Was bedeutet Lebensqualität bei palliativen Wunden Veronika Gerber Was ist Lebensqualität? • • • • • • • • • Sich wohlfühlen, schmerzfrei sein Mit sich selbst im Reinen sein Mit dem Umfeld im Reinen sein Soziale Gefüge aufbauen und pflegen können Abgesichert zu sein, frei sein Gesund sein Ein zu Hause haben Anerkennung erhalten Eine Aufgabe haben Lebensqualität auch für das Team Anerkennung Erfolg Soziale Integration Ein Arbeitsklima, das auch Fehler zulässt: nach Ursachen und Lösungen suchen, nicht nach Schuldigen!!! • Grenzen der Mitarbeiter akzeptieren: gerade den Anblick entstellender Wunden erträgt nicht jeder! • Geruch kann Ekel auslösen. Der Patient würde es merken. Offenheit und Ehrlichkeit sind hilfreich • • • • Vorgehensweise • Sorgfältige Anamnese der Gesamtsituation • Wunddiagnostik: – Kurativ oder palliativ? – Welchen Einfluss hat die Lokalisation? • individuelle aktuelle Situation erfassen • Erhebung Schmerzstatus • Erstellung eines Therapieplans mit Begleittherapie • Information des Teams Klärung • • • • • • Einschränkung der Beweglichkeit? Beeinträchtigung durch Geruch? Beeinträchtigung durch Nässe? Beeinträchtigung im Alltag? Soziale Isolation? Schmerz? Krebsschmerzspirale Diagnose Schmerzver -stärkung Angst Schmerz Depression Isolation Hoffnungslosigkeit Einfluss auf die Wundbehandlung • Skepsis gegenüber dem Behandlungsteam • Patient kann Erklärungen nicht aufnehmen • Fehlende Akzeptanz wichtiger Therapiebestandteile wie Kompression, Debridement, Verbandwechsel • Schlafstörung • Fehlende Kraft für Bewegung • Abneigung gegen eigene Körperteile (Aussagen wie: „schneiden Sie mir doch das Bein lieber gleich ab“) Teufelskreis Fehlender Schlaf Fehlende Wundheilung Fehlende Kraft Gestörter venöser Rückfluss Wenig Bewegung Fehlende Muskelaktivität Lebensqualität dieser Patientin Therapieplan • • • • • • • • Schmerztherapie veranlassen Umstellung der Wundversorgung Spülflüssigkeit anwärmen Patient beim Verbandwechsel ablenken Blick- und geruchsdichten Verband wählen Schlafmedikation veranlassen Tipps zur Aktivitätssteigerung / Hilfsmittel Urlaubsplanung, Soziale Kontakte,… Wunden können entstellen • • • • Gesichtswunden bei Tumorpatienten Amputationen Deformationen Verbrennungen im Hals-und Gesichtsbereich Zielsetzung bei exulcerierenden Tumoren • • • • Bestmögliche Lebensqualität Größtmögliche Bewegungsfreiheit Soziale Integration Symptomkontrolle: – Schmerzreduktion – Geruchsbindung – Exsudatmanagement – Defektdeckung Veronika Gerber Problemlösung • Bei entstellenden Gesichtswunden Spezialisten einschalten • Verbände so anlegen, dass auch die Optik Beachtung findet • Beratung zu Kleidung und Schuhwerk Unangenehme Gerüche • Nicht nur Tumorwunden können übel riechen • Die Betroffenen ziehen sich zurück und fühlen sich isoliert • Besuch bleibt aus • Es wird oft mangelnde Hygiene unterstellt • Auch für das Behandlungsteam ist die Situation äußerst belastend Problemlösung bei Wundgeruch • Keimreduktion: Antiseptik und evtl. Sobelin i.v., (Clindamycin) oder Clont (Metronidazol) Tbl. • Sanftes Debridement durch Lösen von feuchten Belägen • Aktivkohle: z.B. Carbonet, Actisorb • Bei infizierten Tumorwunden in Kombination mit Silber • Chlorophyll als Tropfen oder Dragees Abdeckung mit semipermeabler Folie • Z.B. Opsite Flexifix , Tegaderm roll , Suprasorb F , Fixomull transparent Blutstillung • Alginate • Collagenhaltige Auflagen • Hämostyptische Schwämme Ursachenanalyse • • • • • Fehlende Kraft? Fehlender Antrieb? Fehlende Hilfsmittel? Ungünstiger Verband? Fehlendes Schuhwerk? • Lösungen suchen • Anreize schaffen Stark nässende Wunden Veronika Gerber Geeignete Verbandtechniken • wirkstofffreies, engmaschiges Distanzgitter oder • Silikonbeschichteter PU-Schaumverband ohne Abdeckfolie (z.B. Mepilex Transfer) • Saugkompresse mit Superabsorber • Fixierung mit Folie oder Mullbinde, je nach Lokalisation Vorbereitung des Verbandwechsels Ort, Zeitpunkt Schmerzmittelgabe? Wirkdauer? Atemtechnik Körperposition, Lagerung Ggf. zweite Pflegekraft (Auskühlung verhindern durch zügiges Verschließen der Wunde) • Bei übel riechenden Wunden: Patient und Pflegekraft tragen Mundschutz. Ein Tropfen Citrusöl auf den Mundschutz • • • • • Maßnahmen beim Verbandwechsel • Patient beruhigen, Vertrauen bilden • Vorsichtiges Lösen des alten Verbandes – Evtl. Verwendung von Pflasterlösern – Anfeuchten und sanftes Entfernen • Wundspülung mit angewärmten Lösungen • Vor Debridement Emla-Creme auftragen • Verwendung von atraumatischen Wundauflagen, ideal sind silikonbeschichtete Wundauflagen Grundregel Verbandwechsel nicht häufiger als nötig Behutsames Entfernen, ggf. Pat. selbst Produkteigenschaften beachten Reichlich körperwarme Nacl 0,9% oder Ringerlsg. zum Ablösen, falls Auflage mit Wundgrund verklebt ist • Reflektion geeigneter Wundfüller? Wundauflage? • Größe der Wundauflage/ Positionierung? –wohin läuft • • • • das Exsudat? Auswahl von Wundprodukten Atraumatischer Verband: Auswahl abhängig vom Wundzustand und den Zielen Materialien dürfen nicht verkleben Schutz vor eindringenden Erregern, Stoß, Druck, Auskühlung und Reibung • Exsudatmanagement: Aufnahme von Flüssigkeit, aber Feuchtigkeit erhalten • Geruchsmanagement Veronika Gerber Infektionsgefahr? Ziele definieren • Bewegung fördern und erhalten • Wie kann die Gartenarbeit trotz Wunde ohne Risiko erfolgen? • Verband an die Lebenssituation anpassen, nicht die Lebenssituation an die Wunde!!! Fazit • Lebensqualität wird durch Wunden zusätzlich beeinträchtigt • Durch gezielte Maßnahmeplanung bezogen auf die individuelle Situation kann das Wohlbefinden deutlich gesteigert werden • Gefühle wie Ekel, Abneigung, Unsicherheit sind menschlich. Sie dürfen auch dem Betroffenen gegenüber geäußert werden, wenn es wertschätzend geschieht.
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