bedarfsfall eine
Wiederbehandlung indiziert sind. Die hohen Kosten der Therapie und die dafür nicht vorgesehene
Refundierung durch öffentliche Hand sind der Grund dafür, dass sie ausschließlich im intramuralen
Bereich durchgeführt wird. Die dadurch enorm gestiegene Anzahl der Visiten pro Patient stellt
angesichts der großen Zahl an Patienten den intramuralen Bereich vor eine kaum zu bewältigende
Herausforderung.
Die koordinierte Zusammenarbeit des intra- und extramuralen Bereichs in der Betreuung
gemeinsamer betroffener Patienten ist der nächste, dringend erforderliche Schritt. Die Erkrankung
eignet sich insofern auch als Pilotprojekt eines koordinierten Disease Managements, als die
routinemäßigen Untersuchungen und Behandlungen, kurz die Prozesse, sehr gut auch auf viele
andere Erkrankungen umgelegt und adaptiert werden können.