analyse: deutsche oems laufen in die co2-falle

Problematischer Fokus auf Dieselantrieb
ANALYSE: DEUTSCHE OEMS LAUFEN IN
DIE CO2-FALLE
Andreas Karius am 14. November 2016
Sinkende Dieselmarktanteile, rapide steigende SUV-Verkäufe und ein negativer
Verkaufstrend bei Elektroautos: Die deutschen OEMs laufen laut Autoexperte
Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research Gefahr, die EUVorgaben für CO2-Grenzwerte zu verfehlen.
Das langsame Tempo der deutschen Autobauer beim Umstieg auf Elektroautos, das
Fehlen von Alternativen zum Elektroauto, der Rückgang des Diesels und das
Ansteigen der SUVs Verkäufe verschärfen das Risiko von Strafzahlungen für die
Autobauer an die EU aufgrund der Verletzung der CO2-Vorgaben, so eine aktuelle
Analyse aus dem CAR-Center Automotive Research (CAR) an der Universität
Duisburg-Essen. Laut Autor müssen die deutschen Autobauer und ihr Verband die
Klimapolitik deutlich ernster nehmen als bisher und schneller gegensteuern.
Verschärft wird die Lage durch die aktuellen Plandiskussionen der chinesischen
Regierung, die als Ergebnis eine Quote für die Produktion von Elektroautos im Jahr
2018 von 8 Prozent bringen könnten. Für die deutschen Autobauer würde das
bedeuten, dass bereits im Jahr 2018 mehr als 400.000 Elektroautos von Audi, BMW,
Daimler und VW in China gebaut werden müssen, um hohe Strafzahlungen oder
große Markanteilsverluste zu vermeiden. Die Chinesen planen darüber hinaus, die
sogenannte E-Auto-Quote dynamisch zu gestalten und im Jahr 2019 auf 10 Prozent
und 2020 auf 12 Prozent aller in China produzieren Fahrzeuge zu steigern, warnt die
Analyse.
Allerdings könne man erst um das Jahr 2020 mit einem nennenswerten ElektroautoAngebot der deutschen Autobauer rechnen. Es sei nicht nur China, sondern erst
recht der heimische Markt, der ein deutlich besseres Angebot von Elektroautos
erwartet. "Blumige Worte und die Beteuerungen des Verbandspräsidenten, wie gut
die deutsche Autoindustrie arbeitet, dass man zusätzlichen Schutz braucht,
verschärfen die Lage, statt zu Lösungen beizutragen", befindet Dudenhöffer.
Der "Strohhalm" Dieselantrieb, mit dem es nach den Plänen der deutschen
Autobauer gelingen sollte, die CO2-Grenzwerte der EU einzuhalten und hohe
Strafzahlungen und ein negatives Image als Klimasünder zu vermeiden, knickt
unterdessen weiter ab: Im Zuge des Abgasskandals wenden sich die Autokäufer
immer stärker vom Diesel ab. So knickte im Oktober 2016 erneut der
Dieselmarktanteil ein und erreichte mit 44,2 Prozent den niedrigsten Wert seit 67
Monaten, also 5,6 Jahren, so das CAR.
Zu den Problemen des sinkenden Dieselanteils und des schwächelnden Starts von
Elektroautos kommt ein immer schneller steigender Marktanteil von SUV. So betrug
allein im Oktober 2016 der Marktanteil der SUV in Deutschland mit 58.873
Zulassungen 22,4 Prozent. In den ersten zehn Monaten des Jahres lag der SUVMarktanteil bei 21% und im Jahr 2015 wurden 599.422 SUV neu zugelassen. Dies
entsprach einem Marktanteil von 18,7 Prozent. Nach unserer Einschätzung wird bis
Ende 2017 der SUV-Anteil auf mehr als 24 Prozent wachsen. Damit steigen die CO2Emissionen im Neuwagenmarkt an.
Automobilindustrie
DEUTSCHLAND FÄHRT IM EU-VERGLEICH
HINTERHER
14. NOVEMBER 2016,
Immer mehr SUV und sinkende Zulassungszahlen von Diesel- und Elektro-Fahrzeugen:
Diese Kombination bringt die deutschen Autobauer nach Ansicht von Professor
Ferdinand Dudenhöffer in die Bredouille. Warum das denn?
Immer mehr SUV und sinkende Zulassungszahlen von Diesel- und Elektro-Fahrzeugen: Diese
Kombination bringt die deutschen Autobauer nach Ansicht von Professor Ferdinand
Dudenhöffer in die Bredouille. Wegen des Verfehlens der Emissionsziele könne es zu
Strafzahlungen an die EU kommen. Und weil China eine E-Auto-Quote einführen will, droht
auch hier Ärger.
Der Abwärtstrend für Selbstzünder-Modelle infolge der AbgasAffäre ist laut der Experten der Universität Duisburg-Essen
mittlerweile unübersehbar. Eine fatale Entwicklung, da die
deutschen Hersteller mit Blick auf die CO2-Grenzwerte der EU
voll auf die Dieselkarte gesetzt hätten. Dieselgate und die
erhöhten Stockoxid-Emissionen bei vielen Modellen im realen
Fahrbetrieb könnten dies verhindern. Denn "die Akzeptanz von
Diesel-Pkw bei Neuwagenkäufer sinkt immer stärker", ist in der
aktuellen Veröffentlichung des Center Automotive Research
(CAR) zu lesen. 44,2 Prozent Marktanteil im Oktober 2016 seien
der niedrigsten Wert seit 67 Monaten. Und bis 2018 könne er gar
unter 40 Prozent sinken. Das sei mit Blick auf den SUV-Boom der Marktanteil ist von 18,7 auf aktuell 22,4 Prozent gewachsen,
Tendenz steigend - umso bedenklicher.
Mehr zum Dieselantrieb und
der Elektromobilität in „Wer
kriegt die Kurve?“
Und was ist nun zu tun? "Die deutschen Autobauer und ihr
Verband müssen die Klimapolitik deutlich ernster nehmen als
bisher und schneller gegensteuern", schreibt Ferdinand Dudenhöffer und warnt vor einer
weiteren Gefahr: China erwäge eine Mindest-Quote von 8 Prozent für Elektroautos. "Für die
deutschen Autobauer würde das bedeuten, dass bereits im Jahr 2018 mehr als 400.000
Elektroautos von Audi, BMW, Daimler und VW in China gebaut werden müssen, um hohe
Strafzahlungen oder große Marktanteilsverluste zu vermeiden." Damit aber sei angesichts des
noch schwachen Angebots der deutschen Autobauer nicht zu rechnen: "Nahezu alles, was an
neuen Elektroautos von deutschen Autobauern auf Messen vorgestellt wurde, kommt erst um
das Jahr 2019 und 2020 in den Markt."
Die Elektroauto-Zulassungen in Deutschland sind trotz der eingeführten Kaufprämie sogar
rückläufig. Wurden nach den Zahlen des CAR im Oktober 2015 noch 1.167 neue E-Mobile
und Plug-in-Hybride neu zugelassen, waren es im Oktober 2016 nur 611 Einheiten. Und
damit fahre Deutschland im europäischen Vergleich gnadenlos hinterher: Gerade einmal 0,7
Prozent aller neuen Pkw in den ersten neun Monaten 2016 waren Elektro-Modelle, das
bedeutet Platz 11 in der EU und liegt sogar unter dem Durchschnittswert von 0,9 Prozent.
Deutlich besser läuft es in Sachen E-Mobilität nicht nur im Vorzeige-Land Norwegen (28,8
Prozent!), sondern zum Beispiel auch in Schweden (3,5), den Niederlanden (2,8), der Schweiz
(2,0) und den beiden großen Auto-Nationen Frankreich und England (jeweils 1,4 Prozent).
Und Alternativen zum E-Auto gibt es laut Dudenhöffer in Deutschland ebenfalls nicht. Trübe
Aussichten also? Bisher haben sich die deutschen Ingenieure noch immer etwas einfallen
lassen.
Der Artikel "Deutschland fährt im EU-Vergleich hinterher" wurde am 14.11.2016 in der Kategorie News
von Thomas Schneider mit den Stichwörtern Automobilindustrie, Elektromobilität, Elektroauto,
Statistik, Diesel, News, veröffentlicht.