WIRTSCHAFTLICHKEIT DER FRUCHTARTEN IM ACKERBAU UND ANBAUPLANUNG Martin Nanz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück Berechnungweise Erlös = Ertrag x Erzeugerpreis incl. MwSt. - Direktkosten = Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz, variable Maschinenkosten, Kosten für überbetrieblichen Maschineneinsatz (z. B. Ernte, Lohnsaat), Trocknung, Hagelversicherung, Zinsansatz für Direktkosten = direktkostenfreie Leistung + Flächenzahlung ohne Top-Up am Beispiel 100 ha-Betrieb, incl. Kürzung durch Modulation - Lohnansatz für die eigene oder Familien-AK Annahme: 15 €/AKh = Deckungsbeitrag Annahmen Erzeugerpreise: Bei Sommer- und Winter-Braugerste, E- und A-Qualitätsweizen, Sommerweizen, Durum und Winterroggen wurde dem Qualitätsrisiko Rechnung getragen, indem ein Teil der Ernte zum Preis von Futtergetreide bewertet wurde. Berechnung: (Erzeugerpreis x Anteil Qualitätsware + Erzeugerpreis x Anteil Futterware) + MwSt. Dadurch ergeben sich niedrigere korrigierte Erzeugerpreise incl. MwSt. Die Erzeugerpreise sind Annahmen. Sie orientieren z. B. sich i. d. R. an den Erzeugerpreisen zur Ernte 2012. Zuckerrüben: Preise noch aus 2011. 62 Maschinen-Lohnkosten: nach Maschinenring Rheinhessen-Nahe, bei Zuckerrüben nach Rübenanbauerverband. Generell wurde Lohnernte unterstellt. Bei eigener Mechanisierung verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit der Frucht (aber nicht unbedingt das Betriebsergebnis). Bei Zuckerrüben, Sonnenblumen und Mais wurde Lohnsaat unterstellt, bei den anderen Früchten wurde die eigene Sämaschine unterstellt. Saatgut: Es wurden generell die Kosten für Z-Saatgut zugrunde gelegt. Tagungsband zur 57. WINTERTAGUNG Variable Maschinenkosten: nach KTBL-Datensammlung 2012/2013. Kulturspezifische Annahmen: Sommerweizen: A-Weizenpreis, da in der Praxis der Sommerweizen, auch wenn es eine E-Sorte ist, nicht separat erfasst wird. Sojabohnen: Ertrag = Durchschnitt der Versuchserträge 2010 bis 2012 (ohne Abzug) Trocknungskosten: in Anlehnung an die für Erbsen, für 40 % der Ernte von 20 % auf 14 % Feuchte. Sonnenblumen: Trocknungskosten wurden berechnet für 12 % bzw. bei high-oleic-Sorten für 14 % Erntefeuchte. Zuckerrüben: Rübenpreise noch die der Ernte 2011, incl. Zuschläge und Schnitzelvergütung. Verzinsung für Lieferrechte nicht berechnet. Zuckergehaltszuschläge nach langjährigem Zuckergehalt Werk Offstein. „Sonstiges“: Frachtkosten (Industrierüben 2 und Bioethanolrüben) und reinigen + laden. Frachtkosten für Industrie- und Bioethanolrüben für Durchschnittsentfernung berechnet: 42 km = 4,80 €/t – pauschaler Zuschuss 3,00 €/t von Südzucker. Reinigen + Laden 1,38 €/t abzüglich 0,77 €/t Wirtschaftserschwernis von Südzucker + Fracht. Abzüge vom Rübengeld nach Geschäftsbericht Zuckerrübenanbauerverband. Fruchtfolgewirkungen: Die unterschiedlichen Fruchtfolgewirkungen wurden nicht bewertet. Hierdurch schneiden z. B. die Körnerleguminosen schlechter ab. Entscheidend ist nicht der Deckungsbeitrag der Kultur, sondern der der Fruchtfolge. Für Körnerleguminosen gibt die Union zur Förderung von Öl- und Eiweißpflanzen (UFOP) beispielsweise einen Vorfruchtwert von im Mittel 144 €/ha (Spanne 78 bis 210 €/ha) an. Wegen erleichterter Bodenbearbeitung nach Winterraps, Körnerleguminosen und Öllein wurde diesen Früchten ein Bearbeitungsgang weniger angerechnet. Tagungsband zur 57. WINTERTAGUNG Flächenzahlung/ha: für das Erntejahr 2012 ohne top ups: 288 €/ha – Kürzung Modulation 10 % für den Betrag über 5.000 €/Betrieb = z. B. für 100 ha Ackerfläche = 264 €/ha. Top up Zuckerrübe: nicht ausgewiesen, da betriebsindividuell. Jahr 2012 = 3. (von 4) Jahr der top-up-Abschmelzung (60 % abgeschmolzen). 1jährige regionale Betrachtungsweise Rheinhessen Erträge: Durchschnittserträge aus dem landwirtschaftlichen Versuchswesen der letzten 10 Jahre minus 5 %, bei Winterraps minus 15 %. Zuckerrüben: 10jähriger Durchschnitt Werk Offstein. Bei Kulturen, bei denen keine Versuchsergebnisse aus Rheinhessen zur Verfügung standen, wurden Versuchserträge aus Rheinland-Pfalz oder SüdwestDeutschland verwendet. Rangfolge der Wettbewerbsfähigkeit: Gruppe bzw. Rangfolge 1 Quotenrüben … danach mit weitem Abstand … 2 Winterraps, Körnermais 3 Industrierüben, Bioethanolrüben, A-Weizen, Hybridroggen, WinterFuttergerste, Sommer-Braugerste, Sonnenblumen, (Öllein: Einzelergebnis) 4 E-Weizen, Back- und Futterweizen, Populationsroggen 5 Winter-Braugerste, Sommer- und Winterdurum, Sommerweizen 6 Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen 63 Das herausragende Ergebnis der Quotenrüben hat seine Ursache in einer hohen zusätzlichen Marktprämie von 10,71 €/t ohne MwSt. zum Mindestpreis von 26,29 €/t ohne MwSt. Diese Prämie wurde einmalig für die Ernte 2011 gezahlt. Die Jahre zuvor war dies nicht der Fall gewesen. Für die Ernte 2012 wird allerdings wieder mit einer Prämie in dieser Größenordnung gerechnet. Die Rübenpreise 2012 waren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. 1jährige Betrachtungsweise mit Durchschnittserträgen aus Rheinland-Pfalz Es werden die hohen Erntepreise aus 2012 verwendet und die landesweiten Durchschnittserträge 2005 bis 2012 nach Angaben des Statistischen Landesamtes. Für die unterschiedlichen Qualitätsgruppen von Winterweizen wird ein einheitlicher Ertrag verwendet, da die Statistik hier nicht differenziert. Ebenso wird in der Statistik nicht unterschieden zwischen Hybrid- und Populationsroggen bzw. zwischen Winter-Futter- und Winter-Braugerste bzw. zwischen Sommer- und Winterdurum. Gruppe bzw. Rangfolge 1 Quotenrüben … danach mit weitem Abstand … 64 2 Winterraps 3 Industrierüben 3 Bioethanolrüben, Winterweizen, Durum, Sonnenblumen, Körnermais 4 Winterroggen, Sommer-Braugerste 5 Winter-Futtergerste, Sommerweizen 6 Erbsen, Ackerbohnen Die Quotenrüben halten unverändert immer noch die Spitze. Dann folgt der Winterraps und – nur bei hohen Erträgen – der Körnermais. Die dritte Position nehmen die Industrierüben ein. In Anbetracht der kaum kalkulierbaren Ertragsschwankungen im Trockengebiet stellen die Industrierüben einen willkommenen und rentablen Puffer zur Erfüllung der Quote dar. Es folgt der Winterweizen, der das Niveau der Bioethanolrüben erreicht. In Rheinhessen sind der Winterroggen und die Wintergerste dem Winterweizen ebenbürtig, während sie auf Landesebene etwas abfallen. Die Sommergerste kann in Rheinhessen mit dem Wintergetreide mithalten, während sie sich in RLP auf dem Niveau von Winterroggen und WinterFuttergerste bewegt. Die Körnerleguminosen fallen etwas ab, sowohl in Rheinhessen als auch in Rheinland-Pfalz. Mehrjährige Betrachtungsweise: Um die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit der Produktionsverfahren abschätzen zu können und einen Bezug zum gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz herzustellen, wurden mehrjährige Durchschnitts-Erträge und -Preise zusammengestellt. Die Erträge sind Angaben des Statistischen Landesamtes für die Periode 2005/2010. Die Erzeugerpreise sind 5jährige Durchschnittswerte der Erntepreise 2008 bis 2012. Da die Erzeugerpreise in dieser Zeit sehr stark schwankten und die Preise der Ernte 2012 die höchsten in diesem Zeitraum sind, liegen die mehrjährigen Durchschnittspreise erheblich unterhalb des derzeitigen Erzeugerpreisniveaus. Mehrjährige regionale Betrachtungsweise Rheinhessen Gegenüber der 1jährigen Betrachtungsweise wurden die Erzeugerkosten geändert. Es wurde der Durchschnitt der Erntepreise der Jahre 2008 bis 2012 zugrunde gelegt. Tagungsband zur 57. WINTERTAGUNG Gruppe bzw. Rangfolge 1 Gruppe bzw. Rangfolge Quotenrüben 1 … danach mit weitem Abstand … 2 Sommer-Braugerste, Sonnenblumen, Winterraps 3 Industrierüben, Bioethanolrüben, A-Weizen, Hybridroggen, Populationsroggen 4 E-Weizen, Backweizen, Durum 5 Futterweizen, Winter-Futtergerste, Winter-Braugerste, Sommerweizen, Erbsen, Ackerbohnen, Körnermais Bei dem, gegenüber heute, deutlich geringerem Erzeugerpreisniveau sind die Deckungsbeitragsunterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen relativ gering. Ein Großteil der Kulturen bewegt sich in einem Korridor zwischen 300 und 400 €/ha. Hier wird auch sofort deutlich, dass ohne die Flächenzahlung in Höhe von 264 €/ha kaum noch ein positiver Deckungsbeitrag erreicht wird. Da hiervon noch die Festkosten bedient werden müssen, ist zu den Durchschnitts-Erzeugerpreisen der Jahre 2008 bis 2012 keine Vollkostendeckung zu erreichen. Quotenrüben … danach mit weitem Abstand … 2 Winterraps 3 Industrierüben, Bioethanolrüben, E-Weizen, A-Weizen, SommerBraugerste, Durum, Sonnenblumen 4 Backweizen, Futterweizen, Populationsroggen, Sommerweizen 5 Winter-Futtergerste, Hybridroggen, Erbsen, Körnermais 6 Ackerbohnen Die vordere Stellung des Durum rührt von größeren Preisabständen zum Weizen in einzelnen Jahren her (2009 und 2011), welche nicht die Regel sind. Gegenüber der Betrachtung auf Landesebene sind im Trockengebiet Rheinhessen relativ stärker: die Sommer-Braugerste, die Sonnenblumen und der Winterroggen. Gegenüber dem Trockengebiet Rheinhessen ist auf Landesebene der Winterweizen relativ stärker. Vielfältige Fruchtfolge Mehrjährige Betrachtungsweise mit Durchschnittserträgen aus Rheinland-Pfalz Es werden die Durchschnittserträge der Jahre 2005 bis 2010 nach Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz und der Durchschnitt der Erzeugerpreise aus den Jahren 2008 bis 2012 zugrunde gelegt. Tagungsband zur 57. WINTERTAGUNG Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Leguminosenanbaues in Verbindung mit einer Auflockerung der Fruchtfolge bietet der Programmteil „vielfältige Fruchtfolge“ aus dem „Programm Agrar-Umwelt-Landschaft (PAULa)“ des Landes Rheinland-Pfalz. Es werden die Auswirkungen der Förderung am Beispiel einer Zuckerrüben- und einer Winterraps-Fruchtfolge auf den Gesamt-Deckungsbeitrag dargestellt. Die Veränderung des Gesamt-Deckungsbeitrages durch die Erweiterung von 3 auf 5 Fruchtfolgeglieder wird 65 kalkuliert, unter Einbezug der Körnerleguminosen, welche einen Anteil von mindestens 8 % in der Fruchtfolge haben müssen. Durch die Förderprämie von 75 €/ha förderfähiger Ackerfläche wird der Gesamt-Deckungsbeitrag der Fruchtfolgen mindestens gehalten, in der Regel, je nach Beispiel, sogar um einige Prozentpunkte gesteigert. 66 Weitere Aussagen Es werden weitere Aussagen gemacht zu der Wettbewerbsfähigkeit von Ackerfrüchten mit höherem Qualitätsrisiko (Sommer- und Winterbraugerste, Durum, E-Weizen) und zu den notwendigen Erzeugerpreisabständen dieser Früchte zu anderen Ackerfrüchten. Eine Vollkostenberechnung wird durchgeführt unter Verwendung der Buchführungsergebnisse der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Tagungsband zur 57. WINTERTAGUNG
© Copyright 2024 ExpyDoc