apoBank Finanzmarktkommentar Bargeld – Lacht es uns noch

apoBank Finanzmarktkommentar
Simon Piel, Finanzanalyst, 23. März 2016/KN
Bargeld – Lacht es uns noch lange an?
 Eine Welt ohne Bargeld
 Obergrenze für Bargeldzahlungen
 Der 500 Euro Schein steht auf der Kippe
Eine Welt ohne Bargeld
Die Befürworter des bargeldlosen Finanzsystems geben immer wieder zwei Gründe für ihre Position an. Eines dieser Argumente liegt darin, dass Bargeld häufig für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit verwendet wird. Das zweite Argument ist die teure Herstellung und Verwaltung des Papiergeldes. Mit einer Abschaffung könne
man illegale Aktionen ganz einfach vermeiden und dem Staat mehr Kontrolle und damit höhere Steuereinnahmen verschaffen. Deutsche Bank Co-Chef John Cryan sagte dazu auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, Bargeld sei unpraktisch und
werde in zehn Jahren verschwunden sein. In einer Welt ohne Bargeld würden alle Bezahlvorgänge per Karte, Smartphone
oder Überweisung erfolgen. Die Transaktionen werden dadurch einfacher, aber auch komplett nachvollziehbar. Der Staat
wäre in der Lage, seine Bürger vollständig zu überwachen. Ohne das derzeitig einzig gültige gesetzliche Zahlungsmittel
würde dem Bürger ein Vehikel wirtschaftlicher Freiheit genommen. Aktuell ist die Abschaffung des Bargelds gemäß Verfassungsrechtler Christoph Degenhart verfassungswidrig, könnte aber durch eine qualifizierte Mehrheit im Parlament legitimiert werden.
Sollte es wirklich zur Abschaffung des Bargeldes kommen, könnte die Notenbank die Zinsen deutlicher unter null senken,
ohne eine Flucht in Bargeld zu riskieren.
Obergrenze für Bargeldzahlungen
Eine Obergrenze für Bargeldzahlungen würde die Überwachungsmöglichkeiten der Behörden erweitern. Die sich daraus
ergebenden Konsequenzen wären vielfältig. Die Bundesregierung hat nun eine Obergrenze von 5.000 Euro zur Diskussion
gestellt. Damit würde sich Deutschland in guter Gesellschaft befinden.
Bestehende Beschränkungen für Bargeldzahlungen in Europa
- Italien: Obergrenze von 1.000 Euro
- Spanien: Obergrenze von 2.500 Euro zwischen Händlern und Verbrauchern
- Portugal: Obergrenze von 1.000 Euro zwischen Händlern und Verbrauchern
Es gibt noch weitere Beispiele wie Griechenland, Belgien oder Frankreich. Alle diese Beschränkungen sollen vor allem der
Bekämpfung der Schattenwirtschaft sowie des Terrorismus dienen und die Geldwäsche der organisierten Kriminalität erschweren. Es gibt noch keinen Zeitplan, das deutsche Finanzministerium strebt eine harmonisierte europäische Lösung an.
Der 500 Euro Schein steht auf der Kippe
Nur Bares ist Wahres. Wie lange können wir diese Weisheit noch beanspruchen? Gemäß Süddeutscher Zeitung hat der EZBRat mit großer Mehrheit eine Absichtserklärung zur Abschaffung des 500 Euro-Scheins beschlossen. Diese Scheine mit
dem höchsten Nominalwert in Euro dienen Experten zufolge vor allem der Terrorfinanzierung und der Geldwäsche. Aber
wird der internationale Terrorismus auf die Nutzung von US-Dollar verzichten, nur weil dessen höchster Wert der 100 Dollar
Schein ist? Marktteilnehmer befürchten, dass es der Anfang der Abschaffung des Bargelds sein könnte und so der Bargeldhortung entgegen gewirkt würde.
Die hier getroffenen Aussagen beruhen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen,
die wir für zuverlässig halten, aber nicht überprüft haben. Die Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit
der gemachten Angaben ist auf grobes Verschulden begrenzt. Nachdruck nur mit Genehmigung.
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