Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 1 20.19 Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und Zuhörer vor den Fernsehgeräten! Auch dieser Antrag gehört hinterfragt. Wir unterstützen den Antrag, aber wie lautet da der Antragstext? – Die Bundesregierung wird ersucht, sich bei der Pauschalreise-Verordnung für eine „möglichst unbürokratische und kostengünstige Regelung für die österreichische Hotellerie einzusetzen.“ Okay, das unterstützen wir. Das erwarte ich mir aber von einer Regierung, dass sie das tut: dass sie sich für eine kostengünstige Regelung für die Hotellerie – die eh geplagt ist, bitte schön, die letzten Jahre bis zum Gehtnichtmehr – einsetzen. Wir stimmen dem zu, inhaltlich ist das in Ordnung. Aber, noch einmal: Wir erwarten uns das, geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der FPÖ.) Lieber Kollege Unterrainer – weil Sie versucht haben, den Kollegen Brückl zu maßregeln –: Es ist nicht die Frage, wie lange jemand in einem Ausschuss ist. Es gibt die freie Rede, es gibt das freie Mandat und jeder Mandatar kann hier seine Meinung kundtun, egal, wie lange er in einem Ausschuss sitzt. Das ist vollkommen unerheblich! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. El Habbassi.) Ich glaube, die Parlamentskorrespondenz ist objektiv, und wenn ich jetzt den letzten Tourismusausschuss Revue passieren lasse, darf ich schon festhalten, dass von acht Initiativen sechs Initiativen gemeinsam von der Opposition eingebracht wurden, obwohl wir uns redlich bemüht haben, auch die Regierungsparteien mit ins Boot zu holen. Aber die Gespräche sind im Sand verlaufen. Da war kein Kompromiss möglich – entgegen alter Regelungen, gemeinsam für die Tourismuswirtschaft etwas weiterzubringen! Bitte, Herr Präsident, ich darf aus der Parlamentskorrespondenz wie folgt zitieren: „Initiativen der Oppositionsparteien boten dem Tourismusausschuss Gelegenheit zu einer lebhaften Debatte über aktuelle Themen der Branche.“ Ja, das ist und das war die Wahrheit! Und wenn ich nun nur diese Initiativen streife, Herr Kollege Obernosterer, dann muss ich sagen: Ich hätte mir erwartet, dass wir im Vorfeld über die eine oder andere Initiative einen Konsens erzielen, weil es, glaube ich, gescheite Sachen sind. Die eine oder andere Sache wurde ja bereits angesprochen. Schauen wir uns das einmal an! Ein Beispeil: Schaffung fairer Spielregeln und Wettbewerbsbedingungen im Zusammenhang mit Online-Buchungsplattformen. – Da ging es um die Bestpreisklausel, dass nämlich große Anbieter, Online-Plattformen, Version vom 20. Juni 2016, 14:37 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 2 immer den günstigsten Preis anbieten und dass es der Hotellerie nicht gestattet ist, diesen Preis zu unterbinden. In Deutschland ist dieses Verbot gefallen. Die Hotellerie hat dann nicht mehr die nötige Flexibilität. Das wollten wir regeln, das wollten wir anpacken. Doch: kein Konsens im Vorfeld! Da frage ich mich: Wieso nicht? (Abg. Obernosterer: Weil die Wettbewerbsbehörde weisungsfrei ist!) – Na, das, was in Deutschland und in Frankreich möglich ist, wird wohl auch in Österreich möglich sein. Es sind sowieso Klagen eingebracht, und man wird sehen, was herauskommt. Aber unterstützend hätten wir da schon für die österreichische Tourismuswirtschaft tätig sein können, weil immerhin 200 Millionen € jährlich an Provisionen an OnlinePlattformen fließen, mit steigender Tendenz. Das ist genau die Kaufkraft und genau das Geld, das der Branche für Investitionen verlorengeht. Es gibt null Unterstützung. Null Unterstützung! – Da hätten wir uns im Vorfeld darauf einigen können. (Abg. Obernosterer: Das ist Wettbewerb ...!) Über den dritten Tagesordnungspunkt, die kurzzeitige Mitarbeit Familienangehöriger, haben wir uns bereits unterhalten. Da herrscht ja grundsätzlich Konsens. Aber das wird von der SPÖ blockiert. Ein Jahr lang bringe ich das hier schon vor. Dass das nicht möglich ist, versteht draußen niemand. Mich sprechen viele Leute an und fragen, wieso wir da „nichts aus den Stauden bringen“? – Ich kann das ja schon gar nicht mehr erklären. Oder: der gemeinsame Antrag betreffend leistbares Skifahren durch eine EU-konforme Lösung. – Keine Unterstützung! (Zwischenruf des Abg. Obernosterer.) – Wenn ich mir da die Redebeiträge anschaue, auch die vom SPÖ-Kollegen Bacher, dann erstaunt mich das schon sehr. Die SPÖ geht her und sagt: Es ist eh alles so super, alles paletti! Skifahren ist eh grundsätzlich günstig! Die Tarife, die verlangt werden, sind normal!, et cetera, et cetera. Ich brauche mich nicht schlau zu machen, man steckt ja sowieso mitten drinnen, aber wenn man sich die Tarife wirklich ein bisschen zugute führt: 49,50 € Tagespass am Arlberg, Saalbach-Hinterglemm 47 €, Ischgl 49,50 €, Zillertal 48,50 € und so weiter und so fort. – Na, bitte schön, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, da frage ich moch schon, wie man da noch von einer Leistbarkeit des Skifahrens sprechen kann. Skifahren war einmal ein Volkssport, und jetzt ist es ein Luxussport geworden! (Zwischenrufe des Abg. Obernosterer.) Wenn ich mir dann die Argumente anhören muss, dass ja eh die Möglichkeit besteht, Tarifverbundkarten zu kaufen, so muss ich sagen: So lustig ist die Sache auch nicht! Beispiel: zwei Eltern, zwei Kinder – Normalverkauf 1 150 €, bitte! Wir wissen, was der Version vom 20. Juni 2016, 14:37 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 16. März 2016 117. Sitzung / 3 Normalverbraucher verdient. Fakt ist: Viele können sich nicht nur das Skifahren nicht mehr leisten, sondern es geht auch um den Besuch von Hallenbädern, von Freibädern, um Museumsbesuche und so weiter und so fort. Ich darf – jetzt aktuell – zum Beispiel Professor Peter Zellmann vom Institut für Freizeitund Tourismusforschung zitieren, der Folgendes festgestellt hat (der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe): „Immer mehr junge Österreicher pfeifen komplett aufs Skifahren.“ – Das ist ja die Katastrophe! Es ist eben nicht in Ordnung. Da ist man aufseiten der SPÖ – und das hat mich erstaunt – mindestens auf einem Auge blind. Ich würde sagen, auf beiden Augen blind, wenn Professor Zellmann feststellt, dass mittlerweile beinahe zwei Drittel der Österreicher überhaupt noch nie Ski gefahren sind. Uns bricht da eine komplette Generation weg. Wir sind das Wintersportland Nummer eins. Uns bricht die Jugend weg, zwei Drittel sind noch nie Ski gefahren. Die haben keinen Zugang zum Skifahren. - Das ist das Problem! Und da tut man so, als wäre eh alles in Ordnung. Ich zitiere weiter (der Redner liest weiter aus dem Schriftstück vor): „Das Institut warnt jetzt vor einem regelrechten Kollaps des Wintertourismus in Österreich.“ – Da hätten wir uns schon Unterstützung erwartet, abe diese Unterstützung haben wir auch nicht erhalten. Diese Liste der Versäumnisse könnten wir fortsetzen. Ich denke an sinnvolle Initiativen, wobei man sich im Vorfeld durchaus einigen kann und sagen kann: Reden wir uns zusammen! Leben wir diese geübte Praxis der Vergangenheit! Versuchen wir gemeinsam, der notleidenden Tourismuswirtschaft, die der Garant für den ländlichen Raum, für die Sicherung der Arbeitsplätze ist – da sind primär Familienbetriebe tätig – endlich einmal entgegenzukommen! Versuchen wir zur alten Praxis zurückzukehren und zu sagen: Spucken wir in die Hände, arbeiten wir zusammen, versuchen wir im Vorfeld diese Koordination zu schaffen, dass wir zumindest in diesem Ausschuss – und die Opposition hat sich redlich bemüht, dass wir zumindest in diesem Ausschuss versuchen, die eine oder andere Initiative zustande zu bringen – etwas weiterbringen! Als neuer Vorsitzender des Tourismusausschusses werde ich mich bemühen, das möglichst umzusetzen. Bitte schön, helft mir dabei! Es ist doch unsere Aufgabe, gemeinsam etwas weiterzubringen, nicht nur in der Tourismuswirtschaft. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Obernosterer.) 20.27 Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Willi. – Bitte. Version vom 20. Juni 2016, 14:37 nach § 52(2) GOG autorisiert
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