Allgemeines und Schemata 1. Definition von Politik

Politikzusammenfassung – Allgemeines und Schemata
1. Definition von Politik:
Politik ist jenes menschliche (und soziale) Handeln,
das auf die Herstellung und Durchsetzung
allgemein verbindlicher Entscheidungen zur Lösung
öffentlicher Probleme bei nicht vorauszusetzendem
Konsens abzielt.
2. Unterscheidung der einzelnen Politikbegriffe im Englischen:
Policy:
Politische Inhalte (worum geht es eigentlich? Steuerpolitik,
Agrarförderung, Rechtschreibreform, alternative Energien)
Politics:
Politische Prozesse (wer interagiert wann wie mit wem mit
welchen Ergebnissen? EU-Kommissar, Lobbies, Bürgerinitiative,
Landwirtschaftsminister, Bundesgerichtshof)
Polity:
Politische Institutionen und Strukturen (welchen Regeln, Rollen,
normierten Verfahrensschritten folgt das Handeln? Stadtteilinitiative,
Fraktion, Ausschuss, Stadtrat)
3. Die Ebenen der Politik:
1. Interessen, Normen, Werte und Weltbilder sind Faktoren, die das
Handeln prägen.
2.Sinnhaftes soziales Handeln: Sinn und intendierter Sinn machen aus Handeln soziale Interaktion.
Handeln (=soziale Interaktion) von Eigen-Sinn und Fremd-Sinn durchzogen. Soziales Handeln kann
durch Missverständnisse scheitern, was übersubjektive Handlungsnormen nötig macht.
3.Rollen: Durch identisch und erfolgreich wiederholte soziale Interaktionen entstehen Rollen
(schematisierte Handlungsweisen, Rollenverhalten, Rollenorientierung und Rollenerwartung),
welche dass soziale Zusammenleben vereinfachen (=Planungssicherheit, Erwartungshaltung).
Aus der Vernetzung von Rollen entstehen Institutionen.
4.Die soziale Wirklichkeit ist Produkt allen sozialen Handelns, wird durch dieses sowohl
reproduziert als auch verändert und u.U. sogar vernichtet.
4. Das Mink Schema:
Ein Schema zum Betrachten politischer Wirklichkeit (politische Inhalte, Prozesse und Strukturen) in
seinen Bestandteilen Macht, Ideologie, Normen und Kommunikation und deren Verflechtungen
untereinander.
4.I. Schaubild zum Mink Schema:
4.II. Einzelbestandteile:
a) Macht:
-Die Chance seinen eigenen interessengeleiteten Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen
-Tatsächliche Nutzbarkeit hängt von der Abwägung der „Kosten“ gegenüber dem Erfolg ab
-Macht ist ein relationales Phänomen, man hat nicht gegenüber jedem gleich viel Macht
-Voruswirkung von Macht (=allein der Ruf genügt um seine Interessen durchzusetzen, keine
Machtdemonstration nötig, auf Dauer aber Realitätsproben nötig)
-„symbolisierte Macht“ selbstverständliche Währung im politischen „Zahlungsverkehr“ (muss
durch soziale und kulturelle Strukturen diszipliniert werden)
-Sobald Machtstrukturen weich oder brüchig werden, verlieren sie ihre verhaltensdisziplinierende
Kraft
-Drei Gesichter der Macht (Durchsetzungsmacht, Verhinderungsmacht und kommunikative Macht)
Fragestellung bzgl. Macht innerhalb des Mink-Schemas:
-Wer hat welche worauf gründende Chancen, was gegen wen durchzusetzen?
-Wo wird/wurde was zu welchem Nachteil verhindert/durchgesetzt?
-Wie steht es für wen um den Zugang zu Machtpositionen?
-Wie und von wem wird die Machtausübung begrenzt und kontrolliert
-Welche Rolle spielen Öffentlichkeit und politische Kommunikation als Machtressourcen?
b) Ideologie:
-Weltbild
-jeder Mensch eigene Ideologie
-Marx: „Ideologie ist falsches Bewusstsein“
-Operationswirklichkeit
-Perzeptionnswirklichkeit
-Thomas Theorem
Fragestellung bzgl Ideologie innerhalb des Mink-Schemas:
-Wie unterscheidet sich die Perzeptionswirklichkeit der Akteure mit der Operationswirklichkeit?
-Auf welche Weise beeinflussen die unterschiedlichen Perzeptionsmöglichkeiten das polit Handeln?
-Wie beeinflussen die im Thomas Theorem beschriebene Prozesse die Konstruktion, Reproduktion
und Destruktion politischer Wirklichkeit
c) Normen:
-Normen: z.b. Gesetze, Höflichkeitsregelen, Verwaltungsvorschriften und Tabus
-Ausdruck von Werten und Moralvorstellungen deren Verwirklichung sie ermöglichen sollen
-Folgen von Zweckmäßigkeitsüberlegungen
-Faktor sozialer und politischer Wirklichkeit
-Produkt von Politikbegriffe
-Interpretationshilfsmittel: interpretieren des Handelns von anderen Menschen (anhand von
Normen) und normenkonformes Reagieren darauf
Fragestellungen bzgl. Normen innerhalb des Mink-Schemas:
-Es ist zu klären welche Normen die politischen Akteure in der Situation erwarten und welche sie
tatsächlich befolgen
-passen erwartete und befolgte Regeln so zueinander, dass eine eine korrekte wechselseitige
Interpretation des Sinns der vollzogenen Handlung gelingen kann
-zentrale Frage: welche sozialmoralische Basis hat die zu untersuchende Gesellschaft
d)Kommunikation:
-Austausch von Informationen und Sinnaustausch
-“Kitt der die Gesellschaft zusammen hält“
-Die Prozesse der Konstruktion politischer Wirklichkeit sind im Kern Kommunikationsprozesse
-personale und massenmediale Kommunikation
Fragestellungen bzgl. Kommunikation innerhalb des Mink-Schemas:
-Wer kommuniziert mit wem auf welchen Kanälen?
-welches Vokabular?
-Einsatz von Massenmedien
4.III. Verknüfpungen der Bereiche untereinander:
a) Macht: Durch Macht werden Kommunikationsprozesse gesteuert, werden bestimme
Weltanschauungen verbindlich gemacht, und dienst dazu Normen in Geltung zu halten und
durchzusetzen
b) Ideologie: bezweckt oft die Rechtfertigung von Macht bzw die Begründung von Normen.
Kommunikation wird von den meist ideologischen Perzeptionswirklichkeiten der
Kommunizierenden geprägt.
c) Normen; können Macht zuteilen und bändigen (verfassungsmäßige Befugnisse,
Rechtsstaatsprinzip), sie regulieren außerdem Kommunikationsprozesse (Zensur, gesicherte
Meinungsfreiheit...), und bevorzugen ggf. bestimmte Ideologien.
d) Kommunikation: dient dazu Machtansprüche mitzuteilen, oder auch nur um ggf. symbolisierte
Macht zur Abschreckung zu nutzen. Perzeptionswirklichkeiten werden durch Kommunikation
aufgebaut und verfestigt, Normen als geltend aufgewiesen oder unwirksam hingestellt.
5. Das AGIL-Schema
Das AGIL-Schema beansprucht alle Funktionen überschaubar zu machen, die handelnde Personen
sowie soziale Systeme erfüllen müssen.
5.I Abbildung des Schemas
Adaptation
Latent pattern maintenance
Goal Attainment
Integration
5.II. Allgemeines
Jedes System muss kontinuierlich alle vier Aufgaben erfüllen, will es nicht seine Existenz
gefährden. Die Erfüllung einer Funktion wirkt dabei stets in die anderen Bereiche hinein.
5.III. Einzelbestandteile:
Adaptation: Anpassung des Systems an seine Umwelt und Regelung des Austauschs Ressourcen
aller Art mit ihr
Goal Attainment: Festlegung von Zielen, Durchführung zielverwirklichenden Handelns sowie
Erfolgskontrolle
Integration: Sicherung des Systems durch Gewährleistung einer stabilen Verknüpfung seiener
Elemtene (=integration)
Laten pattern maintenance: Absicherung der Struktur des Systems. Aufrechterhaltung der
Grunprinzipien sozialer Systeme welche die Struktur hervorgebracht haben und reproduzieren
(Wissensbestände, Sinndeutungen, Wertvorstellungen, Normen)