Krise als Chance - Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

KRISE ALS CHANCE
Christine Calabrese
Oberärztliche Leitung/ Akutambulanz (ZDK)
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 18.11.2015
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Krise ist kein krankhafter Zustand, kann
jeden Menschen in jedem Lebensalter
betreffen.
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Griechisch Krisis : trennen, unterscheiden.
…..ein entscheidender Augenblick, der dringend
Handlungsentscheidungen erfordert….
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DEFINITION KRISE
«Krise beschreibt den Verlust des seelischen Gleichgewichts,
den ein Mensch verspürt, wenn er mit Ereignissen und
Lebensumständen konfrontiert wird, die er im Augenblick
nicht bewältigen kann, weil sie von der Art und von Ausmass
seine durch früherer Erfahrungen erworbenen Fähigkeiten
und erprobten Hilfsmittel zur Erreichung wichtiger
Lebensziele oder zur Bewältigung seiner Lebenssituation
überfordern»
(nach Caplan 1964 und Cullberg 1978)
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DEFINITION KRISE
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Steht im Zusammenhang mit einem emotional bedeutsamen
Ereignis oder mit einer bedeutsamen Veränderung der
Lebensumstände
Es handelt sich dabei um einen akuten, zeitlich begrenzten
Zustand
Der vom Betroffenen als bedrohlich wahrgenommen wird und
der momentan seine Bewältigungsmöglichkeiten überfordert
Krise erst, wenn Bewältigungsstrategien gescheitert und
erschöpft sind
(nach Berger &Riecher-Rössler 2004)
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KRISENTYPEN
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Traumatische Krise (Cullberg, 1978)
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Lebensveränderungskrisen (Caplan,1964)
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RISIKOFAKTOREN/AUSLÖSER
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Ausserordentliches Trauma
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Kritische Lebensereignisse
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Reduzierte Ressourcen (transaktionales Modell nach Lazerus,
1978)
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Psychische Vorbelastung, psychische Erkrankungen
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Unverarbeitete frühere Krisen
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TRANSAKTIONALES MODELL VON LAZERUS
Subjektive Bewertung des Krisenanlasses UND
der zur Verfügung stehenden Ressourcen
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ABC-MODEL NACH ELLIS
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Emotionale- und Verhaltenskonsequenzen (C) werden nicht
direkt durch Situation (A) verursacht. Sie werden durch die Art
der Bewertung dieses Ereignisses (B) hervorgerufen.
A
B
C
Situation
Bewertung
Reaktion
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«Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur
den Beigeschmack der Katastrophe nehmen»
Max Frisch
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SYMPTOME EINER KRISE
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Verlauf/Symptome sind ganz individuell
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Körperliche Ebene (wie Schlafstörungen, Herzrasen,
Schwindel..)
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Psychische Ebene : Emotion
Kognition
Verhalten
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Krisenverlauf
(Cullberg , 1978)
Krisenverlauf
(Caplan, 1964)
Traumatische Krise
Veränderungskrise
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Schockphase
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Konfrontation
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Reaktion
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Versagen
›
Bearbeitung
›
Mobilisierung
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Neuorientierung
›
Vollbild der Krise
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GEFAHREN/RISIKEN
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Hohe emotionale Anspannung, Gefahr aggressiver Handlungen
gegen sich oder gegen andere gerichtet.
Bei vorbestehender erhöhten Vulnerabilität oder Prädisposition
kann eine psychische Erkrankung (Depression,
Angsterkrankung, psychotische Episode) ausgelöst werden.
Chronifizierung mit kontinuierlichem Spannungszustand
Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit durch Einsatz von
Alkohol, Drogen, Medikamente, um Symptome zu lindern.
Zusammenhänge körperlichen und emotionalen Symptomen
werden nicht erkannt, unnötige Abklärungen, Gefahr einer
Somatisierungsstörung.
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Schätzung: 38,2% psychisch Erkrankter in Europa
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Ca. ein Drittel der Krankheitslast in Europa (DALY=Disability
adjusted life years) auf psychische Störungen zurückzuführen
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Nur wenige erhalten adäquate professionelle Hilfe
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KRISE AUCH CHANCE?
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Krise bedeutet einerseits Gefahr, aber andererseits auch
Gelegenheit durch Therapie neue Bewältigungsstrategien
zu erlernen.
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Krisen= Weichenstellungen des Lebens
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Krise ist für den Einzelnen eine Herausforderung deren
erfolgreiche Bewältigung eine kognitive Stärkung bedeutet und mit
einem Gewinn und gestärkten Selbstbewusstsein verbunden ist.
Burgess & Balduin 1981
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«Schwierige Zeiten lassen uns Entschlossenheit und innere
Stärke entwickeln.» Dalai Lama
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VORAUSSETZUNG FÜR POSITIVER VERLAUF
AUS KRISE
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Akzeptanz
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Copingsstrategien erlernen
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Nutzen von Ressourcen, neue Ressourcen kennenlernen
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Sinngebung
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Hilfe annehmen, rechtzeitig professionelle Hilfe suchen
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THERAPIE, WANN?, WARUM?
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Wenn eigene Ressourcen nicht mehr ausreichen
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Chronifizierung und Entstehen einer psychischen Erkrankung
verhindern
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Therapie muss nicht über längeren Zeitraum erfolgen, oft
eine/mehrere Sitzungen ausreichend
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BEHANDLUNG DER KRISE
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Unmittelbare Stabilisierung des Betroffenen
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Emotionale Entlastung des Betroffenen
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Wiederherstellung der Handlungs-und Entscheidungsfähigkeit
(Berger& Riecher-Rössler 2004)
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KRISENINTERVENTION
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Niederschwelliger Zugang, Entlastung
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Konzentration auf aktuelle Problemlage
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Hilfe bei der Bearbeitung des Krisenanlasses
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Hilfe bei Einleitung der Neuanpassung
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Zeitliche Begrenztheit
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Motivationsarbeit für längerfristige Konzepte
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Resilienz (resilire: abprallen) = psychische
Widerstandsfähigkeit, Fähigkeit Krisen zu bewältigen , Nutzen
von Ressourcen.
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Salutogenese : Salus=Wohl, Heil, Glück
génesis=Entstehung
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PRÄVENTION
Augenmerk auf: was macht uns gesund?
nicht
was macht uns krank?
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SALUTOGENESE
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Soziale Kontakte, soziale Bindungen
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Gesunde Ernährung, keine Noxen
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Bewegung
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Geistig aktiv sein
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AKUTAMBULANZ
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Team bestehend aus Ärzten und 1 Sozialarbeiterin
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Schnelle Hilfe durch «walk in»-Konzept
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Vorstellung ohne Termin möglich, ansonsten
Terminvereinbarung unter der Telefonnummer:
061-3258181
Öffnungszeiten : 8-16 Uhr, ausser Donnerstag:8-12 Uhr
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Nimmt man die Chance aus der Krise - wird sie zur Gefahr.
Nimmt man die Angst aus der Krise - wird sie zur Chance.
chinesische Weisheit
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KRISE ALS CHANCE
Christine Calabrese
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