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SWR2 Musikstunde
Jazz across the border (11)
Von Günther Huesmann
Sendung:
Redaktion:
Samstag, 05. November 2016 9.05 – 10.00 Uhr
Martin Roth/ Ulla Zierau
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
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SWR2 Musikstunde: Jazz across the border
SWR2, 05. November 2016
09-05-10.00 Uhr
Manuskript: Günther Huesmann
Redaktion: Martin Roth/ Ulla Zierau
Mit Günther Huesmann, guten Morgen! Was gibt es Neues in der transkulturellen
improvisierten Musik? Wir erfahren es in der nächsten Stunde, in einer aktuellen
Ausgabe von Jazz across the border.
Signet SWR2 Musikstunde
Omri Mor ist ein israelischer Jazzmusiker, der sich intensiv mit der arabischen
Musikkultur auseinandergesetzt hat, besonders mit der aus Algerien. Der Pianist ist
so zum Oud-Spiel gekommen, aber auch dort wo er „nur“ Klavier spielt, nimmt er
in seinen spontanen Ideen viele melodische und rhythmische Elemente aus
Nordafrika auf. Hier kommt er mit seiner musikalischen Beschreibung des
nordafrikanischen Atlasgebirges. Der Titel heißt schlicht: „Atlas“.
1) Titel: Atlas
Komponist Omri Mor
Interpret: Omri Mor
Label: RazDaz Rec. ohne Nummer
CD: All Original
4:22
Der Pianist Omri Mor.
Vor 25 Jahren kam dessen Instrumentalkollege Omar Sosa von Kuba in die USA
und startete von dort aus eine internationale Karriere. Jedes neue Album von ihm
bringt eine Überraschung, ständig erfindet sich der kubanische Pianist neu. Seine
Musik beschränkt sich nicht auf einen einzelnen Stil, schon gar nicht auf ein
simples nationales Etikett: Klar, seine Musik zeigt kubanische Züge. Aber genauso
die von Klassischer Musik, Electronica, Reggae, Samba, westafrikanischer und
arabischer Sounds
Jetzt hat Omar Sosa ein ganz ruhiges, atmosphärisches Album gemacht, mit sehr
subtil eingesetzten elektronischen Sounds – und mit dem unvergleichlich
seelenvollen, sensitiven Trompeten- und Flügelhorn-Melodien des Italieners Paolo
Fresu. Die arabischen Vokalisen in dem Track „Teardrop/Ya Habibi“ kommen von
der belgischen Sängerin mit marrokanischen Wurzeln Natacha Atlas.
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2) Teardrop/Ya Habibi
Komponist: Omar Sosa
Interpret: Paolo Fresu & Omar Sosa
Label: Otá 1029
Track 1, 7:28
Der Keyboarder Omar Sosa und der Trompeter Paolo Fresu - auf ihrem Album
„Eros“ gelingt ihnen die Suche nach Emotionen voll stiller Intensität.
Jazzrentner klingen anders. Da hat Dave Holland noch vor wenigen Wochen
seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und was macht der Kontrabassist, der Miles Davis
einst in einer seiner experimentellen Phasen in höchste Höhen getragen hat und
der später dann mit seinen eigenen Bands Maßstäbe im Spiel mit multiplen
Metren gesetzt hat? Er liefert eine der besten Jazzproduktionen des Jahres 2016
ab.
Nicht Dave Holland allein, sondern ein Quartett mit jüngeren Mitspielern, das zwar
von ihm initiiert wurde, das aber betont als Kollektiv auftritt. „Aziza“ heißt es, und
jeder der vier komponiert für die Band. Neben Holland ist das der Saxofonist Chris
Potter, der Schlagzeuger Eric Harland und Lionel Loueke, den fantastischen
Gitarristen aus Benin.
3) Summer 15
Komponist:
Interpret: Aziza
Label: Dare2 Records 009
CD: Aziza
Track 2, 9:40
Die Band „Aziza“ mit „Summer 15“. Am Kontrabass Dave Holland, am Saxofon
Chris Potter und an der Gitarre Lionel Loueke.
Der wird übrigens beim diesjährigen SWR NEWJazz Meeting dabei sein: am 25.
November in Mannheim, am 26. in Tübingen und am 27. in Karlsruhe. In einem
Projekt, das der südafrikanische Pianist Kyle Shephard zusammengestellt hat.
„Sound Portraits From Contemporary Africa“ heißt es, Loueke, Shepherd und drei
andere aktuelle südafrikanische Improvisatoren erarbeiten in den
Rundfunkstudios des SWR ein Programm, das sie im Anschluss daran im
Sendgebiet vorstellen.
Kyle Shepherd hat 15 Jahre lang Geige gespielt und die klassische Literatur
studiert. Dann fand er autodidaktisch zum Klavier. Seine Musik ist tief verwurzelt im
Capetwon-Jazz und dem Goema-Beat seiner Heimatstadt Kapstadt. Aber
Shepherds Sounds lassen sich in keine Schublade packen, er öffnet diese Sounds
für vielfältige Einflüsse aus Hip-Hop, experimentellem Jazz.
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Und dann gibt es immer wieder aber auch das, was Kyle Shepherd „das
südafrikanische Ding“ nennt: ein Spiel das unverkennbar von Shepherds Mentor,
dem großen Abdullah Ibrahim, her kommt. Hier ist Kyle Shepherd mit „Fatherless“.
4) Fatherless
Komponist: Kyle Shepherd
Interpret: Kyle Shepherd
Label: Membran Music 0878068003802
CD: Dream State, CD 2, Track 2, 6:25
Der südafrikanische Pianist Kyle Shepherd, er wird, wie gesagt, mit dem Gitarristen
Lionel Loueke und anderen afrikanischen Improvisatoren beim SWR NEWJazz
Meeting zu hören sein, mit dem Projekt „Sound Portraits From Contemporary
Africa“ am 25. November in der Alten Feuerwache, in Mannheim, am 26. im
Sudhaus in Tübingen, und am 27. In Karlsruhe, im Tollhaus.
Saxofon-Power aus Australien. Der Tenorist Troy Roberts, gebürtig aus Perth, der
Stadt an der westaustralischen Küste, mischt derzeit die New Yorker Jazzszene so
kreativ auf, dass er schon als Nachfolger von Stilisten wie Chris Pottter und Mark
Turner gehandelt wird. Auch wenn das vielleicht ein bisschen zu hoch gehängt
ist. Tatsächlich macht Troy Roberts kreative Anstalten, die Saxofonsprachen von
John Coltrane und Michael Brecker in neue Richtungen weiterzuführen.
Und auch der fantastische Pianist aus Venezuela, den Roberts in seiner Band hat,
Silvano Monasterios, macht klar. Man muss nicht mehr im Mutterland des Jazz
geboren worden sein, um den stärkenden Saft aus den Wurzeln der Jazztradition
im Spiel zu haben. Der kreative Poltergeist am Schlagzeug im nächsten Stück ist
übrigens Roberts aktueller Chef, der ehemalige Wynton-Marsalis-Drummer: Jeff
„Tain“ Watts.
Virtuos, gewitzt, einfallsreich und keinesfalls etwas für verträumte Stunden im
Ohrensessel der Nostalgie: hier kommt der Überflieger aus Down Under: Troy
Roberts mit seiner Version des Jazz-Klassikers „Up Jumped Spring“.
5) Up Jumped Spring
Komponist: Freddie Hubbard
Interpret: Troy Roberts
Label: Inner Circle Music 889211421305
Track 3, 8:27
Das Quartett des australischen Tenorsaxofonisten Troy Roberts interpretierte den
Jazzstandard „Up Jumped Spring“.
Latin meets Flamenco, der Pianist Michel Camilo aus der Dominikanischen
Republik und der spanische Gitarrist Tomatio haben Standards gesetzt im
Brückenschlag zwischen diesen beiden Genres. Mit ihrer gerade erschienenen
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CD „Spain Forever“ ist die Trilogie nun voll: drei Alben mit Jazz-meets-FlamencoKlängen haben die beiden inzwischen produziert, im exquisiten Duo-Format von
Klavier und akustischer Gitarre. Doch während Camilo und Tomatito auf ihren
Vorgänger-Platten keine Mühen scheuten, uns Hörer in virtuosen
Glücksmomenten schwindelig zu spielen, ist das neue Album betont ruhiger, fast
durchgängig balladesk ausgefallen.
Glücklich macht dieser entschleunigte Latin-Flamenco-Jazz aber auch.
Aufgenommen wurde das Album in der Casa Limon, jenem berühmten Studio in
Madrid, das von Xavier Limon und seiner Frau Salome betrieben wird, und wo
schon zahlreiche Grammy-gekrönte Einspielungen produziert wurden. Da passt
es, dass Michel Camilo und Tomatio den ersten Latin-Grammy überhaupt
gewannen. Und wie es mit ihrer aktuellen Produktion „Spain Forever“? Auch für
sie gilt das Prädikat: preisverdächtig.
6) Aqua E Vinho
Komponist: Egberto Gismonti
Interpret: Michel Camilo & Tomatito
Label: Universal 0602557025583
CD: Spain Forever
Track 1, 5:57
Der Pianist Michel Camilo und der Gitarrist Tomatito mit „Aque E Vinho“.
Die Kanadierein Jane Bunnett war nicht mit der Idee eines Musikprojektes nach
Kuba gekommen, sondern wollte einfach mit ihrem Mann Urlaub machen. Das
Saxofon und die Flöte hatte sie trotzdem dabei, damals 1992, und dieser
Aufenthalt auf der Zuckerrohrinsel sollte ihr Leben, ihre Musik verändern.
Auf Kuba spielte Bunnett mit Improvisatoren aus Havanna. Seitdem haben die
Rhythmen von Clave, Rumba und Son die Kanadierin nicht mehr losgelassen –
trotz mancher diplomatischer Schwierigkeiten hat sie so den Kontakt zu
kubanischen Musikern gehalten und immer wieder Jazz-meets-Cuba-Projekte
aufgenommen.
Jetzt ganz frisch herausgekommen: ihr neues Album mit einer kubanischen
Frauen-Band, dem Sextett „Maqueque“. Die CD heißt „Oddara“, was in der
Yoruba-Sprache, die einst mit den Sklaven von Westafrika nach Kuba gekommen
war, so viel heißt wie: „für immer stark und jung“.
Und auch wenn Jane Bunnett hier unmissverständlich die Chefin der Band ist,
man freut sich über das kreative Potential junger kubanischer Jazzmusikerinnen,
wie etwa die Pianistin Danae Orana, die Bata-Trommlerin Magdelys Savigneo
oder die Sängerin Dayme Arocena. Mit dem Track „El Chivo“ geht die SWR2
Musikstunde mit der heutigen Ausgabe von Jazz across the border zuende. Mein
Name ist Günther Huesmann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
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7) El Chivo
Komponist:
Interpret: Jane Bunnett & Maqueque
Label: Linus Entertainment LNSE 27044
CD: Oddara
Track 3, 4:17