Hitzige Debatte um VW und Lob für Niedersachsen

PODIUMSDISKUSSION ZUR NOZ-AGENDA
Hitzige Debatte um VW und Lob für
Niedersachsen
Osnabrück. Niedersachsens Wirtschaft geht es gut. Aber bleibt das so in der
Kombination von Demografie, Globalisierung und Digitalisierung? Und wie steht es
um die Zukunft von VW? Das waren die Themen einer Podiumsveranstaltung im
Rahmen der Reihe NOZ-Agenda.
Von Burkhard Ewert und Alexander Klay
Mittwoch, 24. Februar 2016,
Magere Rendite:
Dudenhöffer kritisiert Kostenstruktur bei VW
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat die geringe Rendite der Kernmarke VW Pkw kritisiert.
Einen Teil des Problems sieht er in der Struktur des Aufsichtsrats. Aber es gebe auch positive
Veränderungen im Konzern.
Osnabrück. Volkswagen muss seine
Kostenstruktur verbessern - das fordert
der Leiter des CAR-Instituts der
Universität Duisburg-Essen, Ferdinand
Dudenhöffer. Die Tochtermarken, allen
voran Porsche und Audi, verdienen bei
VW das Geld. Die Rendite der
Kernmarke beträgt dagegen lediglich
zwei Prozent. Damit sei VW nicht
wettbewerbsfähig, monierte der Experte
auf einer Podiumsdiskussion der "Neuen
Osnabrücker Zeitung".
Ein Teil des Problems liegt seiner
Ferdinand Dudenhöffer: Der Chef des CAR-Instituts hält die
Ansicht nach in der Struktur des
Kostenstruktur bei VW für nicht wettbewerbsfähig.
Aufsichtsrats. Dort haben sowohl das
(Foto: Michael Knauer)
Land Niedersachsen als auch die Arbeitnehmer traditionell eine deutlich größere Macht als bei andern
Konzernen. "Beide, Politiker und Gewerkschafter, wollen gewählt werden", sagte Dudenhöffer. Es
könne jedoch nicht sein, dass das Kirchturmdenken um Wolfsburg und Niedersachsen das Handeln
eines Weltkonzerns bestimme. Diese "unheilige Allianz" habe eine spezielle Kultur bei VW geschaffen,
die mitverantwortlich sei für den Abgas-Skandal.
Stephan Weil, der Ministerpräsident von Niedersachsen, sah das naturgemäß anders und verteidigte
die Struktur des Aufsichtsrats. Diese sei nicht verantwortlich für den VW-Skandal. Das Jahr 2016
werde sicher schwierig für den Konzern. "Ich hoffe, am Ende des Jahres sagen zu können, es war ein
Jahr der Genesung und der Konsolidierung", sagte er. Dudenhöffer glaubt daran, dass die neue
Mannschaft um Matthias Müller die Probleme bewältigen kann.
Weil kündigte die Vorlage von Details im VW-Skandal an: „In wenigen Wochen wird es dann insgesamt
zu kommunizieren sein."
Probleme bei Zulieferern
Der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, wies auf die schwierige Lage der
Zulieferer hin. Insbesondere die Lieferanten von Diesel-Komponenten bekämen Probleme, bei einigen
drohe bereits Kurzarbeit, sagte Schmidt. Er forderte, der Konzern müsse die Zulieferer künftig besser
einbinden. "Nach meinem Eindruck herrscht bei BMW und Daimler eine andere Kultur im Umgang mit
den Zulieferern als bei VW", sagte er.
Eine Änderung liege im Interesse des VW-Konzerns, denn ein Autohersteller könne nur so gut sein,
wie es seine Zulieferer zuließen. Die Branche brauche Planungssicherheit: "Gerade im Hinblick auf
die Investitionsplanung weiß keiner, wo es hingehen wird." (dpa/swi)