SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Jazz across the border (11) Von Günther Huesmann Sendung: Redaktion: Samstag, 05. November 2016 9.05 – 10.00 Uhr Martin Roth/ Ulla Zierau Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 2 SWR2 Musikstunde: Jazz across the border SWR2, 05. November 2016 09-05-10.00 Uhr Manuskript: Günther Huesmann Redaktion: Martin Roth/ Ulla Zierau Mit Günther Huesmann, guten Morgen! Was gibt es Neues in der transkulturellen improvisierten Musik? Wir erfahren es in der nächsten Stunde, in einer aktuellen Ausgabe von Jazz across the border. Signet SWR2 Musikstunde Omri Mor ist ein israelischer Jazzmusiker, der sich intensiv mit der arabischen Musikkultur auseinandergesetzt hat, besonders mit der aus Algerien. Der Pianist ist so zum Oud-Spiel gekommen, aber auch dort wo er „nur“ Klavier spielt, nimmt er in seinen spontanen Ideen viele melodische und rhythmische Elemente aus Nordafrika auf. Hier kommt er mit seiner musikalischen Beschreibung des nordafrikanischen Atlasgebirges. Der Titel heißt schlicht: „Atlas“. 1) Titel: Atlas Komponist Omri Mor Interpret: Omri Mor Label: RazDaz Rec. ohne Nummer CD: All Original 4:22 Der Pianist Omri Mor. Vor 25 Jahren kam dessen Instrumentalkollege Omar Sosa von Kuba in die USA und startete von dort aus eine internationale Karriere. Jedes neue Album von ihm bringt eine Überraschung, ständig erfindet sich der kubanische Pianist neu. Seine Musik beschränkt sich nicht auf einen einzelnen Stil, schon gar nicht auf ein simples nationales Etikett: Klar, seine Musik zeigt kubanische Züge. Aber genauso die von Klassischer Musik, Electronica, Reggae, Samba, westafrikanischer und arabischer Sounds Jetzt hat Omar Sosa ein ganz ruhiges, atmosphärisches Album gemacht, mit sehr subtil eingesetzten elektronischen Sounds – und mit dem unvergleichlich seelenvollen, sensitiven Trompeten- und Flügelhorn-Melodien des Italieners Paolo Fresu. Die arabischen Vokalisen in dem Track „Teardrop/Ya Habibi“ kommen von der belgischen Sängerin mit marrokanischen Wurzeln Natacha Atlas. 3 2) Teardrop/Ya Habibi Komponist: Omar Sosa Interpret: Paolo Fresu & Omar Sosa Label: Otá 1029 Track 1, 7:28 Der Keyboarder Omar Sosa und der Trompeter Paolo Fresu - auf ihrem Album „Eros“ gelingt ihnen die Suche nach Emotionen voll stiller Intensität. Jazzrentner klingen anders. Da hat Dave Holland noch vor wenigen Wochen seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und was macht der Kontrabassist, der Miles Davis einst in einer seiner experimentellen Phasen in höchste Höhen getragen hat und der später dann mit seinen eigenen Bands Maßstäbe im Spiel mit multiplen Metren gesetzt hat? Er liefert eine der besten Jazzproduktionen des Jahres 2016 ab. Nicht Dave Holland allein, sondern ein Quartett mit jüngeren Mitspielern, das zwar von ihm initiiert wurde, das aber betont als Kollektiv auftritt. „Aziza“ heißt es, und jeder der vier komponiert für die Band. Neben Holland ist das der Saxofonist Chris Potter, der Schlagzeuger Eric Harland und Lionel Loueke, den fantastischen Gitarristen aus Benin. 3) Summer 15 Komponist: Interpret: Aziza Label: Dare2 Records 009 CD: Aziza Track 2, 9:40 Die Band „Aziza“ mit „Summer 15“. Am Kontrabass Dave Holland, am Saxofon Chris Potter und an der Gitarre Lionel Loueke. Der wird übrigens beim diesjährigen SWR NEWJazz Meeting dabei sein: am 25. November in Mannheim, am 26. in Tübingen und am 27. in Karlsruhe. In einem Projekt, das der südafrikanische Pianist Kyle Shephard zusammengestellt hat. „Sound Portraits From Contemporary Africa“ heißt es, Loueke, Shepherd und drei andere aktuelle südafrikanische Improvisatoren erarbeiten in den Rundfunkstudios des SWR ein Programm, das sie im Anschluss daran im Sendgebiet vorstellen. Kyle Shepherd hat 15 Jahre lang Geige gespielt und die klassische Literatur studiert. Dann fand er autodidaktisch zum Klavier. Seine Musik ist tief verwurzelt im Capetwon-Jazz und dem Goema-Beat seiner Heimatstadt Kapstadt. Aber Shepherds Sounds lassen sich in keine Schublade packen, er öffnet diese Sounds für vielfältige Einflüsse aus Hip-Hop, experimentellem Jazz. 4 Und dann gibt es immer wieder aber auch das, was Kyle Shepherd „das südafrikanische Ding“ nennt: ein Spiel das unverkennbar von Shepherds Mentor, dem großen Abdullah Ibrahim, her kommt. Hier ist Kyle Shepherd mit „Fatherless“. 4) Fatherless Komponist: Kyle Shepherd Interpret: Kyle Shepherd Label: Membran Music 0878068003802 CD: Dream State, CD 2, Track 2, 6:25 Der südafrikanische Pianist Kyle Shepherd, er wird, wie gesagt, mit dem Gitarristen Lionel Loueke und anderen afrikanischen Improvisatoren beim SWR NEWJazz Meeting zu hören sein, mit dem Projekt „Sound Portraits From Contemporary Africa“ am 25. November in der Alten Feuerwache, in Mannheim, am 26. im Sudhaus in Tübingen, und am 27. In Karlsruhe, im Tollhaus. Saxofon-Power aus Australien. Der Tenorist Troy Roberts, gebürtig aus Perth, der Stadt an der westaustralischen Küste, mischt derzeit die New Yorker Jazzszene so kreativ auf, dass er schon als Nachfolger von Stilisten wie Chris Pottter und Mark Turner gehandelt wird. Auch wenn das vielleicht ein bisschen zu hoch gehängt ist. Tatsächlich macht Troy Roberts kreative Anstalten, die Saxofonsprachen von John Coltrane und Michael Brecker in neue Richtungen weiterzuführen. Und auch der fantastische Pianist aus Venezuela, den Roberts in seiner Band hat, Silvano Monasterios, macht klar. Man muss nicht mehr im Mutterland des Jazz geboren worden sein, um den stärkenden Saft aus den Wurzeln der Jazztradition im Spiel zu haben. Der kreative Poltergeist am Schlagzeug im nächsten Stück ist übrigens Roberts aktueller Chef, der ehemalige Wynton-Marsalis-Drummer: Jeff „Tain“ Watts. Virtuos, gewitzt, einfallsreich und keinesfalls etwas für verträumte Stunden im Ohrensessel der Nostalgie: hier kommt der Überflieger aus Down Under: Troy Roberts mit seiner Version des Jazz-Klassikers „Up Jumped Spring“. 5) Up Jumped Spring Komponist: Freddie Hubbard Interpret: Troy Roberts Label: Inner Circle Music 889211421305 Track 3, 8:27 Das Quartett des australischen Tenorsaxofonisten Troy Roberts interpretierte den Jazzstandard „Up Jumped Spring“. Latin meets Flamenco, der Pianist Michel Camilo aus der Dominikanischen Republik und der spanische Gitarrist Tomatio haben Standards gesetzt im Brückenschlag zwischen diesen beiden Genres. Mit ihrer gerade erschienenen 5 CD „Spain Forever“ ist die Trilogie nun voll: drei Alben mit Jazz-meets-FlamencoKlängen haben die beiden inzwischen produziert, im exquisiten Duo-Format von Klavier und akustischer Gitarre. Doch während Camilo und Tomatito auf ihren Vorgänger-Platten keine Mühen scheuten, uns Hörer in virtuosen Glücksmomenten schwindelig zu spielen, ist das neue Album betont ruhiger, fast durchgängig balladesk ausgefallen. Glücklich macht dieser entschleunigte Latin-Flamenco-Jazz aber auch. Aufgenommen wurde das Album in der Casa Limon, jenem berühmten Studio in Madrid, das von Xavier Limon und seiner Frau Salome betrieben wird, und wo schon zahlreiche Grammy-gekrönte Einspielungen produziert wurden. Da passt es, dass Michel Camilo und Tomatio den ersten Latin-Grammy überhaupt gewannen. Und wie es mit ihrer aktuellen Produktion „Spain Forever“? Auch für sie gilt das Prädikat: preisverdächtig. 6) Aqua E Vinho Komponist: Egberto Gismonti Interpret: Michel Camilo & Tomatito Label: Universal 0602557025583 CD: Spain Forever Track 1, 5:57 Der Pianist Michel Camilo und der Gitarrist Tomatito mit „Aque E Vinho“. Die Kanadierein Jane Bunnett war nicht mit der Idee eines Musikprojektes nach Kuba gekommen, sondern wollte einfach mit ihrem Mann Urlaub machen. Das Saxofon und die Flöte hatte sie trotzdem dabei, damals 1992, und dieser Aufenthalt auf der Zuckerrohrinsel sollte ihr Leben, ihre Musik verändern. Auf Kuba spielte Bunnett mit Improvisatoren aus Havanna. Seitdem haben die Rhythmen von Clave, Rumba und Son die Kanadierin nicht mehr losgelassen – trotz mancher diplomatischer Schwierigkeiten hat sie so den Kontakt zu kubanischen Musikern gehalten und immer wieder Jazz-meets-Cuba-Projekte aufgenommen. Jetzt ganz frisch herausgekommen: ihr neues Album mit einer kubanischen Frauen-Band, dem Sextett „Maqueque“. Die CD heißt „Oddara“, was in der Yoruba-Sprache, die einst mit den Sklaven von Westafrika nach Kuba gekommen war, so viel heißt wie: „für immer stark und jung“. Und auch wenn Jane Bunnett hier unmissverständlich die Chefin der Band ist, man freut sich über das kreative Potential junger kubanischer Jazzmusikerinnen, wie etwa die Pianistin Danae Orana, die Bata-Trommlerin Magdelys Savigneo oder die Sängerin Dayme Arocena. Mit dem Track „El Chivo“ geht die SWR2 Musikstunde mit der heutigen Ausgabe von Jazz across the border zuende. Mein Name ist Günther Huesmann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. 6 7) El Chivo Komponist: Interpret: Jane Bunnett & Maqueque Label: Linus Entertainment LNSE 27044 CD: Oddara Track 3, 4:17
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