Zusammenfassung 8. Sitzung Didaktik epischer Texte a) Was ist

Zusammenfassung 8. Sitzung
Didaktik epischer Texte
a) Was ist Epik:
−epische Kurzformen: Legende, Sage, Fabel, Parabel, Märchen, /Kurzgeschichte
−Novelle/Erzählung
−Roman
b) Beispielgeschichte (Bichsel-Text) Was ist Epik: Kennzeichen/Bedeutung (s. Kopie)
c) Korte/Bogdal: Einführung, Kapitel Epik/Zusammenfassung:
1Sitz im Leben: Erzählen ist Grundbestandteil menschlicher Kommunikationsfähigkeit: Bedeutung
der Alltagserzählung: (Barthes-Text s. Kopie) Das Erzählen als menschliches Grundbedürfnis
2gemeinsame Muster: Substrat der Erzählfähigkeit in allen Gesellschaften
3- einfache Formen: Andre Jolles (1930): Sage, Rätsel, Spruch , Märchen, Legende, Kasus,
Memorabile, Witz =
4a) sinnhafte Gestaltung kollektiver diffuser Lebenserfahrung
5b) vorliterarische, kollektive Vorgaben für literarische Kunstwerke
6= Relativierung der Autorschaft (s. Propp für Märchen(Morphologie des Märchens:
Strukturgesetzmäßigkeiten: = Labov/Waletzky: 1971: Orientierungsphase, Handlungskomplikation,
Evaluation, Auflösung, Coda/Moral)
7oder Quasthoff (1980): Ungewöhnlichkeit = Minimalbedingung f.Erzählen= Novelle).
8Literaturdidaktischer Zugriff: Alltagssprachliche Prägung und Verinnerlichung von
Erzählmustern = Verständnisermöglichung f. Komplexere literarische Erzählformen und deren
Funktion und Rezeption (Haubrichs 1982)
91. Wichtig: Alltagssprachliche Erzählung und literarisches Erzählen ist ähnlich, aber nicht
dasselbe: Historizität von lit. Erzählung/Epik allgemein: Funktionalität von Erzählen =
gesellschaftliche und hist. Bedingtheit = wichtiger Aspekt und muss im DU vermittelt werden.
10Die Erzählung selbst unterstützt hierbei: Epische Distanz in der Erzählung selber, v.a. in der
epischen Großform Roman: Erzähler distanziert sich von Geschehen und reflektiert es in z.B:
11Rahmen-Binnenerzählung in der Novelle: Leute v.Seldwyla bietet die Reflexion der
kleinbürgerlichen Welt, die entweder Anpassung oder Flucht erfordert.
122. Funktion des Erzählens in den Fokus nehmen: Der pragmatische Kontext von Erzählen macht
deutlich, dass die Erzählmuster eine Funktion haben: Entlastung, Bedürfnisbefriedigung,
Angstbekämpfung...
13Veränderte Voraussetzungen für die Didaktik der Epik:
14Problem der Medienkonkurrenz = nicht so ernst zu nehmen: Döring 1999: Lesehabitus hat sich
nicht so sehr verändert seit die neuen Medien ihren einzug gehalten haben
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16 Internet: eher Bereicherung: chat/mail: Mischung von Mündlichkei und Schriftlichkeit , d.h.
Zusammenhang von mdl./schriftlichem Erzählen wird deutliche.
17Die Autorschaft wird durch Hyperfiktion relativiert (mehrere Autoren scheiben einen Text)
18Neue Medien bieten neue Möglichkeiten des Kommunikationsflusses und der
19Vernetzung an
20Das Problem der Isaolation des Ich, der Kommunikationsstörung, des verlorenen Vertrauens in
die sprachliche Kommunikation allgemein ist alt (Chandos-Brief Hofmannsthals, Novellen Th.
Storms).
21Außerdem: Kontinuität von lit Erzählstrukturen der Moderne und Hypertextstrukturen:
gebrochene Linearität: antagonistische Stimmen, Montagetechnik, Perspektivwechsel,
Fragmentzusammenfügung= zunahem des Leerstellenpotentials: Rilke: Malte Laurids Brigge bietet
nur noch Sinnbruchstücke, die der Leser selber interpretieren, Sinn schaffen muss: dieses
Phänomen findet sich auch in neuester Literatur: Reinald Goetz: „Rave“ oder Sybille Berg: „SexII“
22CYBERSPACE biete einen virtuellen Raum, der festgelegte Identitäten hinter sich zu lassen
erlaubt (vertreten v. Feministischen LiteraturwissenschaftlerInnen wie Sherry Turkle, wobei die
Manipulative Energie des Cyberspace nicht genug beachtet wird).
23Doch dies bietet auch die moderne Literatur, die fiktionale transitorische Räume bietet, die dem
Leser erlaubt, alternative Identitäten, Lebensentwürfe
24zu probieren z.B. in personalem Erzählen/innerem Monolog: Schein-Sein/Traum Thematik in
vieler Literatur zu finden: Das trifft die Erfahrung vieler Jugendlicher im Cyberspace!
25Allerdings muss dem System des Aufschreibens, das die Denkformen beeinflusst Rechnung
getragen werden (s. auch Mediendidaktik: Einführung von Frederking et al./Kapitel 9) (Klook,
Spahr 2000)
26Weitere Möglichkeit: Diskursanalyse: Diskursive Bestimmtheit
27Diskursive Bestimmtheit unserer Wirklichkeit insgesamt: Intertextualität und Parodieren und
Ironisieren (Spinner 1993: Beispiel Märchen)
28Weitere Möglichkeit: Dekonstruktion der Werte und Normen: wertepädagogische Funktion von
Epik ist heute obsolet: Eher soll eine Problematisierung ideologischer Festschreibungen und starrer
Wertungen als Lernziel verfolgt werden.
5. Gattungsfragen und literarische Kompetenz:
1historisches Gattungsverständnis (Schober 1979, funktionale Aspekte vor
2formgeschichtlichen Aspekten (Müller-Dyes 1996)
3 2. curriculare Progression: von kürzeren zu längeren Texten wie bisher gehandhabt ist
ungenügend und muss ersetzt werden durch die Progression von: von einfacheren zu komplexeren
Formen, egal welche Untergattung.
4 3. Besonders wichtig: das Lesen von Ganzschriften auf allen Stufen, weil das der
außerschulischen Leseerfahrung der SchülerInnen entspricht: einfache und komplexere
Jugendromane erleichtern das Anknüpfen an Lesebedürfnis und Lebensweltbezug der SchülerInnen.
5Ewers: aufsteigende Rezeptionskompetenz: Episoden, Handlungsstränge, Figuren, Verkettung der
Teile einer Narration, mehrphasige Narration, retrospektives, assoziatives Erzählen, Figuren
benutzen Rede, Gedankenbericht, erlebte Rede in komplexer Abfolge
6Montage-Collage-Techniken. Perspektivwechsel, Simultan-Erzählen werden schrittweise und in
aufsteigender Progression eingeführt und so Literarische Kompetenzbildung betrieben.
7Problem des lange Zeit verwendeten Lesebuchs, das die Lektüre von Ganzschriften blockiert!
Geißler fordert schon in den 70ern Abhilfe (1972: Geißer, Hasubek: Romane in der Sek I)
4. Restriktive Haltung (z.B. Geißlers zu KJL) schon längst aufgebrochen, auch Krimi
Trivialliteratur und postmoderne Literatur, die konventionelle Formen (auktoriales, lineares
Erzählen mit intertextuellen Strukturen verbindet: Doppelcodierung : Hilfe zur Auflösung
der Leseunlust!) sind im DU angekommen
Eggerts pessimistisches Szenario des Gegensatzes von Literarischer Bildung und Leselust
kann so abgewednet werden. Trivialliteratur wie „Schlafes Bruder „ sind Lesemotivation
und helfen gegen Lesefrust und negative Lesebiographien, ebenso wie HPU
DU sollte der Herausforderung den neuen digitalen Sehgewohnheiten (Zappen und rasche
Schnittfolgen) und damit der Unfähigkeit, sich auf lange Texte zu konzentrieren
entgegenwirken.
2Lektüre für Sekundarstufe I: Abenteuerliteratur, Krimi, Science Fiction: Genderaspekt beachten!
3Wichtiger als die Kanonfrage ist die der Funktionalität: Roman ist die Gattung der Moderne und
Postmoderne: Konflikt zwischen Individuum und Geselschaft/ Einzelnem und Totalität , die sich
allerdings nur mehr ersehnen nicht erfüllen lässt zeigt:
4Gegensatz Innenwelt, Gefühl vs bürokratisch verwaltete Außénwelt, auch
Kommunikationsverlust: (Beispiel: Grenouille! In „Das Parfüm“).
5Der Einzelne, seine Isolation und Sprachverfall ist auch noch postmodernes Thema (Elias Alder in
„Schlafes Bruder“.
6Historischer Aspekt: Texte der Vergangenheit, deren nicht hintergehbare Fremdheit akzeptieren:
Vermittlung von historischem Wissen aber auch historischer Erfahrung
7= Kritische Korrektur, Relativierung eigener Erfahrung nutzbar zu machen
8= wichtig andere Weltsicht, Bilder erkennen, sehen, kritisch reflektieren,
9Dazu auch interkulturelles Lernen: Wanderer zwischen den Welten = Migranten der dritten
Generation, (Schami, Özdamar, Zaimoglu)
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11Fremdheit ist heute nicht hintergehbar, sondern normal!
12Keine a la Gadamer: Horizontverschmelzung und generelle Totalaneignung, keine Hermeneutik,
sondern auch Dekonstruktion in der Schule: Respekt und Anerkennung der Differenz, Akzeptanz
polyphoner Lebensentwürfe
13Beides, historisch und kulturell weit entfernte Texte erfordern kritische, reflexive Lesehaltung
14In Teilen auch gültig das alles für Erzählung und Novelle, die aber in ihrer artistischen Form dem
19. Jahrhundert angehört
15Kurzgeschichte: ausschnitthafte Präsentation von Wirklichkeit, Sinnverweigerung, ironische
Distanzerfahrung: kritisch - distanziertes Lesen lernen: Wechselverhältnis zwischen mündlichem
und literarischem Erzählen im LitteraturU immer vorhanden sein lassen.
d) Die Textarten didaktisch: HPU, analytisch rezeptionsorientiert: Anwendung am Beispiel
−Reihenbildung, kulturhistorischer Ansatz: Wangerin, Geißler: Beispiel MÄRCHEN
−
−Analyse der Strukturen/Bauformen: Wissensorientierung: Geerth
−Dekonstruktivismus und Diskursanalyse (Kammler) + neueste Literatur im DU ( Beispiel:
Kertesz-Text, weitere Beispiele aus Kammler: Auschwitzdiskurs!) s. Kopie!
−Hypertext und Hyperfiktion (s. Sitzung Literaturgeschichte)
−Kompetenzorientierung: HPU: produktive Schreibaufgaben: Aufbau nachvollziehen (Beispiele
auf der Kopie)
− Verständnis für traditionelles und modernes Erzählen:Waldmann/Bothe (Beispiel: Umschreiben
historischer Texte in einen dem heutigen Sprachgebrauch angepassten Text)
Literatur: Einführungen Bogdal/Korte und Abraham/Kepser// Untergattungen: Textarten didaktische
(Lange, Marquardt et al.)//