Funktionelle Charakterisierung purinerger Rezeptoren und

Zusammenfassung
6. ZUSAMMENFASSUNG
Der reibungslose Ablauf der Spermatogenese ist eine entscheidende Voraussetzung für
die Fruchtbarkeit männlicher Säugetiere. Hierbei spielen Sertoli-Zellen eine zentrale
Rolle, da sie die Reifung der Keimzellen kontrollieren. Die Aufgaben der Sertoli-Zellen
werden dabei u.a. durch FSH reguliert, das von der Hypophyse sezerniert wird. Die
FSH-Reaktion der Sertoli-Zellen unterliegt ihrerseits modulatorischer Kontrolle durch
Purine, die vermutlich von Sertoli-Zellen selbst sekretiert werden. Dieser
autoregulatorische Mechanismus erlaubt eine lokale Feinregulation der hormonellen
Antwort innerhalb der Tubuli seminiferi. Bisher sind jedoch sowohl die relevanten
purinergen Rezeptoren, als auch die zugrunde liegenden zellulären Signalwege
weitgehend unbekannt.
In meiner Dissertation habe ich mich daher auf die Aufklärung ATP-vermittelter
Signalwege in Sertoli-Zellen der Maus konzentriert. Ich untersuchte zunächst das P2Rezeptorexpressionsprofil im adulten und präpubertären Hoden. Dabei konnte ich die
Expression von P2X2-, P2X3-, P2X4-, P2X7-, P2Y1-, P2Y2- und P2Y12-Rezeptoren
nachweisen. Davon waren P2X2, P2X7, P2Y2 und P2Y12 spezifisch in Sertoli-Zellen
exprimiert.
In komplementären und z.T. simultan durchgeführten Ca2+-Imaging- und Patch-ClampExperimenten konnte ich nach ATP-Stimulation sowohl eine Ca2+-Ausschüttung aus
internen Speichern, als auch einwärts gerichtete Ströme über die Plasmamembran
messen. Meine Ergebnisse zeigen, dass Sertoli-Zellen zwei Arten von ATP-Rezeptoren
exprimieren, die in ihrer dynamischen Breite praktisch nicht überlappen. Weiterhin
konnte ich zeigen, dass ATP-induzierte Ströme einwärts rektifizierend, langsam
desensitisierend und durch Cu2+, Zn2+ und pH-Wert-Änderungen modulierbar sind.
Diese Charakteristika beschreiben P2X2 als den physiologisch relevanten ionotropen
ATP-Rezeptor in Sertoli-Zellen.
Weiterhin habe ich eine potentielle Rolle von Mitochondrien in ATP-induzierten Ca2+Signalwegen in Sertoli Zellen untersucht. In akut präparierten Zellen der transgenen
Maus-Linie PhotoTopo® (Axxam Inc.) konnte ich erstmalig Ca2+-Antworten in
Mitochondrien von Sertoli-Zellen mittels Biolumineszenz-basierter Live-Cell Imaging
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Zusammenfassung
Experimente untersuchen. Mithilfe pharmakologischer Inhibition der mitochondrialen
Ca2+-Aufnahmemechanismen konnte ich nachweisen, dass Mitochondrien in SertoliZellen eine entscheidende Funktion für die Determinierung des Reaktionsprofils sowie
der Terminierung zytosolischer Ca2+-Antworten ausüben. Ohne die Ca2+-Pufferung der
Mitochondrien sind zytosolische Ca2+-Signale signifikant verlängert. Im Gegensatz dazu
wird bei Inhibition der mitochondrialen Ca2+-Abgabe die zytosolische Ca2+-Antwort in
ihrer Entwicklung verlangsamt und ihrer Amplitude reduziert. Folglich sind
Mitochondrien durch passive Aufnahme und aktive Freisetzung von Ca2+ auch an der
Entstehung zytosolischer Signale beteiligt.
Zusammenfassend konnte ich zeigen, dass sowohl ionotrope P2X-, als auch metabotrope
P2Y-Rezeptoren in Sertoli-Zellen exprimiert werden und verschiedene Sensitivitäten für
ATP aufweisen. Demzufolge können Sertoli-Zellen durch die Menge des sekretierten
ATPs kontrolliert verschiedene Prozesse regulieren. Das kinetische Profil ATPinduzierter zytosolischer Ca2+-Anstiege wird von Mitochondrien kontrolliert, die in
subzellulären
Regionen
zu
sogenannten
‚hotspots‘
akkumulieren.
Dies
ist
möglicherweise notwendig, um Ca2+-Anstiege auf lokale Mikrodomänen zu begrenzen.
Räumlich unkontrollierte Ca2+-Anstiege könnten durch Sertoli-Keimzell-Verbindungen
(gap junctions) negative Auswirkungen auf verschiedene Stadien der Keimzellreifung
haben. Meine Arbeit trägt somit zu einem detaillierten Verständnis regulatorischer
Mechanismen bei, die Sertoli-Zellen eine ATP-Rezeptor-vermittelte Kontrolle
hormoneller Signale der Hypophyse ermöglicht.
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