Gesundheitsgespräch Erkältung oder Grippe? Sendedatum: 14.01.2017 Experten: Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen, München Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach Jeden Winter dasselbe: Die Nase läuft, das Schlucken tut weh, und dann kommen auch noch Husten, Gliederschmerzen und Kopfweh dazu - ein richtiger grippaler Infekt. Der läuft in der Regel immer gleich ab, denn die Eintrittspforten für die rund zweihundert bekannten Virusarten und deren Untergruppen sind die Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen. Vor allem im Winter haben Viren leichtes Spiel, denn draußen ist es oft feucht und kalt und man hält sich viel in geschlossenen Räumen mit trockener Raumluft auf. Dort können Viren ganz einfach z.B. über die Türklinke von Mensch zu Mensch wandern oder sie werden durch Aerosole beim Niesen und Husten weitergegeben. Dem Text liegt ein Interview von Beate Beheim-Schwarzbach mit Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München und Dr. Ulf Riker, Internist, klassischem Homöopath und Arzt für Naturheilweisen, zugrunde. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 Grippaler Infekt - Viren greifen die Außenposten der Atemwege an Generell nutzen Viren beschädigte Abwehrzellen in der Mund-, Nasen- oder Rachenschleimhaut, um dort anzudocken und so in den Körper zu gelangen. In Nase oder Mund kommen sie, weil man sich z.B. nach dem Anfassen einer Türklinke etwas in den Mund schiebt, ohne sich davor die Hände zu waschen. Als einfache Prophylaxe reicht es in dem Fall, sich öfter als sonst die Hände mit Seife zu waschen, Desinfektionsmittel ist dazu nicht nötig. Wer ist besonders gefährdet? Grippale Infekte kann jeder bekommen, zu jedem beliebigen Zeitpunkt - die Dichte der Viren in der Umgebung muss nur hoch genug sein. Besonders gefährdet sind z.B. Patienten mit einer akuten oder chronisch allergischen Entzündung, denn bei ihnen können die Viren besonders gut andocken und in den Körper gelangen. Allergiker und Asthmatiker tun sich generell schwerer, einen grippalen Infekt wieder los zu werden. Aber auch Patienten, die kürzlich operiert wurden, alte Menschen und Menschen mit z.B. rheumatischen oder Krebserkrankungen haben ein geschwächtes Abwehrsystem. Schnupfen Oft beginnt ein grippaler Infekt mit Schnupfen. In der Nase wird die Luft erwärmt, befeuchtet, gefiltert und fließt dort erstmal an den Abwehrzellen in der Nasenschleimhaut vorbei. Dort können Viren an Atemwegs- und Abwehrzellen andocken und in den Körper hineingelangen. Mediziner kennen heute mehr als dreihundert verschiedene Schnupfenviren, gegen die man keine nachhaltige Immunität entwickeln kann, auch da die Viren sich ständig verändern. Es erwischt einen also immer wieder. Niesen Aus evolutionsbiologischer Sicht ist Niesen – für die Viren! - sinnvoll, denn dabei können die sich verteilen. Mediziner allerdings wissen, dass man beim Niesen versucht, einen Fremdkörper wieder loszuwerden und auf Grund eines Reizes der Atemwege beschleunigt man den Vorgang so, dass Fremdkörper, also auch die Viren, mit maximal 200 km pro Stunde wieder durch die Nase oder durch die Mundöffnung herausfliegen. Husten Beim Gesunden ist der Bronchialschleim (rund 500 ml pro Tag) so dünnflüssig, dass man ihn gar nicht merkt. Um ihn los zu werden, räuspert man sich, schluckt ihn hinunter, oder er wird in der Lunge resorbiert. Wer einen grippalen Infekt hat, bei dem wird dieser Schleim dickflüssig oder er nimmt mengenmäßig zu. Husten ist eine Art Reinigungsprogramm, um diesen womöglich sogar eitrig Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 gelblichen Bronchialschleim los zu werden, der manchmal wegen der Bakterienreste oder untergegangener Abwehrzellen auch richtig scheußlich schmecken kann. „Ist der Schleim zu zäh und dickflüssig, z.B. weil zu viele Bakterien, Zellwände und abgestorbene Abwehrzellen darin sind, dann ist es sinnvoll, den Schleim zu lösen. Dieses gelingt durch Aufnahme von Flüssigkeit (z.B. Tee) und Inhalationen.“ Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München Halsschmerzen Im Rachen kann sich die Schleimhaut an mehreren Stellen entzünden: im Bereich der Gaumenmandel (im Volksmund Mandeln genannt), der Zungengrundmandeln, der Rachenhinterwand und auch im Kehlkopfeingangsbereich. Bei Kindern gibt es noch zusätzlich die Rachenmandel hinter der Nase im oberen Anteil des Rachens, welche im Volksmund auch Polypen genannt werden. Überall dort, wo Abwehrsystem ist, kann bei einer viralen Entzündung eine Infektion auftreten. Bei einem banalen Infekt ist das unproblematisch, doch wenn zusätzlich auch noch Bakterien dort eindringen, kann es entweder zu einer schweren Mandelentzündung oder schlimmstenfalls zu einem Abszess führen. Erkältete Kinder Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit Viren, damit ihr Immunsystem daran wächst - Kleinkinder machen durchschnittlich einen Infekt pro Monat durch. Kinder bekommen schneller Fieber als Erwachsene, haben aber wesentlich weniger Reserven. Deswegen müssen Eltern mit klarem Kopf entscheiden, ob ihr Kind einen harmlosen Infekt hat oder nicht und wann sie die Hilfe einer Kinderärztin brauchen. Angeraten ist das z.B. dann, wenn das Kind hohes Fieber und schwerste Ohrenschmerzen hat, ständig schreit und sich nicht beruhigen lässt. Wenn zusätzlich Bakterien eine Rolle spielen Gerade dann, wenn ein Patient durch einen grippalen Infekt – ausgelöst durch ein Virus – geschwächt ist, besteht die Gefahr, dass sich auch noch Bakterien, die überall vorhanden sind, auf die gereizte Schleimhaut setzen. Dann wird aus dem Virusinfekt ein bakterieller. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Woran erkennt man eine Influenzagrippe? - Typische Anzeichen Mittags fühlt man sich noch ganz gesund und fünf Stunden später hat man hohes Fieber (bis zu 40 Grad Celsius), fühlt sich schlecht wie selten und kann sich kaum mehr auf den Beinen halten. Dazu kommen in vielen Fällen Kopfund Gliederschmerzen und oft auch Husten. Mit diesen Symptomen unterscheidet sich die Influenzagrippe ganz klar von einem grippalen Infekt, der fast immer nach und nach beginnt und oft mit Schnupfen einhergeht. Oft haben Patienten mit einer Influenzagrippe auch Schüttelfrost, d.h. trotz gemäßigter Temperaturen friert man. Manchmal hat man nach zwei Tagen den Eindruck, jetzt sei man die Grippe los, doch dann kommt sie wieder. Mediziner sprechen dabei vom so genannten „Ping-Pong-Verlauf“. Genauso wie der grippale Infekt verbreitet sich die Influenzagrippe über Tröpfcheninfektion, z.B. wenn man angehustet oder angeniest wird. Die Influenzagrippe dauert in der Regel länger als ein grippaler Infekt – rund vierzehn Tage. Wer ist gefährdet? Besonders gefährlich kann die Influenzagrippe für diejenigen werden, die schon davor nicht ganz gesund waren, sie können z.B. eine Lungenentzündung bekommen. Ist außerdem das Herz-Kreislauf-System nicht gesund und womöglich auch die Niere nicht, und der Patient hat eine empfindliche Lunge, weil er chronische Bronchitis oder Asthma hat, dann besteht die Gefahr, dass er sogar auf der Intensivstation landet. Besonders gefährdet sind z.B. Patienten mit einer akuten oder chronisch allergischen Entzündung, denn bei ihnen können die Viren besonders gut andocken und in den Körper gelangen. Zu den Risikopatienten zählen auch Allergiker, Asthmatiker und Patienten, die kürzlich operiert wurden, alte Menschen und Menschen mit z.B. rheumatischen oder Krebserkrankungen. Denn sie haben ein geschwächtes Abwehrsystem. Kinder und Influenzagrippe Kinder haben in der Regel weniger Probleme mit der Influenzagrippe als die meisten Erwachsenen. Warum das so ist, ist noch nicht bekannt. Vor allem bei Kleinkindern kann aber z.B. das RSV (respiratory syncytial virus) große Probleme machen, es löst Atemwegserkrankungen aus. Wandlungsfähige Viren Influenzagrippeviren verändern sich regelmäßig, deswegen erkennt sie das menschliche Immunsystem nicht immer. Aus diesem Grund setzt die WHO jedes Jahr einen neuen Grippeimpfstoff zusammen. Dabei richtet sie sich dabei nach den Virusarten aus dem vergangenen Jahr. Diese Impfung muss jedes Jahr wiederholt werden. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Gang zum Arzt Ob man einen grippalen Infekt hat oder die Influenzagrippe, kann nur ein Arzt beurteilen und da beide von unterschiedlichen Viren ausgelöst werden, nützen Antibiotika nichts. In Fällen von Mischinfektionen und bakteriellen Superinfektionen kann der Einsatz von Antibiotika aber sinnvoll sein. In der Regel dauert eine Influenzagrippe rund zwei Wochen, der Körper ist geschwächt, Bakterien haben leichtes Spiel, deswegen kann es zu Folgeerkrankungen kommen. Patienten sollten vor allen Dingen das Bett hüten und sich Ruhe gönnen. Wie schützt man sich? Praktische Tipps Erkältungs- und Influenzagrippeviren lieben warme Luft, denn die sorgt für trockene Nasen- und Rachenschleimhäute, dann haben Viren leichtes Spiel. Deswegen empfiehlt es sich, im Winter regelmäßig zu lüften und eventuell sogar einen Luftbefeuchter aufzustellen. Außerdem sollte man, wenn möglich täglich ins Freie gehen und vorbeugend leichten Sport (Spazierengehen, Walken, Fahrradfahren) machen. Generell kann man viel dafür tun, dass die Keime gar nicht erst in den Körper gelangen, und den Körper dabei unterstützen, mit der Infektion selbst fertig zu werden. Dazu zählen alle alt bekannten und oft genannten Maßnahmen wie gesunde Ernährung, viel Schlaf und hin und wieder Abhärtung. „Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass mehr Vitamin C für das Abwehrsystem von Vorteil ist. Wer gerne Zitrusfrüchte isst und sie gut verträgt, kann das machen, denn Zitrusfrüchte enthalten viel mehr gesunde Stoffe als nur Vitamin C. Aber Vitamin C pur, das ist out.“ Dr. Adam Chaker, HNOFacharzt am Klinikum rechts der Isar in München. Vorbeugen gegen Schnupfen Mit Hilfe einer Chi-Gong-Übung soll man dem Schnupfen vorbeugen können, dabei reibt man mit dem Zeigefinger seitlich weg von der Nase. Die Übung sollte man regelmäßig machen. Auch Nasenspülungen mit mildem Salzwasser können hilfreich sein, dabei gibt man 9g Kochsalz auf einen Liter Wasser, das entspricht in etwa der Salzkonzentration in der menschlichen Zelle. Solche Salzspülungen gibt es auch abgepackt zu kaufen, empfehlen Apotheker. Husten und Halsweh Auch Mund und Rachen kann man vorbeugend feucht halten, z.B. Eukalyptusoder Salbei-Bonbons lutschen, und dafür sorgen, dass die Schleimhäute vor dem Austrocknen geschützt werden. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 Kneipp‘sche Anwendungen Zu diesem Gefäß- und Immuntraining zählen z.B. wechselnd warme und kalte Wassergüsse. Dabei soll der Körper trainiert werden, als Reflex auf Kältereize die Durchblutung gerade auch im Bereich der Schleimhäute zu verbessern und damit auch mehr immunkompetente Abwehrzellen an die Schleimhautoberfläche zu transportieren. Immunstärkende Mittel Viele Patienten schwören auf Zink oder Echinacin, auch wenn die Wirksamkeit wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. „Wer eine Erkältung befürchtet, kann im Vorfeld drei, vier Tage lang hoch dosierte Echinacin-Präparate (Sonnenhut) nehmen, um die eigene Immunität unspezifisch hoch zu fahren. Das sollte man aber nur zeitlich begrenzt machen, denn dabei sind allergische Reaktionen möglich. Ich würde mich darauf aber nie allein verlassen.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen. Schwitzen Steigt das erste Frösteln am Rücken hoch, und man hat bereits ein paar Mal geniest, kann man ein warmes Bad nehmen, bei dem man immer wieder heißes Wasser dazu laufen lässt. Wer dabei auch noch heißen Lindenblütenoder Holundertee trinkt, und nach dem Bad gut zugedeckt im Bett schwitzt, kann so manchmal einer Erkältung vorbeugen. Pro und contra: Injektion von Eigenblut Manche Patienten lassen sich fünf bis sechsmal im Abstand von zwei bis drei Wochen wenige Milliliter Blut aus der Vene nehmen, die ihnen dann wieder in den Po zurück gespritzt wird. „Das klingt erstmal völlig banal, scheint aber ein immunmodulatorischer Reiz für das gesamte Immunsystem zu sein, die Patienten kommen oftmals gut über den Winter. Warum das allerdings so ist, kann man nicht erklären.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen. Die Schulmedizin hält allerdings dagegen: „Eigenbluttherapien haben keinerlei wissenschaftlich belegten Nutzen, kosten viel Geld und bringen immer ein Infektionsrisiko mit sich. Wenn die naturheilkundlich tätigen Kollegen eine adäquat durchgeführte prospektive, doppelblind-placebokontrollierte Studie publizieren würden, kann man über diese Maßnahme gerne diskutieren.“ Dr. Adam Chaker vom Klinikum rechts der Isar. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 Impfen gegen Influenzagrippe Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt Menschen über 60 Jahren, sich gegen die Influenzagrippe impfen zu lassen, denn ihr Risiko, dass das Immunsystem in die Knie geht, ist tendenziell größer als bei Jüngeren. Zu den Risikopatienten zählen auch: • Schwangere nach der 13. Schwangerschaftswoche • chronisch Kranke • medizinisches Personal • Menschen mit beruflich erhöhtem Ansteckungsrisiko, die z.B. auf Ämtern mit Publikum zu tun haben. Vorbeugen gegen Influenzagrippe Im Wesentlichen kann man einer Influenzagrippe nicht vorbeugen. Wer nicht geimpft ist und Kontakt mit Kranken hat, bei dem kommt es auf das körpereigene Immunsystem an, ob er sich ansteckt oder nicht. Generell kann man genauso wie beim grippalen Infekt darauf achten, öfter als sonst die Hände mit Seife zu waschen. Wer in Bahn und Bus unterwegs ist, sollte sich abwenden, um nicht angeniest oder angehustet zu werden. Risikopatienten Gefährdet sind alle Patienten mit einer chronischen Erkrankung, die etwas mit dem Abwehrsystem zu tun hat: Zum Beispiel Patienten mit chronischer Sinusitis oder Asthma, genauso wie Patienten, die auf Grund einer rheumatischen Erkrankung langfristig Immunmodulatoren nehmen müssen oder die wegen einer anderen Erkrankung immunsupprimiert (unterdrückt) sind. Schließlich sind all diejenigen Risikopatienten, die transplantiert sind oder eine zystische Fibrose haben. Abhilfe - Wenn sich Erkältungsviren ihren Weg gebahnt haben Generell kann man bei einer Erkältung Vorsorge treffen, dass nicht noch eine Bakterieninfektion dazu kommt. Gerade chronisch Kranke oder geschwächte Patienten sollten aufpassen und deswegen in der frühen Phase einer Erkältung die Schleimhäute davor schützen, dass sie nicht austrocknen, zum Beispiel durch Inhalieren. Eine virale Entzündung kann man nur begleiten, z.B. indem man zweimal am Tag mit Salbei oder Kamille gurgelt und die kleinen Nischen in den Mandeln reinigt, so dass dort dann in der Folge das Abwehrsystem seine Funktion wieder besser erfüllen kann. Bei einer schweren Entzündung reicht das nicht aus, dann kann man Entzündungshemmer wie Ibuprofen, Diclophenac oder Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Nimmt man abschwellende Nasensprays länger als fünf Tage, wird die Schleimhaut durch verschiedene Mechanismen davon abhängig.“ Dr. Adam Chaker, HNOFacharzt am Klinikum rechts der Isar in München. Sinnvoll sind auch Nasenspülungen oder Nasenduschen und Inhalieren, z.B. mit Salbei oder Salzsole. „Die Homöopathie bietet zur Schnupfenbehandlung eine Menge an, das fängt bei der potenzierten Küchenzwiebelzwiebel an und hört bei Euphrasia auf, je nachdem, wie sich das Symptomenmosaik darstellt.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen. Therapie bei Halsweh Lindenblütentee oder heißer Holundersaft mit Zitrone ist schweißtreibend, das kann bei Halsweh gut tun und ggf. Abhilfe schaffen. Ein anderes Hausmittel ist Gurgeln mit Salzwasser oder mit Salbeitee. Die Naturheilweisen raten zum Lutschen von Pastillen mit Isländisch Moos. Hustentherapie Bei den ersten Anzeichen von Husten kann man mit so genannten KaltInhalatoren eine sterile Kochsalzlösung inhalieren, das fördert die Bildung von Schleim und macht ihn lockerer, so dass er sich leichter abhusten lässt. Außerdem kann man auch mit einer milden Salzlösung gurgeln und Lutschbonbons können den oberen Atmungstrakt befeuchten. Gegen trockenen, festsitzenden Husten können sie aber nicht helfen. Eine andere Möglichkeit ist noch, die Brust mit ätherischem Öl einzureiben „Es gibt relativ wenige Studien, die eindeutig belegen, dass Inhalieren mit Pflanzenextrakten oder ätherischen Ölen mehr bringt als nur mit heißem Wasserdampf, aber man macht es, weil man ein gutes Gefühl dabei hat.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 Kombipräparate gegen Erkältung Die klinische Pharmakologie lehrt, Substanzen immer getrennt voneinander zu sich zu nehmen, damit man im Zweifelsfall auftretende Nebenwirkungen besser zuordnen kann. Das ist aber im praktischen Alltag für viele Menschen zu schwierig. Sie greifen bei Erkältung auf Kombinationspräparate zurück. „Wer allerdings schon eine Vorerkrankung des Herz-Kreislauf-Systems oder der Niere hat, sollte sehr vorsichtig bei diesen Medikamenten sein, denn die können zu sehr gefährlichen Nebenwirkungen führen. Und man sollte wissen, dass Kombipräparate zwar rezeptfrei, aber trotzdem Medikamente sind.“ Dr. Adam Chaker, HNO-Facharzt am Klinikum rechts der Isar in München Fieber Fieber ist nicht per se gut und oder schlecht, es ist ein Nebeneffekt einer Entzündung. Und wenn es zu hoch (über 40 Grad bei ansonsten Gesunden) steigt, muss man es mit Hilfe von Medikamenten reduzieren. Bei Fieber ist körperliche Schonung auch in einem frühen Stadium sinnvoll. „Die Naturheilweisen empfehlen bei beginnendem Fieber auch lauwarme bis kühle Wadenwickel. Wichtig dabei ist, die Beine müssen warm und gut durchblutet sein. Der Wickel soll Wärme ableiten, der Körper wird kühler und der Umschlag wärmer. Das kann dem Körper dabei helfen, sinnvoll mit dem Fieber umzugehen.“ Dr. Ulf Riker, Internist, klassischer Homöopath und Arzt für Naturheilweisen Traditionelle Chinesische Medizin Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) stellt einen Zusammenhang her zwischen Füßen und Nasenbereich. Beide sind über den sogenannten Blasenmeridian miteinander verbunden. Weil kalte Füße oft reflektorisch für einen kalten Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich sorgen, sind dort die Blutgefäße dann verengt, die Durchblutung ist schlecht, es sind wenige Abwehrzellen unterwegs. Wer in diesem Fall ein warmes Fußbad nimmt, das immer wärmer wird, so die TCM, der kann dafür sorgen, dass die Wärme von unten über den Blasenmeridian nach oben steigt. Dann werden reflektorisch die Schleimhäute im Hals-, Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich erwärmt, die Durchblutung steigt und es sind mehr immunkompetente Zellen an Ort und Stelle, die möglicherweise den beginnenden Infekt abwehren können. Homöopathie Homöopathen fragen Patienten mit einem grippalen Infekt nach individuellen Symptomen: Ist der Husten trocken oder locker, ist Schleim dabei, was löst den Hustenreiz aus, ist die Hitze trocken oder tritt Fieberschweiß auf? Je nachdem entscheiden sie dann, welches Mittel sinnvoll ist. Genauso beim Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 9 Schnupfen. Stimmt das Symptom-Mosaik, dann können Homöopathen bei der Influenzagrippe z.B. Phosphor oder Eupatorium perfoliatum, manchmal auch Bryonia empfehlen. Heiße Hühnerbrühe Ein bekanntes Hausmittel gegen Erkältung ist heiße Hühnerbrühe aus Hühnerklein oder einem ganzen Huhn, gewürzt mit Knoblauch, Chili, Salz und Zitronengras. Warum das gegen eine Erkältung helfen kann, ist wissenschaftlich nicht geklärt, möglicherweise beeinflusst Hühnersuppe die Entzündungsreaktion des Körpers. Doch welche Inhaltsstoffe der Suppe das bewirken, ist unbekannt. Generell kann heiße Flüssigkeit jedoch die Schleimhäute zum Abschwellen bringen. Das Capsaicin aus Chili ist jedenfalls als Schleimlöser und Entzündungshemmer bekannt. Influenzagrippe Das antivirale Grippemittel schlechthin gibt es nicht, deswegen sollten Patienten mit Influenzagrippe die Krankheit nicht bagatellisieren, sonst landen sie schließlich nach einer Woche schwerkrank in der NotfallAmbulanz und müssen z.B. wegen einer echten Lungenentzündung oder anderen Komplikationen behandelt werden. Das Immunsystem – So stärken Sie Ihre Abwehrkräfte Experten: Dr. med. Axel Eustachi Zentrum für naturheilkundliche Forschung des Klinikums rechts der Isar, TU München Dr. med. Dieter Hoffmann Leiter des diagnostischen Labors am Institut für Virologie des Klinikums rechts der Isar, TU München Autorin: Monika Dollinger In jeder Sekunde kämpfen Milliarden von Immunzellen im menschlichen Körper gegen Eindringlinge, zum Beispiel gegen Rhinoviren, die sich gerne in der Nase breit machen und Schnupfen auslösen, gegen Pneumokokken, die sich in der Lunge vermehren und so zu einer Lungenentzündung führen können, und gegen Influenza-Viren, die sich jedes Jahr neu formieren und für Grippewellen verantwortlich sind. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 10 Der menschliche Körper setzt die verschiedenen Immunzellen, unter anderem Fresszellen gegen Bakterien und T-Killerzellen gegen Viren, ein. Die Wissenschaft hat schon viele Strategien der Immunabwehr offengelegt, aber trotzdem sind noch viele Zusammenhänge unerforscht. "Das Immunsystem muss vom ersten Lebenstag an kontinuierlich trainiert werden." Dr. Dieter Hoffmann, Leiter des diagnostischen Labors am Institut für Virologie, Klinikum rechts der Isar, TU München „Andauernden Stress sollte man unbedingt meiden, denn er schwächt das Immunsystem.“ Dr. Axel Eustachi vom Zentrum für naturheilkundliche Forschung, ebenfalls am Klinikum rechts der Isar. Monika Dollinger hat beide gefragt, wie man sein Immunsystem am besten stärkt. Immunsystem – Wie funktioniert es? Tag für Tag atmen wir Fremdkörper ein, nehmen sie beim Essen und Trinken auf und kommen mit ihnen über Körperkontakt in Berührung. Trotzdem haben uns noch kein Salat und kein Händeschütteln umgebracht. Das liegt daran, dass sich die Immunzellen auf jeden Fremdkörper stürzen, der uns gefährlich werden könnte. Das Immunsystem ist das Geheimnis unserer Gesundheit. Ein Apparat, der tagtäglich erstaunliche Leistungen vollbringt und mitunter von uns dabei nicht genug unterstützt wird. Wogegen muss das Immunsystem kämpfen? "Das sind vor allem Viren und Bakterien. Die meisten grippalen Infekte sind durch Viren verursacht, schwerere Krankheitsbilder (Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen) können sowohl durch Viren als auch durch Bakterien bedingt sein. Während Viren in Zellen eindringen und diese zerstören, vermehren sich Bakterien autonom." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Angeborenes und erworbenes Immunsystem Das angeborene Immunsystem wirkt immer, wenn ein Fremdstoff (Giftstoffe, Viren und Bakterien) in den Körper gelangt, unabhängig davon, ob der Körper diesem Stoff schon einmal begegnet ist oder nicht. Das angeborene Immunsystem besteht aus: • Fresszellen (Makrophagen), • Granulozyten, • natürlichen Killerzellen, die verdächtige Körperzellen, zum Beispiel Tumorzellen, abtöten und Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 11 • Botenstoffen. Alle genannten Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die sich im Falle einer Infektion stark vermehren. Am häufigsten sind die sogenannten Granulozyten, die durch Botenstoffe zu einer Entzündung angelockt werden und nicht nur in den Blutbahnen, sondern auch durch Gewebe wandern können. Wenn sie in großer Zahl aktiv sind, werden sie mitunter als Eiter an einer Wunde sichtbar. Das erworbene Immunsystem funktioniert folgendermaßen: Wenn ein Krankheitserreger im Körper eindringt, dann wird er - falls der Körper schon einmal Kontakt mit ihm hatte - von den lymphatischen Gedächtniszellen erkannt. Dadurch kann die Antwort des Immunsystems viel schneller erfolgen, meist so schnell, dass keine oder nur sehr abgeschwächte Krankheitszeichen auftreten. Diese sogenannte Immunität besteht also, wenn eine Krankheit kein zweites Mal ausbricht, und betrifft vor allem Krankheiten, die durch Viren ausgelöst werden. Woher weiß das Immunsystem, dass es an einer Körperstelle gebraucht wird? Wenn man sich beispielsweise in den Finger geschnitten hat und somit Bakterien in den Körper gelangen können, tritt das lymphatische System auf den Plan, um das ganze Immunsystem zu informieren. An verschiedenen Stellen des Körpers befinden sich Lymphknoten, die die Kommunikation unter den Immunzellen verbessern und sie an die Stellen im Körper verweisen, an denen sie gebraucht werden. Zu den Immunzellen des Lymphsystems, den Lymphozyten, gehören folgende Zellen: ▪ B-Zellen entstehen in den Lymphknoten und wandern ständig durch den Körper. Sie können sich weiterentwickeln zu Plasmazellen, die wiederum Antikörper herstellen. Antikörper sind Eiweißmoleküle, die spezifisch für einen bestimmten Krankheitserreger wie beispielsweise Masern oder Hepatitis B sind. Dabei binden sie die Krankheitserreger, machen sie unbeweglich oder kennzeichnen sie, sodass sie von Fresszellen (zum Beispiel Makrophagen) leichter beseitigt werden können. ▪ T-Zellen können direkt gegen Erreger aktiv werden. Einige T-Lymphozyten sind toxisch für Zellen mit verdächtigen Oberflächenmarkern, zum Beispiel bei Virusinfektion oder maligner Entartung. Andere nennt man die T-Helfer-Zellen, die dem ganzen Immunsystem unterstützend zur Seite stehen. Wenn sie wie bei einer HIV-Infektion selbst angegriffen werden, führt das zu einer Immunschwäche. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 12 ▪ Von beiden Formen produziert das Abwehrsystem Gedächtniszellen, die lebenslang im Körper bleiben und Immunität vermitteln. Um festzustellen, ob ein Patient immun gegen eine Krankheit ist, werden die Antikörper bestimmt, da sie besser als die T-Zellen zu messen sind, zum Beispiel im Falle von Röteln bei Frauen. Nur gemeinsam stark Beide, das angeborene und das erworbene Immunsystem, arbeiten durch ein kompliziertes und wissenschaftlich noch nicht bis ins letzte Detail analysierte System ständig eng zusammen. Und wenn sich das Immunsystem irrt? Wenn das Immunsystem irrtümlicherweise körpereigene statt fremde Zellen angreift, kommt es zu Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Dann wird mit Cortison behandelt, das die Immunreaktion schwächt. Die Schranken des Körpers Durch die Haut können so gut wie keine Fremdkörper in den Körper dringen. Die Körperöffnungen sind durch Schleimhäute geschützt, auf denen sich eine gemischte Gruppe von Antikörpern (IgA) befindet, die eine lokale Abwehr leistet. Barrieren sind auch die inneren Körperoberflächen: Die Darmoberfläche beispielsweise ist durchzogen von vielen Lymphbahnen, damit dort die Erkennung von Eindringlingen gewährleistet ist. Grippaler Infekt Was passiert, wenn Viren einen grippalen Infekt im Körper auslösen? "Wenn Viren den Körper infizieren, dringen sie in Körperzellen ein und vermehren sich dort. Bestandteile des Virus, sogenannte Antigene werden an der Zelloberfläche präsentiert und dadurch wird eine Immunreaktion ausgelöst. Im Zuge dieser Immunreaktion werden Botenstoffe freigesetzt, die die grippale Symptome, z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bewirken." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Zusammenhang von Stress und Immunsystem: Naturheilkunde "Wir wissen aus täglicher Praxis und Forschung, dass ein gewisses Stressniveau für das Immunsystem förderlich sein kann. Aber eine Stressbelastung, die zu hoch ist - und das unterscheidet sich individuell -, geht eher mit einer Unterdrückung des Immunsystems einher, vor allem dann, wenn die Stressbelastung zu lange andauert." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 13 Schulmedizin "Wenn wir Stress ausgesetzt sind, ist der Körper in Alarmbereitschaft, denn evolutionsbedingt muss der Körper in solchen Situationen 'fluchtbereit' sein. Das Hormon Cortisol wird unter anderem bei Stress vermehrt ausgeschüttet, um den Körper fluchtbereit zu machen. Es unterdrückt zu diesem Zweck Schmerzen und hemmt das Immunsystem, denn andere Körperfunktionen (Durchblutung von Muskelzellen, Erhöhung der Reaktionsbereitschaft) sind in so einer Situation wichtiger. Dadurch können aber Erreger leichter in den Körper eindringen, sich vermehren und heftiger zuschlagen, als wenn sie von vornherein abgefangen worden wären. Ein typisches Beispiel hierfür ist zum Beispiel der Postbote, der vor Weihnachten wochenlang großen Stress erlebt und dann in der Weihnachtszeit, wenn er zur Ruhe kommt, krank wird." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Muss das Immunsystem durch Infektionen in der Kindheit lernen? "Heutzutage weiß man, dass eine zu keimarme Umgebung eher verhindert, dass der Körper lernt, fremde und eigene Proteine auseinander zu halten. Wenn er nicht genug fremde Proteine wie zum Beispiel Viren und Bakterien kennen gelernt hat, kann er nicht die richtige Gegenreaktion entwickeln: Das Immunsystem trainiert unter Umständen sogar anhand von eigenen Proteinen. Es wird vermutet, dass das vermehrt zu Allergien führen oder eventuell die Entwicklung von Autoimmunkrankheiten auslösen kann. Die notwendige Konfrontation mit fremden Zellen sollte aber auch nicht zu früh passieren. Man empfiehlt deshalb, Kleinkinder die ersten drei bis sechs Lebensmonate zu stillen. Das Immunsystem ist erst im jugendlichen Alter voll entwickelt, also quasi erwachsen geworden." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Warum gibt es so viele Infektionen im Winter? Naturheilkunde "Hauptinfektionen treten zu Zeiten auf, in denen sich Temperaturen verändern und Wind oder Zugluft dazukommt. Durch die veränderte Umgebungstemperatur wird die Temperaturregulation des Menschen gefordert. Durch Zugluft oder die trockene Heizungsluft werden die Schleimhäute weniger durchblutet und die Abwehrleistung gegen Erkältungserreger, die sich vor allem auf den Schleimhäuten abspielt, kann geschwächt werden." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Schulmedizin "Da sich die Menschen im Winter in geschlossenen Räumen aufhalten, sind sie einer höheren Konzentration an Erregern ausgesetzt. Es treten aber auch viele Infektionen im Sommer auf, man denke nur an die 'Sommergrippe'. Im Winter Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 14 halten Menschen sich mehr in geschlossenen Räumen und öffentlichen Verkehrsmitteln auf, wo Krankheitserreger leichter übertragen werden können. Neben der negativen Wirkung von trockener Luft auf die Schleimhäute gibt es auch Hinweise, dass sich die Tröpfchen, die Erkältungsviren übertragen, in trockener Luft besser ausbreiten." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Training – Stärkung des Immunsystems Es beginnt in den ersten Lebenssekunden und hört bis zum Lebensende nicht auf: Immer wieder muss sich das Immunsystem auf neue Fremdkörper einstellen, neue Antikörper und Immunzellen produzieren und neue Kampfstrategien entwickeln. Dabei gilt die Regel: Wer rastet, der rostet. Das Immunsystem braucht Bewegung, um fit zu sein. Aber es braucht auch Entspannung, um wieder Kraft zu schöpfen. In der richtigen Abwechslung von Walking und Wellness oder Schwimmen und Saunen liegt der Schlüssel zum gesunden Körper. "Das ist zum Beispiel dadurch möglich, dass man sich körperlich bewegt (Spazieren gehen, Freizeitsport) und Reizsituationen schafft, wie zum Beispiel den Heiß-Kalt-Wechsel beim Saunabesuch. Das sind kurzzeitige Stresssituationen für den Körper, in denen alle Körperfunktionen, unter anderem das Herz-Kreislaufsystem, aber eben auch die Immunabläufe trainiert werden. Den langhaltenden Alltagsstress sollte man möglichst meiden. Denn je länger der Stress anhält, desto länger wird auch das Immunsystem gehemmt." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Warum stärkt frische Luft das Immunsystem? "Frische Luft ist für die Schleimhäute besser als Raumluft. Und die damit verbundene Temperaturreizung, das heißt die Reizung von Wärme oder Kälterezeptoren, wirkt regulativ auf die Durchblutung. Dies ist ein gutes Training für den modernen Menschen, dessen Gefäße im Gegensatz zu unseren Vorfahren viel zu wenig trainiert werden. Frischluft ist Teil eines Trainings, das man auch mit Hydrotherapie kombinieren könnte, zum Beispiel mit Wasseranwendungen nach Kneipp. Die Temperaturreizung liegt auch dem kalten Duschen oder Saunen zugrunde. Die Erfahrungsheilkunde zeigt, dass beides das Immunsystem stärkt." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Tipp: Ansteigendes Fußbad "Vor allem bei Infekten im Nasen-Mund-Rachenraum ist das ansteigende Fußbad - wenn es im Frühstadium durchgeführt wird - erstaunlich gut, denn es regt die Durchblutung an. Und so funktioniert es: Nehmen Sie einen großen Eimer oder eine Plastikwanne und füllen Sie warmes Wasser (33 Grad Celsius) hinein. Lassen Sie in den nächsten 20 Minuten langsam heißes Wasser dazu Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 15 laufen, bis zu einer Temperatur, die Sie noch als erträglich empfinden oder bis Sie anfangen zu schwitzen (39 bis 40 Grad Celsius). Bleiben Sie für ungefähr fünf Minuten in dieser Temperatur. Anschließend ziehen Sie sich warme Socken an und legen sich zum Nachschwitzen ins vorgewärmte Bett, am besten 15 bis 20 Minuten." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Hilft Sport bei Erkältungen? Naturheilkunde "Präventiv ist moderater Sport wichtig: Pro Tag 30 Minuten die Herzfrequenz auf 180 minus Lebensalter bringen. Praktischer gesagt sollte während des Sports eine normale Unterhaltung möglich sein. Welche Sportarten man ausübt, ist eine individuelle Entscheidung: Es kann zum Beispiel Schwimmen, Langlaufen oder Walking sein." Dr. Eustachi Schulmedizin "Im akuten Infekt sollte man Sport meiden, weil es zusätzlichen Stress bedeutet und eher den Infekt verschlimmert. Von Hochleistungssportlern weiß man, dass ihr Immunsystem durch das harte, lang andauernde Training eher geschwächt ist." Dr. Hoffmann Fördert Entspannung die Immunabwehr? "Entspannung gehört zu einer sinnvollen, gesundheitsfördernden Lebensweise. Denn der Körper ist nicht für Dauerbelastung gemacht. Auf eine Periode hoher Beanspruchung muss immer eine Periode der Entspannung folgen. Aber einfach länger schlafen alleine reicht nicht. Es kommt auf die Kombination von Bewegung und Ruhe an." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Wichtig: ausreichend Schlaf "Die Bedeutung des Schlafs wird viel beforscht, aber man weiß immer noch nicht genau, wie er mit einem gesunden Immunsystem zusammenhängt. Schlaf ist die natürliche Ruhepause im stressigen Alltag und unterbricht die Ausschüttung von Cortisol. Außerdem wird im Schlaf - um es salopp zu sagen viel aufgeräumt, was im Laufe des Tages kaputt geht. Aber wie Schlaf und Immunsystem genau zusammenhängen, weiß man bislang nicht." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Prävention – Immunsystem stärken, Schaden abwenden Wie stärkt man das Immunsystem und was schadet ihm? Dafür gibt es kein einfaches Erfolgsrezept. Eine gesunde Immunabwehr, ein gesunder Mensch, braucht vielseitige Unterstützung. Das beginnt beim Essen und endet beim Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 16 Schlafen. Die Organe sind genauso beteiligt wie die Psyche. Nur wer ganzheitlich denkt, hat ein wirklich starkes Immunsystem. Trotzdem: Vor Grippe sollten sich gefährdete Personen schützen, darin sind sich Schulmedizin und Naturheilkunde einig. Welche Immunstimulation ist grundsätzlich sinnvoll? "Prinzipiell ist eine Optimierung der Lebensweise das Wichtigste: Vollwertkost, regelmäßige Bewegung und Entspannung. Ich rate stabilen Menschen nicht zur Einnahme immunstimulierender Präparate. Eine Studie hat gezeigt: Ein gesunder Mensch, der nicht mehr als zwei Infekte pro Jahr hat, profitiert nicht von einer präventiven Einnahme von Vitaminen oder pflanzlichen Wirkstoffen. Bei anfälligen Immunsystemen könnte man es probieren." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Welche Ernährung ist wichtig und richtig? "Eine vollwertige Ernährung unterstützt das Immunsystem: Vorwiegend pflanzlich - ergänzt durch zweimal pro Woche Fisch. Wenn man unbedingt will, kann man zweimal pro Woche Fleisch essen. Nahrungsmittel, die bestimmte pflanzliche Substanzen enthalten - wie Inulin und Oligofruktose - scheinen das Wachstum gesunder Darmbakterien anzuregen und über diesen Weg ein gesundes Immunsystem zu unterstützen. Beispiele für solche Nahrungsmittel sind Artischocke, Schwarzwurzel, Topinambur, Zwiebel, Knoblauch, Spargel und Banane." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Vitamin A, C und E und die Spurenelemente Zink und Selen sind für das Immunsystem besonders wichtig. Aber sie wirken eher unspezifisch, denn das Immunsystem ist so komplex, dass man eine direkte Wirkung nicht nachweisen kann. "Hemmend auf das Immunsystem wirkt unter anderem zuviel Alkohol. Alkohol ist ein Zellgift und stört die immunologischen Abläufe. Rauchen schwächt die Immunabwehr besonders in der Lunge; dadurch entsteht dort eine chronische Abwehrschwäche." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Multivitaminpillen = natürliche Vitamine? Schulmedizin "Multivitaminpräparate können Obst und Gemüse nicht ersetzen, da sich in diesen über die bekannten Vitamine hinaus noch mehr gesundheitsfördernde Stoffe befinden. Vitamin C ist so wichtig, weil es die bei der Infektion auftretenden Radikale auffängt, die sonst die Körperzellen schädigen würden." Dr. Hoffmann Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 17 Hausmittel Heiße Zitrone "Bei der heißen Zitrone kommt es nicht so sehr auf das Vitamin C an, denn durch die hohe Temperatur wird viel davon zerstört. Aber das heiße Getränk verbessert die Durchblutung. Aus naturheilkundlicher Sicht ist bei einem Infekt die Durchblutung der Schleimhaut zu schlecht, um Abwehr leisten zu können. Die Wirkung der alten Hausmittel Grog oder heiße Zitrone mit Rum, könnte man damit erklären, dass Alkohol die Durchblutung der Haut und Füße erhöht und gut gegen Keime ist." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Für wen ist die Grippeimpfung sinnvoll? Schulmedizin "Menschen, die älter als 60 Jahre sind, und Patienten mit chronischen Erkrankungen (von Diabetes bis Asthma), aber auch Patienten mit Immunschwäche (zum Beispiel HIV) und Tumorleiden sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Außerdem ist eine Impfung für Personen, die viel Kontakt zu den genannten Patienten haben, sinnvoll, damit sie die Grippe nicht übertragen. Die Impfung trainiert den Körper speziell für den Fall, dass er tatsächlich mit dem Grippevirus in Berührung kommt, deshalb ist die Impfung nur auf die echte Grippe und nicht auf Erkältungen ausgerichtet." Dr. Hoffmann Naturheilkunde "Ich würde den Risikogruppen schon zu einer Impfung raten. Zwar haben manche Naturheilkundler Bedenken, einen gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem aus prinzipiellen Gründen zu impfen. Aber es gibt leider immer wieder Fälle, bei denen Menschen aus scheinbarer Gesundheit schwer erkranken. Ganzheitlich gesehen sollte man jedoch für jeden Patienten möglichst individuell entscheiden und die Stärkung des Immunsystems durch eine Optimierung des Lebensstils zur Grundlage machen. Dann kann auch eine Grippeimpfung gegebenenfalls problemloser vom Patienten verarbeitet werden." Dr. Eustachi Welche pflanzlichen Mittel sind sinnvoll? "Extrakte des Sonnenhutkrautes (Echinacea purpurea) sind die wohl derzeit am besten untersuchten Wirkstoffe zur Beeinflussung des Immunsystems bei chronischen oder immer wieder auftretenden Infekten. Ob die Anwendung prinzipiell sinnvoll ist, weiß man noch nicht. Mit einer unspezifischen Immunstimulation können auch latente Autoimmunprozesse ausgelöst werden: Krankheiten wie chronisch-entzündliche Prozesse, die ein intaktes Immunsystem des Menschen eigentlich kontrolliert, könnten reaktiviert werden. Das spricht gegen jede unkontrollierte, aber besonders die pflanzliche Immunstimulation. Ansonsten sind Echinacea-Extrakte in der Anwendung als unproblematisch zu bezeichnen. Man sollte sie aber nicht länger als sechs bis Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 18 acht Wochen einnehmen, weil dann eine Gewöhnung eintreten kann. Der frei verkäufliche Ginseng erhöht die Widerstandskraft des Körpers gegen ganz unterschiedliche Belastungen, ist also auch Immunsystem-unterstützend. Doch auch hier ist die Einnahme länger als drei Monate problematisch, denn Ginseng kann beispielsweise den Blutdruck erhöhen oder hormonähnliche Wirkungen haben. Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine Dauerstimulation des Immunsystems grundsätzlich nicht sinnvoll." Dr. Eustachi, Naturheilkundler Verhindert eine Immunsystem-Stärkung eine Immunschwäche? "Die meisten Immunschwächen sind durch schwere Erkrankungen (man denke nur an das HI-Virus) oder durch Tumorerkrankungen bedingt. Dagegen kann man sich nicht durch eine Stärkung des Immunsystems schützen. Trotzdem: Jeden Tag entarten im Körper Zellen, die zu einem Tumor führen können. Wenn das Immunsystem normal arbeitet, eliminiert es sie. Wenn es jedoch auf Dauer - beispielsweise durch zu viel Stress - geschädigt ist, ist auch die Gefahr größer, dass man an Krebs erkrankt. Das ist zwar nicht durch Studien, aber durch Alltagserfahrung belegt." Dr. Hoffmann, Schulmediziner Immunsystem – Medikamente der Schulmedizin Wer Husten hat, kann genauso zwischen unzähligen Medikamenten wählen, wie ein Patient mit Grippe, der einfach nur eine Nacht gut schlafen will. Doch was ist wann wirklich sinnvoll? "Gegen Influenzaviren gibt es spezifische wirkende Arzneimittel, gegen andere Erkältungsviren bisher nicht. Wichtig ist es, aus dem Stress-Karussell auszusteigen und sich einmal wirklich Ruhe zu gönnen." Schulmediziner Dr. Dieter Hoffmann Der Körper braucht oft keine Pillen, nur unser schneller Lebensrhythmus lässt ihm keine Zeit mit den Fremdkörpern fertig zu werden. Welche Medikamente helfen bei Erkältung und Grippe? "Es gibt verschiedene Medikamente, die man einnehmen kann, um die Symptome eines grippalen Infekts zu lindern: ASS (Acetylsalicylsäure) oder Paracetamol stillen Schmerzen und senken Fieber. Unterschiedliche Präparate sind für die Nacht gedacht; sie enthalten oft ein Schmerzmittel und Stoffe, die Husten bremsen. Alle diese Medikamente haben letztlich den Zweck, dass der Körper sich erholen kann. Denn jeder Schmerz bedeutet für den Körper wieder einen Stressfaktor. Sie wirken aber nur symptomatisch. Influenzaviren können durch spezifische antivirale Medikamente bekämpft werden. Sie sind am wirksamsten, wenn sie früh im Krankheitsverlauf gegeben Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 19 werden. Dr. Hoffmann Tipp: Nase freihalten "Wenn die Schleimhäute anschwellen, können Sekrete der Nasennebenhöhlen schlechter abfließen, was zu Nebenhöhlenentzündungen führen kann. Deswegen sind Nasensprays, die ein Abschwellen bewirken, sinnvoll." Dr. Hoffmann Aber Vorsicht vor zu langem Gebrauch! Die Wirkung nimmt zunächst ab und man kann abhängig von den Sprays werden und braucht sie dann ständig, um frei durchatmen zu können. Die gefäßverengende Wirkung kann die Nasenschleimhäute dann chronisch schädigen. Wann helfen Antibiotika? Schulmedizin "Antibiotika helfen, wenn Bakterien die Verursacher der Erkrankung sind. Die meisten grippalen Infekte werden jedoch von Viren ausgelöst. Zum Beispiel Husten: Wenn es nur ein trockner Husten ist, liegt eine virale Entzündung zugrunde. Wenn der Husten schlimmer wird und Eiter sowie hohes Fieber auftreten, hat sich wahrscheinlich eine bakterielle Infektion auf die virale "aufgesetzt": Die Bakterien nutzen dabei die Vorschädigung der Schleimhäute durch die Viren. In einem solchen Fall sind Antibiotika sinnvoll." Dr. Hoffmann Naturheilkunde "Der Einsatz von Antibiotika muss selbstverständlich auch unter naturheilkundlichen Aspekten erwogen werden. Die Stärke der Naturheilkunde liegt in der Vorbeugung und der Behandlung von chronischen Erkrankungen. Bei einem akuten bakteriellen Infekt, den der Körper nicht selbst beherrschen kann, muss ein Antibiotikum gegeben werden. Sinnvoll kann die Kombination einer Antibiotika-Behandlung mit Anwendungen aus der Naturheilkunde zur symptomatischen Behandlung sein - wie beispielsweise die Anwendung von Wärme." Dr. Eustachi Aktuelles aus der Forschung "Noch immer weiß die Forschung recht wenig über das komplexe Immunsystem. In allen Bereichen wird geforscht: Beispielsweise wie eine Abwehrzelle genau auf eine fremde Zelle reagiert. Erst in den letzten Jahren hat die Wissenschaft herausgefunden, dass der Körper tatsächlich Fremdstoffe braucht, um sein Immunsystem richtig einzustellen. Eine Studie hat Kinder aus München und einer Industriestadt in der ehemaligen DDR verglichen. Man dachte, die Kinder aus München seien gesünder als die aus der Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 20 Vergleichsstadt. Es war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Die Kinder aus der ehemaligen DDR hatten weniger Allergien. Ihr Immunsystem war besser trainiert." Dr. Hoffmann Alternative Methoden – Naturheilkunde für das Immunsystem Ein starkes Immunsystem ist nicht nur für gesunde Menschen wichtig, sondern besonders für chronisch Kranke, zum Beispiel Krebs-Patienten. Deswegen versuchen viele von ihnen ihre Abwehr zum Beispiel mit Mistelpräparaten zu stärken. Im Blut von damit behandelten Versuchspersonen fanden Wissenschaftler eine erhöhte Anzahl von Killerzellen und wichtigen Botenstoffen. Viele naturheilkundliche Therapien sind in wissenschaftlichen Studien noch nicht untersucht worden. Dann kann der Patient oft nur selber beurteilen, was ihm hilft und was nicht. Wie wirkt Traditionelle Chinesische Medizin auf das Immunsystem? "Die Empfehlungen der TCM fußen auf der Pflege des Energiehaushaltes, also dem Verhältnis und der Verteilung von Energiereserven im Körper. Wenn der Mensch genug Energien zur Verfügung hat, um seinen Anforderungen und Abwehrleistungen nachzukommen, erkrankt er nicht. TCM achtet auf eine ausgewogene Ernährung. Außerdem empfehlen sowohl ein chinesischer Mediziner als auch wir (beispielsweise unseren Tumorpatienten) Techniken wie Qi Gong oder Tai Chi, mit denen man Energiepflege betreiben kann." Dr. Eustachi Stärkt Akupunktur die Immunabwehr? "Es sind Effekte denkbar, aber die Akupunktur zielt vor allem auf die Schmerzbehandlung. Die chinesische Theorie schreibt bestimmten Akupunkturpunkten eine immunstimulierende Wirkung zu, aber Akupunktur kommt im Einzelfall zu spät und es gibt bessere Mittel zur Immunstärkung. Wenn ein Infekt Schmerzen bereitet, kann man diese aber natürlich mit Akupunktur behandeln." Dr. Eustachi Was ist besonders für chronisch Kranke wie Krebspatienten? "Solange Tumorpatienten noch in der Akutbehandlung (Operation, Chemo- und Strahlentherapie) sind, ist Vorsicht geboten. Falls der Patient nicht vollwertig essen kann, kann man die Ernährung mit Vitaminen etc. ergänzen. Die Zufuhr von hohen Dosen von Vitamin A, C und E, um unter anderem die Auswirkungen der Chemotherapie abzumildern, könnte den Nachteil haben, dass auch die Wirkung der Therapie beeinträchtigt wird. Der Arzt muss im Einzelfall mit dem Patienten zusammen entscheiden." Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können bei überschießenden Reaktionen des Immunsystems möglicherweise hilfreich sein. Bei der üblichen modernen Fehlernährung herrscht ein Übergewicht der ungesättigten Omega-6-Fettsäuren, die eher entzündungsanregend wirken. Die Naturheilkunde verfügt über keine Mittel, die potent genug sind, um schulmedizinische Mittel zur Unterdrückung des Immunsystems zu ersetzen." Dr. Eustachi Immunsystem und Psyche "Ein Mensch, der im Einklang mit seinen Möglichkeiten leben kann, und dem es gelingt, Stresssituationen zu minimieren oder schnell zu lösen, hat möglicherweise auch ein besser funktionierendes Immunsystem. So gibt es Hinweise, dass Menschen mit einer positiven Selbsteinschätzung oder dem Gefühl, in ihrem Beruf Erfüllung zu finden, ein besser funktionierendes Immunsystem haben. Doch noch ist unklar, was dabei Ursache und Wirkung ist. Sicher ist nur, dass ein Zusammenhang besteht. Für den naturheilkundlich tätigen Arzt ist es daher üblich, bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, nach Belastungen der Psyche zu suchen und Verarbeitungstechniken mit in den Behandlungsplan einzubauen." Dr. Eustachi Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 22
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