Gesundheitsgespräch Epilepsie: Gewitter im Gehirn Sendedatum: 6. August 2016 Experte: Prof. Soheyl Noachtar, Leiter des Interdisziplinären Epilepsiezentrums am Klinikum der Universität München-Großhadern Autor: Holger Kiesel Epilepsie - Kurzschluss im Gehirn Es ist eine Erkrankung mit oft merkwürdigen und beunruhigenden Symptomen: Menschen kippen plötzlich um, machen einen seltsam abwesenden Eindruck oder fangen an zu zucken. Wenn Nervenzellen im Gehirn verrücktspielen und dadurch ein epileptischer Anfall ausgelöst wird, kann das viele Ursachen haben: Tumoren, Entzündungen, Blutungen, genetische Defekte. So gut wie alles, was das Gehirn krank machen kann, kann auch epileptische Anfälle verursachen. Welche Therapie im Einzelfall die richtige ist, hängt dementsprechend vom Auslöser ab - und von der Hirnregion, in der der Anfall entsteht. Erscheinungsbild und Definition der Epilepsie Epilepsien sind Gehirnerkrankungen, die sich in Form von Anfällen äußern. Je nach Ursache können verschiedene Hirnregionen betroffen sein. "Bei einem epileptischen Anfall beginnen größere Nervenzellverbände in der Hirnrinde plötzlich, sich mit großen Stromstärken zu entladen. Davon werden andere Zellen angesteckt, bis im schlimmsten Fall das ganze Hirn betroffen ist. Nach einigen Sekunden oder höchstens wenigen Minuten hören die Anfälle meist wieder auf." Prof. Soheyl Noachtar Welche Ursachen hat Epilepsie? Im Grunde kann alles, was das Gehirn krank machen kann, auch Epilepsien verursachen. Dazu gehören: • Tumoren • Entzündungen • Blutungen • Genetische Defekte Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 • • Degenerationen Elektrolyt-Verschiebungen Arten der Epilepsie Zunächst unterscheidet man zwei große Gruppen: Die generalisierten und die fokalen Epilepsien: Fokale Epilepsien: Bei den fokalen Formen entstehen Anfälle nur in einer bestimmten, erkrankten Gehirnregion. Kann diese operativ entfernt werden, hören die Anfälle auf. Eine häufig betroffene Hirnregion für fokale Epilepsien ist der Schläfenlappen, aus dem erkrankte Strukturen in der Regel mit geringem Risiko herausoperiert werden können. Generalisierte Epilepsien: Bei den generalisierten Epilepsien kann dagegen nicht eine einzelne Hirnregion für die Entstehung der Anfälle verantwortlich gemacht werden. "Hier sind ganze Netzwerke zwischen Hirnrinde und Hirnkernen gestört", erläutert der Neurologe: "Hemmende Funktionen im Gehirn fallen aus, wodurch Anfälle ausgelöst werden." Generalisierte Epilepsien können nicht durch Entfernung eines Hirnareals geheilt werden. In einigen Fällen kann jedoch durch verschiedene chirurgische Verfahren geholfen werden. Bei Schwerkranken kann die Durchtrennung der Verbindung zwischen beiden Hirnhälften zu einer Linderung der Anfälle - selten zu Anfallsfreiheit führen. Bei anderen kann durch elektrische Stimulation des Vagusnerven am linken Halsrand oder durch Stimulation tiefer Hirnkerne (Thalamusstimulation) die Anfallssituation gebessert werden. Der Stimulator liegt - wie beim Herzschrittmacher - in der Achsel. Infantiler Spasmus Infantiler Spasmus ist die Bezeichnung für die typische Anfallsform des ersten Lebensjahrs. In der Regel spreizen Babys dabei Arme und Beine und ziehen sie nach oben. Neben Epilepsien mit sehr günstiger Prognose gibt es eine besonders schwere Verlaufsform im Kleinstkindalter: Das West-Syndrom. Hier beginnen die Anfälle zwischen dem dritten und zwölften Lebensmonat und treten sehr häufig auf. Die betroffenen Kinder verlieren bereits erworbene Fähigkeiten und sind meist körperlich, geistig und sprachlich stark entwicklungsverzögert. Verschiedene Anfallsformen Man unterscheidet bei Epilepsien auch verschiedene Erscheinungsformen der Anfälle. Zum Beispiel: Aura: Betroffene verspüren ein charakteristisches Gefühl, das ihnen den Beginn des Anfalls ankündigt. Oft besteht dies in einem Unwohlsein in der Magengegend oder einer Deja-vu Sensation. Absencen: Die Betroffenen verharren sehr oft am Tag für einige Sekunden. Sie starren, häufig blinzeln sie auch und reagieren nicht auf Ansprache. Die Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 Betroffenen bemerken diese Zustände oft selbst nicht. Tonisch-klonische Anfälle: Die sogenannten "großen Anfälle" können bei allen Epilepsieformen auftreten. Hier krampft der ganze Körper für wenige Minuten. Es kommt zu Verkrampfungen und Zuckungen. Betroffene beißen sich auf die Zunge, entleeren manchmal unkontrolliert Blase oder Darm. Dem Anfall folgt ein Verwirrtheitszustand oder Schläfrigkeit für Minuten bis Stunden. Diagnose und Anfallsverlauf der Epilepsie Dass jemand umfällt und dabei zuckt, kann viele Gründe haben. Nicht alles, was mit Bewusstseinsverlust und Zuckungen einhergeht ist zwangsläufig eine Epilepsie. Deshalb ist eine eindeutige Diagnose wichtig - und richtiges Handeln, wenn der Anfall auftritt. Abgrenzung zu anderen Erkrankungen Es ist wichtig, epileptische Anfälle gegenüber Ohnmachten abzugrenzen, die als Folge von Herz-Kreislauf-Krankheiten auftreten. "Nicht jeder, der während einer Ohnmacht zuckt, ist deswegen gleich Epileptiker", so Prof. Noachtar: "Es werden relativ häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen fälschlicherweise für Epilepsien gehalten." Auch bei psychisch bedingten Anfällen kommt es häufiger zu Verwechslungen. Das EEG als Diagnosemittel Hirnstrommessung wird medizinisch als Elektroenzephalografie (EEG) bezeichnet. Nicht alle Epileptiker zeigen bei der Hirnstrommessung zu allen Zeitpunkten Auffälligkeiten. Wiederholt man das EEG allerdings häufiger beziehungsweise verlängert man die Messung, steigt die Chance einen krankhaften Befund aufzuzeichnen. Besonders effektiv ist die Hirnstrommessung im Schlaf. Hier sind häufiger Veränderungen erkennbar, obwohl dem Patienten selbst nichts anzusehen ist. Mit Hilfe des EEG können auch Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit eines Anfallsrückfalls gezogen werden. Vorzeichen eines epileptischen Anfalls Welche Vorzeichen es für einen Anfall gibt, hängt von der Lage der erregten Hirnregion ab. Der Kranke selbst empfindet die sogenannte Aura, als eine Art Vorgefühl. "Häufig ist beispielsweise die epigastrische Aura", beschreibt der Neurologe: "Ein komisches, unbestimmtes Gefühl in der Magengegend. Manche schildern Übelkeit, andere ein Gefühl wie Hunger oder wie die Fahrt in einem zu schnellen Aufzug. Diese Form der Aura ist typisch für Schläfenlappen-Epilepsien." Die Aura selbst ist medizinisch bereits Teil des Anfalls. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Tipp: Hilfe während des epileptischen Anfalls Als Außenstehender sollte man während eines Anfalls bei dem Betroffenen bleiben und versuchen, ihn vor Gefahrensituationen und Verletzungen zu schützen. Wichtig: Den Betroffenen möglichst nicht festhalten! Das könnte leicht zu Gegenwehr führen. Lieber ansprechen und ablenken! Erste Hilfe Fällt ein Epileptiker hin, sollte man ihn in die stabile Seitenlage bringen, damit Speichel oder Blut nicht in die Luftröhre fließen können! Gefährliche Situationen vermeiden Epileptiker sollten unbedingt Situationen vermeiden, die im Falle eines Anfalls lebensbedrohlich werden könnten beziehungsweise sollten sie zumindest in Begleitung sein (beispielsweise beim Schwimmen). Fahrradfahren im Straßenverkehr oder das Steuern eines Autos sind für Epileptiker, die nicht anfallsfrei sind, verboten. "Auch wenn ein Betroffener durch Medikamente anfallsfrei ist, muss unbedingt gewährleistet sein, dass er seine Tabletten regelmäßig nimmt, damit er, nach Rücksprache mit einem Spezialisten, wieder ein Fahrzeug steuern darf." Prof. Soheyl Noachtar Therapie der Epilepsie Diätetische Maßnahmen (Alkoholkonsum, Schlafgewohnheiten) spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Insbesondere im Kindesalter können Diäten hilfreich sein (ketogene Diät). Die Zahl der Mittel gegen Epilepsie hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Zwei von drei Patienten mit Epilepsie werden durch eine medikamentöse Behandlung anfallsfrei. Einigen Betroffenen, denen Medikamente nicht ausreichend helfen, kommen für operative Eingriffe infrage. Medikamente gegen Epilepsie Neuere Medikamente wirken zwar nicht unbedingt besser als die alten, aber sie haben weniger Nebenwirkungen: Symptome wie Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme treten zum Beispiel deutlich seltener auf. Zudem werden viele der neuen Mittel nicht über die Leber abgebaut. "Das ist gerade für ältere Patienten wichtig, die mehrere Medikamente nehmen müssen", erklärt der Neurologe: "Ansonsten ist der komplexe Leberstoffwechsel schnell Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 überfordert." Auch negative Wechselwirkungen mit der Anti-Baby-Pille sind nicht mehr so häufig. Was bewirken die Medikamente? Die Mittel gegen Epilepsie kontrollieren die krankhaften Entladungen größerer Zellverbände, die zum Anfall führen. Ziel ist es, dass dieser Prozess entweder gar nicht erst in Gang kommt oder sich zumindest nicht ausbreiten kann. Dies kann beispielsweise durch die Blockade bestimmter Rezeptoren erreicht werden oder dadurch, dass die Kommunikation zwischen den Zellen mittels Stabilisierung der Zellmembran normalisiert wird. Welches Mittel ist das richtige? Welches Medikament im Einzelfall das richtige für einen Patienten ist, hängt häufig stark vom Nebenwirkungsprofil des jeweiligen Mittels ab. Beispiele von Prof. Noachtar: - Einem Patienten, der ohnehin zu Hautreizungen neigt, wird man eher kein Medikament verordnen, dass einen Ausschlag hervorrufen könnte. - Genauso wenig wird man einer Frau, die ihr Gewicht schlecht halten kann und darunter leidet, ein Präparat geben, das ihren Appetit zusätzlich anregt. Therapie ohne Medikamente Eine wichtige Maßnahme ist, mögliche Auslöser für Anfälle zu vermeiden. Bei einigen Epilepsieformen (vor allen den generalisierten) gehört dazu zum Beispiel starker Alkoholkonsum und Schlafentzug. Auch einige Medikamente können anfallsfördernd wirken (zum Beispiel Malariaprophylaxe). Eine aktive Unterdrückung der Aura im Vorfeld eines Anfalls durch den Betroffenen gelingt leider nur äußerst selten. Operative Eingriffe bei Epilepsie "Eine Operation ist immer dann sinnvoll, wenn die Medikamente nicht ausreichend helfen und der Anfallsursprung in einer Hirnregion liegt, die ohne großes Risiko entfernt werden kann. So eine Hirnregion wäre etwa der Schläfenlappen. Bei einem Eingriff im Sprachzentrum dagegen wäre der Verlust für den Patienten deutlich größer als der Gewinn." Prof. Soheyl Noachtar Mit Hilfe des Magnet-Resonanz-Topographen (MRT) kann man heute auch bestimmte Epilepsie auslösende Merkmale erkennen. Das Risiko für Komplikationen mit bleibenden Schäden (Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmungen) bei Schläfenlappen-Operationen liegt bei etwa einem Prozent. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 Tiefe Hirnstimulation "Hier handelt es sich um ein seit 2010 eingeführtes Verfahren, das durchaus erfolgversprechend ist. Bei diesem Eingriff wird ein Stimulationsgerät (ähnlich einem Herzschrittmacher) in die Achselhöhle implantiert und unter der Haut das Stimulationskabel in das Hirn geleitet, um tiefe Hirnregionen elektrisch zu reizen. Bei manchen Patienten, die weder auf Medikamente noch auf einen epilepsiechirurgischen Eingriff hin anfallsfrei wurden, konnte so die Anfallssituation deutlich gebessert werden. Eine ähnliche Methode wird auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit angewandt. Es handelt sich zwar um einen nicht ganz unkomplizierten Eingriff, der nur in speziellen Zentren duchgeführt wird, aber das Potential ist groß." Prof. Soheyl Noachtar Zusätzliche Aspekte Welche Prognose haben verschiedene Epilepsieformen? Mindert die Krankheit die Lebenserwartung? Beeinflusst sie die Persönlichkeit? Und wo kann ich mich mit anderen Betroffenen austauschen? Epilepsie wirft viele Fragen auf, jenseits von Diagnostik und Therapie. Manche Epilepsien können ausheilen • Sogenannte Absence-Epilepsien, die typischerweise im Schulalter beginnen, können besonders gut mit Medikamenten behandelt werden. • Beginnt die Erkrankung vor dem zwölften Lebensjahr, besteht eine 80prozentige Chance auf Heilung. Kommt es jedoch zu einem Rückfall, bleibt die Störung ein Leben lang. • Auch die benigne fokale Epilepsie des Kindesalters, die mit seltenen vorwiegend nächtlichen Anfällen einhergeht, heilt in der Regel nach der Pubertät von selbst wieder aus. • Andere Formen, wie etwa die juvenile myklonische Epilepsie, werden bei wenigen Patienten im höheren Alter besser und erfordern jahrzehntelange Behandlung. Epilepsie und Alter Bei vielen Epilepsien gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Alter des Patienten und der Ursache der Erkrankung: Bei kleinen Kindern bis zum fünften Lebensjahr entstehen Epilepsien besonders häufig aufgrund von Stoffwechselstörungen oder genetischen Defekten. Ab dem jungen Erwachsenenalter treten nur selten neue Epilepsien auf. Ab 65 gibt es zahlreiche Neuerkrankungen mit Ursachen wie Durchblutungsstörungen, Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 Schlaganfälle, degenerativen Störungen (Demenz), Tumoren oder Hirnverletzungen. Epilepsie und Lebenserwartung Inwieweit Epilepsie die Lebenserwartung eines Betroffenen beeinflusst, hängt entscheidend von ihrer Ursache ab. Ist sie mit einer anderen, lebensbedrohlichen Krankheit verbunden - etwa einem Hirntumor - wird die Prognose vom Tumor bestimmt. Hinzu kommt generell die Unfallgefahr durch Anfälle und Stürze. Auch leiden Epilepsie-Patienten besonders häufig unter Depressionen. Dementsprechend hoch ist auch die Selbstmordrate unter den Betroffenen. "Leider wird auf die Behandlung der Depression bei Epileptikern, gerade mit Medikamenten, von Patienten wie Ärzten oft zu wenig Wert gelegt.“ Prof. Soheyl Noachtar Plötzlicher unerklärter Tod bei Epileptikern (SUDEP) Das Phänomen des plötzlichen ungeklärten Todes trifft vor allem junge, insbesondere männliche Epileptiker mit großen Krampfanfällen. Die Ursache dafür liegt bislang weitgehend im Dunkeln. Es gibt während eines Anfalles zwar manchmal Herzaussetzer, danach schlägt das Herz aber in den allermeisten Fällen normal weiter. "Das Problem sind wahrscheinlich Atemaussetzer, wenn ein Anfall sich bis in den Hirnstamm ausbreitet", vermutet Prof. Noachtar. An SUDEP stirbt pro Jahr einer von 600 Epilepsie-Patienten. Epilepsie und Persönlichkeitsveränderung Es gibt einige Faktoren im weiteren Umfeld der Epilepsie, die Einfluss auf die Persönlichkeit der Betroffenen haben können: • Viele nehmen Medikamente, die die Konzentration schwächen und so das Verhalten beeinflussen. • Einige haben lange in Einrichtungen gelebt und dort Eigenarten entwickelt. • Eine große Zahl von Anfällen (besonders im Bereich des Schläfenlappens) wirkt auf Gedächtnisleistung und Emotionskontrolle, was soziale Probleme verursachen kann. • Liegt der Ursprung der Epilepsie im Frontallappen, kann die Antriebskraft und Affektkontrolle eines Menschen beeinträchtigt sein. Epilepsie-Selbsthilfegruppen Vielen hilft es, sich mit anderen über ihre Erkrankung auszutauschen. "Es ist aber wichtig, nicht so schnell aufzugeben", rät der Neurologe: "Man sollte etwas Geduld haben, auch wenn man nicht gleich die richtige Gruppe findet. Schließlich gibt es auch im Fußballverein immer Leute, die man nicht mag." Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 Wichtig: Mittlerweile gibt es außerdem in jedem bayerischen Bezirk eine Epilepsie-Beratungsstelle als Anlaufpunkt für Betroffene und Angehörige. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8
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